Donnerstag, 14. August 2025

Alter, was?!: Erfahrungen mit Altersdiskriminierung

Erfahrungen mit Altersdiskriminierung im Arbeitsalltag sind allgegenwärtig (Foto: berufundfamilie Service GmbH)

Mehr als jede*r Dritte in Deutschland wurde bereits wegen des Alters auf der Arbeit ausgegrenzt. In unserem Blogbeitrag, der ein Mix aus anonymisierten Erfahrungen von Beschäftigten, aktuellen Zahlen und Tipps ist, gehen wir auf das wichtige Thema Altersdiskriminierung ein.


„Junges, dynamisches Teammitglied gesucht.“, „Der Rüdiger ist doch Ü50, der kann das mit dem PDF nicht.“ oder „Natürlich geht der Azubi Elias wieder früher – diese Jugend.“ Mal ehrlich, wer wurde im Arbeitsalltag nicht schon mit solchen Aussagen konfrontiert? Und sie haben eins gemeinsam: Diese Aussagen sind diskriminierend aufgrund des Alters.

Mit unserem Jahresmotto #agematters – alter(n)sbewusst attraktiv haben wir uns in diesem Jahr zum Ziel gesetzt, über Alterfragen in der Arbeitswelt aufzuklären und Organisationen dafür zu sensibilisieren, Altersdiskriminierung abzubauen und zu vermeiden. Denn Altersdiskriminierung ist hierzulande allgegenwärtig. Eine aktuelle, repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts GMS im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes offenbart, dass 45% aller Personen über 16 Jahren in Deutschland bereits Altersdiskriminierung erlebt haben.[1] Am häufigsten tritt Altersdiskriminierung dabei im Arbeitsleben auf: Hier gaben 39% der Befragten an, dass sie bei der Arbeit aufgrund ihres Alters ausgegrenzt wurden.[2]

Bereits im Februar dieses Jahres widmeten wir uns daher im remote café „#agematters alter(n)sbewusst attraktiv, Einblicke in alters- und alternsgerechte HR-Arbeit“ dem Faktor Alter, Vorurteilen und damit verbundene Diskriminierung im Arbeitsleben.
Hierbei erfragten wir mit einer Menti-Umfrage Erfahrungen mit Altersdiskriminierung im Arbeitsalltag der Veranstaltungs-Teilnehmenden.

Es zeigt sich dabei, dass Beschäftigte jeden Alters bereits im Recruiting Diskriminierung erfahren haben. Einige berichten von ihren negativen Erfahrungen als Bewerber*innen jenseits der 50, von Stellen, die bevorzugt mit jüngere*n Kolleg*innen besetzt wurden oder von der Frage nach einer möglichen Schwangerschaft bei Berufseintritt. Im folgenden Foto sind einige ausgewählte, anonymisierte Zitate zu eigenen Erfahrungen mit Altersdiskriminierung aus dem remote café zu sehen:

Kollage aus Zitat-Kacheln zum Thema Altersdiskriminierung im Recruiting (Foto: berufundfamilie Service GmbH)

Diese Erfahrungen lassen sich auch an aktuellen Zahlen ablesen: So erlebten 28% der Beschäftigten bereits Benachteiligung aufgrund des Alters im Bewerbungsprozess – besonders betroffen dabei: die Altersgruppe der 50-bis 67-Jährigen; hier lag der Anteil der Betroffenen sogar bei 35%.[3]

Doch nicht nur im Recruiting zeigt sich Altersdiskriminierung, sondern auch in der täglichen Zusammenarbeit. Auch hier berichten die remote café-Teilnehmenden von diskriminierenden Äußerungen, Vorurteilen oder Möglichkeiten, die ihnen aufgrund des Alters verwehrt bleiben. Auch von intersektionaler Diskriminierung aufgrund des Alters und des Geschlechts und Generationenkonflikten wird berichtet. Die folgenden Fotos zeigen beispielhafte Zitate:

Kollage aus Zitat-Kacheln zum Thema Altersdiskriminierung im Arbeitsalltag (Foto: berufundfamilie Service GmbH)

Kollage aus Zitatkacheln zum Thema Altersdiskriminierung im Recruiting (Foto: berufundfamilie Service GmbH)


Auch diese geschilderten Erfahrungen zu Vorurteilen und dadurch auftretende Generationenkonflikten lassen sich durch Zahlen untermauern. So berichteten 22% der Gen Z (Jahrgänge 1995-2009) ebenfalls von Diskriminierungserfahrungen, die mit dem Lebensalter zusammenhängen. 71% von ihnen geht davon aus, dass es in der Arbeitswelt einen generellen Generationenkonflikt gibt, aber nur 31% kann dies für ihre eigene Organisation sagen.[4] Generationenkonflikte kommen dabei am häufigsten in Teams vor, deren Altersdurchschnitt hoch ist. In ihnen sind dann mit 44% am häufigsten jüngere Beschäftigte betroffen, die hin und wieder bzw. häufig oder sehr häufig Generationenkonflikte erleben. In einem eher jungen Team beklagen dagegen tendenziell häufiger Beschäftigte ab 50 Jahren (28%) Generationenkonflikte.[5]

Besonders wichtig ist dabei zu betonen, dass gängige Annahmen über Generationenunterschiede mithin widerlegt wurden. Denn wie jemand zur Arbeitswelt steht, hängt nicht vom Geburtsjahr ab, sondern der Lebensphase, in der*die Beschäftigte sich befindet.

Was also tun als Arbeitgeber?


Arbeitgeber sollten Alter gezielter in der Personalpolitik in den Blick nehmen, Altersdiversität mehr forcieren und auch den Generationenaustausch fördern. Für das Personalmanagement und den täglichen Umgang miteinander bedeutet das, dass Alter, Generationenzugehörigkeit und Lebensphasen gemeinsam zu denken sind, sich von generationenfixierten Zuschreibungen zu lösen und individuelle Lebensentwürfe zu beachten. Denkbar sind hierbei Workshops zu Altersstereotypen und -rollen, Konzepte zum intergenerationalen Austausch und Wissenstransfer.


[4] Charta der Vielfalt e.V., Generationendialog statt Generationenkonflikt, 2024


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