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Scout kommt Vereinbarkeitsfragen auf die Spur (©pixabay.com)
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Belegschaften werden immer heterogener, Vereinbarkeitsbedarfe immer individueller. Doch wieviel Vielfalt steckt in der betrieblichen Vereinbarkeitspolitik? Wir haben nachgefragt bei Beschäftigten – und zwar mit unserem berufundfamilie Scout. Die Ergebnisse sind in diesem Blog zusammengefasst.
Unter dem Dach berufundfamilie Scout führt die berufundfamilie Service GmbH Kurzumfragen durch, um Vereinbarkeitsthemen auf- und nachzuspüren – jüngst zum Thema Vielfalt. Von Ende Juni bis Ende August 2019 holten wir unter der zentralen Fragestellung „Mit Vielfalt auf Vereinbarkeitskurs?“[1] Meinungen von Beschäftigten ein.
Die Antworten der 79 Teilnehmenden offenbaren, dass der Vielfaltsgedanke aktuell nicht durchgängig in der betrieblichen Vereinbarkeitspolitik gelebt wird: Jeder Fünfte der befragten Beschäftigten verbindet Vereinbarkeit nicht mit Vielfalt bzw. Diversity (20,3 %).
Fokus auf Eltern und pflegende Beschäftigte
69,6 % der Teilnehmenden sind der Meinung, dass alle Beschäftigten die Zielgruppe betrieblicher Vereinbarkeitsangebote sind. Bei genauerer Betrachtung scheint dies aber mehr Wunsch als Wirklichkeit zu sein. So nehmen 59,5 % der Befragten Mütter als die primäre Zielgruppe betrieblicher Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben wahr. Dahinter folgen – gleichauf mit jeweils 58,2 % – Väter und Beschäftigte mit Pflegeaufgaben. Immerhin knapp die Hälfte (49,4 %) sehen auch Beschäftigte mit Familienaufgaben im weiteren Sinne (z.B. Großeltern, Paten, Freunde) in der Ansprache. Was die Vereinbarkeit angeht, scheinen Beschäftigte in schwierigen Lebenssituationen (z.B. bei Trauer oder Trennung) in die zweite Reihe zu rutschen (39,2 %). Noch weiter dahinter folgen in der Wahrnehmung der Mitarbeitenden Beschäftigte mit Behinderung (27,8 %), Beschäftigte in Weiterbildung (26,6 %) und Beschäftigte unterschiedlicher sexueller Orientierung (20,3 %).
Beim Blick auf die Lebensphasen werden nach Beobachtung der Befragten vor allem Beschäftigte in der Familiengründungsphase (51,3 %) und Beschäftigte mit Pflege-verantwortung (46,2 %) mit entsprechenden Maßnahmen angesprochen. Knapp jeder Vierte meint jeweils auch, dass Beschäftigten, die sich in der Karrierephase (24,4 %) oder im Übergang in den Ruhestand (23,1 %) befinden, Vereinbarkeitslösungen gewidmet sind. Am wenigsten Berücksichtigung finden bislang Beschäftigte in Ausbildung (14,1 %). Dennoch sehen 61,5 % der Befragten in allen Lebensphasen Vereinbarkeitsbedarfe.
Ein ganz klares Votum gibt es hinsichtlich der Lebensentwürfe. So meinen 97,4 %, dass sich die betrieblichen Vereinbarkeitsangebote an Beschäftigte richten, die sich sowohl beruflich entwickeln als auch genügend Zeit für Familie und Privatleben haben möchten. Lediglich 16,7 % sehen Beschäftigte als Zielgruppe, die sich hauptsächlich im Privatleben verwirklichen. Noch weniger meinen, dass Beschäftigte, die einen klaren Fokus auf die Selbstverwirklichung im Beruf haben, angesprochen werden (15,4 %).
Es gibt noch was zu tun…
Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die noch vor Jahren vorherrschende singuläre Ansprache von Eltern bzgl. der Vereinbarkeit aufgebrochen wurde. Ganz deutlich zeigt sich dies beim Thema Pflege. Dennoch werden nicht alle Zielgruppen – und das mit Blick auf ihre unterschiedlichen Lebensphasen und Lebensentwürfe – gleichermaßen angesprochen. Die Vielfalt der Beschäftigten scheint sich damit noch nicht vollständig in der familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik der Organisationen abzubilden. Dementsprechend wird das Potenzial, das in einer umfassenden Vereinbarkeitspolitik liegt, die aktiv alle Beschäftigten in ihrer Vielfalt einschließt, nicht ausreichend genutzt.
[1] berufundfamilie Scout „Mit Vielfalt auf Vereinbarkeitskurs?“, Online-Umfrage unter Beschäftigten (n=79), Ende Juni – Ende August 2019
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