Dienstag, 29. Oktober 2019

Vereinbarkeit in Zahlen: Zukunft – von Digitalisierung bis Rollenmodell

Stichwörter zu aktuellen Studien aus der Arbeitswelt und dem Themenfeld Vereinbarkeit (©berufundfamilie Service GmbH)

2/3 der weiblichen Jugendlichen würden maximal halbtags arbeiten wollen, wenn sie 30 Jahre alt wären und ein 2-jähriges Kind hätten. Laut 44 % der Erwerbstätigen ist die eigene Arbeitsbelastung infolge der Digitalisierung gestiegen. Diese und weitere News aus der Studienwelt in der Oktober-Ausgabe der Blogserie „Vereinbarkeit in Zahlen“.


Elternkompetenzen im Beruf nicht immer wahrgenommen


37 % der erwerbstätigen Eltern sind der Meinung, dass ihre Elternkompetenzen ihnen Vorteile am Arbeitsplatz verschaffen. Väter (43,5 %) sehen dabei diesen Vorteil eher als Mütter (34,1 %). Allerdings nehmen beide Geschlechter in gleichem Maß wahr, dass ihr Plus an Elternkompetenzen von 20 % der Vorgesetzten nicht wahrgenommen wird.

WorkFamily-Institut Darmstadt/ Goethe-Universität Frankfurt, Elternkompetenzen & Arbeit, September 2019
https://www.linkedin.com/pulse/mit-elternkompetenzen-vorteile-am-arbeitsplatz-besonders-lask/



Haushaltsnahe Dienstleistungen: Arbeitgeber ziehen finanzielle Unterstützung in Betracht


Jeder zweite (52 %) in Deutschland Lebende würde sich Hilfe im Haushalt wünschen, also haushaltsnahe Dienstleistungen wie Putztätigkeiten, Unterstützung beim Einkaufen, Kochen, Versorgung von Haustieren, der Betreuung von Kindern und Pflege von Angehörigen oder Hausmeisterdienste.

Trotz des hohen Interesses gibt es nur wenige legale Beschäftigungsverhältnisse in diesem Bereich. Nutzer*innen schrecken zudem die hohen Kosten ab.

Denkbar ist neben einem Fördermodell mit Arbeitgeberzuschüssen ein Fördermodell mit öffentlichen Zuschüssen, um auch Bevölkerungsgruppen mit besonderem Unterstützungsbedarf zu unterstützen. 52 % der Unternehmen zeigen Bereitschaft, ihre Beschäftigten hinsichtlich haushaltsnaher Dienstleistungen finanziell zu unterstützen.

Prognos, Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen, September 2019
https://www.prognos.com/publikationen/alle-publikationen/934/show/37ac0edebeaaf4efc57b5abd1457ccc0/



Digitalisierung beeinflusst eigene Arbeit


51 % der Beschäftigten vertraut voll und ganz oder zumindest überwiegend darauf, dass ihre Chefs die richtigen Entscheidungen für die Zukunft treffen. 32 % hat allerdings wenig oder gar kein Vertrauen in die Strategie seines Arbeitgebers.

Sieben von zehn Beschäftigten sehen einen starken Einfluss der Digitalisierung auf die eigene Arbeit. 44 % der Erwerbstätigen meint, dass die eigene Arbeitsbelastung infolge der Digitalisierung gestiegen ist; bei männlichen Beschäftigten beobachtet dies sogar jeder Zweite.

Ernst & Young, Jobstudie 2019 – Digitales Arbeiten, September 2019  
https://assets.ey.com


Jeder Dritte in Europa hat Betreuungspflicht


Im Jahr 2018 nahmen 34 % der Europäer*innen Betreuungspflichten wahr: die Betreuung der eigenen Kinder oder der Kinder der/ des Partnerin/ Partners, die jünger als 15 Jahre waren (29 %), die Betreuung hilfsbedürftiger Angehöriger (4 %) oder sowohl von Kindern als auch von hilfsbedürftigen Angehörigen (1 %). Über alle Betreuungsszenarien hinweg waren mehr Frauen (37 %) als Männer (32 %) in der Pflicht.

Den niedrigsten Anteil von Personen mit Kinderbetreuungspflichten (kombiniert oder nicht mit der Betreuung hilfsbedürftiger Angehöriger) an der Gesamtbevölkerung hatte 2018 Bulgarien (24 %), gefolgt von Deutschland (26 %), Kroatien, Griechenland und Österreich (jeweils 27 %). Irland hatte mit 42% den höchsten Anteil.

eurostat, Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der EU, Oktober 2019
https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Reconciliation_of_work_and_family_life_-_statistics



Männliches Versorgermodell steht bei Jugendlichen hoch im Kurs


Wenn sie 30 Jahre alt wären und ein zweijähriges Kind hätten, würden 65 % der weiblichen Jugendlichen gerne maximal halbtags arbeiten. 68 % der männlichen Jugendlichen wünschen sich auch genau das von ihrer Partnerin. Für sich selbst wünschen sich junge Männer eine Rolle als „aktiver Vater“, der sich an der Kinderbetreuung beteiligt. Nur 41 % von ihnen möchten dabei in Vollzeit arbeiten. Bei den weiblichen Jugendlichen wünschen sich 51%, dass der Vater in Vollzeit tätig ist.

54 % aller 12- bis 25-Jährigen ziehen ein „männliches Versorgermodell“ vor: Bei 10 % ist das Modell des „männlichen Alleinversorgers“ (der Mann versorgt die Familie allein und arbeitet 30 oder 40 Stunden in der Woche) der Favorit. 44 % wünschen das Modell eines „männlichen Hauptversorgers“ (der Mann arbeitet mindestens 30 Stunden, die Frau maximal halbtags).

93 % aller Jugendlichen wollen, dass Familie und Kinder neben dem Beruf nicht zu kurz kommen.

Shell Deutschland, Shell Jugendstudie, Oktober 2019
https://www.shell.de/ueber-uns/shell-jugendstudie/_jcr_content/par/toptasks.stream/1570708341213/4a002dff58a7a9540cb9e83ee0a37a0ed8a0fd55/shell-youth-study-summary-2019-de.pdf



Zukunftschancen bleiben regional unterschiedlich


Zwischen 2015 und 2018 ist in Deutschland die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 2,1 Mio. bzw. 6,8 % gestiegen. In 98 % aller Kreise und kreisfreien Städte gab es in diesem Zeitfenster mehr Beschäftigte. Allerdings führt der anhaltend starke Beschäftigungsaufbau in vielen Kommunen zu Problemen, ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte zu finden.

Obwohl sich die Top-Standorte und die Schlusslichter leicht annähern, herrschen die regionalen Muster weiterhin vor. Süddeutschland bleibt dabei die Region mit den meisten Zukunftschancen. Nur vier westdeutsche Städte sind in die Top 25 Regionen.

Prognos, Zukunftsatlas 2019, September 2019
https://www.prognos.com/publikationen/zukunftsatlas-r-regionen/zentrale-ergebnisse/
https://www.prognos.com/presse/news/detailansicht/1778/807db937a14131521f377d9a321f52b0/


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