Dienstag, 31. März 2020

Vereinbarkeit in Zahlen: Zufrieden und gestresst

 Stichwörter zu aktuellen Studien aus der Arbeitswelt und dem Themenfeld Vereinbarkeit
(©berufundfamilie Service GmbH)

Hätten Sie gedacht, dass die Generation Z die Generation ist, die am motiviertesten zur Arbeit geht? Aller Anfang ist schön, könnte man da sagen. Welche interessanten News die Studienwelt zu Arbeit und Vereinbarkeit aktuell noch bereithält, verrät diese Ausgabe aus der Serie „Vereinbarkeit in Zahlen“.


Mehr Pendler*innen auf längeren Strecken


In den vergangenen 18 Jahren ist nicht nur die Zahl der Pendler*innen, sondern auch die Länge der Strecke zur Arbeit gestiegen.

Während im Jahr 2000 54 % (14,9 Mio.) aller Beschäftigten ihre Gemeinde verließen, um zur Arbeit zu kommen, waren es 2018 60 % (19,3 Mio.). Mehr Beschäftigte verlassen auf dem Weg zur Arbeit auch ihren Stadt- oder Landkreis: 2000 waren es 9,3 Mio., 2018 12,6 Mio. Die durchschnittliche Länge der Arbeitswege stieg von 14,8 km im Jahr 2000 auf 16,9 km im Jahr 2018.

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Pendeln, Februar 2020
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/auto-verkehr/weite-arbeitswege-zahl-der-pendler-in-deutschland-steigt-16619881.html?xing_share=news



Herausforderungen: Pendeln, geringe Wertschätzung und Schlafmangel


39 % der Beschäftigten pendeln länger als eine Stunde zwischen Wohn- und Arbeitsort. Eine*r von zehn Mitarbeitenden ist sogar mehr als eine Stunde pro Strecke unterwegs. Somit kommen manche Beschäftigte auf bis zu zehn Stunden Pendelweg.

45 % der Beschäftigten sind der Meinung, dass die Zufriedenheit der Mitarbeitenden für ihre Führungskräfte einen hohen Stellenwert hat. Viele Beschäftigte vermissen Wertschätzung von ihren Führungskräften. So verneinten 20 % der Beschäftigten, dass ihre Führungskraft in der Lage sei, persönliche Sympathien und Abneigungen auszublenden. Und nur jede*r Zweite befindet das Konfliktmanagement seiner*seines Vorgesetzten für gut.

Lediglich ein Drittel der Beschäftigten schläft sieben oder mehr Stunden pro Nacht. Dementsprechend verspüren drei von fünf Mitarbeitende an einem Arbeitstag manchmal, meistens oder immer das Bedürfnis nach einem Mittagsschlaf.

Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG)/ Techniker Krankenkasse (TK), BGM-Beschäftigtenbarometer, März 2020
https://www.haufe.de/personal/hr-management/bgm-beschaeftigungsbarometer-was-mitarbeiter-belastet_80_511020.html



Größte Stressfaktoren für Eltern: Kindererziehung und Job


40 % der Eltern stehen sehr häufig bis häufig unter Stress. Die Hälfte der Mütter* und Väter* sieht den hohen Anspruch an sich selbst als Ursache dafür. Rund jede*r Fünfte findet allerdings, dass der Druck, besonders gut sein zu müssen, aus der Gesellschaft kommt.

Die größten Stressfaktoren für Mütter* und Väter* sind die Erziehung und Betreuung der Kinder (insgesamt 41 %) sowie der Stress im Job (40 %). Für knapp ein Drittel ist die Belastung im Haushalt zu hoch.

Knapp ein Drittel der stark gestressten Eltern war wegen des hohen Drucks schon einmal niedergeschlagen bzw. sogar depressiv.

KKH Kaufmännische Krankenkasse/ Forsa, Eltern unter Strom, Dezember 2019
https://www.kkh.de/presse/pressemeldungen/eltern-unter-strom--wenn-der-alltag-an-der-seele-nagt

 

Deutsche sind weltweit unmotivierteste Beschäftigte


Nirgendwo auf der Welt gehen Beschäftigte so unmotiviert zur Arbeit wie in Deutschland: Beinahe jeder*jedem Vierten mangelt es an Antrieb ins Büro (23 %) zu gehen. Am motiviertesten ist die Generation Z: 49 % gehen gerne zur Arbeit. Danach folgen die Generation X (46 %) und die Babyboomer (45 %). Das Schlusslicht bilden die Millennials mit nur 41 %.

Peakon, Unmotivierte Beschäftigte, März 2020
https://www.humanresourcesmanager.de/news/peakon-studie-jeder-vierte-in-deutschland-geht-unmotiviert-zur-arbeit.html



Zufriedener mit weiblichen Chef*innen


Täglich gerne zur Arbeit gehen? Das tut in Deutschland nur knapp jede*r zweite Beschäftigte. Als einer der Hauptgründe erweist sich die*der direkte Vorgesetzte. Die Mitarbeitenden kritisieren, die*der Chef*in kümmere sich um zu viele Dinge gleichzeitig (45%), wirke oft gestresst (32%) und lobe zu selten (28%).

Bei nahezu allen Kritikpunkten schnitten Chefinnen etwas besser ab als ihre männlichen Kollegen: Laut Beschäftigte loben lediglich 26 % der weiblichen Vorgesetzten (26%) ihre Mitarbeitenden zu wenig zu loben - gegenüber fast einem Drittel der männlichen Chefs (30 %). Zudem bemängeln nur 25 % der Beschäftigten, dass die Chefinnen Informationen nicht bereitwillig teilen, während dies bei den männlichen Chefs 29 % beobachten. Und auch nur 19 % finden, dass die Frauen mit Führungsverantwortung sprunghaft bei der Priorisierung von Aufgaben sind. Demgegenüber werfen dies 24 % den männlichen Chefs vor.

Jede*r dritte Arbeitnehmer*in hat im Laufe des Jahres 2019 aufgrund von Unzufriedenheit mit der*dem Chef*in über eine Kündigung nachgedacht.

Porsche-Consulting & Forsa, Jobzufriedenheit, Februar 2020
https://www.porsche-consulting.com/de/home/news/kuendigungsgrund-der-chef/



Paare flunkern bei Verdienstangaben von Frauen*


Amtliche Daten zum tatsächlichen Verdienst von Paaren – hier Frauen* und Männern* – verraten: Verdient die Frau* mehr als der männliche Partner, passen viele der Befragten ihre Einkommensangabe so an, dass sie weniger verdient. Grund ist die Entsprechung der männlichen Ernährer-Norm. Diese Verfälschungen treten dann besonders häufig auf, wenn die Frau* einen geringeren oder gleichen Bildungsgrad hat oder in einem geringeren zeitlichen Umfang tätig ist als der Mann*, aber dennoch mehr verdient. Dabei tendieren sowohl Frauen* als auch Männer* zu falschen Angaben – sowohl hinsichtlich des eigenen Einkommens als auch hinsichtlich des Incomes der*des Partner*in.

Der Umfrage zufolge wird der tatsächliche geschlechtsspezifische Lohnunterschied um 9 bis 13 % überschätzt.

ZEW Mannheim/ Universität Basel, Gender Wage Gap, Februar 2020
https://www.zew.de/de/presse/pressearchiv/paare-verfaelschen-anteil-von-frauen-am-gemeinsamen-einkommen/



Sechs von zehn Mittelständlern sind familienbewusst


Bislang haben rund 63 % aller KMU betriebliche Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben umgesetzt. 58 % der Mittelständler haben die Maßnahmen nach eigenen Angaben dabei geholfen, Personal länger an sich zu binden; 56 % berichten, dass die Stimmung in der Belegschaft sich verbessert habe. 53 % der KMU können dank mehr Familienfreundlichkeit leichter neue Mitarbeitende gewinnen und 42 % beobachten eine gestiegene Produktivität.

Ein Überblick der angebotenen Maßnahmen:
  • Flexible Arbeitszeit: 45 %
  • Rücksichtnahme auf Eltern bei Urlaubs- / Dienstplänen: 43 %
  • Flexible Arbeitsorte: 27 %
  • Teilzeitangebote: 20 %
  • Erleichterung des Wiedereinstiegs nach Elternzeit: 16 %
  • Gezielte Förderung weiblicher Mitarbeiter: 9 %
  • Unterstützung bei pflegebedürftigen Angehörigen: 6 %
  • Kinderbetreuung: 6 %
  • Aktive Ermutigung von Vätern zu Eltern- / Teilzeit / Homeoffice: 3 %
Das Thema Pflege findet bisher wenig Beachtung bei mittelständischen Arbeitgebern. Nur rund 6 % der KMU bieten ihren Beschäftigten hier Unterstützung an, beispielsweise durch Beratung oder Freistellung.

KfW, Mittelständler setzen auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen, Februar 2020
https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Fokus-Volkswirtschaft/Fokus-2020/Fokus-Nr.-278-Februar-2020-Beruf-und-Familie.pdf


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen