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Leuchte allein reicht nicht, um ein Spielfeld in Licht zu tauchen. Und in der
Krise wird die Power aller Teammitglieder gebraucht. (©pixabay.com)
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Wahre Freunde beweisen sich in der Krise – ein gutes Arbeitsteam auch. Silke Güttler von der berufundfamilie stellt sich in den aktuellen #VereinbarkeitsVibes fünf Fragen zu dem Umgang miteinander des berufundfamilie-Teams während der Coronapandemie.
Die Krise kam mit Corona und traf Teile der Arbeitswelt unvorbereitet. Organisationen, die bis dahin keine flexiblen Arbeitsmodelle implementiert hatten, mussten Notfalllösungen stricken. Uns – das Team der berufundfamilie – fiel das Umswitchen von Hause aus leicht. Arbeitszeit- und Arbeitsortflexibilisierung leben wir von jeher. Die Infrastruktur – also die Technik für Telearbeit und Home-Office – ist gegeben und wird fortlaufend genutzt. Und auch das Mindset für die Nutzung familien- und lebensphasenbewusster Lösungen wie eben Remote Work sind vorhanden. Aber irgendetwas ist angesichts Corona anders. Fünf Fragen an mein Team-Ich.
Reagieren wir alle gleich?
Panik angesichts des Virus kam zu keiner Zeit auf. Einigkeit herrschte direkt darin, dass wir den gängigen Empfehlungen der Gesundheitsbehörden bzw. des Robert-Koch-Instituts und später der länder- bzw. bundesweiten Regelungen sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich Folge leisten: Also im Büro angekommen, direkt Hände gewaschen – entsprechend wurde auch gleich zu Beginn eine weitere Ladung Handwaschmittel geordert. Wir frönten nicht mehr dem Gruppenkuscheln, sondern bevorzugten einen Mindestabstand. Nach zwei Wochen wollte oder sollte das aber nicht mehr ausreichen. Der Großteil der Kolleg*innen zog sich – aus Rücksicht auf die anderen – ins Home-Office zurück. 90 % waren das. Die restlichen 10 % konnten sich bestens auf die Büroräume verteilen.
Ach ja: Anfänglich wurden News fortlaufend im Team geteilt, z.B. zur Entwicklung der Infektionsrate. Als Ermüdungserscheinungen angesichts der Flut an täglich wechselnden Nachrichten aufkam, haben wir das sein lassen – und uns auf unser Verhalten untereinander und unsere Arbeit konzentriert.
Wollen wir alle das Gleiche?
Zunächst einmal will/ wollte sich niemand mit dem Coronavirus infizieren. Klar! Deutlich wurde aber auch, dass niemand seine Kolleg*innen gefährden möchte. Da waren wir uns einig: Wir wollen uns gegenseitig gesundheitlich schützen.
Und wir wollen, dass der Laden weiterläuft. Da zieht sich niemand raus – auch die nicht, die mit kleinen Kindern jetzt eigentlich auch anderes zu tun hätten. Wir arbeiten weiter an unseren Projekten. Wir unterstützen weiterhin unsere Partner.
Information und angemessene Kommunikation – das war ebenfalls allen wichtig. Für die interne Information wurden daher umgehend im ersten Schritt diverse Paper zusammengestellt, im Intranet-Wiki hinterlegt und auch im Büro ausgehängt:
Q&A zur grundlegenden Aufklärung und Ratschläge zu Verhaltensweisen
Q&A zu Rechten und Pflichten als Arbeitnehmende*r
Paper mit Weblinks zu zuverlässigen Informationsquellen, damit jede*r jederzeit selbst Fakten zu Gesundheitsfragen und Arbeitsrecht oder auch Reisen rasch recherchieren kann
Und auch das Notfall-Szenario haben wir in der jeweiligen wöchentlichen Teambesprechung durchgespielt bzw. aktualisiert. So auch, dass es bei einem Verdachtsfall auf Corona in den eigenen Reihen nicht nur Telearbeitslösungen gibt, sondern dass wir eine Mitteilung hinterlegt haben, die dann an Partner und die interessierte Öffentlichkeit herausgehen kann. Dabei sind wir insgesamt weitestgehend entspannt, da wir auch wenn alle im Home-Office tätig sind, absolut arbeitsfähig sind. Im Intranet-Wiki kann jede*r eintragen, wo ggf. Engpässe auftreten könnten, die dann gemeinsam abzufangen sind bzw. prioritär nach hinten zu schieben sind.
Wir wollten alle vorbereitet sein und das waren wir. Wir wollten – so weit es ging – die Sicherheit haben, dass wir weiter agieren können, und die bekamen wir.
Haben wir füreinander Verständnis?
Verständnis für Lebenssituation der*des anderen – sie ist bei uns vorhanden. Für die, die kleine Kinder – ob gemeinsam mit einer*einem Partner*in oder alleine – versorgen müssen und deshalb aktuell nicht ins Büro kommen können, und für die, die sich Gedanken und ihre pflegebedürftigen Eltern und Großeltern machen.
Und es ist Verständnis da für die, die das Home-Office vorziehen, sowie für die, die die Unternehmensräumlichkeiten bevorzugen.
Allgemein hin ist es schwierig, das Arbeitsvolumen der*des anderen immer im Detail einschätzen zu können. Festzustellen ist, dass sich das Volumen mit Eintreffen der Pandemie änderte, allerdings nicht bei allen in die gleiche Richtung. Während einige schlagartig Projekte aussetzen mussten und damit ist einen zwischenzeitlichen Leerlauf gerieten, mussten andere anhaltend Mehrarbeit leisten. Bei Letzteren konnte und kann nicht von der oft zitierten Entschleunigung durch Corona die Rede sein – eher von Beschleunigung. Diese Unterschiede klar zu machen, ist dann, wenn Teammitglieder räumlich auf Dauer getrennt voneinander agieren, besonders schwer zu vermitteln.
Sind wir füreinander da?
Zugegeben: Jed*r dreht sich um sich selbst in seinem Mikrokosmos. Um seine Sorgen um Privates, die mit Corona wohlmöglich gewachsen sind, sich eventuell sogar potenziert haben. Mit Hilfe unserer zweimal wöchentlichen stattfindenden Corona-Break – einem formlosen 15-minütigen Videochat – versuchen wir, diese Sorgen ein wenig Gehör zu verschaffen. Social De-distancing via Web.
Was Aufgaben angeht: Als es einen kleinen Engpass gab, weil ein wichtiges postalisches Mailing nicht wie gewohnt von einer studentischen Aushilfe ausgeführt werden konnte, gab es einen kurzen Hilferuf im Team. Daraufhin griffen zwei Kolleg*innen ganz pragmatisch selbst zu ausgedruckten Briefen, Briefhüllen und Briefmarken, um die Post auf den Weg zu bringen. Nur ein Beispiel dafür, dass angepackt wird, wo es geht.
Verändert uns die Situation?
Das kann ich jetzt noch nicht sagen – weder bezüglich der Nutzung des Home-Offices noch bezüglich der gegenseitigen Unterstützung. Klarer denn je ist mir geworden, dass wir offen über die Grenzen der Remote Work reden müssen. Jede*r Einzelne muss noch deutlicher kommunizieren, wann sie*er Unterstützung braucht und wann auch eine physische Präsenz anderer Teammitglieder gefordert ist. Ich hoffe im Grunde, dass unserer Kommunikation untereinander von den bisherigen Erfahrungen profitiert. Dazu würde ich mir – auch für alle anderen Teams außerhalb der berufundfamilie – wünschen, dass man sich schnellstmöglich zusammensetzt und reflektiert: über das, was man während der Pandemie alles geschafft hat und was gut gelaufen ist. Vielleicht ist ja auch eine kleine Feier erlaubt. Aber vor allem wäre ein Austausch darüber sinnvoll, was die Situation mit den einzelnen Teammitgliedern gemacht hat, wie die die Einstellung zu Arbeit und deren Machbarkeit ggf. verändert hat und wie sich Team eigentlich angefühlt hat. Davon verspreche ich mir, unserer Stärken noch besser sichtbar und nutzbar zu machen – tja, und auch an unseren Schwächen arbeiten zu können.
Noch ein kurzes Fazit: Ganz im Sinne unseres Jahresmottos „TEAM: Talente – Empowerment – Agilität – Management“ kam und kommt es auch – wenn nicht mehr denn je – während der Coronapandemie auf das Team an. Und das Team hat funktioniert. Danke!
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