Das Jobcenter Wuppertal AöR – ein familien- und lebensphasenbewusster Arbeitgeber (©Jobcenter Wuppertal AöR) |
Die Jobcenter Wuppertal AöR hat insgesamt neun Standorte, an denen rund 700 Beschäftigte tätig sind. Sie profitieren von der familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik, die das Jobcenter seit 2016 mit dem audit berufundfamilie systematisch gestaltet. Zu den Angeboten zählen u.a. Telearbeit, Langzeitarbeitskonten, Eltern-Kind-Büros in jeder Geschäftsstelle, eine Kindergroßtagespflegestelle mit Belegplätzen in einem Kindergarten und ein Kontakthalteprogramm für Elternzeitler*innen. Das ist aber längst noch nicht alles. Über weitere Vereinbarkeitslösungen, die strategische Ausrichtung des Vereinbarkeitsengagements sowie u.a. über die Themen Digitalisierung und Pflege sprechen wir hier im Interview mit Thomas Lenz, Vorstandsvorsitzender, und Sabine Battaglia, Gleichstellungsbeauftragte.
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Auditierung bzw. Re-Auditierung nach dem audit berufundfamilie?
Thomas Lenz (TL): Uns ist das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ sehr wichtig, weil es ein wesentlicher Baustein für die Attraktivität eines Arbeitgebers ist. Die Re-Auditierung stellt sicher, dass wir in einem strukturierten und nachvollziehbaren Prozess unsere Organisation in regelmäßigen Abständen hinsichtlich der Maßnahmen und Projekte durchleuchten, um die mit den Themen verbundenen Ziele zu erreichen. Auch werden im Prozess immer wieder Hinweise zur qualitativen Weiterentwicklung gegeben.
Inwiefern kann die Auditierung dazu beitragen, die Zielerreichung in der Erfüllung des gesetzlichen Auftrags des Jobcenters zu sichern?
TL: Ohne qualifiziertes Personal ist die Erfüllung unseres gesetzlichen Auftrags nicht möglich. Wir befinden uns dabei im Wettbewerb mit vielen anderen Organisationen. Ein wesentliches Merkmal sich für oder gegen einen Arbeitgeber zu entscheiden, sind die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Inwieweit nimmt das audit berufundfamilie Einfluss auf die gesamte Organisationsentwicklung?
TL: Hinweise, die durch das audit gegeben werden, werden auch immer auf ihre Umsetzbarkeit in der Organisation überprüft. Das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ ist kein Randthema, sondern ein Querschnittsthema und betrifft alle Bereiche der Organisation.
Und das merkt man auch an den Mitarbeitenden, die sich sehr mit dem familienfreundlichen Betrieb identifizieren bzw. sich aufgrund dessen bewusst bei der Jobcenter Wuppertal AöR beworben haben.
Gibt es spezielle Angebote für lebensältere Beschäftigte?
Sabine Battaglia (SB): Seit dem 01.08.2020 bieten wir unseren Mitarbeiter*innen an, Altersteilzeit im Block- als auch im Teilzeitmodell, gemäß dem Tarifvertrag FlexAZ in Anspruch, zu nehmen.
Darüber hinaus ist es uns wichtig, dass der wertvolle Erfahrungs- und Wissensschatz unserer lebensälteren Kolleg*innen nicht verloren geht. Daher erarbeiten wir gerade ein Nachwuchskräfteförderungskonzept, indem wir genau überlegen, wie die nächsten Generationen von den lebensälteren Beschäftigten partizipieren können.
Wie greifen Digitalisierung und Vereinbarkeitsangebote bei Ihnen zusammen?
TL: Insbesondere bei den Themen der „Arbeitszeit“ und des „Arbeitsortes“ gibt es große Schnittmengen zwischen beiden Themenfeldern. So kann – um nur ein Beispiel zu nennen – bei fortschreitender Digitalisierung auch der Anteil an Home-Office-Arbeitsplätzen weiter ausgebaut werden.
SB: Ja genau, und da wir schon vor der Pandemie die digitale Akte eingeführt hatten, war es für die Kollegen*innen auch total unkompliziert von zuhause zu arbeiten. Aktenschleppen und besondere Vorkehrungen zum Datenschutz in häuslicher Umgebung blieben somit aus. Kolleg*innen haben es dadurch auch einfacher, in besonderen Fällen die Kinderbetreuung aus dem Home-Office heraus sicherzustellen und flexibel ihre Arbeitszeit zu organisieren.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird verstärkt in das betriebliche Gesundheitsmanagement integriert. Wie erfolgt die Verzahnung?
SB: Wie Sie mit Ihrer Frage schon andeuten, sind beide Themen nicht voneinander trennbar. Nehmen wir einmal das BEM (Betriebliches Eingliederungsmanagement). Hier ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie(npflege) ein regelmäßiges Thema. Wichtig ist es, dass das GMB und die Gleichstellungsbeauftragte im guten informativen und kollegialen Informations- und Beratungsaustausch stehen und darüber hinaus, gemeinsame Bedarfe erkennen und Angebote hierzu anbieten. Ein wichtiger Meilenstein für die Verzahnung, war z.B. die Einführung der externen Mitarbeiter*innenberatung „EAP Assist“, die nicht nur den Beschäftigten eine ganzheitliche Beratung und Unterstützung anbietet, sondern auch von deren Familienmitgliedern 24 Stunden/7 Tage die Woche in Anspruch genommen werden kann. Neben den internen Unterstützungsangeboten des Jobcenters wird diese Möglichkeit gerade in den Pandemiezeiten gut angenommen.
Welchen Stellenwert hat das Thema Pflege? Welche Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege finden Sie besonders nennenswert?
SB: Man merkt schon deutlich, dass das Interesse an Pflegethemen innerhalb des Jobcenter Wuppertal wächst. Für die jüngeren Kolleg*innen wurden bereits viele Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege rund um das weite Thema „Betreuung von Kindern“ implementiert. Für den anderen Teil, manchmal überschneiden sich die Adressat*innen aber auch, ist das Thema „Pflege von Angehörigen“ ein sehr aktuelles Vereinbarkeitsthema. Manche geraten ganz unvermittelt in die „Pflegesituation“, andere merken, dass sie für diesen Fall inhaltlich gut vorbereitet sein wollen. Angebote der betrieblichen Pflegelots*innen, welche wir seit 2019 installiert haben, werden mit großer Resonanz wahrgenommen. Ein besonderer Bedarf besteht an allgemeinen Informationen zu den Leistungen des Pflegestärkungsgesetzes. Darüber hinaus kommt auch die – von der berufundfamilie zur Verfügung gestellte – Notfallmappe sehr gut an, die wir Mitarbeiter*innen in barrierefreier Digitalversion als aber auch in einem praktischen Print-Format zur Verfügung stellen. Mitarbeitende merken, gerade durch die Pandemie, die eingeschränkten oder teils komplett weggefallenen Betreuungsmöglichkeiten auch für zu pflegende Angehörige, dass das Thema in die Familie gehört und eine gute, informelle Vorbereitung ein Stück Sicherheit bietet.
Wie kam es zur Einführung des Langzeitarbeitskontos und wie wird dieses von den Beschäftigten angenommen?
SB: Die Einführung des Langzeitkontos stand in direkten Zusammenhang mit der Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und einem Bedürfnis nach mehr Work-Life-Balance unter den Beschäftigten. Aktuell verfügen sechs Prozent der Jobcenter AöR-Beschäftigen über ein Langzeitkonto, auf das sie in Form von Kontensparzeit oder Mehrarbeitszeitstunden ihr Guthaben ansparen, über welches sie u.a. auch für Vereinbarkeit von Beruf und Familie verfügen können.
Die nächste Ausgabe der Jobcenter-Interviews erscheint hier im Blog im Februar 2022.
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Auditierung bzw. Re-Auditierung nach dem audit berufundfamilie?
Thomas Lenz (TL): Uns ist das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ sehr wichtig, weil es ein wesentlicher Baustein für die Attraktivität eines Arbeitgebers ist. Die Re-Auditierung stellt sicher, dass wir in einem strukturierten und nachvollziehbaren Prozess unsere Organisation in regelmäßigen Abständen hinsichtlich der Maßnahmen und Projekte durchleuchten, um die mit den Themen verbundenen Ziele zu erreichen. Auch werden im Prozess immer wieder Hinweise zur qualitativen Weiterentwicklung gegeben.
Inwiefern kann die Auditierung dazu beitragen, die Zielerreichung in der Erfüllung des gesetzlichen Auftrags des Jobcenters zu sichern?
TL: Ohne qualifiziertes Personal ist die Erfüllung unseres gesetzlichen Auftrags nicht möglich. Wir befinden uns dabei im Wettbewerb mit vielen anderen Organisationen. Ein wesentliches Merkmal sich für oder gegen einen Arbeitgeber zu entscheiden, sind die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Inwieweit nimmt das audit berufundfamilie Einfluss auf die gesamte Organisationsentwicklung?
TL: Hinweise, die durch das audit gegeben werden, werden auch immer auf ihre Umsetzbarkeit in der Organisation überprüft. Das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ ist kein Randthema, sondern ein Querschnittsthema und betrifft alle Bereiche der Organisation.
Und das merkt man auch an den Mitarbeitenden, die sich sehr mit dem familienfreundlichen Betrieb identifizieren bzw. sich aufgrund dessen bewusst bei der Jobcenter Wuppertal AöR beworben haben.
Gibt es spezielle Angebote für lebensältere Beschäftigte?
Sabine Battaglia (SB): Seit dem 01.08.2020 bieten wir unseren Mitarbeiter*innen an, Altersteilzeit im Block- als auch im Teilzeitmodell, gemäß dem Tarifvertrag FlexAZ in Anspruch, zu nehmen.
Darüber hinaus ist es uns wichtig, dass der wertvolle Erfahrungs- und Wissensschatz unserer lebensälteren Kolleg*innen nicht verloren geht. Daher erarbeiten wir gerade ein Nachwuchskräfteförderungskonzept, indem wir genau überlegen, wie die nächsten Generationen von den lebensälteren Beschäftigten partizipieren können.
Wie greifen Digitalisierung und Vereinbarkeitsangebote bei Ihnen zusammen?
TL: Insbesondere bei den Themen der „Arbeitszeit“ und des „Arbeitsortes“ gibt es große Schnittmengen zwischen beiden Themenfeldern. So kann – um nur ein Beispiel zu nennen – bei fortschreitender Digitalisierung auch der Anteil an Home-Office-Arbeitsplätzen weiter ausgebaut werden.
SB: Ja genau, und da wir schon vor der Pandemie die digitale Akte eingeführt hatten, war es für die Kollegen*innen auch total unkompliziert von zuhause zu arbeiten. Aktenschleppen und besondere Vorkehrungen zum Datenschutz in häuslicher Umgebung blieben somit aus. Kolleg*innen haben es dadurch auch einfacher, in besonderen Fällen die Kinderbetreuung aus dem Home-Office heraus sicherzustellen und flexibel ihre Arbeitszeit zu organisieren.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird verstärkt in das betriebliche Gesundheitsmanagement integriert. Wie erfolgt die Verzahnung?
SB: Wie Sie mit Ihrer Frage schon andeuten, sind beide Themen nicht voneinander trennbar. Nehmen wir einmal das BEM (Betriebliches Eingliederungsmanagement). Hier ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie(npflege) ein regelmäßiges Thema. Wichtig ist es, dass das GMB und die Gleichstellungsbeauftragte im guten informativen und kollegialen Informations- und Beratungsaustausch stehen und darüber hinaus, gemeinsame Bedarfe erkennen und Angebote hierzu anbieten. Ein wichtiger Meilenstein für die Verzahnung, war z.B. die Einführung der externen Mitarbeiter*innenberatung „EAP Assist“, die nicht nur den Beschäftigten eine ganzheitliche Beratung und Unterstützung anbietet, sondern auch von deren Familienmitgliedern 24 Stunden/7 Tage die Woche in Anspruch genommen werden kann. Neben den internen Unterstützungsangeboten des Jobcenters wird diese Möglichkeit gerade in den Pandemiezeiten gut angenommen.
Welchen Stellenwert hat das Thema Pflege? Welche Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege finden Sie besonders nennenswert?
SB: Man merkt schon deutlich, dass das Interesse an Pflegethemen innerhalb des Jobcenter Wuppertal wächst. Für die jüngeren Kolleg*innen wurden bereits viele Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege rund um das weite Thema „Betreuung von Kindern“ implementiert. Für den anderen Teil, manchmal überschneiden sich die Adressat*innen aber auch, ist das Thema „Pflege von Angehörigen“ ein sehr aktuelles Vereinbarkeitsthema. Manche geraten ganz unvermittelt in die „Pflegesituation“, andere merken, dass sie für diesen Fall inhaltlich gut vorbereitet sein wollen. Angebote der betrieblichen Pflegelots*innen, welche wir seit 2019 installiert haben, werden mit großer Resonanz wahrgenommen. Ein besonderer Bedarf besteht an allgemeinen Informationen zu den Leistungen des Pflegestärkungsgesetzes. Darüber hinaus kommt auch die – von der berufundfamilie zur Verfügung gestellte – Notfallmappe sehr gut an, die wir Mitarbeiter*innen in barrierefreier Digitalversion als aber auch in einem praktischen Print-Format zur Verfügung stellen. Mitarbeitende merken, gerade durch die Pandemie, die eingeschränkten oder teils komplett weggefallenen Betreuungsmöglichkeiten auch für zu pflegende Angehörige, dass das Thema in die Familie gehört und eine gute, informelle Vorbereitung ein Stück Sicherheit bietet.
Wie kam es zur Einführung des Langzeitarbeitskontos und wie wird dieses von den Beschäftigten angenommen?
SB: Die Einführung des Langzeitkontos stand in direkten Zusammenhang mit der Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und einem Bedürfnis nach mehr Work-Life-Balance unter den Beschäftigten. Aktuell verfügen sechs Prozent der Jobcenter AöR-Beschäftigen über ein Langzeitkonto, auf das sie in Form von Kontensparzeit oder Mehrarbeitszeitstunden ihr Guthaben ansparen, über welches sie u.a. auch für Vereinbarkeit von Beruf und Familie verfügen können.
Die nächste Ausgabe der Jobcenter-Interviews erscheint hier im Blog im Februar 2022.
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