Vielfalt:
Mehr als ein bunter Strauß an Mitarbeitereigenschaften (©deathtothestockphoto.com)
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523 Mio. Treffer ergibt die Stichwortsuche nach „Diversity“ und „Vielfalt“ derzeit zusammen bei google. Als unpopulär können die Begriffe also nicht bezeichnet werden. Ganz im Gegenteil fragt man sich, ob sie im Personalmanagement nicht schon inflationär eingesetzt werden – und wenn ja, warum? Was ist dran an der Diversität? Was verschafft ihr weiterhin die strategische Relevanz? Oliver Schmitz, Geschäftsführer der berufundfamilie Service GmbH, nimmt in der aktuellen Ausgabe der Blogserie „Zur Debatte, Herr Schmitz“ eine Einordnung vor.
Herr Schmitz, ganz spontan: Welcher Begriff sagt Ihnen besser zu – Diversity oder Vielfalt?
Da bin ich unprätentiös. Der Wurm muss dem Fisch schmecken, die Frage ist daher, was löse ich bei einer Zielgruppe mit einem Begriff aus. Wenn ich eher im internationalen Kontext mit entsprechenden Anglizismen unterwegs bin, wirkt der deutsche Begriff „Vielfalt“ weniger „vielfältig“. In einem anderen Kontext löst der Begriff „Diversity“ vielleicht nicht die Assoziationen aus, die ich gerne hätte.
Aber da sind wir ja schon mitten im Thema! Vielfalt oder Diversity, bedeutet zwei Optionen zu haben. Das ist prima, weil wir mehr Handlungsfähigkeiten haben, das ist aber auch herausfordernd, da man mit der Vielfalt irgendwie umgehen muss. Hier sind es nur zwei Begriffe, zwischen denen wir uns entscheiden müssen. Weniger Vielfalt hätte uns eine Entscheidung und somit Aufwand erspart. Wir hätten aber auch nicht die Feinheiten, um auf verschiedene Kontexte eingehen zu können.
Was hat eine strategisch angelegte familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik mit Vielfalt zu tun?
Was ist vielfältiger als Menschen in verschiedenen Lebensphasen und mit verschiedenen Lebensstilen? Eine erfolgreiche Personalpolitik kann diese Vielfältigkeit nicht ignorieren, sie muss versuchen, damit umzugehen und kann diese auch für sich nutzen.
Strategie bedeutet für mich hierbei, dass es ein sinnvolles Portfolio an Handlungsmöglichkeiten gibt, um auf die vielfältigen Belange eingehen zu können. Wichtig ist, dass das Portfolio passgenau, umfassend aber auch noch händelbar ist und sich den Entwicklungen anpasst. Dann kann es auch zu einer positiven Organisationskultur beitragen. Strategie bedeutet aber auch, dass ich mir neben dem Werteverständnis auch des betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Nutzens der Vielfalt bewusst bin und diese nutze!
Wenn man nicht strategisch an das Thema herangeht, erhält man einen Wildwuchs an Maßnahmen und Möglichkeiten, mit denen nur schwer umzugehen ist und die zu Unsicherheiten in der Nutzung führen, letztendlich auch zu einer negativen Kulturausprägung beitragen.
Vielfalt ist also ein strategischer Faktor? Welchen Umgang empfehlen Sie Arbeitgebern und Personalverantwortlichen mit Vielfalt?
Sich kontinuierlich mit dem Thema zu beschäftigen. Es ist kein Projekt mit Anfang und Ende. Man soll engagiert und mutig sein, aber auch seine Grenzen kennen. Auch im audit berufundfamilie erleben wir, dass weniger manchmal mehr ist. Gerade wegen der Vielfalt ist die Gefahr groß, dass man zu schnell zu viel will – die Kultur muss die Zeit haben sich mit zu entwickeln.
Nehmen Sie ihre Führungskräfte gut mit! Gerade für Führungskräfte in der „Sandwich-Position“ ist das Thema herausfordernd, da die zur Wahl stehenden Optionen zahlreicher werden. Das kann zu Unsicherheiten führen (Kann ich? Darf ich? Soll ich?).
Aber auch alle Beschäftigten sind gefordert, als Betroffene die angemessenen Belange zu formulieren und als Team oder KollegInnen entsprechend unterstützend zu sein. Vielfalt braucht ein Geben und Nehmen!
Es geht nicht, dass man sich nicht mit Vielfalt beschäftigt, da diese da ist, ob man will oder nicht. Die Frage ist, ob ich mich von den Entwicklungen vor mich hertreiben lasse, oder ob ich das Ruder in der Hand habe und die Entwicklungen in einem positiven Sinn mitgestalte.
Weitere Infos zu "vielfältiger Vereinbarkeit" gibt es hier.
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