Mittwoch, 3. Juli 2024

Verantwortungsvoll vereinbaren: Information und Kommunikation

Kommunikation rund um die Vereinbarkeit: Chancen für die Positionierung der Organisation nutzen und ehrlich in den Dialog gehen
(Quelle: deathtothestockphoto.com)

Organisationen, die sich der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben systematisch widmen, haben klare Vorteile bei der glaubwürdigen Anreicherung ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung. Gleichzeitig müssen sie dem Anspruch gerecht werden, für individuelle Vereinbarkeitswünsche von Beschäftigten ein offenes Ohr zu haben. Doch es gibt auch Grenzen der Vereinbarkeit. Beide Themen reißen wir in der heutigen vierten Folge der Blog-Reihe „Verantwortungsvoll vereinbaren“ an.

Information und Kommunikation – ein personalpolitisches Handlungsfeld, das in sich strategische Anforderungen bereithält und bis ins Operative reicht. Wir schauen im Folgenden auf beide Bereiche, indem wir beispielhaft zwei Aspekte herausgreifen, mit denen sich Kommunikator*innen in jüngster Zeit intensiv beschäftigen.

Sozial vereinbart


Mit den Neuerungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung gewinnt die soziale Säule der Nachhaltigkeit enorm an Bedeutung. Das kommt auch dem Engagement von Organisationen für die Vereinbarkeit von Beruf bzw. Studium, Familie und Privatleben zugute. Soll heißen: Die vereinbarkeitsfördernde Ausrichtung und die konkreten Maßnahmen zur Steigerung der Work-Life-Balance gewinnen durch die Nachhaltigkeitsberichterstattung (noch) mehr Aufmerksamkeit – sowohl innen als außen. Gleichzeitig können mit der familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik eine große Zahl an abgefragten Aspekten im Nachhaltigkeits-Reporting abgedeckt werden. Das audit berufundfamilie bzw. das audit familiengerechte hochschule befasst sich mit vielen Umfeldfaktoren im Bereich der sozialen Verantwortung und Nachhaltigkeit und unterstützt Organisationen, diese zu berücksichtigen.

Wie lässt sich also Vereinbarkeit als zentrales Instrument der sozialen Verantwortung mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung verknüpfen? Unser Leitfaden Nachhaltigkeit, den wir zusammen mit den Nachhaltigkeitsspezialist*innen von CONCERN und in Kooperation mit der Universität Bayreuth erarbeiteten, liefert eine Anleitung dazu. Einige Hinweise daraus: Es geht darum, die Umsetzung familien- und lebensphasenbewusster Maßnahmen zu identifizieren, die auf Nachhaltigkeitsaspekte einzahlen. Zudem wird dabei geschaut, welche Berichtsstandards jeweils bedient werden können. Im audit berufundfamilie/ audit familiengerechte hochschule werden aufgrund der systematischen Bearbeitung der Vereinbarkeit in acht personalpolitischen Handlungsfeldern vor allem Bezüge zu folgenden Sozialfaktoren deutlich: Diversität, Ausbildung und Kompetenzentwicklung, Beschäftigungssicherung, Inklusion, Tarifverhandlungen und sozialer Dialog, Vergütung, soziale Absicherung, gesundes und sicheres Arbeitsumfeld sowie selbstverständlich Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben.

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung umfasst neben Informationen zu Management und Maßnahmen auch Informationen zu Messungen. Damit werden Labels und Gütesiegel integriert. Hier lässt sich das Zertifikat zum audit berufundfamilie/ audit familienegerechte hochschule einsetzen. Außerdem können die Kennzahlen aus dem audit als Indikatoren entlang der Nachhaltigkeitsfaktoren benannt werden.

Da die Bereiche Vereinbarkeit und Nachhaltigkeit eng miteinander verbunden sind, ist eine ideale Grundlage gegeben, darüber auch fortlaufend – also über den Nachhaltigkeitsbericht hinaus – zu informieren. In der internen und in der externen Kommunikation können beispielsweise entlang der Handlungsfelder und den darin angebotenen Vereinbarkeitslösungen Nachhaltigkeitsaspekte dargestellt werden. Die Handlungsfelder dienen dabei als Vorlage für Kapitel. Also einfach in den Leitfaden Nachhaltigkeit schauen und sich Inspiration holen, welche Nachhaltigkeitsaspekte in dem jeweiligen Handlungsfeld herausgearbeitet werden und sich in der Kommunikation einsetzen lassen.

Erwartungshandling


Kommen wir nun zur Frage „Wie gelingt die ehrliche Kommunikation im Themenfeld Vereinbarkeit zu Machbarem und Grenzen?“. Dies zu beantworten ist wichtig, um sowohl für die Angehörigen der Organisation als auch nach außen im Engagement für die Work-Life-Balance glaubhaft zu sein. Denn: Nicht jeder Vereinbarkeitswunsch ist zu 100 % erfüllbar. Dazu befragten wir Anfang des Jahres Vertreter*innen auditierter Organisationen mit unserem berufundfamilie Scout „Verantwortung reloaded: Wer, was, wieviel?“. 88,3% der 163 Teilnehmenden teilte die Erfahrung, dass es Grenzen bezüglich der Vereinbarkeit gibt und Arbeitgeber nicht jeden Vereinbarkeitswunsch erfüllt müssen oder können.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Vereinbarkeitswünsche lassen sich dann nicht vollständig umsetzen, wenn sie betrieblichen Abläufe (dauerhaft) behindern, zu erhöhter Belastung von anderen Teammitgliedern führen und finanziell oder organisatorisch nicht leistbar sind. Selbstverständlich muss auch eine gesundheitliche Gefährdung von Personen ausgeschlossen werden (z.B. Kinder nicht mit ins Labor nehmen), während rechtliche Regelungen Beachtung finden müssen.

Was geht, was geht nicht in Sachen Vereinbarkeit? – die Antworten müssen transparent gemacht werden. Es sollte sich also Zeit genommen werden für klare Darlegungen und Begründungen für die Ablehnung von Wünschen, die im Zusammenhang mit der Vereinbarkeit stehen. Dazu eignen sich One-to-One-Gespräche zwischen Führungskraft und betreffender*betreffendem Mitarbeitenden. Grundlegende Erkenntnisse können zudem ins Team getragen werden, z.B. in Jour fixes thematisiert werden. Auch im größeren Rahmen lassen sich die Grenzen offen kommunizieren, z.B. bei Betriebsversammlungen. Wichtig ist, dass die Tür offenbleibt und das Signal für Gespräche hinsichtlich der Realisierung von individuellen Vereinbarkeitswünschen stets gegeben wird.



Im Mittelpunt der nächsten Ausgabe der Blog-Reihe „Verantwortungsvoll vereinbaren“ wird das Handlungsfeld Führung stehen. Die Veröffentlichung des Beitrags ist für die zweite Augusthälfte geplant.


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