Dienstag, 10. März 2020

#VereinbarkeitsVibes: Der Virus


Der aktuelle Umgang mit dem Corona-Virus: Nachhaltige Effekte für die Arbeitskultur? (©pixabay.com)

In den aktuellen VereinbarkeitsVibes beobachtet Silke Güttler von der berufundfamilie wie sich COVID-19 selbst infiziert – und zwar mit familien- und lebensphasenbewusster Personalpolitik.

„Es muss erst was passieren, damit was passiert“, – meinte Oma schon. Greift diese Weisheit auch mit Blick auf den Corona-Virus und die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben? Tatsächlich erleben wir bei der berufundfamilie, wie angesichts COVID-19 die Arbeitsbedingungen an Flexibilität gewinnen. Betriebe, die sich bislang nicht an das Thema Telearbeit wagten, zeigen sich nun offen. Dafür werden dann auch Bedenken wegen des Datenschutzes auf einmal aus dem Weg geräumt. Home-Office wird zur zentralen Lösung für viele Organisationen, bei denen sich ohne funktionierende Bürotätigkeiten die Rädchen nicht mehr drehen würden.

Interessant also, wie ein Virus schneller in unseren Köpfen grassiert als in unserem Immunsystem. Wenn es dazu beiträgt, die Varianten der Arbeitsmodelle zu erhöhen, kann man dem wenigstens einen guten Effekt zuschreiben.

Krass: Wie sich der Corona-Virus mit Vereinbarkeit infiziert


Unsere Auditor*innen – also unsere Expert*innen, die die Arbeitgeber bei der Gestaltung ihrer familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik begleiten – sehen, wie auch Führungskräfte z.T. umdenken. Vorgesetzte, für die bisher keine Heimarbeit in Frage kam – weil „man muss ja präsent sein“ – schnüren ihr Ränzlein für die Arbeit in den eigenen vier Wänden. Plötzlich werden Tokens rasant schnell beantragt und installiert, so dass eine sichere Verlagerung ins Home-Office funktioniert. Die Möglichkeiten der Digitalisierung, der sich nicht alle Arbeitgeber gleichermaßen schnell und im gleichen Umfang annehmen (können), werden jetzt ausgeschlachtet. Collaboration-Tools befinden sich momentan vermutlich bei vielen Organisationen in der Hochphase ihres Testings. Das ist allerdings mehr als ein Feldversuch. Und es kann die Arbeitskultur vieler Betriebe nachhaltig verändern.

Süddeutsche.de beschreibt, wie Unternehmen mit dem Corona-Virus umgehen. Zu den Beispielen gehört, dass größere Units geteilt werden. So könnte ein Team weiterhin am Hauptstandort arbeiten, während andere Teams auf weitere Locations aufgeteilt werden. Ein Modell, das auch länger greifen kann? Denn warum nicht häufiger für Projektarbeiten raus aus dem gewohnten Umfeld?

Das Kommunikationsunternehmen Edelman hat für Arbeitgeber „7 praktische Tipps für vertrauensbildende Kommunikation in Zeiten des Coronavirus“ aufgestellt. Darin rät es Organisationen, sich die Frage zu stellen „Für welche Mitarbeitenden besteht die Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten?“ Sollten Arbeitgeber das nicht immer tun – also losgelöst von COVID-19? Und sollten sie das Angebot, das einen Klassiker im familien- und lebensphasenbewussten Maßnahmenportfolio darstellt, nicht auch bedarfsgerecht ausgestalten? Da gibt es ja nicht nur die Ganz-oder-gar-nicht-Lösung. Home-Office und Telearbeit können tageweise oder auch stundenweise gut funktionieren. Wenn Wegstrecken zwischen Wohnort und Arbeitsplatz z.T. wegfallen, kann es stressfreier zugehen. Schließlich belastet das Pendeln laut aktuellem BGM-Beschäftigtenbarometer ein Drittel der Beschäftigten. Erwerbstätige, die das Home-Office ab und an oder auch regelmäßig nutzen, berichten wie sie häufig Kreativitätsschübe aufgrund des Locationwechsels erleben. Manchmal ist der erzielte verbesserte Output aber auch eine Frage der erhöhten Konzentrationsfähigkeit.

Und auch die interne Kommunikation nimmt gerade Fahrt auf. Arbeitgeber erstellen Handlungsanweisungen für ihre Beschäftigten: Wie eine Infizierung grundsätzlich vermeiden? Was tun, wenn ein Verdachtsfall in den eigenen Reihen auftritt? Personalverantwortliche und Kommunikatoren haben dabei die herausfordernde Aufgabe im Sinne von Aufklärung, Besonnenheit und dem Geben von Sicherheit den richtigen Ton zu finden. Aber auch daraus können Arbeitgeber für die Zukunft lernen, wenn es darum geht, die Beschäftigten abzuholen – egal welches Issue oder welche Krise sich gerade auftut.

Was geschieht nach dem aktuellen Hype um COVID-19? Was ist, wenn die Ansteckungskette – hoffentlich – in großen Teilen unterbrochen werden kann? Kehren Organisationen dann wieder zu ihrem „business as usual“ zurück? Wird das jetzt gängige Home-Office-Modell zum Auslaufmodell? Wir dürfen auf nachhaltige Effekte auf unsere Arbeitskultur hoffen - also auch darauf, dass ortsunabhängiges Arbeiten an Selbstverständlichkeit gewonnen hat. Denn aus den Notfallszenarien Wege für die zukünftige Arbeit, ja Zusammenarbeit von Teams erwachsen zu lassen – diese Chance bietet uns jetzt der Corona-Virus. Flexibler agieren denn je, um nicht nur in Notfallsituationen Lösungen zu haben und als Organisation weiter effektiv arbeiten zu können – das muss immer das Credo sein. Und dann können wir sagen: Es muss nicht immer erst was passieren, damit was passiert.

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