Montag, 4. November 2019

#wdv19: Praxisbeispiele – Fokus „Individuelle Lebensentwürfe, Pflege und alternde Belegschaft“

In der ersten „Woche der Vereinbarkeit“ präsentieren zertifizierte Arbeitgeber unter dem Motto „Vielfalt voraus!“ ihre Praxisbeispiele (©berufundfamilie Service GmbH)

Unsere erste „Woche der Vereinbarkeit“ ever ist gestartet! Von heute bis einschließlich Freitag (04. – 08.11.2019) präsentieren wir auf unserer Website und hier im Blog Praxisbeispiele von Arbeitgebern, die nach dem audit berufundfamilie oder audit familiengerechte hochschule zertifiziert sind.


Und dabei dreht sich alles – entsprechend unseres Jahresmottos Vielfalt voraus!“ – um die Diversität der Beschäftigten bzw. Studierenden, die vom Megatrend Individualisierung enorm gepusht wird. Über 50 Beispiele finden in den Tagen der „Woche der Vereinbarkeit“ Erwähnung. Wir haben diese in Themenblöcke geclustert. Die Zuordnung erfolgte dabei nach Wahl. Wenn es z.B. darum geht, dass eine Führungskraft Pflegaufgaben wahrnimmt, könnte dies dem Handlungsfeld „Führung“, aber auch dem Themenblock „Pflege“ zugeschrieben werden. In diesem Fall haben wir uns für „Pflege“ entschieden. Auch hier herrscht also Vielfalt. In dem heutigen Blog geht es um den Umgang mit individuellen Lebensentwürfen, der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege und das Thema Arbeit und Alter.

Die Maßnahmen wurden von den Arbeitgebern eingereicht und Dienstleister sowie Kooperationspartner ebenfalls von ihnen benannt. Wir bitten Letzteres nicht als Werbung zu verstehen, sondern als beispielhafte Erwähnung.

Los geht’s!


Individuelle Lebensentwürfe – passgenaue Lösungen


eck*cellent IT GmbH
Flexible Arbeitszeitmodelle für individuelle Lebensentwürfe


Individuelle Lebensentwürfe erzeugen unterschiedliche Bedarfe hinsichtlich der Arbeitszeitgestaltung. Um diese Vielfalt positiv einzusetzen, legt die eck*cellent IT GmbH bereits seit 1998 einen ihrer Vereinbarkeitsschwerpunkte auf flexible Arbeitszeitmodelle. Indem monatlich zu leistende Stunden flexibel gearbeitet werden können, erhalten die Beschäftigten Erleichterungen für die Gestaltung ihres Alltags. Derzeit gibt es 15 Arbeitszeitmodelle und von den 106 Beschäftigten nutzen über 35 verschiedenste Teilzeit-Modelle. Die Beweggründe für solch eine Flexibilität werden bei keinem Beschäftigten eingeschränkt. Die Mitarbeiter*innen schätzen die Flexibilität und das entgegengebrachte Vertrauen und geben dementsprechend gute Leistungen und Loyalität zurück.

Hildegard Eckhardt, Sprecherin der Geschäftsführung, erläutert: „Flexible Arbeitszeitmodelle sind ein gutes Instrument, um den Mitarbeitern das stressige Dasein zwischen Berufs- und Privatleben auf einfache Weise zu erleichtern. Deshalb schöpfen wir in unserem Unternehmen alle Möglichkeiten aus – es gibt nicht ein Modell, das es nicht gibt.“

ERGO Group AG
Umwandlung von Sonderzahlungen in Freizeit


Die Vorstellungen, was mit dem Weihnachts- und Urlaubsgeld zu tun ist, sind so vielfältig wie die Beschäftigten selbst. Den individuellen Wünschen kommt die ERGO Group AG schon seit fast elf Jahren mit der Option entgegen, die Sonderzahlung vollständig oder teilweise in Freizeit umzuwandeln. Die zusätzliche Freizeit wird einem extra Zeitkonto in Stunden gutgeschrieben. Eine Entnahme hieraus ist stunden- oder tageweise möglich. Sollten die Stunden nach einem festgelegten Zeitraum nicht vollständig gebraucht werden, dann werden diese automatisch ausgezahlt.

So können aus den Sonderzahlungen wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld bis zu 42 zusätzliche freie Tage umgewandelt werden. Dadurch sind Mini-Sabbaticals, Vier-Tage-Wochen, verkürzte Arbeitstage oder 30-Stunden-Wochen möglich, ohne dass der Vollzeitstatus inklusive Rentenanspruch verloren geht. Das Angebot trägt somit in erheblichem Maße zur Verbesserung und flexiblen Gestaltung der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben bei. So ist diese Maßnahme neben zahlreichen weiteren Möglichkeiten, die ERGO zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatem bietet, auch die meist genutzte. Schließlich spricht sie sowohl Beschäftigte mit Betreuungsaufgaben von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen an, als auch Mitarbeitende, die die zusätzliche Freizeit für andere Bereiche der Work-Life-Balance nutzen und/ oder für ehrenamtliches Engagement einsetzen möchten.


Unterstützung für Pflegende


Charité – Universitätsmedizin Berlin
Work & Care


Die Pflege von Angehörigen ist zu einem der bestimmenden Vereinbarkeitsthemen bei Arbeitgebern geworden. Mit dem Projekt „Work & Care“ nimmt sich die Charité des Themas „Mehrfachbelastung von Beschäftigten, die Beruf und Pflege bzw. Studium und Pflege vereinbaren“ an. Nach einer umfassenden Umfrage im Mai und Juni 2019 und deren Auswertung im August und September 2019 werden nun die ersten Maßnahmen, die in einem umfassenden Unterstützungssystem münden, erarbeitet. Ziel ist es, pflegenden Beschäftigten und Studierenden der Charité beratend und unterstützend zur Seite zu stehen. Dazu wurde bereits jetzt ein umfängliches Beratungs- und Informationsangebot eingeführt. Zudem sollen spezielle Service-Leistungen – die auch in intensiver Kooperation mit thematischen Serviceanbietern erbracht werden – implementiert werden. Angestoßen werden darüber hinaus Maßnahmen zur Flexibilisierung von Arbeitsorganisation und Arbeitszeit mit Blick auf die Pflegeaufgaben der Beschäftigten und Studierenden. In 2020 werden Schulungen für Führungskräfte und Multiplikatoren durchgeführt. Zur weiteren Sensibilisierung aller Beschäftigten und Studierenden sowie insbesondere der pflegenden Angehörigen wird das Projekt „Work& Care“ durch die interne Kommunikation intensiv begleitet.

Weiter Informationen gibt es hier.

Edwards Lifesciences Services GmbH
Arbeiten und pflegen dank individueller Arbeitszeitlösung


Anke ist seit Dezember 2016 im Bereich Marketing Pool der Edwards Lifesciences Service GmbH tätig. Die Mutter der Beschäftigten benötigt zunehmend Unterstützung im Alltag; daraus ergab sich für Anke eine sehr belastende Situation. Sie musste für die Pflege ihrer Mutter sorgen und gleichzeitig ihrem Beruf gerecht werden. Mit der großen Unterstützung ihrer Managerin und der Hilfe der Personalabteilung wurde eine passende Lösung erarbeitet, die Anke ermöglicht, nun mit reduzierter Stundenzahl bei Edwards Lifesciences zu arbeiten und für ihre Mutter da zu sein.

Eine große Unterstützung, wie Anke selbst sagt: „Ich bin Edwards sehr dankbar, dass flexibel auf die jeweilige persönliche und familiäre Situation eingegangen wird und individuelle Lösungen gesucht und ausprobiert werden.“

Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Gesamtstrategie Pflege und Beruf bei EY


Obwohl die Belegschaft der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (EY)
mit durchschnittlich 35 Jahren sehr jung ist, hat EY 2014 die Charta zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in Hessen unterzeichnet und seither ein umfassendes Angebot für Beschäftigte aufgebaut: 13 Pflege-Guides an elf Standorten in Deutschland, regelmäßige Webcasts mit Informationen und Tipps, Eldercare-Service inklusive Notfallbetreuung, EY-spezifischer Pflegeleitfaden, Details zu Arbeitsmodellen und Freistellungsmöglichkeiten sowie Umgang mit Trauer und Vorsorge gehören zu dem pflegebewussten Maßnahmenpaket.

Ziel ist es, unter Hinzunahme der Pflegethematik ein Maßnahmenportfolio für alle Dimensionen von Vereinbarkeit von Beruf und Familie bieten zu können. Für ihre Gesamtstrategie zu Pflege und Beruf wurde EY im Jahr 2018 und auch 2019 für den Otto Heinemann Preis nominiert. Die Pflege-Guides waren Finalisten des internen Mitarbeiter-Award-Programms.

Mehr Insights hier zu Beruf und Pflege und hier zu „Flexibility Champions“.

Hilfswerk-Siedlung GmbH
Familienpflegezeit


Die Hilfswerk-Siedlung GmbH hat sich zum Ziel gesetzt, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch im Bereich der Familienpflegezeit weiterzuentwickeln und zu verstetigen.

Entsprechend werden die bestehenden Möglichkeiten zur flexiblen, familiengerechten Arbeitszeitgestaltung auch bei Pflegefragen weiterhin vorgehalten. Die in der Mitarbeiterumfrage 2015 sowie im Zuge der fortlaufenden Evaluierung durch die Leitbildgruppe identifizierten Optimierungspotentiale bei der flexiblen Arbeitszeitgestaltung werden geprüft, der Geschäftsleitung zur Entscheidung vorgelegt und im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten realisiert.

Zudem werden die Beschäftigten über die gesetzlichen Freistellungsmöglichkeiten bei Pflege eines Familienmitglieds (Pflegezeit, Familienpflegezeit, etc.) informiert.

Die Hilfswerk-Siedlung GmbH gewährt Beschäftigten Familienpflegezeit – und das nachdem die/ der Beschäftigte das Anliegen schriftlich an die Führungskräfte begründet. Ein konkretes Beispiel: Eine Mitarbeiterin teilte schriftlich analog zum Wortlaut des Antragsschreibens für den Bezug von Krankengeld bei Erkrankung eines Kindes mit, dass kein/e weitere/r im Haushalt lebende/r Angehörige/r im betreffenden Zeitraum die Beaufsichtigung, Betreuung oder Pflege des erkrankten Vaters übernehmen konnte. Eine externe Betreuung war nicht gewünscht und konnte zudem mangels fehlender Plätze nicht spontan organisiert werden. Der Antrag wurde geprüft und zusammen mit der Beschäftigten eine passgenaue Lösung entwickelt: Sie erhielt eine Woche Pflegezeit für die Betreuung ihres Vaters.

Zeit- und Gewissenskonflikte werden den Beschäftigten aus der Hand genommen, so dass sie sich während der Antragsstellung und nach Wiedereinstieg vollumfänglich auf ihre inhaltlichen Arbeitsziele konzentrieren können. Die Hilfswerk-Siedlung GmbH zeigt damit auch im Notfall lösungsorientiert Wege auf, Unvorhergesehens in einer familiären Sondersituation abzufangen und einen geregelten (Kurz)Ausstieg aus dem beruflichen Umfeld zu ermöglichen ohne dass Kolleg*innen überbelastet sind bzw. die inhaltlichen Kontexte vernachlässigt werden. In dem genannten Fall hat die Mitarbeiterin der Geschäftsführung ihre Dankbarkeit bekundet, dass eine schnelle und unkomplizierte Lösung gefunden wurde. Eine Win-Win-Situation für Beschäftigte und die Hilfswerk-Siedlung GmbH.

Hochschule Rhein-Waal
Informationsveranstaltung und neues Beratungsangebot: Pflege von Familienangehörigen


Um auf ihr neu etabliertes Beratungsangebot zum Thema Pflege von Familienangehörigen aufmerksam zu machen, führte die Hochschule Rhein-Waal (HSRW) Anfang September 2019 eine Informationsveranstaltung zum Thema „Pflege von Familienangehörigen“ an beiden Standorten Kleve und Kamp-Lintfort durch. Die Referentinnen der Veranstaltung waren von der Pflegeberatung benefit@work, mit der die HSRW kooperiert. Die Veranstaltung beinhaltete jeweils eine Präsentation der Angebote des Beratungsservices, das für alle Hochschulangehörigen kostenlos war, und einen Fachvortrag zu den Themen „Pflegebedürftigkeit – So unterstützt die Pflegekasse“ in Kamp-Lintfort und „Mein*e Angehörige*r wird pflegebedürftig – Was ist zu tun?“ in Kleve. Ergänzend zum Vortrag wurden Handouts und Informationsmaterial zur Verfügung gestellt. Nach den Präsentationen blieb genügend Zeit, mit dem Beratungs-Team von benefit@work persönlich in Kontakt zu treten.

Die Veranstaltung bildete den „Auftakt“ des neuen Beratungsangebots und gab den Hochschulangehörigen die Möglichkeit, das neue Beratungsteam kennenzulernen. Die Rückmeldung der Hochschulangehörigen war äußerst positiv. Sie zeigten sich dankbar, dass die Hochschule bei Familienfreundlichkeit nicht nur Kinderbetreuung, sondern auch Pflegethemen mitdenkt.


Aktiv für Arbeit und Alter


BBBank eG
Zeit für Veränderung – Ausbildungsprogramm für die zweite Lebenshälfte


Mit dem innovativen Ausbildungsprogramm „Zeit für Veränderung“ stellt sich die BBBank bereits seit 2012 aktiv den Herausforderungen der demografischen Entwicklung und ermöglicht Menschen in der zweiten Lebenshälfte einen Neu- und Wiedereinstieg ins Berufsleben.

Das Programm „Zeit für Veränderung" führt zu einem qualifizierten Berufsabschluss, der den neuen Bankkaufleuten Karrieremöglichkeiten vom Finanzexperten bis hin zur Führungskraft ermöglicht. Die positive Resonanz auf diesen innovativen Ansatz war groß und zeigt, dass die BBBank den Puls der Zeit getroffen hat. Schon drei Monate nach der ersten Ausschreibung waren die vorgesehenen Ausbildungsplätze belegt und sechs Auszubildende im Alter zwischen 30 und 50 Jahren mit verschiedenen beruflichen Erfahrungen starteten ihren zweiten Karriereweg.

Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
Workshop-Angebot für lebensältere Beschäftigte


Erstmalig bietet das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im November 2019 ein unterstützendes Angebot im Rahmen seiner familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik für die Zielgruppe der lebensälteren Beschäftigten an. Über ein Workshop-Angebot in Kooperation mit der Sozialberatung für alle Beschäftigten im BIBB, die sich in der Lebensphase vor Eintritt in den Ruhestand/ Rente befinden, soll der Umgang mit der neuen Lebensphase unterstützt und die Phase des Übergangs begleitet werden. Mittels eines Formats von drei aufeinanderfolgenden Workshop-Einheiten wird die Auseinandersetzung mit der anstehenden neuen Lebensphase ermöglicht, so beispielsweise zu Fragen des Umgangs mit Veränderungen, zu privaten und beruflichen Lebensmotiven und deren Auswirkungen auf die neue Lebensphase bis hin zur Reflexion von Lebensphasen und deren Potenzialen, aber auch Anerkennung von Grenzen (Mobilität, Leben mit Einschränkungen). Über das gewählte Format wird ein vertrauensvoller Umgang in der Gruppe unterstützt und befördert. Nach der Durchführung des Piloten erfolgt eine Auswertung und ggf. Implementierung von weiteren anforderungsgerechten Angeboten für die genannte Zielgruppe.

Sparkasse Koblenz
Deka-ZeitDepot für Beschäftigte


Mit dem Deka-ZeitDepot können Beschäftigte der Sparkasse Koblenz Vergütungsbestandteile auf sogenannte Zeitwertkonten einzahlen – mit dem Ziel, die Lebensarbeitszeit zu verkürzen. Gerade zum Ende des Berufslebens hin können Mitarbeiter*innen ihren Eintritt in den Ruhestand somit flexibel gestalten. Die Auszahlung aus dem Deka-ZeitDepot kann z.B. vor Eintritt in den Ruhestand genutzt werden. Eine Kombination mit einer Altersteilzeit ist ebenfalls möglich. So können die Beschäftigten auch künftig vor dem 67. Lebensjahr in die Freistellungsphase gehen und sozialversicherungsmäßig noch „Mitarbeiter*in“ sein.

32 Beschäftigte haben bei der Sparkasse Koblenz das Deka-ZeitDepot bereits genutzt. Acht davon befinden sich in der arbeitsfreien Phase.



Informieren Sie sich gerne auch in der „Galerie der guten Praxis“ auf unserer Website über die weiteren Praxisbeispiele. Die „Woche der Vereinbarkeit“ begleiten wir im Aktionszeitraum zudem auf Twitter (#wdv19, #wochedervereinbarkeit, #personalbewusst).

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