Montag, 30. Dezember 2019

Vereinbarkeit in Zahlen: Realitätscheck

 Stichwörter zu aktuellen Studien aus der Arbeitswelt und dem Themenfeld Vereinbarkeit
(©berufundfamilie Service GmbH)

Die letzte Ausgabe dieses Jahres unserer Blogserie „Vereinbarkeit in Zahlen“ beschäftigt sich mit Studien zu Digitalisierungsstrategien in der Personalentwicklung, mit Jobsharing, Team-Performance, Ganztagesbetreuung für Kinder, Vätern in Elternzeit und den Lebensrealitäten einkommensschwacher Frauen.

 

 

Digitalisierungsstrategie fehlt in der Personalentwicklung


Digitale Kompetenzen
in der Personalentwicklung lassen auf strategischer Ebene keine Fortschritte erkennen. Laut 37 % der Personalentwickler*innen verfolgt ihr Unternehmen keine klare Digitalisierungsstrategie. Und auch über die Hälfte der Personaler*innen selbst hat keine explizit formulierte Digitalisierungsstrategie für die Personalentwicklung ihrer Organisation. 44 % tappen im Dunkeln dazu, welche Kompetenzen im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung gebraucht werden. 57 % geben an, dass nicht klar konzipiert sei, wie die digitalen Kompetenzen der Beschäftigten zu entwickeln seien.

DGFP, Digitale Kompetenzen in der Personalentwicklung, November 2019
https://www.haufe.de/personal/hr-management/dgfp-studie-zur-digitalisierung-in-der-personalentwicklung_80_503356.html



Klassische Faktoren machen Zufriedenheit der Beschäftigten aus


Fehlerkultur
, coachende Führung, Offenheit haben – als Bestandteile von New Work eher einen geringen Einfluss auf die Zufriedenheit von Beschäftigten. „Offenheit und Toleranz“ sowie „Fehlerkultur“ tragen für jeweils 16 % (Platz 19 der Rangliste) der Mitarbeitenden zur Jobzufriedenheit bei. Für lediglich 14 % ist „coachende Führung“ (Platz 20) ein Zufriedenheitsfaktor. Am wichtigsten ist Beschäftigten eine erfüllende Tätigkeit – sie wird zu 100 % genannt. Den zweiten Platz nimmt eine authentische Führung mit 71 % und den dritten die Fürsorge mit 68 % ein.

Ingo Hamm & Wiebke Köhler, Wettbewerbsfaktor Mensch, März 2019
https://www.fidar.de/webmedia/documents/Studien/WiebkeKoehlerKernergebnisse_Mitarbeiterbegeisterung_Juni_2019.pdf



Im Tandem zufrieden, aber nicht auf dem Karrierepfad?


Jobsharing
wird von betreffenden Beschäftigten sehr geschätzt: 95 % der in einem Tandem Tätigen finden die Atmosphäre und die Abstimmung in den Tandems gut. 80 bis 90 % erfahren eine hohe Akzeptanz und Unterstützung durch Vorgesetzte, Mitarbeiter*innen und Kolleg*innen. Allerding sehen einige ihre Karrierechancen durch das Jobsharing gefährdet: Von möglichen Nachteilen für ihre Karriere gehen 36 % der Frauen und sogar 56 % der Männer aus.

The Jobsharing Hub & Daimler AG & WZB, Jobsharing, November 2019
http://jobsharing-hub.de/veroeffentlichung-der-deutschlandweit-umfangreichsten-jobsharing-studie/



Teams müssen über den Tellerrand schauen


Bleiben Teams immer in derselben Konstellation zusammen, erhöht sich die Gefahr des Tunnelblicks. Gruppenmitglieder, die sich vor allem in einem sozialen Netzwerk aufhalten, unterliegen über kurz oder lang einer verzerrten Wahrnehmung unterliegen und folglich Fehleinschätzungen. Sowohl in homogenen Gruppen (z.B. „nur Raucher“) als auch in heterogenen Gruppen (z.B. „Raucher und Nichtraucher“ oder „anderen aufgeschlossen und nicht aufgeschlossen“) konnten Wahrnehmungsverzerrungen festgestellt werden. Eine heterogene Zusammensetzung von Teams reicht somit nicht aus. Empfehlenswert sind eine regelmäßige Öffnung von Teams und der Kontakt zwischen Mitgliedern aus verschiedenen Teams, Abteilungen und Netzwerken.

GESIS, Wahrnehmungsverzerrung in Teams, August 2019
https://idw-online.de/de/news720497



Nicht alle Eltern wünschen eine Ganztagesbetreuung


In den westdeutschen Bundesländern melden mittlerweile 69 % der Eltern Bedarf für einen Betreuungsplatz an. Allerdings erhalten nur 42 % ein Ganztagsangebot im Hort oder in der Ganztagsschule. Demgegenüber ist in den neuen Bundesländern (mit Berlin) nicht nur der Bedarf an Betreuungsplätzen höher – 91 % –, sondern auch die Nutzung: 78 % der Grundschulkinder nehmen ein Ganztagsangebot in Anspruch.

Allerdings wünschen sich nicht alle Eltern eine Ganztagesbetreuung (Schule mit anschließender Betreuung): So ist dies bei der Hälfte der in Westdeutschland lebenden Eltern nicht gefragt. Insgesamt möchten 19 % der Eltern an maximal drei Tagen pro Woche eine Betreuung. Das gewünschte maximale Stundenkontingent für die Betreuung liegt bei einem Fünftel der ostdeutschen und knapp der Hälfte der westdeutschen Eltern bei maximal 35 Stunden pro Woche.

DJI, Kinderbetreuungsstudie (KiBS), November 2019
https://www.dji.de/ueber-uns/projekte/projekte/dji-kinderbetreuungsstudie-kibs-2.html



Mehr Väter in Elternzeit, allerdings weniger lang


Zwei Drittel der Männer und Frauen finden eine längere Elternzeit für Väter wichtig. Ein genauerer Blick auf die Männer: Hier begrüßen es 70 % der Angestellten und Beamten sowie 54 % der Selbstständigen (geringste Zustimmung) gut, wenn Väter mehr Elternzeit nehmen.

Allerdings: In Westdeutschland sind Eltern, die sich die Familienaufgaben dauerhaft teilen, selten. Obwohl die Zahl der Väter, die in Elternzeit gehen, steigt, nimmt die Bezugsdauer leicht ab – auf durchschnittlich gut zwei Monate.

ZDF & Prognos, Deutschland-Studie, November 2019
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/deutschland-studie-zdf-studie-elternzeit-100.html



Lebensentwürfe und -realitäten einkommensschwacher Frauen klaffen auseinander


Bei Frauen mit geringen Einkommen weichen die Lebensentwürfe in wirtschaftlicher Hinsicht oft stark von der Lebensrealität ab – aber auch in anderen Bereichen klaffen Wunsch und Wirklichkeit auseinander. 90 % der Frauen ist es wichtig, keine finanziellen Sorgen zu haben, dabei fühlen sich nur 21 % tatsächlich finanziell abgesichert. Nur jede Vierte (25 %) hält ihre Entlohnung für angemessen und 45 % ihren Job für sicher.

Die Frauen wünschen sich vor allem (79 %) Zeit für Familie und Freunde. 46 % geben an, dass sie diese derzeit ausreichend haben. Auf Platz 2 der Wunschliste steht eine gelingende Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben (77 %). Nur 45 % der Frauen sagen, dass ihnen die Balance zwischen Job und Privatem aktuell gelingt.

Friedrich-Ebert-Stiftung, Lebensrealitäten vs. Lebensentwürfe, November 2019
https://www.fes.de/gute-politik-fuer-frauen-mit-geringem-einkommen


 

1 Kommentar:

  1. Hallo

    Endlich einmal ein Blogbeitrag, der einem hilft! Das war definitiv sehr viel Arbeit! Ich mag nicht alles befürworten, aber wir alle haben unsere individuelle Auffassung!

    Schöne Grüße,
    Adpoint

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