Freitag, 29. April 2016

Der Tag der Arbeit in Zeiten des flexiblen Arbeitens

Er fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag: der Tag der Arbeit. Das ist für einen Großteil von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aber auch schon alles, was sie aktuell mit dem 1933 in Deutschland eingeführten Feiertag verbinden. Dabei passt seine Historie bestens zu der momentanen Entwicklung in der Arbeitswelt: eine Welt, in der zwischen Regelarbeitszeiten und flexibler Arbeitszeitgestaltung hin und her diskutiert wird.
Was sagt uns die Historie? Die Vorläufer des Tags der Arbeit finden sich zu Ende des amerikanischen Bürgerkriegs, als Gewerkschaften zum ersten Mal die Einführung eines Acht-Stunden-Tags forderten. Bis dahin wurde in US-amerikanischen Unternehmen zehn bis 13 Stunden gearbeitet. Mit dem Generalstreik am 1. Mai 1886 verliehen die Gewerkschaften der Forderung nach einem Acht-Stunden-Tag bis heute Nachdruck. 

Flexible Arbeitsorganisation

Feste Arbeitszeiten und Präsenzkultur gehörten seitdem zu den Rahmenbedingungen unseres Arbeitsalltags. Doch davon rücken wir langsam ab – zumindest dort, wo Vor-Ort-Aktivitäten nicht zwingend notwendig sind. Ein Stück weit geht das mit dem Megatrend der Individualisierung einher. Menschen wünschen sich per se, ihr Leben – und damit auch ihre Arbeit – stärker eigenständig gestalten zu können. Mehr kurz- und langfristige Möglichkeiten der flexiblen Arbeitsorganisation werden von Beschäftigten gewünscht – und das unabhängig von ihrer Berufs- und Lebensphase sowie ihrem individuellem Lebensentwurf.


Studie "Vereinbarkeit 2020": Flexibles Arbeiten im Sinne der Individualisierung


Das belegt die Studie „Vereinbarkeit 2020“, die wir in Zusammenarbeit mit dem IBE, Fachhochschule Ludwigshafen, durchgeführt haben.[1] Flexibles Arbeiten bietet Beschäftigten die Möglichkeit, ihrem physischen und mentalen Rhythmus besser entsprechen zu können. Aber mehr noch: Es eröffnet bessere Chancen auf eine Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben.

Arbeitszeit selbständig gestalten?

Gefragt ist zum einen mehr Flexibilisierung bei der Arbeitszeit. Beschäftigte möchten das Vertrauen von Vorgesetzten erhalten, ihre Aufgaben zeitlich in Eigenregie führen zu können. Dabei hat das Ziel die oberste Priorität: Das Ergebnis muss stimmen. Wenn etwa eine Präsentation zu Ende der Woche fertig sein soll, ist es unerheblich, ob diese vorab zwischen 8 und 17 Uhr erstellt wird oder ob andere Zeiten für die Erarbeitung gewählt werden.

Arbeitsort frei wählen?

Und auch wo diese Arbeit erbracht wird, ist nicht unbedingt entscheidend. Das Büro muss nicht der beste Ort sein, wenn es um kreative Arbeiten geht oder aber Aufgaben, die erhöhter Konzentration bedürfen. Texte etwa gelingen oft im Home Office besser als in einem mit Kolleginnen und Kollegen gefüllten Büroraum.  

Flexible Führungskräfte

Für die über 1.000 Befragten der berufundfamilie-Studie zählt zu den wichtigsten Erwartungen an eine Führungskraft, dass sie die Selbständigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördert. Selbständigkeit ankurbeln und zugleich gewünschte Arbeitsergebnisse einfahren – dies ist ein besonderer Spagat für Führungskräfte. Sie sind per se gefordert, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Vertrauen in ihre eigene Arbeitsweise zu schenken. Gleichzeitig müssen sie Arbeitsabläufe managen, Ziele genauestens definieren, klar kommunizieren – auch mit Einsatz neuster Technik – und auf Leistungs- und Erfolgskontrollen setzen. Je selbständiger Beschäftigte sind, umso schwieriger scheinen diese Aufgaben. Scheinen! Es bedarf eines Flexibilitätsmanagements und dessen A&O ist die Kommunikation – die fortlaufende Kommunikation mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über Projekte, ihre Ziele, ihre Stufen, ihre Erreichbarkeit usw. Vielleicht lernen Führungskräfte so sogar einen bewussteren Umgang mit den Beschäftigten als dieser in der Acht-Stunden-Regelarbeitszeit und der Vor-Ort-Präsenz momentan gegeben ist.

[1] „Vereinbarkeit 2020 – eine Studie zu familien- und lebensphasenbewusster Personalpolitik im Zeitalter der Individualisierung“, berufundfamilie Service GmbH in Zusammenarbeit mit dem IBE, Fachhochschule Ludwigshafen, 2015, siehe www.vereinbarkeit2020.berufundfamilie.de

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