Personalmangel – mehr als nur ein Begriff, der die Arbeitswelt bewegt. Was es (an Vereinbarkeitslösungen) braucht, damit Beschäftigte in Organisationen ankommen, sich dort wohlfühlen und bleiben, war Thema unseres „Wake up! – Das Vereinbarkeits-Frühstück“ in Berlin (03.06.25). Ein paar Insights aus der Veranstaltung gibt es hier.
Statt einer täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit, Zunahme von Tätigkeiten nach dem Renteneintrittsalter … Es wird derzeit auf der politischen Bühne und auch in den arbeitgebenden Organisationen viel über mögliche Neuerungen diskutiert. Der Antreiber dafür ist und bleibt vor allem der Personalmangel. Wir sprechen mittlerweile nicht mehr nur von einem Fachkräftemangel, sondern von einem Defizit an Mitarbeitenden über Hochqualifizierte hinaus. Doch egal, welche Hebel angesetzt werden, um dem Personalmangel zu begegnen – die Organisationen sind gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Neuerungen greifen können. Im Kern geht es darum, ein Arbeitsumfeld zu bieten, in dem sich Erwerbstätige mit ihren Fähigkeiten, Kompetenzen, Talenten und auch Bedarfen wiederfinden – also eine individualisierte Personalpolitik anzustreben. Und das ist nicht nur grundlegend, um Neuerungen einzuführen und umzusetzen. Arbeitgeber, die den Erfolg ihrer Recruiting-Maßnahmen und ihre Aktivitäten zur Bindung von Mitarbeitenden nachhaltig gestalten wollen, müssen sich der individualisierten Personalpolitik systematisch zuwenden. Ein essenzielles Element dessen ist die strategische Förderung der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben.
Genau deshalb fokussierte sich auch unser jüngstes „Wake up! – Das Vereinbarkeits-Frühstück“ auf Fragen einer funktionierenden familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik. Der Titel der zweieinhalbstündigen Präsenzveranstaltung wollte das Ziel der vereinbarkeitsfördernden Personalpolitik verdeutlichen: „Ankommen, wohlfühlen, bleiben“ – das sollen Beschäftigte im Idealfall. Doch dazu braucht es vor allem Kompetenzen auf Seiten der Arbeitgeber, Vereinbarkeitsangebote für jede*n Mitarbeitenden bedarfsgerecht anzubieten, fürs Team tragfähig und zu den Aufgaben der Beschäftigten passend zu gestalten. Dafür sensibilisierten unseren Experten – Robert Frischbier, Berater für lebensphasenorientierte Unternehmenskultur und Auditor, sowie unser Geschäftsführer Oliver Schmitz – vor Ort die Teilnehmenden. Gut 20 Personen – vor allem Personalmanager*innen aus Organisationen im Großraum Berlin – hatten die Einladung zum Wake up! wahrgenommen, für welches uns Zalando SE seine Türen auf dem Zalando Campus an der East Side Gallery öffnete. In Berlin ansässig, brachte Robert seine Erkenntnisse aus den lokalen bzw. regionalen Bedingungen ein und konnte die Anwesenden mit spezifischen Zahlen, Daten und Fakten wachrütteln.Das Dreieck macht’s!: Aushandlungsprozesse zwischen Führungskraft, einzelnen Beschäftigten und Team
Was sind bedarfsgerechte Vereinbarkeitsangebote für Beschäftigte? Die Antwort liegt u.a. in der jeweiligen Lebensphase, in der sich Beschäftigte befinden, und dem jeweiligen Lebensentwurf, den sie verfolgen. Was bewegt Mitarbeitende während des Berufseinstiegs? Was brauchen Beschäftigte in der Familiengründungsphase und speziell in der Erziehungszeit? Wie kann die Karriere im Alter zwischen 40 und 50 Jahren unterstützt werden und gleichzeitig private Aufgaben der Beschäftigten dabei berücksichtigt werden? Welcher Support kann Mitarbeitenden, die Angehörige pflegen – und z.B. selbst im Alter zwischen 50 und 60 Jahren sind – gegeben werden? Wie werden Beschäftigte beim Übergang in den Ruhestand am besten begleitet?
Wer jetzt auf eindeutige Fragen wartet, muss enttäuscht werden. Denn das, was sich Beschäftigte wünschen, ist oft ganz individuell. So verschieden die Beschäftigten sind, so verschieden sind die für sie passenden Vereinbarkeitslösungen. Herauszufinden, wie diese Lösungen gestaltet werden können, ist eine Herkulesaufgabe – aber eine machbare. Vereinfacht wird es, wenn Organisationen in ihre familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik Aushandlungsprozesse integrieren und diese als festen Bestandteil der Kommunikation mit den Beschäftigten etablieren. Die Grundlage dieser Aushandlungsprozesse bilden Fragenkataloge – einer, der als Grundlage für ein Gespräch zwischen Führungskraft und den einzelnen Beschäftigten dient, und einer für die Rückkoppelung individueller Vereinbarkeitswünsche mit dem Team. Dieses Dreieck nennen wir den Vereinbarkeits-Trialog. Die Fragen sollten Aspekte abdecken bzgl. der individuellen Vereinbarkeitsherausforderung und der angedachten Lösung auf Seiten der*des Beschäftigten. Nicht vergessen werden darf, sich auf betrieblichen Rahmenbedingungen zu stützen: Gibt es bestimmte Betriebs- bzw. Dienstvereinbarungen? Welche Vereinbarkeitsangebote sind wie individuell ausgestaltbar? Wie passen die angedachten Vereinbarkeitslösungen zu der beruflichen Aufgabe? Sind z.B. notwendige Präsenszeiten gewährleistet? Was die einzelnen Beschäftigten sich wünschen, ist die eine Sache. Ob dies zu den Abläufen mit dem und der Zusammenarbeit des Teams passt, ist eine andere Sache. Daher ist es unerlässlich, die Wünsche und Ideen bzgl. der Vereinbarkeitsanliegen der*des einzelnen Teammitglieds mit den anderen Kolleg*innen zu spiegeln – denn nur dann können Lösungen ausgestaltet werden, die bei allen Beteiligten Auf Akzeptanz stoßen und letztendlich tragfähig sind.
Mit diesem partizipativen Weg können Arbeitgeber auch den Anforderungen gerecht werden, die sich aus den noch diskutierten Änderungen und z.T. bereits eingeleiteten Neuerungen in der Arbeitswelt ergeben:
- Denn eine wöchentliche statt einer täglichen Höchstarbeitszeit braucht u.a. einen verantwortungsbewussten Umgang mit Arbeitszeit. Wenn Mitarbeitende auch nach ihrem Renteneintrittsalter sich noch in das Unternehmen einbringen sollen, dann müssen sie entsprechend in ihrer Leistungsfähigkeit unterstützt und gleichzeitig Möglichkeiten der flexiblen Arbeitsumfangsgestaltung erfasst werden.
- Wenn mobiles Arbeiten nicht mehr in die Arbeitsstättenordnung fällt und grenzüberschreitendes mobiles Arbeiten EU-weit gefördert werden soll, dann müssen Arbeitgeber ihre Fürsorgepflicht hinsichtlich der Entgrenzungsgefahr beim Arbeiten bewusster denn je wahrnehmen. Genauso sind die Mitarbeitenden fit zu machen, wie sie mit ortsunabhängigen Arbeiten umzugehen haben. Die Flexibilität braucht hier Regelungen, die einen Rahmen vorgeben und damit Orientierung bieten.
- Wenn mehr Fachkräfte aus dem Ausland gewonnen und gehalten werden wollen, dann muss ihnen nicht nur eine berufliche, sondern auch eine private Teilhabe möglich sein. Daraus ergeben sich Vereinbarkeitsfragen wie die Fürsorge von Familienmitgliedern oder Freund*innen im Herkunftsland – sei es für Kinder und/ oder pflegebedürftige Angehörige.
Das Wake up! in Ihrer Organisation
Sie sind für personalpolitische Fragen Ihrer Organisation (mit-)verantwortlich und haben Lust, mit Personalmanager*innen oder anderen Unternehmensvertreter*innen aus Ihrer Region Fragen der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben und oder auch der Vielfalt der Beschäftigten zu erörtern? Dann freuen wir uns, wenn Sie Gastgeber*in des Wake up! – Das Vereinbarkeits-Frühstück werden. Wir kommen gerne mit unseren Expert*innen zu Ihnen – das selbstverständlich mit wachrüttelnden und inspirierenden Impulsen. Wir übernehmen das Teilnehmendenmanagement und – gerne auch gemeinsam mit Ihnen – die Bewerbung der Veranstaltung. Und was es mit dem „Frühstück“ auf sich hat, können wir selbstverständlich direkt besprechen. Melden Sie sich bei Interesse einfach bei:
Jens Munsel-Gerber, Tel.: +49 69 7171333-151, j.munsel-gerber@berufundfamilie.de, service@berufundfamilie.de.
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