Donnerstag, 25. Februar 2021

Vereinbarkeit in Zahlen: Work-Life-Balance zu Corona-Zeiten

Stichwörter zu aktuellen Studien aus der Arbeitswelt und dem Themenfeld Vereinbarkeit (©berufundfamilie Service GmbH)

88 % der Führungskräfte gehen davon aus, dass die in der Corona-Krise entwickelten hybriden Arbeitsmodelle beibehalten werden. 65 % der Beschäftigten attestieren ihrem Arbeitgeber eine gute Unterstützung der Beschäftigten mit Kindern während der Corona-Krise. Mehr Neuigkeiten in dieser neuen Ausgabe der Blogserie Vereinbarkeit in Zahlen".


Flexibles Arbeiten als wichtiger Faktor für Jobwechsel

Die Coronapandemie beeinflusst die Offenheit für einen Jobwechsel nur gering. Dies zeigt eine Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag von XING unter ca. 1.000 Beschäftigten. Rund ein Drittel der Befragten zeigt sich hier offen für einen Jobwechsel. Gründe ein Jobangebot abzulehnen, gibt es dennoch viele. Der triftigste Grund bleibt ein geringeres Gehalt: 74 % würden auf einen Stellenwechsel verzichten, wenn sie dort weniger Gehalt bekommen würden. Bliebe das Gehalt unverändert, würden 10 % von einem Stellenwechsel absehen. Die Befristung eines Vertrags ist ein weiteres Ausschlusskriterium für die Beschäftigten: 72% würden sich gegen ein Jobangebot mit befristetem Vertrag entscheiden.

Für die Beschäftigten in der Altersgruppe 18-29 Jahre sind eigene Gestaltungsmöglichkeiten ein wichtiger Faktor zur Entscheidung für ein Jobangebot. Wenn diese nicht vorhanden sind, würde sich ein Drittel der Befragten in dieser Altersgruppe gegen ein Jobangebot entscheiden. Für alle Befragten wird eine agile und moderne Arbeitskultur immer wichtiger. Nahezu jeder Vierte würde einen Job ablehnen, wenn der Arbeitgeber auf einer ständigen Anwesenheit beharrt. 40 % der Befragten würden einen Job ablehnen, bei denen es keine Möglichkeit zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung gibt. Wenn ein Jobangebot keine Weiterbildungsmöglichkeiten beinhaltet, würde ein Drittel das Angebot ablehnen.

Xing/Forsa: Repräsentative Online-Befragung unter ca. 1.000 Beschäftigten in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Dezember 2020
https://www.businessinsider.de/karriere/bewerbung/war-for-talents-welche-no-gos-bewerber-beim-jobwechsel-abschrecken/



Hybride Arbeitsmodelle auf dem Vormarsch

Laut einer Studie von Microsoft unter 9.000 Personen aus 15 europäischen Ländern mit jeweils 500 Führungskräften und 100 Mitarbeitenden pro Land wird deutlich: Die Zukunft der Arbeit wird hybrid sein. 88 % der befragten Führungskräfte gehen davon aus, dass die in der Corona-Krise entwickelten hybriden Arbeitsmodelle beibehalten werden. 2019 hatten lediglich 15 % der Unternehmen flexible Arbeitsmodelle. 2020 stieg dieser Anteil auf 76 %. Die befragten Arbeitnehmer*innen würden durchschnittlich 31 % ihrer Arbeitszeit im Büro verbringen.

Das Homeoffice birgt viele Vorteile: 69 % der Befragten finden es gut, dass sie Dresscodes im Homeoffice weniger beachten müssen, 49 % freuen sich über die freie Gestaltung der Arbeitszeit. 47 % genießen es, mehr Zeit für Hobbys und Freizeit zu haben. Neben diesen Vorteilen sehen die Führungskräfte Kostenvorteile: 56 % erwarten, dass Kosten gespart werden können durch einen geringeren Energieverbrauch und die Senkung von Reisekosten.

Microsoft, Work.Reworked 2020, Dezember  2020  

                                                                                                                                                           

Nahezu jeder Vierte arbeitet zurzeit im Homeoffice

Die Homeoffice-Verordnung zeigt Wirkung: 24 % der Erwerbstätigen arbeiteten laut einer Umfrage der Hans Böckler Stiftung Ende Januar ausschließlich oder zum größten Teil im Homeoffice. Für ein Drittel hiervon war die Homeoffice-Verordnung entscheidend dafür, auf Homeoffice umzustellen. Damit liegt der Wert nah am Wert des ersten Lockdowns im April 2020.

Hier betrug der Anteil 27 %. Damit sind zudem 10 % mehr im Homeoffice als bei der Vorgängerstudie im November (14%). Das Homeoffice-Potenzial scheint dennoch nicht komplett ausgeschöpft: 39 % der Befragten geben an, dass sie ihre Aufgaben komplett oder überwiegend von Zuhause aus erledigen könnten. 5% der Erwerbstätigen, die Ende Januar überwiegend vor Ort arbeiteten, gaben an, dies weiter reduzieren zu wollen. Hiervon gaben zudem 70 % an, dass ihr Arbeitgeber das Hindernis für mehr Homeoffice sei.

 


Großteil der Beschäftigten zufrieden mit dem Arbeitgeber in der Corona-Krise

Die Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland ist laut einer repräsentativen Umfrage der Bertelsmann Stiftung unter 1.000 Beschäftigten in Deutschland mit ihren Arbeitgebern zufrieden. So zeigten sich 86 % mit dem Verhalten ihres Arbeitsgebers während der Pandemie zufrieden. Unter jenen, die finanzielle Einbußen durch die Krise erlitten, lag die Zufriedenheit bei 77 %. Das Einkommen beeinflusst die Einstellung zum Arbeitgeber: Besonders positiv äußerten sich Beschäftigte mit einem Einkommen von 3500 Euro.

Bei Beschäftigten mit einem Einkommen von weniger als 1500 Euro bewerteten 78 % das Verhalten ihres Arbeitgebers positiv. Diese positive Einschätzung zeigt sich auch in Bezug auf den Infektionsschutz durch die Arbeitgeber. 90 % der befragten Beschäftigten gaben hierbei an, dass ihr Arbeitgeber Maßnahmen ergriffen hat, um eine Ansteckung mit Corona möglichst zu verhindern. So hätten die Arbeitgeber Masken und Desinfektionsmittel ausgegeben oder Beschäftigte dort ins Homeoffice geschickt, wo es möglich gewesen sei.

65 % der Befragten gaben zudem an, dass ihr Arbeitgeber Beschäftigte mit Kindern besonders dabei unterstützt habe, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Es zeigt sich hierbei jedoch deutlich: Ein höheres Einkommen und ein höherer formaler Bildungsgrad gehen mit einer größeren Zustimmung einher, dass der Arbeitgeber bei der Vereinbarkeit geholfen hat.

Bertelsmann Stiftung, repräsentative Beschäftigtenbefragung zum Verhalten der Arbeitgeber während Corona, Februar 2021
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2021/februar/beschaeftigte-geben-ihren-arbeitgebern-gute-noten-in-der-corona-pandemie


Stressfaktor Nr. 1: Mangelnde Work-Life-Balance zu Corona-Zeiten

Eine Online-Umfrage des Arbeitskreises Chancengleichheit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) unter 1.500 überwiegend aus Europa kommenden Beschäftigten zeigt: Die fehlende Trennung von Beruf und Familie durch Homeoffice und zusätzliches Homeschooling führt zu Stress. 70 % der Umfrageteilnehmenden waren in einer akademischen Position tätig. Die größte Gruppe der Befragten waren Paare ohne Kinder zwischen 30-39 Jahren. Am häufigsten nannten die Befragten in den Freitextfeldern „mangelnde Work-Life-Balance“, „Homeschooling“ und „emotionale und mentale Probleme“. Führungskräfte hatten dabei mehr Stress durch Homeoffice als Personen ohne Führungsverantwortung

Die Analyse der Freifelder zeigt zudem: Eine Gruppe der Befragten ist überzeugt, dass die Pandemie eine Chance ist, Remote Work und Fernunterricht zu überarbeiten. Die andere Gruppe fürchtet allerdings, dass die verstärkte Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien  herkömmliche Arbeitsweisen ersetzen könnte. 40 % haben Angst vor einem Jobverlust. 35 % haben die Befürchtung, dass sie nach der Coronakrise nicht mehr im Homeoffice arbeiten können. 

Deutschen Physikalischen Gesellschaft e. V. (DPG): Balance von Arbeit und Leben in Corona-Zeiten, Februar 2021
https://www.dpg-physik.de/veroeffentlichungen/aktuell/2021/balance-von-arbeit-und-leben-in-corona-zeiten

 

Kontaktbeschränkungen als größtes Hindernis für Weiterbildungsmaßnahmen

2020 wurden zahlreiche Weiterbildungsangebote in Unternehmen abgesagt. Die Gründe dafür sind vielfältig, wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung unter 1.759 Vertreter*innen aus Unternehmen feststellt. 96 % Weiterbildungen fanden aufgrund der Kontaktbeschränkungen durch die Coronakrise nicht statt, 39 % entfielen aufgrund von fehlenden Lehrkräften und weitere 28 % aufgrund der Unsicherheit über die Fortführung der Geschäftstätigkeit. 23 % der Weiterbildungsmaßnahmen fanden darüber hinaus nicht statt, weil Beschäftigte nicht an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen wollten oder konnten. Um Weiterbildungen unter Coronabedingungen zu ermöglichen, nutzten viele Unternehmen die Möglichkeit von E-Learning.

Ein Drittel der Befragten gab an, E-Learning zur Weiterbildung erstmalig während der Coronakrise verwendet zu haben. 44 % der Unternehmen nutzen dafür bereits vor der Pandemie E-Learning. 20 % der befragten Unternehmen veränderten nichts an ihrem E-Learning-Angebot. Trotz Kurzarbeit, in der Beschäftigte Weiterbildungsmaßnahmen hätten wahrnehmen können, wurde hier das Angebot nicht ausgebaut. Nur jedes zehnte Unternehmen mit Beschäftigten in Kurzarbeit im Herbst 2020, nutzte die ausgefallene Arbeitszeit zur Weiterbildung.

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Betriebe in der Covid-19-Krise, Dezember 2020
https://www.iab-forum.de/weiterbildung-in-der-covid-19-pandemie-stellt-viele-betriebe-vor-schwierigkeiten/
https://www.managerseminare.de/ms_Artikel/Mitarbeiterqualifizierung-waehrend-der-Krise-Unternehmen-lassen-Weiterbildung-schlei,280636



Unternehmen setzen auf Vereinbarkeit gegen Fachkräftemangel

Laut dem aktuellen Fachkräftemigrationsmonitor der Bertelsmann Stiftung, der eine Umfrage bei Entscheider*innen in Unternehmen beinhaltet, bleibt der Fachkräftemangel das zentrale Problem. 54 % der Befragten rechnen mit einem Fachkräftemangel im laufenden Jahr. Im vergangenen Jahr waren es 55 %. Der größte Fachkräftebedarf bezog sich hierbei auf Personen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung (37 %) und Akademiker*innen (27 %).

Die befragten Unternehmen setzen bei der Fachkräftegewinnung darauf, neue Mitarbeitende auszubilden und das vorhandene Personal durch Weiterbildung und bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu halten. Lediglich 17 % geben an, Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren. Dabei handelt es sich insbesondere um Fachkräfte aus der EU und weiteren europäischen Ländern. Als größte Herausforderungen bei der Gewinnung aus dem Ausland geben die befragten Unternehmen sprachliche Verständigungsprobleme und die Schwierigkeit, die im Herkunftsland erworbenen Qualifikationen richtig einzuschätzen, an.

Bertelsmann Stiftung, Fachkräftemigrationsmonitor, Januar 2021
https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/Migration_fair_gestalten/IB_Fachkraeftemigrationsmonitor_2021.pdf   

https://www.businessinsider.de/karriere/arbeitsleben/trotz-corona-wo-auch-2021-fachkraeftemangel-droht-und-was-unternehmen-dagegen-tun/  



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