Stichwörter zu Studien rund um Themen aus der Arbeitswelt (©berufundfamilie Service GmbH) |
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Corona hat das Bewusstsein für Vereinbarkeit in Unternehmen geschärft. Hybrides Arbeiten ist besonders in den jüngeren Generationen beliebt und 81% der Beschäftigten halten ein Recht auf Nichterreichbarkeit für wichtig. Mehr zu Studien aus der Arbeitswelt finden Sie in unserer neuen Ausgabe „Vereinbarkeit in Zahlen“.
Corona beeinflusste die Arbeitszeit von Müttern
Home-Office und ausfallende Kinderbetreuung haben in der Coronapandemie dazu geführt, dass sich die Arbeitszeit vieler Beschäftigter in die Abendstunden oder auf das Wochenende verlagert hat. Dies geht aus Erhebungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit hervor. Hierzu wurden Beschäftigte von Betrieben mit mindestens 50 Beschäftigten in drei Wellen befragt. Im April 2020 nahmen 1.212 Arbeitnehmer*innen teil, im Juni 909 und im Oktober waren es 682 Teilnehmende.
Insbesondere Mütter* arbeiten demnach vermehrt am Abend oder am Wochenende. 52% der Mütter* mit Kindern unter 14 Jahren verschoben zu Beginn der Pandemie im April 2020 ihre Arbeitszeit aufs Wochenende oder in die Abendstunden. Bei den Vätern* lag dieser Anteil bei 31%. Im Oktober 2020 haben immerhin noch 26% der Mütter* ihre Arbeitszeit auf das Wochenende und die Abendstunden verschoben, bei den Vätern* waren es 18%.
1/3 aller Beschäftigten mit Kindern unter 14 Jahren verlagerten die Arbeitszeit zumindest teilweise, bei Beschäftigten ohne Kinder lag dieser Anteil bei 16%. Mehr als 1/3 derjenigen, die teilweise von zu Hause arbeiteten, gaben an, dass sich ihre Arbeitszeiten verschoben haben, im Vergleich zu vor der Pandemie. Bei den Beschäftigten, die nicht im Home-Office arbeiten, lag dieser Anteil bei knapp 15%.
Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für
Arbeit (IAB), Corona-Zusatzbefragung des Linked Personnel Panel (LPP),
Juli 2021
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/corona-pandemie-draengte-muetter-zur-arbeit-am-wochenende-17445700.html
https://idw-online.de/de/news773047
New Work als Muss für den Handel
Das Whitepaper New Work in Retail 2021 zeigt: 71% der befragten Personalverantwortlichen sehen in New Work ein Muss für den Handel. Befragt wurden 31 Unternehmen aus den Bereichen Lebensmittelhandel, Mode, stationärer Einzelhandel, Omnichannel-Handel und Online-Handel. 64% der Befragten gab an, dass ihr Unternehmen bereits in einem Transformationsprozess zum Thema New Work sei, 10 % planen Maßnahmen zur Beschleunigung dieser Prozesse. Ganz vorne bei den bereits getroffenen Maßnahmen sind ortsflexibles Arbeiten (100%), zeitflexibles Arbeiten (95%) und die Digitalisierung von Prozessen (90%). Weitere 75 % der befragten Personalverantwortlichen haben Maßnahmen in der Flexibilisierung von Strukturen, Prozessen und Abläufen und der Kommunikation und Führung ergriffen, um New Work im Handel voranzutreiben.
Das Thema Transformation hinzu New Work betrifft hierbei nicht nur die Zentralen der Handelsunternehmen, sondern auch die Filialen. So trauen 58 % der Personalverantwortlichen auch den Beschäftigten in den Filialen eine selbstbestimme Arbeitszeitkoordination voll und ganz oder etwas zu.
EHI-Whitepaper, New Work in Retail 2021, Juli 2021
https://www.lifepr.de/inaktiv/ehi-stiftung/Transformiert-nicht-tradiert-Neue-Arbeitswelt-im-Handel/boxid/855025
https://www.diyonline.de/d/news/2021/07/01/transformation-der-arbeitswelt-gilt-als-muss-im-handel.html
Bewusstsein für Vereinbarkeit in Unternehmen durch Corona geschärft
Laut einer repräsentativen Studie der Prognos AG im Rahmen des Unternehmensprogramms "Erfolgsfaktor Familie" sind 88% der befragten Unternehmen mit ihrer Entscheidung zufrieden, in der Corona-Krise Maßnahmen eingeführt oder ausgeweitet zu haben, die die Vereinbarkeit fördern. Für die Studie wurden Unternehmen und Eltern zweifach befragt. Die Befragung erfolgte im Abstand eines Jahres 2020 und 2021. Insbesondere das Home-Office gewann an Bedeutung. 41 % der befragten Unternehmen haben Home-Office-Angebote neu eingeführt oder ausgeweitet.
65 % der Unternehmen möchten die vereinbarkeitsfördernden Maßnahmen, die sie während der Pandemie geschaffen haben auch danach beibehalten. 82 % der Personalverantwortlichen und Geschäftsführungen gaben an, dass insbesondere Kinderbetreuung ein zentraler Faktor für die Produktivität ihres Unternehmens sei. Entscheidend für die Vereinbarkeitsmaßnahmen war auch, dass den Führungskräften Familienbewusstseins klarer geworden sei. Hierbei war insbesondere die Kommunikation mit dem Vorgesetzten entscheidend: 81% der Eltern, die das Gespräch mit ihrem Arbeitgeber suchten, gaben an, dass sie dann bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützt wurden.
Die zusätzlichen Kinderkrankentage, die während der Coronapandemie gewährt wurden, sehen 90 % der Unternehmen als ein gutes Instrument zur Entlastung von berufstätigen Eltern mit betreuungspflichtigen Kindern. In zwei von drei Unternehmen wurden während Corona Ansätze für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf geschaffen, die aus Sicht der Personalverantwortlichen bzw. Geschäftsführungen weitergeführt werden sollten. 79% der Befragten gaben zudem an, dass betriebliches Familienbewusstsein nach der Krise für die Personalbindung und -gewinnung einen hohen Stellenwert haben wird.
Unternehmensprogramm „Erfolgsfaktor Familie“ des BMFSJ & Prognos AG, Aus der Corona-Krise lernen: Erfahrungen und neue Impulse für die betriebliche Vereinbarkeitspolitik, Juli 2021
https://www.erfolgsfaktor-familie.de/fileadmin/ef/pdf/210712_Studie_Erfahrungen_und_impulse_fuer_die_betriebliche_Vereinbarkeitspolitik.pdf
Einstiegshürden für Männer* in frauendominierten Branchen
Eine Untersuchung von Forschenden von der Universität Linköping und der University of California kommt zu dem Ergebnis, dass auch Männer* bei der Jobsuche diskriminiert werden, dann vor allem in von Frauen dominierten Branchen. Die Forschenden verschickten für ihre Untersuchung 3.200 Bewerbungen fiktiver Kandidat*innen an Arbeitgeber in Schweden. Dann folgte eine Analyse der Rückmeldungen, auch wenn keine Rückmeldung zur Bewerbung folgte, wurde das von den Forschenden aufgenommen. Es zeigte sich, dass männliche Bewerber insbesondere in den von Frauen* dominierten Berufen wie Pflege, Kinderbetreuung oder bei Bewerbungen zu Putzjobs diskriminiert worden. Am stärksten war die Ungleichbehandlung in der Bewerbung bei Putzjobs. Umgekehrt fiel die erwartete Diskriminierung von Frauen* in männerdominierten Branchen geringer aus. Die fiktiven Bewerber*innen, die sich als Automechaniker*innen, LKW-Fahrer*innen, oder in der IT-Entwicklung bewarben, erfuhren in dem Experiment keine Diskriminierung seitens der Arbeitgeber.
Ali Ahmed, Mark Granberg, Shantanu Khanna, Gender discrimination in hiring: An experimental reexamination of the Swedish case, Januar 2021
https://www.businessinsider.de/karriere/maenner-diskriminierung-bei-der-bewerbung-in-diesen-branchen-gibt-es-sie-a/
Bundesunternehmen haben viele Frauen* in Spitzenpositionen
Eine Studie der Zeppelin Universität in Friedrichshafen offenbart, dass es viele Frauen* in Führungspositionen in den Bundesunternehmen gibt, jedoch weniger bei den kommunalen Unternehmen. Hierfür analysierten die Forschenden 1.974 öffentliche Unternehmen, davon lagen 1.466 in 69 Städten. Es wurden zudem Stadtstaaten, Landeshauptstädte und die vier größten Kommunen je Bundesland miteinander verglichen. Es zeigt sich, dass der Frauenanteil in der obersten Führungsetage bei 508 Unternehmen des Bundes und der Länder, die mehrheitlich in öffentlicher Hand sind, bei 26,5% bzw. 19,9% liegt. In den Unternehmen, die in den 69 größeren Städten ansässig sind, lag dieser Anteil bei 19, 5 %. Der Anteil ist dabei um 0,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Insbesondere auf kommunaler Ebene gibt es laut Studie deutliche Unterschiede. In 12 Städten sind mehr als 30% der Manager*innen im Vorstand, der Geschäftsleitung oder Geschäftsführung weiblich. In 17 weiteren Städten lag der Anteil dagegen unter 10%.
Die Branchen mit einem besonders hohen Frauenanteil in der obersten Führungsebene sind Gesundheit und Soziales (31,8%) und Krankenhäuser (25,5%). Am geringsten ist der Frauenanteil im Bereich Digitalisierung und IT (1,9%).
Zeppelin Universität Friedrichshafen, FIT-Public Management-Studie 2021, Juli 2021
https://www.businessinsider.de/wirtschaft/management-in-bundesunternehmen-gibt-es-mehr-frauen-in-spitzenpositionen-als-in-staedtischen-unternehmen/
Hybrides Arbeiten besonders bei Generation Z und Millenials beliebt
Eine Umfrage des Schweizer Start-Ups Investart zeigt, dass der Trend zum Home-Office in der Generation Z und den Millenials besonders verbreitet ist. Die Teilnehmer*innen der Studie waren junge Anleger*innen. 38% der Befragten wünschen sich, zwei Tage im Büro zu arbeiten und den Rest im Home-Office. Lediglich 13% der Befragten wollen wieder die ganze Arbeitswoche im Büro verbringen. 52% der Befragten würden sogar ihren Job wechseln, wenn sie vom Arbeitgeber gezwungen würden, wieder zu 100% im Büro zu arbeiten. Hinzu kommt der Wunsch der Millenials und der Generation Z nach einem möglichst frühen Renteneintritt: 64% der Befragten wollen in Rente gehen, bevor sie 60 sind. 30% gaben sogar an, dass sie mit 50 Jahren in Rente möchten.
Investart, Early retirement and home office preferences, Juni 2021
https://www.netzwoche.ch/news/2021-06-22/millennials-wollen-nur-noch-zweimal-pro-woche-ins-buero
Mehrheit der Beschäftigten für Recht auf Nichterreichbarkeit
Eine repräsentative Umfrage des Digitalmagazins t3n gemeinsam mit dem Meinungsforschungsunternehmen Appinio zeigt: 81% der deutschen Beschäftigten halten ein Recht auf Nichterreichbarkeit nach Dienstschluss für eher wichtig. In der Umfrage wurden im Mai 2021 1.000 berufstätige Menschen in Deutschland befragt. Die Umfrage stützt sich hierbei auf das „right to disconnect“, das aktuell Thema im EU-Parlament ist. In der Gruppe der 45- bis 54-Jährigen hält jede*r Zweite ein Recht auf Nichterreichbarkeit für sehr wichtig. Unter den 35- bis 44-Jährigen halten 47% solch ein Recht für sehr wichtig. Bei den 25- bis 34-Jährigen liegt dieser Anteil noch bei 43%, bei den 55-bis 65-Jährigen sind es 39%.
Der Wunsch der Beschäftigten nach einer klaren Trennung von Beruf und Privatleben spiegelt sich nicht unbedingt in ihrer Praxis wider: Mehr als die Hälfte der Beschäftigten äußerte, auch nach der Arbeitszeit für Firmenangelegenheiten erreichbar zu sein. Laut der Studie legen Frauen* tendenziell mehr Wert auf Nichterreichbarkeit als Männer*, sind im Vergleich jedoch häufiger privat erreichbar für die Arbeit. So antworteten 65 % der Frauen* auf die Frage, ob sie auch nach der Arbeit für Kolleg*innen greifbar sind mit Ja. Bei den Männern* lag dieser Anteil bei 60%. Bei der Frage nach den Gründen, gaben 42,1% der Befragten an, dass sie das so möchten, 27,3% denken, dass der Job es erfordere und 20,1% hat das Gefühl, dass der Arbeitgeber diese Erreichbarkeit fordere.
T3n & Appinio, Umfrage zur Nichterreichbarkeit, Mai 2021
https://t3n.de/news/erreichbarkeit-im-feierabend-umfrage-1381948/
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