Stichwörter aus der Arbeitswelt (©berufundfamilie Service GmbH) |
Beschäftigte mit Sorgeaufgaben wünschen sich vor allem Flexibilität von ihrem Arbeitgeber, mehr als 1/3 der Beschäftigten arbeitet auch im Urlaub und 4 von 10 alleinerziehenden Familien sind armutsgefährdet. Mehr aktuelle Studien aus der Arbeitswelt in der Juni-Ausgabe „Vereinbarkeit in Zahlen“.
70% aller Beschäftigten mit Sorgeaufgaben wünschen sich Flexibilität vom Arbeitgeber
In Deutschland ist 1/4 aller Erwerbstätigen (11.6 Mio.) Mütter* und Väter*, hinzu kommen 2,5 Mio. Beschäftigte, die Angehörige pflegen. Für diese Personen ist es wichtig, einen Arbeitgeber zu haben, der die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben ermöglicht. Um zu erfahren, was diese Personengruppe für Maßnahmen braucht und was Arbeitgeber für sie attraktiv macht, hat Prognos im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSJ) 2.500 Beschäftigte mit Sorgeaufgaben befragt. Darunter waren 1.706 Eltern, 525 Pflegende und 311 Eltern, die auch pflegen. Die Studie gehört zum Unternehmensprogramm „Erfolgsfaktor Familie“.
Es zeigt sich, dass Beschäftigte vom Arbeitgeber erwarten, dass Rücksicht auf familiäre Verantwortung und Vereinbarkeitsbedarfe genommen wird. Für besonders wichtig halten die Befragten dabei, Flexibilität für geplante oder spontane Arbeitszeitunterbrechungen. Darüber hinaus pochen die Befragten darauf, dass Erwerbstätigen mit Care-Aufgaben im Hinblick auf Karriere keine Benachteiligung erleben.
Es zeigen sich Unterschiede, in den Vereinbarkeitsbedürfnissen von Vätern*, Müttern* und pflegenden Angehörigen. Mütter* wünschen sich flexible Arbeitszeiten, die bei Bedarf an Kinderbetreuung und Schulzeiten angepasst werden können, da Mütter* immer noch den Großteil der Betreuung schultern. Sie bewerten daher auch Teilzeitführungspositionen und Jobsharing als attraktiv, um Nachteile bei der Karriere zu vermeiden. Väter* möchten gerne vom Arbeitgeber mehr ermutigt werden, Elternzeit und Vereinbarkeitsmaßnahmen wahrzunehmen, um bei Bedarf flexibel für die Familie zu sein.
Für pflegende Beschäftigte ist Flexibilität in der Wahl der Arbeitszeiten wichtig und diese an die Pflege anpassen zu können. Sollte die Arbeitszeit einmal final gewählt sein, wünschen sie sich keine Abweichungen davon (keine spontanen Arbeitseinsätze). Die Antworten zeigen deutlich, dass für 70% der Befragten, Flexibilität essenziel st. 30% präferieren dagegen feste Arbeitszeiten für ihre Planung.
Prognos/BMFSJ, Familienfreundliche Arbeitgeber: Die Attraktivitätsstudie, Juni 2024
https://www.prognos.com/de/projekt/attraktivitaet-arbeitgeber
Quiet Vacation bei Millenials im Trend
Quiet Vacation – also stiller Urlaub – offenbart sich als neues Phänomen bei berufstätigen Millennials. Bei Quiet Vacation machen Beschäftigte eine Auszeit, ohne offiziell Urlaub zu nehmen oder ihre Vorgesetzten darüber zu informieren. Bei einer Umfrage unter 1.170 Beschäftigten aus den USA, sagten 4 von 10 Millennials, dass sie bereits eine Auszeit von der Arbeit genommen haben, ohne dass der Arbeitgeber Kenntnis davon hatte. Verglichen dazu waren es bei der Gen Z und der Gen X nur 24%. Um ihren Quiet Vacation durchzuziehen, ergriffen die befragten Millennials Maßnahmen, um den Anschein zu erwecken, dass sie arbeiten würden, obwohl sie das nicht taten. So gaben 38% zu, dass sie nur ihre Maus bewegt hätten, um ihren Status in Messaging-Apps aktiv zu halten. Weitere 37% der Millennials offenbarten sogar, dass sie vorsätzlich Nachrichten außerhalb ihrer üblichen Arbeitszeit versenden, um den Eindruck zu erwecken, Überstunden würden geleistet. Bei der Gen Z lag der Anteil bei 27%.
Der Anteil bei den Millennials sei aufgrund von Generationsunterschieden so hoch. Während etwa die Gen Z Arbeitgeber wegen fehlender Work-Life-Balance offen kritisiere, würden Millennials stille Lösungen für sich finden.
Über alle Generationen hinweg, äußerten mehr als die Hälfte der Befragten, dass sie im Urlaub berufliche Anrufe angenommen haben. 86% gaben an, sie würden die E-Mails ihres Chefs auch im Urlaub lesen.
https://t3n.de/news/quiet-vacation-millenials-heimlich-urlaub-1625943/
Mehr als 1/3 der Beschäftigten arbeitet auch im Urlaub
Von jenen Befragten, die auch im Urlaub arbeiteten, antworteten 48%, dass sie mind. gelegentlich berufliche E-Mails beantworten würden. Außerdem würden im Urlaub auch administrative Aufgaben und Projektmanagement-Tätigkeiten übernommen.
Bilendi/Königsteiner Gruppe, Workation & Urlaub, Juni 2024 https://www.merkur.de/leben/karriere/vier-von-zehn-beschaeftigten-arbeiten-keinesfalls-im-urlaub-zr-93142693.html
Nur 45% der Beschäftigten sind zufrieden
Betriebliche Gründe für die schlechte Zufriedenheit finden sich insbesondere in der Führung. Sie beeinflusse die Zufriedenheit positiv und reduziere negative Emotionen wie Stress und Wut. Hinzu kommt, dass in vielen Bereichen, die Belastung durch Arbeitskräftemangel auf die verbliebenen Beschäftigten enorm werde. 41% der Befragten beklagten hierzulande ein enormes Stresslevel. Auch hier befindet sich Deutschland damit im vorderen Drittel. Ein neues Ergebnis zeigt, dass die Wut der Beschäftigten steigt. Beschäftigte, die über Stress klagten, tendierten auch öfter dazu, wütend zu sein. Die Wahrscheinlichkeit war hier 2,4-mal höher. Durch gute Führung lasse sich aber gegensteuern auch die Krankheitsquote könne so um 78% reduziert werden und damit auch die emotionale Bindung der Mitarbeitenden und das Engagement erhöhen.
Auch in Bezug auf die Gesundheit der Beschäftigten ist eine bedenkliche Entwicklung in Deutschland zu beobachten. Nur jede*r Vierte schafft es demnach noch, in der Freizeit vom Beruf abzuschalten. Zugenommen haben auch die psychischen Belastungen, 37% der Befragten äußerten, dass sie sich in den letzten 30 Tagen mindestens einmal wegen Arbeitsstress ausgebrannt gefühlt zu haben.
Gallup, Zufriedenheitsstudie 2023, Juni 2024
https://www.wiwo.de/erfolg/management/mitarbeiter-zufriedenheit-die-neue-wut-der-beschaeftigten-/29844502.html
Hybrides Arbeiten führ zu mehr Produktivität und Erschöpfung
Eine Langzeitstudie der Universität St. Gallen und der Barmer Krankenkasse zeigt die Auswirkungen des hybriden Arbeitens auf. Demnach stieg seit Mitte 2022 der Anteil jener Beschäftigten, die sich als produktiv einschätzen von 57% auf 60%. Gleichzeitig sank der Anteil derjenigen, die in ihrer Freizeit komplett von der Arbeit abschalten konnten von 53% auf 47%. Zudem erhöhte sich der Anteil der Befragten, die sich emotional erschöpft fühlten. Dieses Gefühl äußerte nahezu jede*r vierte Arbeitnehmende.
Seit Juli 2020 wurden für die Studie regelmäßig über 8.000 Beschäftigte aus mehr als 22 verschiedenen Branchen befragt. Auch nach dem Ende der Corona-Krise wurde weiterhin in geringerem Umfang mobil gearbeitet. Während zu Pandemiezeiten Beschäftigte bis zu 36% ihrer wöchentlichen Arbeitszeit im Home-Office verbrachten, sank dieser Anteil zuletzt auf 28%, was etwa 1,8 beziehungsweise 1,4 Arbeitstagen pro Woche entspricht.
Barmer/ Universität St. Gallen, Social health@work: Wie Unternehmen und Mitarbeitende von hybrider Arbeit profitieren, Juni 2024
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/hybrides-arbeiten-effekte-100.html
Alleinerziehende bleiben stark von Armut betroffen
Aktuelle Zahlen der Bertelsmann-Stiftung zeigen, dass 4 von 10 alleinerziehenden Familien armutsgefährdet sind. Dieser Anteil ist bei Paarfamilien deutlich geringer. Nahezu die Hälfte aller Kinder, die in einer Familie mit Bürgergeldbezug aufwachsen, lebt nur mit einem Elternteil im Haushalt.
Die Anzahl der alleinerziehenden Familien ist seit 2019 leicht gestiegen und belief sich 2023 auf etwa 1,7 Mio. Dieser Anstieg ist hauptsächlich auf zahlreiche geflüchtete Mütter* mit ihren Kindern aus der Ukraine zurückzuführen. 71% aller alleinerziehenden Mütter* und 87% aller alleinerziehenden Väter* sind erwerbstätig. Dieser Anteil fällt geringer aus als bei Paarfamilien, allerdings arbeiten alleinerziehende Mütter* häufiger in Vollzeit als Mütter* in Paarfamilien. 2023 waren 18% der Väter* alleinerziehend. Alleinerziehende Mütter* kümmerten sich durchschnittlich um mehr und jüngere Kinder. Auch nach einer Trennung erbrachten Mütter* den Großteil der Betreuungsaufgaben. Alleinerziehende Mütter* leisten dabei im Schnitt über 15 Stunden mehr Carearbeit wöchentlich als alleinerziehende Väter*. Auch von Armut sind alleinerziehende Mütter* deutlich häufiger betroffen.
Bertelsmann-Stiftung, Trotz Arbeit haben Alleinerziehende noch immer das höchste Armutsrisiko, Juni 2024
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/alleinerziehend-familie-armut-100.html
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