Stichwörter aus der Arbeitswelt (©berufundfamilie Service GmbH) |
48% der Beschäftigten wollen ihren Job wechseln. Berufsrückkehrer*innen nach Elternzeit scheitern oft an fehlender Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und Frauen bleiben in Spitzenpositionen weiter unterrepräsentiert. Mehr Studien zum Thema Arbeitswelt finden Sie in unserer 1. Ausgabe „Vereinbarkeit in Zahlen“ im Jahr 2022.
Etwa die Hälfte der Beschäftigten erwägt einen Arbeitgeberwechsel
Die EY-Jobstudie liefert aktuelle Erkenntnisse zum deutschen Arbeitsmarkt. Laut Studie interessieren sich 48% der Befragten für einen Arbeitgeberwechsel. Höchstwert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2015. 31% geben an, sie seien nicht abgeneigt, einen neuen Job anzunehmen, wenn sich eine Gelegenheit ergibt. 14% schauen gelegentlich bereits nach neuen Stellen und 9% sind aktiv auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung. Für 58% wäre dabei ein höheres Gehalt der Hauptgrund für einen Jobwechsel, weitere 34% wären bereit für einen Wechsel, wenn die Arbeitsinhalte interessant wären. Für 27% wären bessere Weiterentwicklungsmöglichkeiten ein Grund, den Arbeitgeber zu wechseln. Es zeigen sich hier keine nennenswerten Unterschiede zwischen den befragten Frauen* und Männern*.
27% der Männer* legen Wert auf bessere Karrierechancen, bei den Frauen* liegt dieser Anteil nur bei 21%. Für 25% der Frauen* ist dafür eine bessere Unternehmenskultur wichtiger, bei Männern* sagen dies nur 18%. 15% äußern zudem, dass sie sich in fünf Jahren in einem anderen Unternehmen sehen. Lediglich 38% der Befragten möchten sich mit der gleichen Position beim gleichen Arbeitgeber zufriedengeben. Überraschend ist das trotz der Pandemie und damit einhergehenden Effekten wie z.B. Kurzarbeit 89% der Beschäftigten ihren Job als sicher einstufen. Nur noch 22% aller Befragten fühlen sich sehr eng mit ihrem Arbeitgeber verbunden.
In der Tendenz sind Frauen* wechselwilliger als Männer*. So sehen sich 18% der Frauen* in 5 Jahren bei einem anderen Arbeitgeber, bei Männern* liegt dieser Anteil bei 12%. Auch die Verbundenheit mit dem jetzigen Arbeitgeber ist bei Frauen* weniger ausgeprägt. Hier fühlen sich nur 20% sehr eng mit dem Arbeitgeber verbunden, bei den Männern* sagen dies 24%. Auch der Gender Pay Gap könnte hier eine Rolle spielen. 38% der Frauen* halten das Gehaltsgefüge bei ihrem jetzigen Arbeitgeber für ungerecht, bei Männern* sind es 30%.
Die Studie wird alle zwei Jahre von EY durchgeführt. Für die aktuelle Umfrage wurden gut 1.550 Arbeitnehmende in Deutschland befragt. Die Umfrage ist repräsentativ.
EY, Jobstudie 2021, Januar 2022
https://industrie.de/arbeitswelt/ey-jobstudie-knapp-die-haelfte-der-beschaeftigten-ist-wechselwillig/
Arbeit und Berufsleben haben Einfluss auf psychische Erkrankungen
Eine Metaanalyse von Zava, für die mehrere Studien zusammengefasst wurden, zeigt: 28% der Erwachsenen in Deutschland leiden jährlich an psychischen Erkrankungen. Laut der Analyse sind Gründe für diese psychischen Probleme u.a. Stress und Hektik im Alltag (37%), Arbeit und Berufsleben (31%), den eigenen Ansprüchen (ebenfalls 31%), sowie schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie und der Zwang nach dauerhafter Erreichbarkeit (jeweils 15%).
Besonders bedenklich: Lediglich 19% der Betroffenen suchen sich professionelle Hilfe. Dies könne an der Stigmatisierung in der Gesellschaft und der Unterversorgung an psychiatrischen Beratungen in Deutschland liegen. Viele suchen sich insbesondere online Hilfe. Dies wurde in der Analyse mit der Suchhäufigkeit bestimmter Begriffe ermittelt. Am häufigsten wurde das Wort „Depressionen“ gesucht (durchschnittlich 600.000-mal im Monat von August 2019 bis August 2021). n den vergangenen vier Jahren sind Suchanfragen nach dem Krankheitsbild Depressionen um ca. 300.000 gestiegen. Auch Begriffe wie Angststörungen (ca. 370.000-mal im Monat) oder Burnout und Stress (zusammen 327.000-mal monatlich) wurden zahlreich geklickt.
ZAVA, Mental Health Report, Dezember 2021
https://www.personalwirtschaft.de/hr-organisation/bgm/artikel/psychische-erkrankungen-zava-studie-2021.html
Besonders bedenklich: Lediglich 19% der Betroffenen suchen sich professionelle Hilfe. Dies könne an der Stigmatisierung in der Gesellschaft und der Unterversorgung an psychiatrischen Beratungen in Deutschland liegen. Viele suchen sich insbesondere online Hilfe. Dies wurde in der Analyse mit der Suchhäufigkeit bestimmter Begriffe ermittelt. Am häufigsten wurde das Wort „Depressionen“ gesucht (durchschnittlich 600.000-mal im Monat von August 2019 bis August 2021). n den vergangenen vier Jahren sind Suchanfragen nach dem Krankheitsbild Depressionen um ca. 300.000 gestiegen. Auch Begriffe wie Angststörungen (ca. 370.000-mal im Monat) oder Burnout und Stress (zusammen 327.000-mal monatlich) wurden zahlreich geklickt.
ZAVA, Mental Health Report, Dezember 2021
https://www.personalwirtschaft.de/hr-organisation/bgm/artikel/psychische-erkrankungen-zava-studie-2021.html
Hauptgrund für Jobwechsel von Berufsrückkehrer*innen ist fehlende Vereinbarkeit
In einer Studie der IU Hochschule wurde die Situation von 497 Berufsrückkehrer*innen nach Elternzeit betrachtet und es zeigt sich: 79% der Beschäftigten sind zwar mit ihrem letzten Arbeitgeber zufrieden und trotzdem suchen 75% von ihnen aktiv nach einem neuen Job. 46% haben das Ziel, sich komplett neu zu orientieren. Einer der Hauptgründe ist die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Für 2/3 der Befragten, die nach dem Wiedereinstieg selbst kündigten, blieb Familie und Karriere schwer vereinbar. Genannte Kündigungsgründe waren u.a. die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie z.B. durch Schichtarbeit oder Reisetätigkeiten (40%), 27% wollten oder mussten ihre Zeit voll für die Familie aufwenden.
37% der Befragten geben an, dass sie künftig flexibler abreiten wollen, 34% sind grundsätzlich auf der Suche nach einem neuen Job und 31% möchten sich beruflich verändern. Viele der Berufsrückkehrer*innen sind an Weiterbildungen interessiert. 88% von ihnen geben dies an.
IU Internationale Hochschule, „Zurück in den Beruf – gleichberechtigt, gebildet, gefragt?“, Januar 2022
https://www.personalwirtschaft.de/personalentwicklung/artikel/berufsrueckkehrer-das-ungenutzte-potenzial.html66% wünschen hybride Arbeitsmodelle auch nach der Pandemie
Wie wird sich die Arbeitswelt nach Corona entwickeln, werden die in der Pandemie entstandenen hybriden Arbeitsmodelle sich weiter etablieren? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich die Studie Digital Workplace. Basis für die Studie sind Befragungen von 319 Teilnehmenden aus Kleinstunternehmen, KMU, dem gehobenen Mittelstand und Großunternehmen. 66% wünschen sich nach der Pandemie ein hybrides Arbeitsmodell aus Mischung von Büro- und Heimarbeit. Besonders hoch ist dieser Anteil bei Beschäftigten in IT-Abteilungen mit 83%. Doch auch 60% der Geschäftsführer*innen bevorzugen hybride Arbeitsmodelle. Sie liegen sowohl vor der vollständigen Arbeit aus dem Home-Office (23%) als auch vor der vollständigen Arbeit aus dem Büro (11%).
65% aller Befragten gehen daher davon aus, dass ihre Organisation auch nach der Pandemie hybride Arbeitsmodelle anbieten wird. Viele Unternehmen verfolgen bereits eine Strategie zum Digital Workplace. 17% der Befragten sehen dies bei ihrem Arbeitgeber, 29% sehen dies teilweise. Vorteile, die sich die Befragten durch einen digitalen Arbeitsplatz erhoffen, sind eine erhöhte Work-Life-Balance (42%), eine höhere Mitarbeitendenzufriedenheit (38%) und mehr zeitliche Flexibilität (38%).
Neben der technischen Ausstattung ergeben sich auch einige organisationale Hindernisse in Sachen digitaler Arbeitsplatz. Hier nennen die Befragten Widerstände des Managements (37%), Anpassungen betrieblicher Rahmenbedingungen wie z.B. Home-Office-Regelungen (32%) oder fehlendes Wissen in der Organisation (22%). Für 30% der Befragten sind zudem das erhöhte IT-Sicherheits-Risiko und für 29% die fehlende oder veraltete IT-Ausrüstung Hindernisse. Dennoch ist die Mehrheit der Befragten der Meinung, dass sich immer mehr Organisationen vom klassischen 9-to-5-Modell und einer Präsenzkultur verabschieden werden und mehr Flexibilität in den Arbeitsalltag kommt. Insgesamt 60% stimmen dieser Aussage zu oder absolut zu. Nur 9% erwarten diesen Wandel sehr bedingt oder sehen ihn gar nicht.
funkschau, ICT CHANNEL, LANline, WEKA Consulting & IFAK, Studie Digital Workplace, Oktober 2021
https://www.funkschau.de/office-kommunikation/die-zukunft-der-arbeit.192830.html
27% der Spitzenpositionen in der Privatwirtschaft sind mit Frauen besetzt
Eine aktuelle Stude des IAB zeigt: Frauen* sind weiterhin auf der höchsten Führungsebene unterrepräsentiert. 2020 lag ihr Anteil an der Spitze privatwirtschaftlicher Betriebe in Deutschland bei lediglich 27%. Dabei sind 43% aller Beschäftigten in der Privatwirtschaft Frauen*. Wirft man den Blick auf die zweite Führungsebene zeigt sich: Frauen* sind hier entsprechend der an der Gesamtbeschäftigung angemessen vertreten (40%). Der Anteil ist allerdings seit 2016 gleichgeblieben. Besonders viele Frauen* in Führung gibt es im Gesundheits- und Sozialwesen, sowie in der Erziehung und Unterricht.
Besonders schlecht vertreten sind sie dagegen gemessen am Beschäftigtenanteil bei Unternehmen im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. So sind zwar über die Hälfte der Beschäftigten im Sektor Finanz- und Versicherungsdienstleistungen Frauen*, ihr Anteil auf der ersten Führungsebene beträgt jedoch nur 18%. Auf der zweiten Führungsebene sind es 28%.
Im öffentlichen Sektor arbeiten im Vergleich zur Privatwirtschaft deutlich mehr Frauen*. Der Frauenanteil liegt hier bei 61% und ist damit um 18% höher als in den privatwirtschaftlichen Unternehmen. Auch auf der Führungsebene sind im öffentlichen Sektor häufiger Frauen* in Führung. Auf der ersten Führungsebene sind es 37% Frauen*. Auf der zweiten Ebene liegt der Frauenanteil bei 46% und ist somit um 6% höher als in der Privatwirtschaft. Bezogen auf ihren Anteil an allen Beschäftigten zeigt sich jedoch, dass Frauen nicht besser vertreten sind, als bei privatwirtschaftlichen Betrieben. Auf der zweiten Ebene sind sie sogar erheblich schlechter vertreten.
IAB, Führungspositionen in Betrieben und Verwaltungen: Der Weg nach ganz oben bleibt Frauen oft versperrt, Januar 2022
https://www.iab.de/de/informationsservice/presse/presseinformationen/kb0122.aspx
Vor allem Frauen* führen in Teilzeit
Die Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen macht auch vor Führungsetagen nicht halt. Eine Auswertung der europäischen Arbeitskräfteerhebung zeigt: In Deutschland lag 2019 der Anteil von Führungskräften, die in Teilzeit arbeiteten bei rund 14%. Deutschland hat damit im europäischen Vergleich eine der höchsten Teilzeitquoten auf Führungspositionen. Besonders hoch ist der Anteil an Frauen*, die in Teilzeit führen. Er liegt bei 32% und damit wesentlich über dem von Männern*, die in Teilzeit führen. Hier sind es gerade einmal 3%. Gründe für die Arbeitszeitreduktion sind insbesondere bei den weiblichen Führungskräften Pflege- und Betreuungsaufgaben. Das Alter spielt bei der Frage, ob Führungskräfte in Teilzeit arbeiten, ebenfalls eine Rolle. So steigt laut den Autor*innen der Studie der Anteil von Frauen* in Teilzeit und Führung mit dem Alter und erreicht den ersten Höhepunkt in der Kohorte der 40-44-Jährigen. Hier führen dann 41% in Teilzeit.
In den weiteren Altersgruppen sinkt der Anteil leicht, aber kontinuierlich. Besonders hoch ist der Anteil an weiblichen Führungskräften dann wieder bei den 65-69- Jährigen. Hier sind es dann 50%. Im Gegensatz dazu ist bei den Männern* kein Alterseffekt messbar. So ist die Familiengründungsphase, die sich bei den weiblichen Führungskräften durch die Erhöhung der Teilzeitquote zu zeigen scheint, bei den männlichen Führungskräften nicht erkennbar. Der Anteil an männlichen Führungskräften steigt dann ähnlich sprunghaft wie bei den Frauen* in der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen.
Lena Hipp, Armin Sauermann, Stefan Stuth (WZB), Führung in Teilzeit? Eine empirische Analyse zur Verbreitung von Teilzeitarbeit unter Führungskräften in Deutschland und Europa, Januar 2022
https://bibliothek.wzb.eu/pdf/2022/i22-501.pdf
Coronapandemie als Dämpfer für Weiterbildungsangebote im Mittelstand
Die Coronapandemie hat negative Auswirkungen auf Weiterbildungen in den Betrieben. Dies zeigt eine Sonderbefragung des KfW-Mittelstandspanels. Das Panel ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung der kleineren und mittleren deutschen Unternehmen. Für die Auswertung standen Antworten von ca. 10.600 Unternehmen zur Verfügung. Im Corona-Jahr 2020 hat lediglich 36% der KMUs seinen Beschäftigten Weiterbildungen ermöglicht. Im Vergleich dazu lag der Anteil vor der Pandemie bei 50-55%. Unter den KMUs, die Weiterbildungen anboten, führten 24% diese selbst durch, 22% übernahmen Kosten für externe Weiterbildungen und 15% ermöglichten eine Freistellung zwecks Weiterbildung. 23% der Beschäftigten im Mittelstand haben im Jahr 2020 eine betriebliche Weiterbildung gemacht. Die Weiterbildungen kosteten durchschnittlich 1.300 Euro.
Besonders fehlende IT-Kenntnisse und Fachkräfte sind für die Unternehmen eines der häufigsten Digitalisierungshemmnisse. Daher ist es nicht überraschend, dass 84% der Weiterbildungen Digitalkompetenzen zum Inhalt hatten. Bei 49% der Weiterbildungen waren sie sogar zentrales Thema. Mit 77% waren grundlegende Digitalkompetenzen wie etwa die Bedienung eines PCs oder von Standardsoftware als Inhalt am häufigsten vertreten. 47% der Weiterbildungen hatten erweiterte Digitalkompetenzen wie Programmierkenntnisse oder statistische Analysen als Inhalt.
KfW Research, Sonderbefragung KfW-Mittelstandspanel, Dezember 2021
https://www.kfw.de/%C3%9Cber-die-KfW/Newsroom/Aktuelles/Pressemitteilungen-Details_687488.html
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