Für eine faire Arbeitswelt: In Sachen Kommunikation und Führung mehrere Schläge zulegen (Quelle: Josh Calabrese on Unsplash) |
Ob sich Beschäftigte fair behandelt fühlen, ist in besonderem Maße vom Informations- und Kommunikationsverhalten der Akteur*innen innerhalb einer Organisation abhängig. Und auch der Umgang mit und durch Führungskräfte spielt eine immens große Rolle. Worauf Mitarbeitende in Fairnessfragen konkret Wert legen, zeigen die Ergebnisse unserer Forschungsstudie „Faire Arbeitswelt“ mit der iba. Einige davon stellen wir hier vor.
Hand aufs Herz: Ist es das Gehalt oder der Inhalt Ihrer beruflichen Tätigkeit, der Ihre Performance antreibt? Vielleicht ist es ja beides, aber mit Sicherheit ist ein Faktor für Ihre Motivation, Leistungsbereitschaft, Produktivität sowie ggf. Kreativität in hohem Maße mitverantwortlich: das Gefühl, fair behandelt zu werden.
Um herauszufinden, welche Fairness-Aspekte Beschäftigten derzeit besonders wichtig sind und inwieweit sie diese in ihrer Organisation gegeben sehen, schlossen wir uns mit der iba – Internationale Berufsakademie (Nürnberg) zusammen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Brigitte Waffenschmidt, Leitung digitale Transformation und Lehrkraft für BWL, beschäftigten sich im Frühjahr bis Sommer 2022 BWL-Studierende der iba mit unseren grundlegenden Fragestellungen. Durchgeführt haben sie die Forschungsstudie „Faire Arbeitswelt“, in der das subjektive Fairness-Empfinden von 1.134 Mitarbeitenden entlang wesentlicher personalpolitischer Handlungsfelder gespiegelt wurde, die wir im Rahmen unserer begleitenden Organisationsentwicklung beleuchten: Arbeitszeit Arbeitsorganisation, Arbeitsort, Information und Kommunikation sowie Führung. Die Beschäftigten wurden bzgl. insgesamt 33 Aspekten gebeten, auf einer Skala (trifft zu, trifft eher zu, trifft teils zu, trifft eher nicht zu, trifft nicht zu) anzugeben, wie wichtig ihnen diese sind.
Respekt und Wertschätzung sind für Beschäftigte Grundpfeiler einer fairen Arbeitswelt. Ausdruck finden sie vor allem durch umfassende und fortlaufende Information und Kommunikation – auf Teamebene und auch mit Führungskräften. So finden sich in der Top 15 der Mittelwerte, anhand derer die Wichtigkeit der Fairness-Aspekte gemessen wurde, sechs Aspekte aus dem Handlungsfeld Information und Kommunikation.
Einige Details: Eine wertschätzende und respektvolle Kommunikation innerhalb des Teams bzw. mit Kolleg*innen ist 97% der Beschäftigten wichtig. Dazu zählen 81,5%, denen dies sogar sehr wichtig ist.
Gleichzeitig ist es für 96% der Beschäftigten essenziell, dass Vorgesetzte mit ihren Anliegen respektvoll und wertschätzend umgehen. Entsprechend wünschen sich auch 95% der Befragten, mit den Führungskräften auf Augenhöhe zu kommunizieren. Mit 93% Zustimmung in der Wichtigkeit ist auch der konstruktive Umgang mit Fehlern ein essenzieller Baustein der fairen Arbeitswelt für die Beschäftigten.
Ein faires Arbeitsumfeld ist für Beschäftigte auch im hohen Maße daran geknüpft, dass sie von der Führung in Entscheidungen, die ihr Aufgabengebiet betreffen, eingebunden werden, und dass Klarheit besteht, welche Ziele bzgl. ihres Aufgabengebiet bestehen: Jeweils 95% finden dies wichtig. Weitere 95% sagten, dass es ihnen wichtig ist, dass Einwände bei Vorgesetzten Gehör finden.
Eine gerechte Bewertung ihrer Arbeit ist für 93% der Beschäftigten bedeutsam. Interessant ist: Für Frauen ist es wichtiger als für Männer, dass die Arbeit gerecht bewertet wird. Der Mittelwert auf der Wichtigkeitsskala liegt bei Frauen bei 4,69 und bei Männern bei 4,51.
Arbeitsbedingungen, die das Fairnessempfinden steigern
Nicht unterschlagen werden soll, dass Beschäftigte auch auf einzelne Punkte bzgl. des Handlungsfelds Arbeitszeit besonderen Wert. So finden es 95% der Befragten wichtig, dass die Arbeitszeit bei Notfällen angepasst werden kann. Ebenso ist es 95% wichtig, dass die Urlaubszeiten frei wählbar sind – das in Absprache mit den Kolleg*innen. Für 93% der Teilnehmenden ist es wichtig, dass die Arbeitszeit gleitend verteilt werden. Zudem wünschen sich 91%, dass bei der Erfüllung der Arbeitszeit Rücksicht auf die private Lebenssituation genommen wird.
Ein gesonderter Blick auf die Angaben der unterschiedlichen Geschlechter zeigt:
- Frauen ist es wichtiger als Männern, dass bei der Arbeitszeit Rücksicht auf die private Lebenssituation genommen wird. Der Unterschied ist allerdings nicht gravierend (Mittelwert bei Frauen 4,56, bei Männern 4,44).
- Für Frauen ist es bedeutsamer, dass Teilzeit-Arbeitende keine Nachteile haben (Mittelwert bei Frauen 4,56, bei Männern 4,16).
- Für Frauen ist gleichzeitig die Teilzeit für Führungskräfte deutlich wichtiger als für Männer (Mittelwert bei Frauen 3,88, bei Männern 3,40).
- Für Frauen ist die Altersteilzeit etwas wichtiger als für Männer, der Unterschied ist signifikant, hat aber nur geringe praktische Bedeutung (Mittelwert bei Frauen 3,90, bei Männern 3,78).
- Männer legen etwas mehr Wert auf die Vertrauensarbeitszeit (Mittelwert bei Frauen 3,71, bei Männern 3,90).
Während es zudem 75% der Beschäftigten wichtig ist, einen festen Arbeitsplatz auf der Arbeitsstätte zu haben, geben nur 18% an, dass es ihnen wichtig ist, den Arbeitsplatz in der Organisation täglich frei wählen zu können.
Immerhin 62% der Beschäftigten wünschen sich klare Vorgaben bzgl. der Präsenz an der Arbeitsstätte.
Infomaterialien kostenfrei abrufbar
Der Ergebnisbericht und die dazugehörige Präsentation sind kostenfrei zum Download abrufbar. Einfach hier anfordern.
In unserem kommenden Blogartikel zur Forschungsstudie „Faire Arbeitswelt“ erläutern wir, inwieweit Beschäftigte die Fairnessaspekte, die ihnen wichtig sind, in ihrer Organisation berücksichtigt bzw. als gegeben sehen. Spoiler: Es gibt einige Diskrepanzen.
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