Schichtarbeitende haben mit vielen Herausforderungen und Auswirkungen durch die Schichtarbeit zu kämpfen (© Ashad Pooloo on Unsplash) |
Im zweiten Teil unserer Miniserie rund um eine familien- und lebensphasenbewusste Schichtgestaltung klären wir darüber auf, was Schichtarbeit bedeutet, wo sie vorkommt und welche Herausforderungen und Auswirkungen Schichtarbeit für die Beschäftigten mit sich bringt.
Was bedeutet Schichtarbeit?
Schichtarbeit ist der Überbegriff für Arbeitszeitmodelle, bei denen Beschäftigte zu bestimmten, festgelegten Zeiten tätig sind. Schichtarbeitsmodelle dienen dazu, die Funktionsfähigkeit des Betriebs oder seiner Services sicherzustellen bzw. gegebenenfalls Produktions- und Öffnungszeiten zu verlängern. Schichtarbeit ist sowohl in der freien Wirtschaft als auch in der Verwaltung (Öffentlicher Dienst) verbreitet.
Die Schichtarbeit ist in Deutschland gesetzlich nicht genau definiert, findet sich jedoch in § 6 des Arbeitszeitgesetzes. In § 6 Abs. 1 Arbeitszeitgesetz heißt es: ‚“Die Arbeitszeit der Nacht- und Schichtarbeitnehmer ist nach den gesicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen über die menschengerechte Gestaltung der Arbeit festzulegen.“ Es gelten auch bei Schichtbetrieb die Arbeitszeithöchstgrenzen.
In welchen Bereichen findet sich Schichtarbeit?
Viele Dienstleistungen des täglichen Lebens sind ohne Arbeitnehmende im Schichtbetrieb nicht zu denken.
Schichtarbeit ist Teil vieler Branchen. So findet sich Schichtarbeit bei der Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst, in Krankenhäusern und Kliniken, Pflegeeinrichtungen, im Justizvollzug und in Produktionsbetrieben für Lebensmittel, Chemie- und Pharmabereich. Darüber hinaus ist Schichtarbeit üblich in der Automobilindustrie, Gastronomie, bei Sicherheitsdiensten, in Callcentern, bei Stadt- und Kraftwerken, in der Stadtreinigung und im Bereich Logistik sowie Transportwesen (Flug-Bahn, Busverkehr).
Schicht machen ist nicht gleich Schicht machen
Es gibt eine Vielzahl Schichtmodellen. Hier werden kurz die häufigsten genannt:
- Vollkontinuierlich: Es wird jeden Tag gearbeitet, auch am Wochenende und rund um die Uhr
- Dreischichtmodell: Es gibt drei Schichten zu je 8 Stunden (Früh-, Spät- und Nachtschicht)
- Zweischichtmodell: Es gibt zwei Schichten zu je 8 Stunden (Früh -und Spätschicht)
Die im berufundfamilie Scout[1] befragten Betriebe mit Schichtarbeiten nutzten mehrheitlich das Dreischichtmodell (62,5%). ¼ besitzen vollkontinuierliche Schichtmodelle und 12,5% haben individuelle Schichtmodelle, die in einem Rahmenplan integriert sind.
Welche Herausforderungen entstehen durch Schichtarbeit?
Beschäftigte in Schichtarbeit haben die gleichen Vereinbarkeitsbelange wie Beschäftigte mit normalen Arbeitszeiten – mit der Herausforderung sie mit den wechselnden Schichten unter einen Hut zu bringen. Dies ist mit einem hohen Organisationsaufwand verbunden. Im berufundfamilie Scout[2] nennen 87,5% der Schichtbetriebe das Fehlzeiten- und Ausfallmanagement und die Auslastung unbeliebter Zeiten, wie Wochenendschichten. 25% der Befragten empfinden die Urlaubsplanung als herausfordernd und 12,5% sehen das betriebliche Gesundheitsmanagement im Kontext von Schichtarbeit als herausfordernd an. Nicht verwunderlich sind daher die Bedenken von Arbeitgebern bezüglich einer Flexibilisierung von Schichtarbeit: 50% der befragten Organisationen sehen die Gefahr eines zu großen personellen Aufwands bei einer stärkeren Flexibilisierung, 37,5% denkt, dass die Produktions- bzw. Organisationsabläufe keine weiteren Flexibilisierungen zu lassen. Trotzdem sind 87,5% der befragten Arbeitgeber für eine Flexibilisierung. Und dies ist für die Beschäftigten in Schichtarbeit auch wichtig, um aus der Schichtarbeit resultierende Herausforderungen im Privatleben zu stemmen. Ein Überblick über die (möglichen) Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben bei Beschäftigten im Schichtbetrieb: Organisatorische Aufgaben
- Abdeckung der Kinderbetreuung (auch zu Randzeiten)
- Abdeckung der Pflege von Angehörigen
- Planung des eigenen Alltags entlang der Schichten
- Vereinbarkeit von Privatleben und Nachts- /Wochenendschichten
- Terminkoordination im privaten Bereich
- Gesundheitliche Selbstfürsorge
Welche Auswirkungen hat Schichtbetrieb?
Schichtbetrieb kann belastend sein durch das „antizyklische“ Leben der betroffenen Arbeitnehmenden. Sofern Nachtschichten Teil des Arbeitsverhältnisses sind, arbeiten die Beschäftigten dann, wenn andere schlafen. Auch Schichtwechsel können einen Einfluss auf die Arbeitsleistung und das Wohlergehen der Beschäftigten haben. Der Alltag neben dem Beruf ist für Beschäftigte mit Schichten schwerer in Einklang zu bringen als für Beschäftigte mit Normalarbeitszeit. In den Branchen, in denen Schichtbetrieb üblich ist, gibt es oft auch eng getaktete Zeitpläne, in denen z.B. eine gewisse Anzahl von Autos vom Fließband oder der Zug pünktlich fahren müssen. Diese Begleitumstände können vielerlei Auswirkungen auf die Beschäftigten haben.
Unmittelbare Belastungen durch Schichtbetrieb
- Psychische Belastungen angesichts der atypischen Arbeitszeiten und mögliches ständiges auf Abruf sein
- Körperliche Belastungen durch Stress, Schlafmangel und mangelnde Erholung im Allgemeinen
Balance zwischen Arbeits- und Privatleben
Zeitliche Verfügbarkeit
- Regelmäßige Zeitfenster für die Beschäftigung mit Sorgeaufgaben finden
- Längere Phasen zu planen
- Möglicher Bereitschaftsdienst, d.h. die Beschäftigten können im Notfall aus dem „Frei“ geholt werden
- Entstehen von Konflikten
… im engen privaten Umfeld mit (z.B. Partner*in)
z.B. aufgrund der verschiedenen Schichten und damit möglicher „Unplanbarkeit“, was terminliche Verpflichtungen angeht
[1] berufundfamilie Scout „Schicht machen?! Die Zukunft familien- und lebensphasenbewusster Schichtarbeit“, Stichprobenbefragung zertifizierter Arbeitgeber (n=8) vom 02.11. – 04.12.2020
[2] berufundfamilie Scout „Schicht machen?! Die Zukunft familien- und lebensphasenbewusster Schichtarbeit“, Stichprobenbefragung zertifizierter Arbeitgeber (n=8) vom 02.11. – 04.12.2020
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