Mittwoch, 22. Mai 2024

Kommunikationstipps: Wie sich Vereinbarkeit und Vielfalt verknüpfen lassen

Vielfalt: Ein Mehrwert auch für die Kommunikation von Vereinbarkeitsthemen (Quelle: fauxels on pixels.com)

An wen richten sich die Vereinbarkeitsangebote von Arbeitgebern? Werden und fühlen sich ausnahmslos alle Angehörigen einer Organisation eingeladen, Lösungen zur Förderung der Work-Life-Balance zu erhalten? Arbeitgeber müssen die Vielfalt ihrer Belegschaft im Blick haben, wenn sie ihre familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik erfolgreich gestalten wollen. Ein paar Tipps, welche kommunikativen Maßnahmen sich dazu eignen, geben wir hier.

Vereinbarkeit von Beruf bzw. Studium, Familie und Privatleben – dabei geht es für Organisationen schon lange nicht mehr nur darum, Unterstützung beim Thema Kinderbetreuung zu leisten. Vereinbarkeitsfördernde Arbeits- und Studienbedingungen zu gestalten, bedeutet, sich mit der Vielfalt der Interessensgruppen auseinanderzusetzen, diese anzuerkennen und ihr mit entsprechenden Angeboten gerecht zu werden. Die Überschneidung von Vereinbarkeits- und Vielfaltsthemen liegt dabei auf der Hand. Die Schnittmengen finden sich sowohl inhaltlich als auch (z.T. als logische Folge) bezüglich der Zielgruppen.

Eine moderne betriebliche Vereinbarkeitspolitik berücksichtigt die Lebensphase, in der sich Beschäftigte (und ggf. Studierende) jeweils befinden. Sie bestimmt zu großen Teilen, welche privaten Aufgaben zu bewältigen sind. Die Lebensphase definiert sich zu großen Teilen über das Alter. Hinzukommen Entwicklungen im Privatleben und Stationen in der Bildung und/ oder im beruflichen Werdegang. Letztere stehen oftmals in Abhängigkeit zueinander. Sind die Anforderungen im Privatleben z.B. über einen längeren Zeitraum größer, kann das berufliche Engagement eventuell zurückgefahren werden. Dies ist aber nicht zwingend. Ein konkretes Beispiel wäre, wenn Mitarbeitende Eltern werden und eine Zeitlang vom Job pausieren bzw. den Erwerbsumfang mehrere Monate bis Jahre reduzieren möchten.

Elternschaft betrifft nicht nur Cis-Frauen, Cis-Männer oder Personen, die in heteronormativen Beziehungen leben. Leider gibt es jedoch Fälle wie diesen: Eine sich offen als homosexuell bekennende Mitarbeitende wendet sich an die Personalleitung mit einer Anfrage zur Elternzeit. Erstaunt wird ihr dort mit der Feststellung begegnet, dass sie „doch lesbisch sei“. Diese Reaktion ist offensichtlich ein No Go und sie zeigt: Die Barrieren in den Köpfen sind vielfach groß. Es muss deshalb aktiv darauf hingearbeitet werden, dass alle Angehörigen einer Organisation sich bewusst sind: Jede*r hat Vereinbarkeitsbedarfe und -wünsche. Berufliches und Privates miteinander in Einklang zu bringen, ist ein Ziel, das vor keiner Vielfaltsdimension Halt machen darf. Alter, Geschlecht und geschlechtliche Identität ethnische Herkunft und Nationalität, körperliche und geistige Fähigkeiten, sexuelle Orientierung, Religion und Weltanschauung, soziale Herkunft und auch die Diversity-Dimensionen auf den weiteren Ebenen sind keine Ausschlusskriterien für Vereinbarkeitsangebote. Einerseits sollte eigentlich der Tenor sein: Alle Angehörigen von Organisationen sind unabhängig von dieser Clusterung in eine vereinbarkeitsfördernde Personalpolitik einzubeziehen. Doch wir wissen auch: Aufgrund von Biases fühlen sich Personen oft nicht als Zielgruppe erkannt, wenn die Ansprache nicht aktiv erfolgt. Nehmen sich Kommunikator*innen der Vielfalt der Beschäftigten aktiv an, stellt sie einen enormen Informationsmehrwert dar: Vereinbarkeit lässt sich deutlich vielseitiger erläutern.

Wie können also Vielfaltsaspekte in der Kommunikation zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bewusst integriert werden? Mit welchen Kommunikationsmaßnahmen kann der Diversität der Beschäftigten gerecht werden? Wir haben ein paar Maßnahmenbeispiele stichpunktartig zusammengetragen:
  • Ansprache aller Beschäftigten in einer Organisation – vom Berufseinstieg bis zum Übergang in den Ruhestand​
  • Kommunikation zur Offenheit für Aufsteiger*innen und Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten
  • Austausch über Sektionsgrenzen hinweg (z.B. Stammtische) ​
  • Vernetzung von Generationen, z.B. Generationen Speed Dating
  • Austausch-Forum für Religionen und Weltanschauung
  • Individuelles Rollenmodell unabhängig von Geschlecht und geschlechtlicher Identität unterstützen; z.B. aktive Vaterschaft, Partnerschaftlichkeit fördern​
  • Einführung und Nutzung gendergerechter Sprache in Form und Inhalten
  • Mehrsprachigkeit von Materialien, Materialien in leichter Sprache, ggf. Sprachtrainings​
  • Barrierefreie Kommunikation (z.B. Website, Intranet)​
  • Erstellung und Einsatz eines interkulturellen Kalenders
  • Initiierung eines LGBTIQ-Netzwerks
  • Initiierung interkultureller Netzwerke
  • Integration von Identifikationspersonen/ Rolemodels in die Kommunikation​
  • Einführung von Ally-Programmen

Statt des benannten interkulturellen Kalenders kann auch ein Vielfaltskalender eingesetzt werden, um die Awareness für die Diversität unserer Gesellschaft und der Belegschaften zu steigern. Ausgangspunkt für so einen Kalender ist die Auseinandersetzung mit den Diversity-Dimensionen. Aus diesen heraus wird nach Aktions- und Feiertagen gesucht, die schließlich in den Kalender aufgenommen werden. Und damit der Kalender nicht im luftleeren betrieblichen Raum schwebt, können einzelne dieser Tage genutzt werden, um diversitätsbezogene Events oder weitere Kommunikationsmaßnahmen durchzuführen. Einige Tage - wie der Weltelterntag, der Internationale Männertag, der Tag der psychischen Gesundheit und der Tag der trans Eltern - bieten sich in besonderem Maße an, die Themenfelder Vereinbarkeit und Vielfalt auch inhaltlich noch stärker miteinander zu verzahnen und über diese Verbindung zu kommunizieren.

Wir haben für das Jahr 2024 einen Überblick über 220 Feier-, Fest-, Gedenk-, Awareness- und Aktionstage gelistet, die ein Abbild einiger Dimensionen unserer gesellschaftlichen Vielfalt sind. Das Ergebnis ist unser „VielfaltsTimer“, der hier kostenfrei abgerufen werden kann.

Ein kleiner Auszug aus dem VielfaltsTimer für die kommenden Monate:

  • Sa, 01.06.: Weltelterntag
  • Do, 06.06.: Tag der Sehbehinderten
  • Di, 18.06.: Autistic Pride Day
  • Fr, 28.06.: Christopher Street Day
  • Mo, 01.07.: Tag gegen antimuslimischen Rassismus
  • So, 14.07.: Internationaler Tag der nichtbinären Menschen
  • Fr, 30.08.: Wear It Purple Day
  • Di, 10.09.: Welttag der Suizidprävention
  • Fr, 20.09.: Weltkindertag
  • Di, 01.10.: Internationaler Tag der älteren Generation/ Tag der Senior*innen
  • Do, 10.10.: Welttag der psychischen Gesundheit
  • So, 03.11.: Tag der trans Eltern/ Transgender Parent Day
  • Sa, 16.11.: Internationaler Tag für Toleranz
  • Di, 19.11.: Internationaler Männertag
  • Di, 03.12.: Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen/ #PurpleLightUpDay
  • Mi, 18.12.: Internationaler Tag der Migrant*innen

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