In der ersten „Woche der Vereinbarkeit“ präsentieren zertifizierte Arbeitgeber unter dem Motto „Vielfalt voraus!“ ihre Praxisbeispiele (©berufundfamilie Service GmbH) |
Willkommen zu Tag 3 unserer ersten „Woche der Vereinbarkeit“ – und damit zum dritten Blogbeitrag mit Praxisbeispielen von Arbeitgebern, die nach dem audit berufundfamilie oder audit familiengerechte hochschule zertifiziert sind. Heute geht es um Vereinbarkeitslösungen in herausfordernden Lebenssituationen und den diversen Lebensphasen. Auch hier zeigt sich die Vielfalt der Vereinbarkeitsthemen. Vielfalt voraus!
Herausfordernde Lebenssituationen meistern
Bundesversicherungsamt
Arbeitszeitvereinbarungen für jede Lebenssituation
Nahezu als „Maßanfertigungen“ für schwierige Lebenssituationen lässt sich das ausgesprochen variantenreiche Portfolio an Arbeitszeitvereinbarungen im Bundesversicherungsamt bezeichnen. Von unter 50 % bis Vollzeit, von der Zwei-Tage-Woche bis zur Fünf-Tage Woche, von Laufzeiten über wenige Monate bis zur dauerhaften Festschreibung bietet das Bundesversicherungsamt individuelle Lösungen.
Somit bekommen die Beschäftigten Möglichkeiten, ihre häusliche/n Betreuungsaufgabe/n mit einer fortdauernden Berufstätigkeit und einer langfristigen beruflichen Perspektive zu verbinden. Zudem gibt die Option der Rückkehr zur ursprünglichen Arbeitszeit den Betroffenen Sicherheit. Selbst ein Sabbatical ist möglich und auch bereits in Anspruch genommen worden.
Edwards Lifesciences Services GmbH
Trotz schwerer Krankheit am Beruf teilhaben
Martina ist seit 2011 bei Edwards Lifesciences im Vertriebsaußendienst tätig. Im Jahre 2014 erhielt sie die schlimme Diagnose Krebs. Martina bekam Chemotherapie und musste mehrere Operationen über sich ergehen lassen. Dennoch wollte sie nicht komplett krankgeschrieben sein, sondern lieber aktiv am Berufsleben teilnehmen, wenn ihre Krankheit dies zuließ. Edwards Lifesciences und Martinas Manager ermöglichten es ihr, in den Zeiten zwischen den Chemotherapien weiterzuarbeiten, aber auch jederzeit aufzuhören, wenn der Körper es verlangte. Somit blieb Martina mit ihrem Beruf verbunden und konnte sich durch die alltäglichen Aufgaben von der Krankheit ablenken.
Martina sagt rückblickend dazu: „Ich bin Edwards sehr dankbar, dass das Leben den Anschein von Normalität behalten konnte. Ich musste mir keine Sorgen um den Fortbestand meines Jobs machen und auch nicht um mein finanzielles Auskommen. Mir wurde sehr viel Zuwendung von Seiten der Kolleginnen und Kollegen im Innen- und Außendienst zuteil, für die ich noch heute so unendlich dankbar bin.“
Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Umgang mit Trauer am Arbeitsplatz
In Unternehmen kommt es immer wieder vor, dass Beschäftigte oder Geschäftspartner*innen versterben und Mitarbeitende Angehörige verlieren. Die Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (EY) stellt seit diesem Jahr mit Hilfe einer internen Trauerbegleitung sowie des Employee Assistance Programs Informationen zu Trauerprozessen und Umgang mit eigener Trauer bzw. trauernden Beschäftigten zur Verfügung. Außerdem gestaltet die Trauerbegleiterin mit betroffenen Teams Abschiedsprozesse, z.B. Trauerfeiern, und begleitet Beschäftigte und Führungskräfte. Mit der internen Trauerbegleitung unterstützt EY nicht nur die Beschäftigten in einer kritischen Lebenslage – deren Beschäftigungsfähigkeit nach einem Trauerfall erhalten bzw. wiederhergestellt werden soll –, sie stärkt auch das Teamgefüge und die Führungskultur.
Betroffene Beschäftigte und auch Teams geben ihrem Unternehmen zu diesem fürsorglichen Angebot ein hervorragendes Feedback. Im Rahmen des internen Mitarbeiter-Award-Programms wurde die Trauerbegleiterin bereits ausgezeichnet.
Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Flexibility Recipes
Bei EY wird der Oktober zum „Flextober“: In der Broschüre „Flexibility Recipes“ – von 2018 – stehen kleine Verhaltensänderungen im Fokus, die für die Beschäftigten eine große Wirkung im Alltag entfalten. Daneben sind Informationen zu Arbeitsmodellen, Diversity & Inclusiveness, Vitalität und gesunde Rezepte zu finden. Poster und Postkarten heben echte Zitate (inklusive Angabe der/ des Zitatgeberin/-gebers) hervor, z.B. „I used to work at my parents’ place to look after my grandmother when my parents were away for a few days.“. Intern und extern berichten Beschäftigte über ihr #myflexibilityrecipe. Am „Flexibility Friday“ erscheinen wöchentlich Tipps im internen Newsletter.
Die „Flexibility Recipes“ unterstützen den weiteren Ausbau einer flexiblen Unternehmenskultur, indem praktikable und bewährte Ansätze für Vereinbarkeit und Flexibilität im fordernden Berufsalltag einer/ eines Prüferin/ Prüfers bzw. Beraterin/ Beraters greifbar gemacht werden. Das stößt auf großes Interesse: Die Tipps waren auf Position 2 der meistgeklickten Themen aller Newsletter im Jahr 2018. Und die Maßnahme zeigt Wirkung: In der folgenden Mitarbeiterbefragung konnte die Zufriedenheit mit Flexibilität weiter gesteigert werden.
Flexibel in jeder Lebensphase
Bundesversicherungsamt
Dienstvereinbarung Telearbeit
Zu den Highlights familien- und lebensphasenbewusster Angebote gehört beim Bundesversicherungsamt die 2018 umgesetzte Änderung der „Dienstvereinbarung Telearbeit“ (plus neue Dienstvereinbarung zu mobilem Arbeiten). Durch sie entfällt die bisher geltende Kontingentierung in den Organisationseinheiten ebenso wie die Notwendigkeit sogenannter „sozialer Gründe“ für die Bewilligung. Mit dem Wegfall der Kontingente können mehr Beschäftigte Telearbeit nutzen und z.T. erheblich höhere Anteile ihrer Arbeit (bis zu 50 %) am häuslichen Arbeitsplatz verrichten.
Die damit verbundenen Herausforderungen für die Führungskräfte (Stichwort „Führung auf Distanz“) wurden durch ein breites Maßnahmenpaket begleitet: Workshops, Methodenseminare, neue Coaching-Angebote, Begleitung bei der Erarbeitung von Teamvereinbarungen.
Die Bedeutung dieses Systemwechsels, mit dem sich das Bundesversicherungsamt der Vertrauenskultur immer weiter öffnet, wird hierdurch unterstrichen, während die Präsenzkultur – soweit dies mit der Aufgabenerfüllung vereinbar ist – an Relevanz verliert.
Landratsamt Regensburg
Teilzeitausbildung
Das Landratsamt Regensburg bietet seit 2015 die Möglichkeit der Teilzeitausbildung an, das heißt, die tägliche bzw. wöchentliche Ausbildungszeit wird verkürzt. Im Vergleich zu einer Vollzeitausbildung mit 39 Stunden pro Woche beträgt hier die wöchentliche Ausbildungszeit mindestens 25 Stunden pro Woche. Es besteht die Möglichkeit einer flexiblen Ausbildungszeit im Rahmen der Gleitzeit.
Mit der Teilzeitausbildung wird Eltern oder Pflegenden die Chance geboten, Familie und Beruf bzw. eine Ausbildung zu verbinden und beides in Einklang zu bringen. Ebenso kann damit eine unterbrochene Vollzeitausbildung (z.B. wegen Elternzeit oder Pflegezeit) in Teilzeit fortgesetzt werden. Das Angebot verhilft motivierten Müttern und Vätern zu einem Berufsabschluss und einem geregeltem Einkommen. Aus betrieblicher Sicht kann eine Teilzeitausbildung zur Mitarbeiterbindung beitragen und helfen, den Fachkräftebedarf zu decken. Außerdem schätzt das Landratsamt an den Teilzeitauszubildenden, dass diese bereits ein Mehr an Lebenserfahrung mitbringen.
Transgourmet Contact Center
Max und die Lebensphasen
Im Rahmen des Onboardings neuer Mitarbeiter*innen stellt Transgourmet das audit berufundfamilie, die Ziele, die Maßnahmen und deren Umsetzung und die Ansprechpartnerin vor. Da beim Thema Vereinbarkeit das Augenmerk sehr schnell auf Mütter und deren Kinder oder Personen mit Pflegeverantwortung liegt, transportiert das Unternehmen das Thema seit März 2018 anhand von Max.
Max ist 25, Single und hat keine Familienaufgaben im engeren Sinne. Dennoch profitiert Max von der Zertifizierung nach dem audit berufundfamilie. Schließlich sind die Vereinbarkeitsaspekte vielfältig: Personalentwicklung, Arbeitszeitgestaltung, Führung, Gesundheitsmanagement, Ansprechpartner*innen in schwierigen Situationen, die Möglichkeit den Hund in Notfällen mit ins Büro zu nehmen, die Rücksichtnahme auf ein Hobby, eine Vereinstätigkeit oder ein Ehrenamt, Kontakthalteprogramme bei längerer Abwesenheit, das Nutzen des Concierge-Service, um z.B. Pakete ins Büro geschickt zu bekommen, etc. Alle diese Themen sind unabhängig von Kindern oder Pflege – jede Person und möglichst jeder Lebensphase soll sich wieder finden.
Mit „Max und die Lebensphasen“ zeigt das Unternehmen Transgourmet, dass es in jeder Lebensphase offen und ehrlich, einfach fair miteinander umgeht. Schließlich soll das Engagement des Unternehmens in Sachen Vereinbarkeit jedem zu Gute kommen; also jeder soll in jeder Lebensphase von dem Umsetzungen der Maßnahmen im Rahmen des audit berufundfamilie profitieren – nicht nur, wer Kinder hat. Und: Lebensphasen ändern sich und auch für den Fall, dass es schwierig wird, macht Transgourmet das Angebot, dass jemand da, der zuhört, vermittelt, hilft. Diese Haltung erleichtert übrigens auch die offene und transparente Kommunikation im Team.
Universitätsklinikum Münster
Vielfältige familienfreundliche Dienstzeiten im Pflegepool
Mit der Etablierung des im Oktober 2010 eingeführten Pflegepoolkonzeptes als eine Möglichkeit der Flexibilisierung der Arbeitszeit im Pflegeberuf konnten am Universitätsklinikum Münster (UKM) vielfältig ausdifferenzierte Arbeitsbedingungen gestaltet werden. Pflegerische Mitarbeiter*innen im Pflegepool zeigen eine hohe Zufriedenheit in der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, da die Arbeitszeiten optimal auf ihre Familiensituation abgestimmt sind. Sie sind mit den unterschiedlich kombinierbaren vielfältigen Arbeitszeiten in der Lage, für sich und die Familie eine hohe Planungssicherheit in der Dienstplangestaltung zu erreichen. Innovative Arbeitszeitmodelle für jede Lebensphase tragen zur Förderung und zum Erhalt der Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Pflegefachkräften bei und lassen sie Beruf und Familie in guter Weise kombinieren. Zusätzlich können kurz-, mittel- und langfristigen Personalausfälle auf den Stationen durch die hohe Flexibilität der Poolmitarbeiter vom Management besser kompensiert werden. Die fachliche Vielfalt kann somit für das Unternehmen erhalten und pflegerische Mitarbeiter*innen frühzeitig aus der Elternzeit zurückgewonnen werden.
Die Nachfrage nach dem Modell ist bei Mitarbeiter*innen, die aus der Elternzeit zurückkehren, anhaltend hoch. Im Zuge des Konzept werden die flexiblen Arbeitszeitmodelle stetig weiterentwickelt – angepasst an die familiären Bedürfnisse der pflegerischen Mitarbeiter*innen und an die Organisation. So werden vielfältige und optimale Arbeitsbedingungen geschaffen, die zum Erhalt der fachlichen Vielfalt des UKM beitragen und nicht zuletzt die Mitarbeiterzufriedenheit fördern, indem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert wird.
Weitere Infos sind hier abrufbar.
Zollverwaltung – Generalzolldirektion (GZD)
Lebensphasengerechter Dienststellenwechsel
Großes Glück, große Herausforderung: Ein bei einem Hauptzollamt beschäftigtes Ehepaar wurde Eltern von Drillingen! Um schon während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt größtmögliche Unterstützung zu leisten, wurde dem Vater ermöglicht, zweimal unkompliziert die Dienststelle zu wechseln – zunächst nahe dem Wohnort und dann nach einem Umzug der Familie wieder wohnortnah. Somit war ein Einsatz nahe dem Heimatort möglich und der Vater konnte in der Elternzeit bei Kinderarztbesuchen und sonstigen logistisch schwierigen Terminen vor Ort sein.
Diese und ihre zahlreichen anderen familien- und lebensphasenbewussten Angebote bringt die Generalzolldirektion übrigens aktiv in ihre Nachwuchskampagne #talentimeinsatz ein.
Die Maßnahmen wurden von den Arbeitgebern eingereicht und Dienstleister und Kooperationspartner ebenfalls von ihnen benannt. Wir bitten Letzteres nicht als Werbung zu verstehen, sondern als beispielhafte Erwähnung.
Die oben genannten und weitere Praxisbeispiele sind (auch) in der „Galerie der guten Praxis“ auf unserer Website zu finden. Auf Twitter begleiten wir zudem die „Woche der Vereinbarkeit“ während des gesamten Aktionszeitraums (04. – 08.11.2019). Für alle Interessierten hier die wichtigsten Hashtags: #wdv19, #wochedervereinbarkeit, #personalbewusst.
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