Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Die Paarbeziehung
wird oft nicht bedacht (©Death to Stock) |
Das ist kein Einzelfall. Immer wieder wird von Eltern beklagt, dass sie
zu wenig Zeit für sich und den Partner haben, dass die Beziehung leidet unter
den alltäglichen Anforderungen des Familienmanagements. Wer bringt welches Kind
wann in die Krippe oder die Schule, wann müssen Tagesmutter oder Großeltern
organisiert werden? Wie können berufliche Engpässe überbrückt werden?
Werden Frauen mehr vernachlässigt?
Die aktuelle AOK-Familienstudie bestätigt den Befund, dass in Familien
oft die Partnerschaft zu kurz kommt – mit einem
interessanten Unterschied zwischen Vätern und Müttern: 47 Prozent der
befragten Frauen beklagen, ihrem Partner zu wenig Zeit widmen zu können. Bei
den Männern sind es mit 73 Prozent noch weit mehr.
Unbedachte Konsequenzen von Vereinbarkeits-Konflikten?
So wird die erschwerte Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu einem
Risikofaktor für die Paarbeziehung und
erhöht so letztlich die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Trennung oder
Scheidung kommt. Mit den bekannten negativen Auswirkungen auf die betroffenen
Kinder. Und was viele Arbeitgeber unterschätzen: Auch die Arbeitsproduktivität
lässt in familiären Konfliktphasen meist spürbar nach, oft ist dieser Effekt
noch Monate oder Jahre nach der Trennung wirksam.
Ist die Digitalisierung ein Beziehungskitt?
Was kann getan werden? Neben den in vielen Organisationen
bereits recht flexiblen Arbeitszeiten bietet die zunehmende Digitalisierung
neue Chancen. Durch alternierende Telearbeit – zum Teil wird zu Hause
gearbeitet und zum Teil in der Firma - oder Videokonferenzen statt
zeitaufwändiger Dienstreisen sind weitere Erleichterungen für die betroffenen
Paare möglich.
Einen
Schritt weiter gehen Unternehmen wie die Sparkasse Münsterland Ost, die
Wochenendseminare für Beschäftigte und deren Partner anbietet zu Themen wie „Teenager“
oder „Pflege“. Spezielle Firmen-Angebote wie Paarcoachings sucht man allerdings
(noch?) vergebens…
Dabei steht fest: Mehr
und flexiblere Zeiten für Familien und die Kompetenzen, mit den
Herausforderungen als Eltern und Paar auch konstruktiv umgehen zu können,
nutzen so den Kindern bzw. pflegebedürftigen Angehörigen, aber genauso den
Eltern als Paar und last not least dem Arbeitgeber.
Dipl.-Psych. Gerald Maier
Gutachter für das audit berufundfamilie
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