Donnerstag, 27. Februar 2020

Vereinbarkeit in Zahlen: Von zu viel bis zu wenig

Stichwörter zu aktuellen Studien aus der Arbeitswelt und dem Themenfeld Vereinbarkeit (©berufundfamilie Service GmbH)


In Organisation, die nicht familienbewusst agieren, fürchten 13 % mehr Beschäftigte um ihre Karriere, wenn sie Vereinbarkeitsmaßnahmen in Anspruch nehmen, als bei familienbewussten Arbeitgebern. So oder so zu viel! Hingegen gibt es oft am Arbeitsplatz ein Zuwenig an Wertschätzung. Mehr dazu und anderen erstaunlichen Daten in der neuen Ausgabe unserer Blogserie „Vereinbarkeit in Zahlen“.



Geringere Karrieresorgen in familienbewussten Organisationen 


Beschäftigte, die unter familienbewussten Arbeitsbedingungen tätig sind, haben seltener die Sorge vor einem Karriereknick. So befürchten in familienbewussten Organisationen 42 % der Arbeitnehmenden, die manchmal mobil arbeiten, Nachteile für die Karriere, wenn sie familienbewusste Angebote stärker nutzen. Demgegenüber meinen 55 % der Beschäftigten in nicht-familienfreundlichen Organisationen, dass die Inanspruchnahme familienbewusster Maßnahmen ihre Karriere hemmen könne.

IW Köln, IW-Personalpanel, Januar 2020
https://www.iwd.de/artikel/mobiles-arbeiten-segen-oder-karrierebremse-456346



Geringschätzung am Arbeitsplatz 


93 % der Menschen in Deutschland fühlen sich in ihrem Alltag wertgeschätzt. Wertschätzendes Feedback erfahren sie dabei vor allem in der Familie und im Freundeskreis.

Allerdings erfahre jeder Zweite (52 %) auch Geringschätzung – und das eher in öffentlichen Bereichen, wie zum Beispiel am Arbeitsplatz. Auffällig ist: Je höher das Einkommen und die Bildung einer Person, desto besser falle auch dessen Wertschätzungsbilanz aus. Die regionale Herkunft und ob ein Migrationshintergrund vorliegt, mache hinsichtlich des Wertschätzungsempfindens keinen Unterschied.

Universität Magdeburg, Wertschätzung, Januar 2020
http://www.uni-magdeburg.de/Universit%C3%A4t/Im+Portrait/Profilierungsschwerpunkte/Forschung+_+Transfer/PM+01_2020-p-85846.html



Selbstorganisation zählt zu gefragtesten Kompetenzen


49 Personalexpert*innen (davon die Hälfte Führungskräfte) wurden dazu befragt, welche Kompetenzen Arbeitnehmende mitbringen müssen, um in der zukünftigen Joblandschaft erfolgreich sein zu können. Der Fokus lag dabei auf Metakompetenzen.

Als wichtigste elementare Fähigkeiten werden benannt:
  • Selbstorganisation
  • Kommunikationskompetenz
  • digitale Grundkompetenzen
  • Lernkompetenzen
  • Selbstreflexion
  • Kundenorientierung
  • Resilienz
Als nichtrelevant werden betrachtet:
  • Achtsamkeit
  • Design Mindset
  • Transdisziplinarität
  • Reputationsmanagement
Sich selbst und seine Aufgaben gut managen zu können, den Kunden im Fokus zu sehen und auch nach langer Berufserfahrung lernfähig zu bleiben – diese persönlichen Fähigkeiten sieht das Studienteam als die wichtigsten für Mitarbeiter*innen an, die sich in der zukünftigen Arbeitswelt behaupten wollen.

Wege zur Selbst GmbH/ FHaM Berlin, Berufliche Metakompetenzen in der New World, Januar 2020
https://selbst-gmbh.de/wissen/studien-und-forschung/
https://selbst-gmbh.de/wp-content/uploads/Studie-Metakompetenzen-Selbst-GmbH.pdf



Internationale Arbeitgeber sind weiblicher


Unternehmen, deren Mutterkonzern im Ausland ist bzw. die ins Ausland exportieren, stellen rekrutieren einen größeren Anteil an weiblichen Beschäftigten, als Arbeitgeber, die nur im Inland aktiv sind. Unternehmen, deren Investoren oder auch Kunden in Ländern mit hoher Geschlechtergleichheit sesshaft sind, stellen 6-7 Prozentpunkte mehr Frauen* als nationale Arbeitgeber, die nicht international agieren. Außerdem stellen Unternehmen mit nationalen Eigentümern 17-18 Prozentpunkte weniger Frauen* ein als Organisationen mit Eigentümern in Ländern mit hoher Geschlechtergleichheit - auch wenn beide auf dem gleichen Markt mit gleichen lokalen Geschlechternormen tätig sind.

Wirtschaftsuniversität Wien, Auswirkung der Globalisierung auf die Verteilung von weiblichen und männlichen Mitarbeitenden, Januar 2020
https://www.wu.ac.at/fileadmin/wu/h/press/Forschung/ROM/0_globalization_gender_equality.pdf
https://www.forum-csr.net/News/14168/InternationalttigeFirmensetzenstrkeraufweiblicheMitarbeiter.html?_newsletter=263&_abo=16512



Mehr Ganztagsangebote – höhere Erwerbstätigkeit von Müttern


Gibt es mehr Ganztagsangebote für Grundschulkinder steigt die Erwerbstätigkeit und das Erwerbsvolumen von Müttern. Abhängig von drei durchgerechneten Szenarien (unter Berücksichtigung vom gewünschten Betreuungs- und Erwerbswünschen) nimmt die Erwerbsquote von Müttern um 2 bis 6 Prozentpunkte zu. Dadurch kommen Familien auf ein höheres Einkommen und sind seltener auf Sozialtransfers angewiesen. Letztendlich profitieren die öffentlichen Haushalte von höheren Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen und müssen weniger für Sozialtransfers ausgeben. Die Mehreinnahmen betragen je nach Szenario zwischen 1 und 2 Milliarden Euro pro Jahr.

DIW Berlin, Fiskalische Wirkungen eines weiteren Ausbaus ganztägiger Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulalter, Januar 2020
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.702895.de/diwkompakt_2020-146.pdf



Alter bremst Chance auf Bewerbungsgespräch


Ab einem Lebensalter von 55 Jahren nimmt in der Schweiz die Chance, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden, massiv ab. Zudem schwinde mit zunehmendem Alter die Chance, wieder einen Job zu bekommen: Bei den zum Zeitpunkt ihrer Entlassung 35-Jährigen waren nach zwei Jahren 5 % arbeitslos. Bei den 40- bis 50-Jährigen betrug die Quote 12 %. Von den 55-Jährigen waren hingegen 28 % noch immer arbeitslos, bei den 60-Jährigen sogar 35 %. Die Arbeitslosigkeit bei den über 55-Jährigen wäre vermutlich noch viel höher, wenn nicht ein Teil nach der Entlassung frühpensioniert worden wäre. Der Anteil der Frühpensionierten beträgt bei den 55-Jährigen 3 %, bei den 60-Jährigen 35 %. Konkret bedeutet dies, dass nur 30 % der 60-Jährigen zwei Jahre nach der Entlassung wieder eine Erwerbsarbeit hatten.

Universität Lausanne, Jobchancen für Ältere, Januar 2020
https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/ein-drittel-findet-keine-stelle-mehr/story/31416878



Gefühl der Unterbeschäftigung überwiegt bei Erwerbstätigen


Im Jahr 2018 fühlten sich 2,2, Mio. Erwerbstätige unterbeschäftigt – d.h., sie wünschten sich eine längere Arbeitszeit. 1,4 Mio. wollten hingegen kürzer arbeiten. Unterbeschäftigte hatten eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 28,9 Stunden und wünschten sich Mehrarbeit von 10,6 Stunden. Bei den Überbeschäftigten lag die durchschnittliche Wochenarbeitszeit bei 41,6 Stunden und die gewünschte Verkürzung bei 10,8 Stunden wöchentlich.

Vollzeitbeschäftigte kamen auf eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 41,4 Stunden, während Teilzeitbeschäftigte durchschnittlich 20,0 Stunden pro Woche arbeiteten.

destatis, Unter- und Überbeschäftigung, Januar 2020
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/01/PD20_020_133.html

 

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