Rollenwandel mit dem audit berufundfamilie: Führungskräfte werden Coaches, Beschäftigte und Teams werden zu Mitgestalter*innen (Foto: Ian Schneider on Unsplash) |
Der Wandel der Arbeitswelt ist auch von Veränderungen bzgl. der Rollen von Führungskräften, Beschäftigten und Team geprägt. Unterstützt bzw. fängt eine systematische Vereinbarkeitspolitik diese Changes auf? Antworten skizzieren wir im folgenden 4. und damit letzten Teilbericht zu unserer Netzwerkumfrage „Vereinbarkeit und Transformation – wenn eins nicht ohne das andere geht“.
Wenn wir vom Wandel der Arbeitswelt sprechen, kommen wir auch nicht umhin, uns zu fragen, wie sich das Selbstverständnis und die Rollen von Führungskräften, Beschäftigten und Team in den letzten Jahren verändert haben. Studien und letztendlich auch die Praxis zeigen, dass Beschäftigte stärker selbstverantwortlich ihrer Tätigkeit nachgehen und mehr mitbestimmen möchten, was Entscheidungen bzgl. ihres Aufgabengebiets angeht. Teams streben deutlicher denn je an, sich verantwortlich für die Zusammenarbeit zu zeigen. Ein wesentlicher Treiber ist hier der Megatrend der Individualisierung.
Führungskräfte werden zwar weiterhin für ihre fachlichen Kompetenzen geschätzt, mehr und mehr wünschen sich Mitarbeitende aber, dass sie als Coaches und Mentor*innen agieren. Bei den Führungskräften selbst wächst wie bei den Mitarbeitenden der Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance.In unserem berufundfamilie Scout „Vereinbarkeit und Transformation – wenn eins nicht ohne das andere geht“ – unserer jüngsten Umfrage unter Vertreter*innen von Organisationen, die das Zertifikat zum audit berufundfamilie oder audit familiengerechte hochschule tragen – haben wir die 220 Teilnehmenden ihre Einschätzung zum Einfluss des audit auf die Rollen und das Wirken der Beteiligten geben lassen. Dazu haben wir sechs Aussagen formuliert, zu denen die Befragten über eine vierstufige Skala ihre Zustimmung geben konnten. Hier die Ergebnisse:
Zentral dafür, dass Vereinbarkeit in den Organisationen gelebt wird, ist die Stützung des Themas und die aktive Förderung durch Führungskräfte. Sie bilden den Flaschenhals erfolgreicher Vereinbarkeitspolitik. Adäquates Handeln setzt allerdings voraus, dass ein Bewusstsein für den Handlungsbedarf vorhanden ist – also auch, welche Bedarfe die Beschäftigten haben. Das audit wirkt darauf ein, dass diese Voraussetzung gegeben ist. So stimmen die meisten Befragten – nämlich 85,9% – der Aussage zu, dass das audit dazu beiträgt, dass Führungskräfte für die Bedarfe der Mitarbeitenden sensibilisiert werden.
Führungskräfte, die Vereinbarkeit selbst vorleben, sind glaubwürdiger in ihrer Vermittlungsrolle, wenn es um Work-Life-Balance fördernde Angebote geht. Indem sie selbst Angebote der Organisation nutzen, um Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen, nehmen sie Mitarbeitenden Vorbehalte und motivieren diese, Lösungen ebenfalls zu nutzen. Wird also die Vereinbarkeit der Führungskräfte gefördert? Die Antwort ist zentral für die Kultur, die bezüglich der familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik in einer Organisation herrscht. Auch hier überzeugt das audit laut der Befragten: 8 von 10 (79%) der Teilnehmenden meinen, dass das audit Führungskräfte in ihrer Vorbildfunktion unterstützt, indem es auch deren Vereinbarkeit fördert.
Nicht jede*r Beschäftigte hat die gleichen Vorstellungen, wie Beruf und Privatleben zu vereinbaren sind. Rein standardisierende, starre Angebote bergen die Gefahr, dass diese nicht der Lebensrealität und den Vorstellungen, die sich aus ihren Lebensentwürfen ergeben, entsprechen. Gefragt ist daher ein Rahmen von Angeboten, in dem passgenaue Lösungen erarbeitet werden. Die Tragfähigkeit der Lösungen ist aber nicht nur von der Ausgestaltbarkeit an sich abhängig, sondern in hohem Maße auch davon, ob die betrieblichen Anforderungen und die Belange des Teams gewahrt werden können. Funktionierende Vereinbarkeit braucht also den Dialog zwischen der Führungskraft, der*dem einzelnen Mitarbeitenden und dem Team. Auch für das somit gefragte „Zusammenrücken im Sinne der Vereinbarkeit“ steht das Managementinstrument audit: Für 75,8% fördert das audit den Austausch zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden – auch in Form von Aushandlungsprozessen, in denen passgenaue Vereinbarkeitslösungen gemeinsam ausgestaltet werden.
Dabei versetzt das audit berufundfamilie / audit familiengerechte hochschule Beschäftigte in die aktive Rolle: So meinen 7 von 10 Befragten (70,4%), dass das audit einen Rahmen für die aktive Mitgestaltung der Personalpolitik durch Beschäftigte schafft.
Aus Sicht von 69,9% der Befragten stärkt das audit Teams darin, gemeinsam Lösungen für individuelle Vereinbarkeitswünsche zu finden.
Das Selbstverständnis und Bild der Führungskräfte definieren sich derzeit neu. Obwohl der Rollenwandel noch nicht in jeder Organisation gezielt verfolgt oder abgeschlossen ist, meint knapp die Hälfte der Befragten (49,9%): „Das audit hilft Führungskräften, ihre (neue) Rolle als Mentor*innen bzw. Coaches der Mitarbeitenden wahrzunehmen.“
Die Präsentation zum berufundfamilie Scout „Vereinbarkeit und Transformation – wenn eins nicht ohne das andere geht“ ist kostenfrei auf unserer Website abrufbar.
Zum berufundfamilie Scout
Unter dem Dach berufundfamilie Scout führten wir vom 05.12.2022 bis 17.01.2023 die Online-Kurzumfrage „Vereinbarkeit und Transformation – wenn eins nicht ohne das andere geht“ durch. 220 Vertreter*innen von Unternehmen, Institutionen und Hochschulen, die aktuell das Zertifikat zum audit berufundfamilie bzw. audit familiengerechte hochschule tragen, nahmen teil – 53,6% aus Unternehmen, 36,4% aus Institutionen und 10% aus Hochschulen.
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