Dienstag, 7. Mai 2019
Podcast (Folge 6): Schöne neue Generation? – Digital-Natives-Talk mit Eva Stock und Thomas Paucker von JobUFO
Kennen Sie ihn noch – den handschriftlich verfassten Lebenslauf in Fließtext-Form? Er ist heute fast schon ein Relikt aus alten Zeiten. Denn Bewerbungen und Bewerbungsverfahren haben sich deutlich verändert – der technischen Entwicklung sei Dank. E-Mail-Bewerbungen sind aktuell das Mittel der Wahl. Aber reicht das, um sich als Bewerber*in ausreichend und vor allem persönlich darzustellen? Im Podcast sprechen wir über ein junges, frisches Bewerbungsmedium – und richten dabei den Blick auf eine bestimmte User-Zielgruppe und ihre Erwartungen an Arbeitgeber: die Generation Z. Unsere Gesprächspartner: Eva Stock (ES) und Thomas Paucker (TP) von JobUFO in Berlin. Dieser Blogbeitrag beinhaltet Auszüge aus dem Gespräch.
Was ist JobUFO und wie ist die Idee zu JobUFO entstanden?
Thomas Paucker (TP): JobUFO kann man eigentlich in einem Satz erklären: Wir haben uns gefragt, warum es keinen digitalen Lebenslauf gibt mit einem sprechenden Bewerbungsfoto drauf, damit der Arbeitgeber zum Zeitpunkt der Bewerbung schon einen ersten echten Eindruck bekommt.
Von dem meisten Unternehmen werden die Anschreiben gar nicht mehr gelesen, weil sie gar keine Aussagekraft haben.
Bei JobUFO haben wir eine App entwickelt, die es sehr einfach macht, einen digitalen Lebenslauf zu verfassen und dann eben auch Anhänge ganz einfach anzufügen ohne dass ich sie einscannen muss. Und dann nimmt man unter Anleitung ein maximal 30-sekündiges Bewerbungsvideo von sich selbst auf und das legen wir einfach in die obere rechte Ecke des Lebenslaufs, so dass man eine schönere Bewerbung hat als es eben vorher der Fall gewesen ist.
„JobUFO ist der neue Weg des Bewerbens für junge Menschen zwischen 15-35.“ lautet eine Kurzbeschreibung. Bewerben sich die Generation Z & Co. heute grundsätzlich anders als ihre Vorgängergenerationen?
Eva Stock (ES): Sie würden es zumindest gerne machen. Das zeigen auch unsere Nutzerzahlen. Aber die Unternehmen sind noch nicht so weit, um auf die Bewerber wirklich eingehen zu können. Für eine neue Form der Bewerbung ist gerade diese Generation sehr offen und würde neue Formate einfach ausprobieren und genau so ist auch unsere Softwarelösung gestaltet: austesten, Spaß dabei haben und sich auf neue Wege einlassen.
TP: Bei dieser Fragestellung muss man sich auch über die Entwicklung des Arbeitsmarkts im Klaren sein, denn durch den früher vorherrschenden Arbeitgebermarkt wurden die Bewerbungswege sozusagen schon vorgegeben, ganz im Gegensatz zu heute. Denn gerade die jungen Menschen für einen Betrieb zu begeistern, welcher generell eher immer älter wird, ist schwer. Das führt dazu, dass sich ein junger Mensch teilweise aussuchen kann, wo er sich jetzt bewirbt. Wenn dann zusätzlich noch Bewerbungsprozesse deutlich schwieriger sind bei Arbeitgeber A als bei Arbeitgeber B, dann wird ein Bewerbungsprozess auch gerne mal abgebrochen. Deswegen ändert sich auch das angesprochene Bewerbungsverhalten der Generation Z.
Wenn ihr die Bewerbungen betrachtet, welche Stärken nennt der Nachwuchs am häufigsten?
TP: Also wir arbeiten eng mit Schülern und Studenten zusammen und stellen oft fest, dass vielen jungen Menschen gar nicht bewusst ist, dass jeder etwas kann, was ihn persönlich auch ausmacht. Daher weisen wir explizit in unseren Anleitungen darauf hin, unbedingt auch Freizeitaktivitäten zu erwähnen. Da haben wir es ganz oft, dass wirklich ein Großteil der jungen Menschen was Tolles erzählen kann, z.B. dass sie im Sportverein sind, dass sie sich gerne um ihre Geschwister oder sich vielleicht um ein Tier kümmern. Das sind Sachen, an denen man andere Eigenschaften ableiten kann. Ehrlicherweise sind das moderne Stärken, die wir hervorbringen wollen in den Videos. Man soll nicht einfach so in dem Video sagen „Ich bin teamfähig.“. Man sollte das schon untermauern.
ES: Im ersten Moment sehen die jungen Leute solche Hobbies als irrelevant für eine Bewerbung an oder um sich selbst zu präsentieren. Das ist tatsächlich immer wieder etwas, das auffällt. Schade ist auch, dass die Stärken in der Schule auch nicht so richtig aus den Leuten herausgekitzelt werden, sondern dass die jungen Leute direkt in Schubladen gesteckt werden – nach dem Motto: Bei dem braucht ihr nicht so darauf zu schauen, weil er wird es sowieso nicht schaffen, obwohl er möglicherweise einfach nur introvertiert ist. Genau diejenigen sind es aber, welche die besseren Videos machen. Sie quatschen nicht so viel, sondern überlegen sich sehr genau, was sie sagen möchten. Dass lässt es dann im Endeffekt zu einem guten Bewerbungsvideo werden.
Man sagt der Generation Z ja nach, dass sie selbstbewusst auftritt und Wünsche bzw. Forderungen an ihre zukünftigen Arbeitgeber offen ausspricht. Nehmt ihr das auch so wahr? Wenn ja, welche Wünsche sind das?
TP: Ja das nehmen wir auch so wahr. Wir haben ja viel Kontakt zu unseren Unternehmenskunden, aber natürlich auch zu unseren Schützlingen, die wir betreuen. Da stellen wir fest, dass es wie bei jeder Kommunikation zwischen zwei Generationen ist: Man muss sich immer ein bisschen von der Folgegeneration abholen lassen. Viele Leute der Generation Z […] sagen einfach ganz genau, was sie sich wünschen würden und in den meisten Fällen sind es dann auch nachvollziehbare Sachen. Wir sind auf jeden Fall nicht dafür, dass man die Generation Z in irgendeiner Form verteufeln sollte, denn eigentlich ist die sehr erfrischend. Wir merken das durch die Schülerpraktikanten bei uns im Betrieb. Wichtig ist, dass man nie die Connection zu den jungen Leuten verliert. Die „Forderungen“ sind auch oft ganz normale Sachen, wie beispielsweise eher zur Arbeit erscheinen zu können oder eher zu gehen. Das einfach mal so offen beim Chef anzusprechen hätte man sich früher als Azubi, als ich meine Ausbildung gemacht habe, nicht getraut.
ES: Und was aber auch auffällt, ist, dass dieses nachgesagte Selbstbewusstsein gar nicht so präsent im Bewerbungsgespräch vorhanden ist. Also wann immer ich mich mit HR-Kollegen austausche, berichten sie mir, dass die Bewerber und gerade die Auszubildenden in den Gesprächen extrem aufgeregt sind, obwohl sie sich das meistens nicht anmerken lassen. Es ist also auch mal wichtig nachzufragen und nicht nur, weil jemand da ganz cool sitzt, davon auszugehen, dass er es auch wirklich ist. Was wir zudem häufig mitbekommen, ist, dass die Wünsche sehr konservativ sind, denn die Familie spielt für die Generation Z eine wichtige Rolle. Viele möchten auch eine Ausbildung in ihrem Umkreis beginnen, um bei der Familie sein zu können. Aus unserer Wahrnehmung ist es auch gar nicht so, dass sich diese Generation Z hinter ihren Smartphones verschanzt, sondern im Gegenteil, dass ihnen konservativere Werte schon wichtig sind.
Welchen Stellenwert hat die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben bei der Generation Z?
ES: Vereinbarkeit hat einen hohen Stellenwert. Gerade die flexible Arbeitszeit spielt ganz im Gegensatz zu früher – mit festgelegtem Arbeitsrhythmus – eine große Rolle. Die Welt wird immer schneller und ich meine, diese Generation kennt diese Welt nur so schnell wie sie jetzt ist. Deshalb ist es für die Generation Z auch so unverständlich, wenn sie durch die Forderung nach Flexibilität auf Ablehnung stoßen. Andersherum muss man ehrlich sagen, wird die Flexibilität auch von den Unternehmen gegenüber den jungen Mitarbeitern eingefordert. Somit herrscht ein Ausgleich zwischen den Forderungen des Arbeitgebers und denen der Arbeitnehmer.
Glaubt ihr, dass sich das Verhalten und die Ansprüche der jüngeren Generationen auch auf die ältere Arbeitnehmerschaft übertragen bzw. „abfärben“?
ES: Wenn ich das ohne jegliche statistische Beweise, nur nach meiner Wahrnehmung beurteilen sollte, würde ich sagen: Ja, es färbt ab. Zuerst stößt es auf Ablehnung, wenn da jemand kommt und etwas verändern möchte. Wenn man aber merkt, derjenige hat einen Grad an Freiheit oder neues unkomplizierteres Denken in das Unternehmen gebracht, vielleicht steckt das dann auch im Bestfall an. Möglicherweise gibt es anfänglich wie bei jedem Prozess erstmal Abwehr, aber am Ende will auch die ältere Generation gerne von diesen Freiheiten Gebrauch machen, wie flexible Arbeitszeiten oder bessere Vereinbarkeit. Jeder hat in seiner Lebensphase ein eigenes Bild was Vereinbarkeit angeht, aber am Ende glaube ich geht es immer um das Flexible, darauf können sich dann alle einigen, dass das doch irgendwo cool ist.
Zum guten Schluss: Worauf müssen sich Arbeitgeber bei der Generation Z einstellen?
TP: Mit der Generation Z gut umzugehen, ist überhaupt kein Hexenwerk. Es ist wichtig sich bewusst zu machen, dass das sehr junge, aber sehr anspruchsvolle Menschen sind, die sich auch gerne mitteilen. Das heißt, der Umgang ist nicht so, dass es jetzt ein Auszubildender ist, der als Arbeitsmaschine gesehen wird. Sondern er ist tatsächlich auch ein vollwertiger Mitarbeiter, der dann, wenn er auch so gesehen wird, voll dahinter steht, was er macht. Das ist etwas, was wir bei unserem Kunden auch wirklich oft sehen. Das sollte eher in die Richtung der Förderung und Anerkennung gehen, als jetzt aufs Massengeschäft zu setzten. Wenn man diese Regeln einhält und wenn man den jungen Menschen dann ein bisschen Förderung gibt, dann ist das überhaupt kein Problem und dann hat man auch echt einen Mehrwert für seinen Betrieb.
Eva Stock (Head of Business Relations) und Thomas Paucker (Gründer) gehören bei JobUFO zu „einer Bande technologiebegeisterter Gründer, HR Professionals, Sales- und Marketing Guys, mit der Mission Recruiting einfacher und besser für Alle zu machen. Durch Microsoft Ventures gefördert, entwickelt JobUFO neben dem Kernprodukt – der Videobewerbung –, neue Methoden und Technologien, die ein smarteres Jobmatching bieten, um jungen Menschen genau die Karriere zu ermöglichen, die zu Ihren Interessen und Talenten passt.“
Mehr zur Generation Z in der Vorstudie „Generation Z und ihre Erwartungen an die zukünftige Arbeitswelt“ der berufundfamilie und des Campus M21 (Nürnberg).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen