Wir durften sie wieder hochleben lassen – die Unternehmen, Institutionen und Hochschulen, die in den vorangegangenen zwölf Monate (erneut) das audit berufundfamilie oder audit familiengerechte hochschule durchliefen. Und auch die Organisationen, die sich in einer Erweiterung dem Themenfeld Vielfalt intensiver widmeten, wurden geehrt – auf unserer 27. Zertifikatsfeier, die gestern in Berlin stattfand. Mit dabei: Mareike Wulf, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium. Mehr zur Veranstaltung und den Zertifikatsempfängern berichten wir hier zusammengefasst im Blog.
In beiden audit-Strängen zeigte und zeigt sich aktuell sowie fortlaufend: Die Organisationen befassen sich tiefergehend mit Fragen des Alters. Dabei geht es darum, Angebote zu schaffen, die alle Altersgruppen ansprechen und die Zusammenarbeit der Generationen fördern. Ziel ist es, im Sinne einer individualisierten Personalpolitik auf die Bedarfe jeder*jedes Beschäftigten und ggf. Studierenden einzugehen und ihr Zugehörigkeitsgefühl zur Organisation zu stärken. Die Arbeitgebervertreter*innen sind sich einig: Das ist ein wichtiger Hebel, um sich als Arbeitsgeber bzw. Hochschule attraktiv aufzustellen und letztendlich dem Personalmangel zu begegnen.
Insofern passte das berufundfamilie-Jahresmotto #agematters – alter(n)sbewusst attraktiv auch bestens als Leitmotiv der Zertifikatsverleihung. Und so betonte unser Geschäftsführer Oliver Schmitz in seinem Willkommensworten. „Unsere Arbeitswelt kommt endlich dahin, Erwerbstätige jeden Alters sowohl im Recruiting als auch im Retention Management anzusprechen. Der Erfolg hängt vor allem auch von der Gestaltung alters- und alternsbewusster Vereinbarkeitsangebote ab, die sich von allgemeinen Zuschreibungen der Leistungsfähigkeit und der Arbeitsmoral der verschiedenen Generationen lösen. Wo viele Organisationen noch hadern, sind die nach dem audit berufundfamilie oder audit familiengerechte hochschule zertifizierten Unternehmen und Institutionen bzw. Hochschulen bereits aktiv: Sie nehmen den Faktor Alter bewusst in den Blick, um die individuellen Potenziale der Beschäftigten zu fördern und sich personell breit aufzustellen.“
Oliver
Schmitz, Geschäftsführer der berufundfamilie Service GmbH, begrüßt die Gäste
der 27. Zertifikatsverleihung |
Oliver Schmitz, Geschäftsführer der berufundfamilie Service GmbH, begrüßt die Gäste der
27. Zertifikatsverleihung und erörtert das Motto #agematters – alter(n)sbewusst attraktiv
(Quelle: Jens Schicke/ berufundfamilie Service GmbH)
Welche Möglichkeiten es gibt, sich alters- und alternsgerecht aufzustellen, vermittelte das Podiumsgespräch mit Vertreter*innen von vier aktuellen Empfängern des Zertifikats zum audit berufundfamilie bzw. audit familiengerechte hochschule: Robby Herzog (Geschäftsbereichsleiter Personal der BARMER), Alexa Ahmad (Geschäftsführerin der pme Familienservice GmbH), Sebastian Exner (Leiter Service Personal der Region Hannover) und Andrea Schmid (Leiterin Qualitätsmanagement und familienfreundliche Hochschule an der Technischen Hochschule Wildau). Hier fielen Stichwörter wie beispielsweise Generationen-Talks, Nachfolgemanagement, generationsübergreifende Zusammenarbeit, Onboardingprozesse ausgerichtet auf lebensjüngere Mitarbeitende, Pflege als Thema für Organisationsangehörige jeden Alters sowie altersaffine Kommunikation von Vereinbarkeitsangeboten.
Praxisbezogener
Talk unter dem Titel „#agematters – Vereinbarkeit unter dem Einfluss von Alter,
Generationenzugehörigkeit |
Die Vielfalt der Lösungen und Herangehensweise lobte im Anschluss Nora Hummel-Lindner, Geschäftsführerin von HessenChemie, in ihrer Funktion als Mitglied des Kuratoriums der berufundfamilie Service GmbH. Sie richtete dabei auch den wichtigen Appell an Arbeitgeber, sich nicht von generalisierten Generationencharakterisierungen fehlleiten zu lassen, sondern die individuellen Kompetenzen stärker in den Blick zu nehmen.
Kuratoriumsmitglied
Nora Hummel-Lindner motivierte Arbeitgeber, mehr alters- und altersgerechte
Personalpolitik zu wagen |
Das unterstrich in ihrer sich anschließenden Rede auch Mareike Wulf, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Karin Prien, die die Schirmherrschaft für das audit berufundfamilie und das audit familiengerechte hochschule trägt: „Damit unsere Wirtschaft auch im demografischen Wandel stark bleibt, müssen Unternehmen die Talente und Fähigkeiten ihrer Beschäftigten noch gezielter fördern. Eine verlässliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist dabei ein entscheidender Schlüssel. Die zertifizierten Unternehmen, Hochschulen und Institutionen zeigen eindrucksvoll, wie das gelingen kann – mit flexiblen, innovativen und alltagsnahen Lösungen statt starren Modellen. Sie setzen Maßstäbe und sind Vorbilder für Arbeitgeber in ganz Deutschland.“
Und für Staatsekretärin Mareike Wulf folgte ein besonderer Moment: Sie durfte das mittlerweile siebte Zertifikat für ihr Haus entgegennehmen. Denn das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend stellt sich selber regelmäßig dem Auditierungsprozess, um die eigenen vereinbarkeitsfördernden Angebote auf den Prüfstand zu stellen und weiterzuentwickeln.
PStS Marieke
Wulf nimmt aus den Händen von Oliver Schmitz das 7. Zertifikat zum audit
berufundfamilie |
Die Parlamentarische Staatssekretärin durfte aber nicht nur ein Zertifikat mit in ihre Behörde nehmen, sie nahm die Aufgabe wahr, Zertifikate an Vertreter*innen jüngst auditierter Organisationen persönlich zu überreichen. Zusammen mit Oliver Schmitz händigte sie an zum 1., zum 5., zum 6. und zum 7. Mal zertifizierte Organisationen den Beleg für deren systematisches Vereinbarkeitsengagement aus: das Zertifikat, das als Qualitätssiegel für eine nachhaltige familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik gilt. Ebenfalls von Bundesfamilienministerin Karin Prien gewürdigt wurde die Stadtverwaltung Velbert, die sich zum 8. Mal zertifizieren ließ, sowie die pme Familienservice GmbH, die als erste Organisation in der audit-Geschichte ein 9. Zertifikat erhielt.
Sie fragen sich eventuell: Wann wurde denn den Organisationen das Zertifikat überreicht, die zum 2., 3. oder 4. Mal das audit berufundfamilie oder audit familiengerechte hochschule durchlaufen hatten? Die waren am Nachmittag dran, denn 306 Unternehmen, Institutionen und Hochschulen wollen gut aufgeteilt sein. Zuvor gab es aber noch eine Einlage des Innovationstheaters samt & sonders und eine einstündige Mittagspause.
Gestärkt zurück waren unsere Kolleg*innen vor Ort, unser Geschäftsführer und die Ganztagesgäste bereit, die Vertreter*innen der weiteren auditierten Organisationen zu würdigen. Dazu zählten auch die Arbeitgeber und Hochschulen, die in einer erweiterten Auditierung vielfaltsbewusste Bedingungen auf- bzw. aufbauten.
Vorab gab es ein Rede-Highlight: die Keynote von Prof. Dr. Enzo Weber, Forschungsbereichsleiter am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und Lehrstuhlinhaber für Empirische Wirtschaftsforschung an der Universität Regensburg. Unter dem Titel „Die Potenziale der Vielfalt“ zeigte er zunächst Szenarien für die Entwicklung des Erwerbspotenzials bis zum Jahr 2060 auf. Einige Aha-Effekte gab es bei den Hinweisen darauf, dass die oft so gescholtene Generation Z – im Vergleich zu den älteren Generationen – tatsächlich die höchste Erwerbsbeteiligung seit der Wende hat. Und: Die GenZ wechselt ihre Beschäftigungsverhältnisse so oft wie die Vorgängergenerationen im selben Alter – und ist auch nicht weniger engagiert. Und auch auf die lebensälteren Erwerbstätigen lenkte Professor Enzo Weber die Aufmerksamkeit der Gäste im dbb forum berlin: Er benannte u.a. die Hauptgründe für die wachsende Erwerbsarbeit von Rentenbezieher*innen – nämlich vor allem Spaß an der Arbeit, den Wunsch, weiterhin eine Aufgabe zu haben, der Kontakt zu Menschen, aber auch zu durchschnittlich 43% der finanzielle Bedarf (bei Frauen 52%, bei Männern 36%). Gut also, dass Betriebe etwa ein Viertel ihrer rentenberechtigten Mitarbeitenden weiterbeschäftigen möchte. Dies will ihnen vor allem mit Angeboten wie kürzere Arbeitszeiten bzw. der Flexibilisierung der Arbeitszeit (z.B. in Form von Gleitzeit oder Altersteilzeit) und der Veränderung des Tätigkeitsprofils der älteren Mitarbeitenden gelingen. Als Quintessenz merkte Professor Enzo Weber an: Die Arbeitswelt kann vielfältig wachsen oder aber eintönig schrumpfen. Für das Wachstum brauche es u.a.: ein anderes Arbeiten, wenn länger gearbeitet werden soll; Weiterentwicklung statt Frühverrentung; eine Abkehr von den Altersgrenzen; die konsequente Förderung der Erwerbskarrieren von Frauen; eine Zuwanderungspolitik mit Perspektive.
Prof. Dr.
Enzo Weber, IAB, über die Potenziale der Vielfalt – insbesondere der Chancen
der Altersdiversität |
Mit Blick auf die 18 Organisationen, die für das erfolgreiche durchlaufen des audit berufundfamilie +vielfalt bzw. audit familiengerechte hochschule +vielfalt ausgezeichnet wurden, sagte unser Geschäftsführer Oliver Schmitz: „Wenn sich Organisationen fragen ‚Sollen und können wir uns gleichzeitig mit Vereinbarkeit und Vielfalt systematisch befassen?‘, dann gibt es für uns als Organisationsentwickler*innen ein motivierendes ‚Ja!‘. Denn die Vielfalt von Beschäftigten ist gegeben – egal wie groß ein Unternehmen, eine Institution oder eine Hochschule ist. Mit dieser Vielfalt wertschätzend umzugehen, ist genauso unerlässlich für eine zeitgemäße und zukunftssichernde Ausrichtung von Organisationen wie die Gestaltung familien- und lebensphasenbewusster Bedingungen. Wir begleiten die Arbeitgeber auf ihrem vereinbarkeitsfördernden und vielfaltsbewussten Weg, um mit ihnen passgenaue Lösungen zu erarbeiten und die Vielzahl der Synergien der beiden Themenfelder Vereinbarkeit und Vielfalt zu nutzen.“
Wie diese Lösungen aussehen können, beschrieben im Podiums-Talk „Vielfalt – das Plus einer individualisierten Personalpolitik“ die folgenden Vertreter*innen der in den vergangenen 12 Monaten nach dem audit berufundfamilie +vielfalt oder audit familiengerechte hochschule +vielfalt zertifizierten Organisationen: Udo Hoffmann (Bevollmächtigter des Vorstands bei der AOK Rheinland-Pfalz/ Saarland), Christoph Siegert (Expert People- and Organisation Development bei der REWE Group – Handel Deutschland), Amelie Fischer (Diversitätsbeauftragte der Stadt Göttingen) und Prof. Elisabeth Prommer (Rektorin der Universität Rostock). Bennat wurde u.a. die Zusammenarbeit von Mobbingbeauftragter, Schwerbehindertenvertretung sowie Gleichstellungs- und Konfliktbeauftragte, die Einstellung eines Koordinators für das Vielfalts-Management eingestellt sowie die Ausbildung von Diversity-Multiplikator*innen aus unterschiedlichen Fachdiensten.
Wenn
Vereinbarkeit und Vielfalt zusammenkommen … gibt es viel zu reden – und zwar
Positives über eine |
Die Zertifikatsempfänger 2024/2025
125 Unternehmen und 147 Institutionen durchliefen in den vorangegangenen 12 Monate erfolgreich das audit berufundfamilie. Neben ihnen wurden die 34 Hochschulen geehrt, die das audit familiengerechte hochschule zur (Weiter-)Entwicklung ihrer vereinbarkeitsfördernden Angebote nutz(t)en. 35 der insgesamt 306 Empfänger des Zertifikats zum audit berufundfamilie oder audit familiengerechte hochschule haben sich erstmals zertifizieren lassen und damit den systematischen und nachhaltigen Prozess zur Gestaltung familien- und lebensphasenbewusster Arbeits- und ggf. Forschungs- und Studienbedingungen in Gang gesetzt.
36 Organisationen durchliegen zum 2. Mal und 41 zum 3. Mal das audit. Das ab der 4. Auditierung wählbare schlanke Dialogverfahren meisterten 194 Organisationen: 45 wurden nach dem Dialogverfahren zum 4., 63 zum 5., 56 zum 6. Und 28 zum 7. Mal zertifiziert. Das 8. Zertifikat erhielt die Stadtverwaltung Velbert. Als bislang einzige Organisation in der 27-jährigen audit-Geschichte erhielt die pme Familienservice GmbH ihr 9. Zertifikat zum audit berufundfamilie.
Die Namen aller 306 Empfänger des Zertifikats zum audit berufundfamilie bzw. audit familiengerechte hochschule sind über die Liste (nach PLZ geordnet) auf unserer Website einsehbar ist. Die dazugehörige Statistik kann hier angerufen werden.
Honoriert wurden im Rahmen der Zertifikatsverleihung die 18 Organisationen, die sich über die Vereinbarkeit von Beruf bzw. Studium, Familie und Privatleben hinaus mit Vielfaltsfragen intensiver auseinandersetzten – und zwar mittels des audit berufundfamilie +vielfalt oder des audit familiengerechte hochschule +vielfalt.
Unternehmen, die das Zertifikat zum audit berufundfamilie +vielfalt erhielten, sind: BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH, bremenports GmbH & Co. KG, Commerzbank AG, Deutsche Bank AG, Die Bayerische, GAG Ludwigshafen Aktiengesellschaft für Wohnungs-, Gewerbe- und Städtebau, Landesbank Baden-Württemberg, REWE Dortmund Frischelogistik GmbH, REWE Group – Handel Deutschland (REWE Deutscher Supermarkt AG & Co. KGaA in Köln, REWE Group Holding, REWE Group Buying GmbH, REWE Digital GmbH, REWE Markt GmbH – Zentrale Verwaltung Vollsortiment, PENNY Markt GmbH – Zentrale Verwaltung), REWE Markt GmbH, Zweigniederlassung West (Verwaltung Vollsortiment im Verbund mit der Logistik der Standorte Langel und Koblenz) sowie Sparkasse Heidelberg.
Zudem wurden folgende Institutionen mit dem Zertifikat zum audit berufundfamilie +vielfalt geehrt: AOK Rheinland-Pfalz/Saarland – Die Gesundheitskasse, Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg, Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung sowie Stadt Göttingen.
Die Technische Hochschule Aschaffenburg und die Universität Rostock wurden mit dem Zertifikat zum audit familiengerechte hochschule +vielfalt ausgezeichnet.
Fotos, Fotos, Fotos …
Der Fotograf Jens Schicke war wieder für uns im Einsatz und hat zahlreiche Momente der Zertifikatsverleihung eingefangen. Die können kostenlos abgerufen werden in der Download-Galerie auf unserer Website.
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