Allein in
der Kinderbetreuung, oft allein in der materiellen Absicherung:
Alleinerziehende brauchen individualisierte Vereinbarkeitslösungen (© deathtothestockphoto.com)
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Alleinerziehende sind nicht nur gefordert, ihr(e) Kind(er) ohne Partner*in im gemeinsamen Haushalt zu betreuen, sie tragen auch Sorge für die finanzielle bzw. materielle Absicherung ihrer Familie. Am heutigen National Single Parent Day nennen wir aktuelle Daten zu Alleinerziehenden und deren Erwerbstätigkeit und setzen uns ansatzweise mit der Bedeutung einer individualisierten Personalpolitik für diese Zielgruppe auseinander.
Die US-Amerikaner*innen haben uns etwas voraus: Sie feiern am 21. März den „National Single Parent Day“ – und das seit 35 Jahren. Präsident Ronald Reagan führte den Tag der Alleinerziehenden ein, um – wie es in den Chroniken teilweise heißt – „die harte Arbeit, Hingabe und Opfer von allein erziehenden Eltern zu ehren und anzuerkennen“. Tatsächlich sehen sich Alleinerziehende mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert – auch was die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben betrifft.
20 % der Eltern sind alleinerziehend – mit minderjährigem Kind
Zur Orientierung hier einige Zahlen[1]: Im Jahr 2017 gab es 2,6 Mio. Familien alleinerziehender Eltern. In 1,5 Mio. Familien Alleinerziehender lebten minderjährige Kinder. Damit war knapp jede fünfte Familie mit minderjährigen Kindern die Familie eines alleinerziehenden Elternteils. 2017 wurden insgesamt 2,4 Mio. Kinder von einem alleinerziehenden Elternteil betreut.
Frauen haben den überwältigend großen Anteil unter den Alleinerziehenden. So lag im Jahr 2017 der Väteranteil an den Alleinerziehenden mit Kindern unter 18 Jahre bei 12 %.
Von den alleinerziehenden Müttern mit Kindern im Alter bis unter 3 Jahre waren 2017 27 % erwerbstätig. Bei den Vätern waren es 69 %. Und bei der Vollzeit ergibt sich ebenfalls ein Ungleichgewicht: Während nur 42 % der alleinerziehenden Mütter einer Tätigkeit in Vollzeit nachgingen, waren es bei den alleinerziehenden Vätern 88 %.
Alleinerziehend sein, bedeutet, ohne Partner*in im gemeinsamen Haushalt für die Betreuung und Erziehung von Kindern zuständig zu sein. Und mehr noch: Wer alleinerziehend ist, sorgt in der Regel auch für das finanzielle bzw. materielle Auskommen der Familie. Erwerbstätigkeit ist daher für Alleinerziehende oft keine Option sondern eine Notwendigkeit. Eine berufliche Tätigkeit trägt darüber hinaus aber auch zur persönlichen Selbstbestimmung bei.
Individualisierte Vereinbarkeitslösungen für wertvolles Humankapital
Und aus Sicht der Arbeitgeber sind Eltern – alleinerziehend oder in einer Partnerschaft lebend – unverzichtbare personelle Ressourcen. Sie prägen die Vielfalt in Organisationen. Wie können Arbeitgeber und alleinerziehende Beschäftigte zueinander finden? Wie kann die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben für Alleinerziehende optimiert werden? Wie lässt sich auf die individuellen Lebensumstände Alleinerziehender Rücksicht nehmen und deren Motivation und Produktivität für beide Seiten zufriedenstellend einsetzen?
Hier einige Lösungsansätze in Stichpunkten:
- Vollzeitnahe Teilzeit sind erfahrungsgemäß attraktiv für alleinerziehende Beschäftigte und Arbeitgeber
- Flexible Arbeitszeitgestaltung wie z.B. Gleitzeit oder variable Pausen erhöhen die Möglichkeit für Beschäftigte, diverse private Verpflichtungen koordinieren und erledigen zu können
- Flexibilisierung des Arbeitsorts etwa durch Telearbeit bzw. Home-Office kann bedeutende Zeitersparnis für Beschäftigte und damit mehr Freiräume für private Belange bedeuten
- Berücksichtigung Alleinerziehender in der Personalentwicklung z.B. Aus- bzw. Weiterbildung in Teilzeit
- Finanzielle Zusatzleistungen als Unterstützung der Kinderbetreuung, beispielsweise Betreuungszuschuss
- Serviceleistungen z.B. in Form von Notfallbetreuungsangeboten in Kooperation mit externen Familienservices
Vor dem Hintergrund, dass Alleinerziehende eine gewichtige Gruppe in Belegschaften ausmachen, sind deren Belange im Rahmen einer strategisch angelegten familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik stets mitzudenken. Gleichzeitig sollten sich Arbeitgeber immer die Möglichkeit offen halten, individualisierte Lösungen für diese wie auch für alle anderen Beschäftigten auszuhandeln. Ein standardisiertes Maßnahmenportfolio wird wenig bringen, wenn Mitarbeiter*innen passgenaue Angebote wünschen.
Ein Blick über die Landesgrenzen und damit auf Gemeinsames
Davon geht auch das europäische Projekt „New Horizons for Work“ aus, an dem die berufundfamilie Service GmbH kürzlich mitwirkte. „New Horizons für Work: Achieving Work-Family Balance for Lone Parents“ lautet der vollständige Titel des Programms, das Online-Schulungen für alleinerziehende Beschäftigte und Arbeitgeber umfasst. Ziel dieser Schulungen ist es, die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben von Alleinerziehenden und damit deren Bindung an den Arbeitgeber. Entstanden ist das Angebot im Rahmen der Initiative „Stronger Families“, der fünf etablierte Organisationen angehören: APERIO (Tschechische Republik), Intermedia (Italien), One Family (Republik Irland), One Parent Families (Schottland) und die berufundfamilie Service GmbH (Deutschland). Die berufundfanmilie nahm dabei ihre Aufgabe als Think Tank war, indem sie ihr mittlerweile über 20-jähriges Know-how aus Auditierungen von über 1.700 Arbeitgebern zur Verfügung stellte. Das Ergebnis sind Lern-Tools für Irland, Italien, Schottland und Tschechien. Mehr Informationen liefert die Website www.strongerfamilies.eu.
Sie sind Arbeitgeber und interessiert an passgenauen familien- und lebensphasenbewussten Lösungen für Alleinerziehende? Die berufundfamilie berät Sie gerne: Tel.: +49 69 7171333-0, info@berufundfamilie.de
[1] Statistisches Bundesamt, Alleinerziehende in Deutschland 2017, August 2018; https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressekonferenzen/2018/Alleinerziehende/Pressebroschuere_alleinerziehende.pdf?__blob=publicationFile
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