Montag, 29. Oktober 2018

Digitale Arbeitswelt trifft analoge Vereinbarkeit

Teilnehmende des Netzwerktreffens diskutieren über Vereinbarkeit in einer digitalen Arbeitswelt
(© pme Familienservice GmbH)

Die Digitale Revolution verändert alle Bereiche: die Gesellschaft, die Arbeitswelt und das Privatleben. Wie wir in fünf, zehn oder fünfzig Jahren leben und arbeiten werden, steht noch nicht fest. Sicher ist: Die Digitalisierung betrifft alle Menschen – auch in ihrer Rolle als Arbeitnehmer*in. Vertreter*innen aus Unternehmen, Institutionen und Hochschulen sind am 24. Oktober zusammengekommen, um gemeinsam darüber zu sprechen, wie Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben in einer digitalisierten Arbeitswelt gestaltet werden kann. 


Die Digitalisierung ist in vielen Branchen und Arbeitsbereichen bereits spürbar. So werden zum Beispiel Dokumente meist digital, statt analog bearbeitet und abgelegt, Kommunikation erfolgt hauptsächlich über den digitalen Weg, arbeiten ist immer häufiger außerhalb der Büroräume möglich und Teams arbeiten über Landesgrenzen hinweg. Was bedeutet das für die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben?

Meike Bukowski, Personalentwicklerin bei pme
 (© pme Familienservice GmbH)

pme Familienservice zeigt, wie es gehen kann 

 

Das Unternehmen pme Familienservice arbeitet nicht nur als Dienstleister an einer Stärkung der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben. pme Familienservice ist seit 2001 Zertifikatsträger des audit berufundfamilie und engagiert sich seither für eine familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik. Das Unternehmen zählt bundesweit rund 1.900 Beschäftigte. Als Gastgeber der Veranstaltung gab Meike Bukowski, Personalentwicklerin bei pme, einen Einblick, mit welchen Maßnahmen das Unternehmen die digitale Transformation eingeläutet hat. pme Familienservice investiert in eine gute technische Ausstattung ihrer Beschäftigten sowie in hochwertige Fortbildungen für die Teammitglieder, rechnet Bildungsurlaub an und stellt die Beschäftigten frei, wenn sie sich weiterbilden möchten. Um auch in einem Bereich der 24 Stunden Erreichbarkeit gewährleistet, Entgrenzung vorzubeugen, überlegen die Teams sinnvolle „Service-Agreements“.

Neue Herausforderungen und Erfordernisse für Unternehmen


Die Auswirkung der Digitalisierung auf die Arbeitswelt lässt sich mit vier Buchstaben zusammenfassen: sie ist vuka. Das bedeutet, sie ist unsicherer, schneller, unvorhersehbarer und komplexer geworden. So können digitale Lösungen die Wettbewerbssituation von heute auf morgen ändern, Beschäftigte müssen sich schnell in veränderte Arbeitsinhalte einarbeiten, Unternehmen haben eine kürzere Lebensdauer. In der VUKA-Welt müssen Unternehmen demnach auch in unsicheren Situationen schnelle Entscheidungen treffen. Obwohl die neue Situation Unsicherheit, ja Chaos und Verwirrung, hervorruft, müssen Unternehmen effektiv weiterarbeiten, um am Markt zu bleiben. 
Birgit Mogler, Moderatorin und Auditorin der 
berufundfamilie (© pme Familienservice GmbH)

Die veränderten Rahmenbedingungen erfordern neue Arbeitsmethoden. In immer mehr Unternehmen arbeiten Beschäftigte deshalb in agilen Methoden. Traditionelle Führungsrollen existieren nicht mehr, Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen arbeiten im Team an einem Projekt. Ein hohes Maß an Transparenz und geringe bürokratische Hürden, versprechen mehr Effizienz und Reaktionsfähigkeit bei Veränderungen.

Wenn Führungsfunktionen wegfallen, wer übernimmt dann die Care-Aufgabe in der Organisation – soll heißen, wer ist Ansprechpartner*in für Beschäftigte, wenn sie aufgrund einer familiären Herausforderung zum Beispiel kurzfristig Arbeitszeit reduzieren möchten? Birgit Mogler, Moderation der Veranstaltung und Auditorin der berufundfamilie, plädiert dafür, dass Unternehmen, die sich für die agile Arbeitsweise entscheiden und Führungsfunktionen abschaffen, verantwortliche Menschen für die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben benennen.


Aktive Gestaltung der Digitalisierung durch Schlüsselthemen


Die Teilnehmenden der Veranstaltung machen mehrere Schlüsselthemen aus, entlang derer sie die Erfolgsfaktoren gelingenden Vereinbarkeit in einer digitalen Arbeitswelt diskutieren. In sechs Sessions tauschen sie sich über gemachte Erfahrungen und drängende Fragen aus.

Die Schlüsselthemen werden sowohl auf der kulturellen als auch operativen Ebene diskutiert. Ein Schlüsselthema ist die Etablierung einer Lernkultur durch die Beschäftigte die notwendigen Digitalen Kompetenzen erlernen, die es braucht, um in einer digitalen Arbeitswelt anschlussfähig zu bleiben. Damit verbunden sind die Fragen, welche Kompetenzen es braucht und wie diese an alle Beschäftigten weitergegeben werden können. Beschäftigte müssen hinsichtlich der technischen Fähigkeiten, im Umgang mit den neuen Tools geschult werden, aber es braucht auch ein Wandel im Mindset der Beschäftigten. Sinnvoll erscheint es den Unternehmensvertreter*innen Multiplikatoren, sozusagen „Digitale Agenten“, zu benennen, die die Teammitglieder in diesen drei Dimensionen mitnehmen. In der Diskussion stellt sich heraus, dass es keine Blaupause für ein Vorgehen geben kann, da betriebliche und persönliche Bedürfnisse entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung sind, die ein individuelles Vorgehen notwendig machen. In Mobiler Arbeit liegt für die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben eine große Chance, weil sie mehr Flexibilität ermöglicht. Die Teilnehmenden tauschen sich über praktische Lösungen für ortsunabhängiges Arbeiten aus. Um mobiles Arbeiten in Unternehmen möglich zu machen, braucht es eine starke Vertrauens- sowie eine Abkehr der Präsenzkultur. Außerdem ist es das Ziel, Neiddebatten zwischen den unterschiedlichen Beschäftigtengruppen zu vermeiden. Den anwesenden Unternehmensvertreter*innen ist ein wichtiges Anliegen, die Vereinbarkeit der Menschen im Blick zu behalten und die Arbeitnehmerrechte und auch die Verantwortlichen für die Vereinbarkeit zu stärken.

Zum Interview von Alexa Ahmad, Geschäftsführerin von pme Familienservice "Teams brauchen sinnvolle Service-Agreements" auf dem Work:Life Blog.

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