Das Jobcenter Flensburg stellt sich für seine rund 200 Beschäftigte als familien- und lebensphasenbewusster Arbeitgeber auf (©Jobcenter Flensburg) |
In unserer vierten Ausgabe der Blog-Interviewserie mit auditierten Jobcentern gehen wir ganz hoch in den Norden: nach Flensburg. Mit den – ebenfalls vier – Gesprächspartnerinnen beleuchten wir u.a. Aspekte der Flexibilisierung, von Arbeit und Alter sowie Gerechtigkeitsfragen. Dazu gibt es Einblicke in vorbildliche familien- und lebensphasenbewusste Lösungen des Jobcenters Flensburg.
Flensburg liegt in Schleswig-Holstein, im Norden Deutschlands direkt an der Grenze zu Dänemark. Mit 90.000 Einwohnern handelt es sich um die drittgrößte Stadt Schleswig-Holsteins. Das Jobcenter Flensburg betreut mit rund 200 Mitarbeitenden derzeit ca. 5.800 Familien bzw. rund 10.000 Personen im Leistungsbezug SGB II. 2017 erhielt das Jobcenter erstmals das Zertifikat zum audit berufundfamilie und wurde 2020 re-auditiert. Viele Maßnahmen zur noch besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben hat das Jobcenter in dieser Zeit bereits erfolgreich umgesetzt. Zuletzt wurde eine neue Dienstvereinbarung zur Wohnraumarbeit an den Start gebracht, die den Mitarbeitenden weitreichende Möglichkeiten anbietet, von zu Hause aus zu arbeiten.
In diesem Blog-Interview berichten gemeinsam Claudia Remark, Geschäftsführerin, Sabine Mövens-Brahm, stellvertretende Geschäftsführerin, Frauke Heimsoth, Gleichstellungsbeauftrage, und Gunda Johannsen-Schaefer für das betriebliche Gesundheitsmanagement.
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Auditierung bzw. Re-Auditierung nach dem audit berufundfamilie?
Wir wollen auf dem Arbeitsmarkt attraktiv sein, für neue Mitarbeitende, aber auch für die bestehende Belegschaft. Wir möchten zeigen, dass wir bereits viel zum Thema Vereinbarkeit anzubieten haben, aber auch noch weiter an uns arbeiten. Wir erhoffen uns so eine diverse Belegschaft, die gesund und motiviert ist.
Inwieweit fördert die systematische familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik die Qualität der kundenoriententen Dienstleistungen?
Durch unsere familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik sind unsere Mitarbeitenden motivierter und ausgeglichener, wodurch auch die Qualität der Dienstleistung für unsere Kundinnen und Kunden, insbesondere unserer Beratungen, gesteigert wird. Auch können durch die eigenen Erfahrungen der Mitarbeitenden mit dem Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Gespräche mit unseren Kundinnen und Kunden auf Augenhöhe stattfinden. Die Herausforderungen, vor denen viele unserer Kundinnen und Kunden stehen, zum Beispiel Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen, kennen auch die Mitarbeitenden.
Welche Herausforderungen zeigen sich bezüglich der Erfüllung des Dienstleistungsauftrags (Präsenz der Beschäftigten für den direkten Kundenkontakt/ für die Umsetzung des Auftrags aus dem Sozialgesetzbuch Zweites Buch (SGB II)) und dem Wunsch der Mitarbeitenden nach zeitlich umfangreicherer Arbeit aus dem Home-Office heraus sowie noch flexiblerer Arbeitszeitgestaltung? Wie werden diese gelöst?
Der Wunsch nach Home-Office und nach flexiblerer Arbeitszeitgestaltung wird immer häufiger geäußert. Durch viele gleichgelagerte Wünsche, wie beispielsweise Halbtagsarbeit am Vormittag oder freitags frei, entstehen Engpässe. Diese organisatorische Herausforderung ist von den Teamleiterinnen und Teamleitern gemeinsam mit dem gesamten Team zu bewältigen.
Für alle Mitarbeitenden wurde zum Anfang des Jahres, zusammen mit dem Personalrat und der Gleichstellungsbeauftragten, eine neue Dienstvereinbarung „Wohnraumarbeit“ entwickelt. Diese regelt die grundsätzlichen Rahmenbedingungen zur Arbeit aus dem häuslichen Umfeld und ist eine Weiterentwicklung unserer bereits seit 2014 bestehenden Dienstvereinbarung zur alternierenden Telearbeit. Aber auch individuelle Lösungen können vereinbart werden. Gerade in dieser schwierigen Phase des Interessenausgleichs zeichnen individuelle Lösungen ein Unternehmen/ eine Behörde aus und führen zu einem gesunden Arbeitsklima und guten Beratungen für unsere Kundinnen und Kunden.
Welche Lösungen haben Sie im Bereich „Arbeit und Alter“?
Grundsätzlich sind die Tätigkeiten im Jobcenter Flensburg durchaus auch für ältere Beschäftigte leistbar. Vor dem Übergang in die Rente werden vorbereitende Seminare und auch Informationsmöglichkeiten durch die Beschäftigungsdienststellen für diesen neuen Lebensabschnitt angeboten. Auch die flexible Arbeitszeitgestaltung können ältere Beschäftigte nutzen sowie zusätzlich noch verschiedene Altersteilzeitmodelle.
Schauen wir auf eine gleichmäßige/ gerechte Arbeitsbelastung von Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigten. Wie gelingt diese?
Grundsätzlich wird die Arbeitsverteilung im Jobcenter Flensburg auf Basis eines Fallzahlencontrollings vorgenommen. Die Arbeitsbelastung kann daher gut an die unterschiedlichen Arbeitszeitmodelle angepasst und gerecht verteilt werden. Dieses System gerät in Einzelfällen, wie Urlaubs- oder Krankheitsvertretungen oder Vakanzen, an seine Grenzen. Dann müssen individuelle Lösungen gefunden werden, um Engpässe zu vermeiden.
Welche Möglichkeiten ergeben sich für ortsunabhängiges/ mobiles Arbeiten?
Im Jobcenter Flensburg gibt es ausgereifte weitreichende Möglichkeiten des Arbeitens von zu Hause. Klassisches ortsunabhängiges/ mobiles Arbeiten ist nicht mit unserem Arbeitsauftrag vereinbar und wird daher nicht angeboten. Wir müssen die regelmäßigen persönlichen Kundenkontakte sicherstellen. Auch haben wir hohe Anforderungen an den Sozialdatenschutz zu erfüllen. Da ist es leicht vorstellbar, dass beispielsweise in einem vollen Café am Hauptbahnhof dieser nicht gewahrt werden kann.
Was steckt hinter dem Weiterbildungskonzept „Führung in Balance“?
Die fortlaufende Qualifizierungsreihe „Führung in Balance“ soll den Führungskräften des Jobcenters Flensburg die Möglichkeit bieten, ihre Gesundheits- und Führungskompetenzen kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Durch fachlichen Input und die Sensibilisierung für gesundheitsrelevante Themen erhalten die Führungskräfte die Möglichkeit, sich umfassend mit den anspruchsvollen Anforderungen der praktischen Umsetzung von gesundheitsgerechtem Führungsverhalten zu befassen.
Im Rahmen der seit 2018 regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen soll durch intensiven Austausch ein gemeinsames Verständnis zu Führungsverhalten und Führungskultur entwickelt werden. Dieses korrespondiert mit den im bereits vorhandenen Leitbild festgehaltenen Leitsätzen sowie mit den im audit berufundfamilie benannten Kriterien.
Was ist der „Teamrundgang“?
Im Rahmen der jährlich (vor Corona!) stattfindenden Teamrundgänge nimmt sich die Geschäftsführerin Zeit für individuelle Einzelgespräche mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in deren Büros.
So verschafft sie sich einen unmittelbaren Eindruck von der Arbeit und den Herausforderungen vor Ort und die Kolleginnen und Kollegen haben Gelegenheit, direkt Fragen an die Geschäftsführung zu stellen, Hinweise zu geben oder auch Probleme anzusprechen.
Die nächste Ausgabe der Jobcenter-Interviews erscheint hier im Blog im Mai 2022.
In diesem Blog-Interview berichten gemeinsam Claudia Remark, Geschäftsführerin, Sabine Mövens-Brahm, stellvertretende Geschäftsführerin, Frauke Heimsoth, Gleichstellungsbeauftrage, und Gunda Johannsen-Schaefer für das betriebliche Gesundheitsmanagement.
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Auditierung bzw. Re-Auditierung nach dem audit berufundfamilie?
Wir wollen auf dem Arbeitsmarkt attraktiv sein, für neue Mitarbeitende, aber auch für die bestehende Belegschaft. Wir möchten zeigen, dass wir bereits viel zum Thema Vereinbarkeit anzubieten haben, aber auch noch weiter an uns arbeiten. Wir erhoffen uns so eine diverse Belegschaft, die gesund und motiviert ist.
Inwieweit fördert die systematische familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik die Qualität der kundenoriententen Dienstleistungen?
Durch unsere familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik sind unsere Mitarbeitenden motivierter und ausgeglichener, wodurch auch die Qualität der Dienstleistung für unsere Kundinnen und Kunden, insbesondere unserer Beratungen, gesteigert wird. Auch können durch die eigenen Erfahrungen der Mitarbeitenden mit dem Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Gespräche mit unseren Kundinnen und Kunden auf Augenhöhe stattfinden. Die Herausforderungen, vor denen viele unserer Kundinnen und Kunden stehen, zum Beispiel Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen, kennen auch die Mitarbeitenden.
Welche Herausforderungen zeigen sich bezüglich der Erfüllung des Dienstleistungsauftrags (Präsenz der Beschäftigten für den direkten Kundenkontakt/ für die Umsetzung des Auftrags aus dem Sozialgesetzbuch Zweites Buch (SGB II)) und dem Wunsch der Mitarbeitenden nach zeitlich umfangreicherer Arbeit aus dem Home-Office heraus sowie noch flexiblerer Arbeitszeitgestaltung? Wie werden diese gelöst?
Der Wunsch nach Home-Office und nach flexiblerer Arbeitszeitgestaltung wird immer häufiger geäußert. Durch viele gleichgelagerte Wünsche, wie beispielsweise Halbtagsarbeit am Vormittag oder freitags frei, entstehen Engpässe. Diese organisatorische Herausforderung ist von den Teamleiterinnen und Teamleitern gemeinsam mit dem gesamten Team zu bewältigen.
Für alle Mitarbeitenden wurde zum Anfang des Jahres, zusammen mit dem Personalrat und der Gleichstellungsbeauftragten, eine neue Dienstvereinbarung „Wohnraumarbeit“ entwickelt. Diese regelt die grundsätzlichen Rahmenbedingungen zur Arbeit aus dem häuslichen Umfeld und ist eine Weiterentwicklung unserer bereits seit 2014 bestehenden Dienstvereinbarung zur alternierenden Telearbeit. Aber auch individuelle Lösungen können vereinbart werden. Gerade in dieser schwierigen Phase des Interessenausgleichs zeichnen individuelle Lösungen ein Unternehmen/ eine Behörde aus und führen zu einem gesunden Arbeitsklima und guten Beratungen für unsere Kundinnen und Kunden.
Welche Lösungen haben Sie im Bereich „Arbeit und Alter“?
Grundsätzlich sind die Tätigkeiten im Jobcenter Flensburg durchaus auch für ältere Beschäftigte leistbar. Vor dem Übergang in die Rente werden vorbereitende Seminare und auch Informationsmöglichkeiten durch die Beschäftigungsdienststellen für diesen neuen Lebensabschnitt angeboten. Auch die flexible Arbeitszeitgestaltung können ältere Beschäftigte nutzen sowie zusätzlich noch verschiedene Altersteilzeitmodelle.
Schauen wir auf eine gleichmäßige/ gerechte Arbeitsbelastung von Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigten. Wie gelingt diese?
Grundsätzlich wird die Arbeitsverteilung im Jobcenter Flensburg auf Basis eines Fallzahlencontrollings vorgenommen. Die Arbeitsbelastung kann daher gut an die unterschiedlichen Arbeitszeitmodelle angepasst und gerecht verteilt werden. Dieses System gerät in Einzelfällen, wie Urlaubs- oder Krankheitsvertretungen oder Vakanzen, an seine Grenzen. Dann müssen individuelle Lösungen gefunden werden, um Engpässe zu vermeiden.
Welche Möglichkeiten ergeben sich für ortsunabhängiges/ mobiles Arbeiten?
Im Jobcenter Flensburg gibt es ausgereifte weitreichende Möglichkeiten des Arbeitens von zu Hause. Klassisches ortsunabhängiges/ mobiles Arbeiten ist nicht mit unserem Arbeitsauftrag vereinbar und wird daher nicht angeboten. Wir müssen die regelmäßigen persönlichen Kundenkontakte sicherstellen. Auch haben wir hohe Anforderungen an den Sozialdatenschutz zu erfüllen. Da ist es leicht vorstellbar, dass beispielsweise in einem vollen Café am Hauptbahnhof dieser nicht gewahrt werden kann.
Was steckt hinter dem Weiterbildungskonzept „Führung in Balance“?
Die fortlaufende Qualifizierungsreihe „Führung in Balance“ soll den Führungskräften des Jobcenters Flensburg die Möglichkeit bieten, ihre Gesundheits- und Führungskompetenzen kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Durch fachlichen Input und die Sensibilisierung für gesundheitsrelevante Themen erhalten die Führungskräfte die Möglichkeit, sich umfassend mit den anspruchsvollen Anforderungen der praktischen Umsetzung von gesundheitsgerechtem Führungsverhalten zu befassen.
Im Rahmen der seit 2018 regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen soll durch intensiven Austausch ein gemeinsames Verständnis zu Führungsverhalten und Führungskultur entwickelt werden. Dieses korrespondiert mit den im bereits vorhandenen Leitbild festgehaltenen Leitsätzen sowie mit den im audit berufundfamilie benannten Kriterien.
Was ist der „Teamrundgang“?
Im Rahmen der jährlich (vor Corona!) stattfindenden Teamrundgänge nimmt sich die Geschäftsführerin Zeit für individuelle Einzelgespräche mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in deren Büros.
So verschafft sie sich einen unmittelbaren Eindruck von der Arbeit und den Herausforderungen vor Ort und die Kolleginnen und Kollegen haben Gelegenheit, direkt Fragen an die Geschäftsführung zu stellen, Hinweise zu geben oder auch Probleme anzusprechen.
Die nächste Ausgabe der Jobcenter-Interviews erscheint hier im Blog im Mai 2022.
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