Dienstag, 27. September 2022

Vereinbarkeit in Zahlen: Great Resignation incoming

Schlüsselbegriffe zum Thema Arbeitswelt (©berufundfamilie Service GmbH)

Keine Möglichkeit zum Home-Office als Kündigungsgrund, der zweithäufigste Grund für einen Jobwechsel ist die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und jede*r Vierte hat bereits in diesem Jahr den Arbeitgeber gewechselt. Mehr zu Studien aus der Arbeitswelt in unserer September-Ausgabe „Vereinbarkeit in Zahlen“.



Home-Office fördert aktive Vaterschaft


Eine repräsentative Studie mit 1.049 Müttern* und Vätern offenbart, was Familien in den derzeitigen Krisen bewegt. Es zeigt sich, dass die Verunsicherung gewachsen ist. So gibt jedes zweite Elternteil an, sich mehr Sorgen zu machen als vor zwei Jahren. Besonders im Fokus der Verunsicherung: Krieg (75 %), die wirtschaftliche Entwicklung (73 %) und die Zukunftschancen der eigenen Kinder (71 %). Die Coronapandemie verliert mit 41 % an Bedeutung. Die Umfrage zeigt deutlich: Besonders Mütter* empfinden deutlich mehr Belastung als Väter*. Hier ist Corona ein Verstärker. Besonders groß ist die Verunsicherung zu dem in Familien mit weniger Einkommen. So sorgen sich 82 % von ihnen um die finanzielle Lage, 78 % von ihnen machen sich um die Zukunftschancen ihrer Kinder Gedanken und 63 % fürchten Herausforderungen bei der Kindererziehung. Niedriges Einkommen wird somit zum Risikofaktor für das allgemeine Wohlbefinden der Familie.

Besonders kinderreiche Familie treffen einige Probleme härter. So sind insgesamt 43 % der Eltern über die Situation am Wohnungsmarkt verunsichert, bei Familien mit drei oder mehr Kindern liegt dieser Anteil bei 56 %. Die Krisen haben aber auch Einfluss auf den Arbeitsalltag: So haben bzw. hatten vier von zehn Müttern* und Vätern* in den vergangenen Jahren die Option im Home-Office zu arbeiten. Diese Arbeitsortflexibilisierung hatte auch Effekte auf die Care-Arbeit.

So äußerten ¾ der Väter*, dass sie mehr Sorgeaufgaben und im Haushalt übernehmen, seitdem sie die Home-Office Option haben. 71% der befragten Väter* wollen zudem noch mehr Zeit für das Familienleben aufwenden und sind dazu auch bereit, Nachteile im Beruf zu akzeptieren. Home-Office hat allerdings bei vier von zehn Familien auch zu mehr Konflikten geführt. Dies zeigte sich in der Befragung insbesondere bei jüngeren Eltern, deren Kindern noch einen höheren Betreuungsbedarf hatten. Darüber hinaus ist das „Privileg“ Home-Office ungleich verteilt. So können 64 % der Befragten mit höherem Bildungsabschluss Home-Office machen, aber lediglich 24 % der Befragten mit geringerem Bildungsabschluss.

Besonders wichtig für Eltern bleibt zudem eine verlässliche Betreuungsstruktur: So sahen 85 % der Eltern eine verlässliche Kinderbetreuung als Voraussetzung dafür an, überhaupt den Familienalltag bestreiten zu können. Nahezu alle Elternteile (96 %) sagten, dass Kita, Hort und Co. gebraucht würden, damit Kindern Sozialverhalten lernen. Spannend hierbei acht von zehn Elternteilen hatten dabei die Ansicht, dass Kinder in den ersten zwei bis drei Jahren von einem Elternteil betreut werden sollten und nicht generell den ganzen Tag in der Kita.


Eltern-Studie 2022, September 2022
https://www.eltern.de/familie-urlaub/familienleben/eltern-studie-2022--was-bewegt-familien-in-krisenzeiten--13381984.html



73 % der Unternehmen berichten über erhöhte Nachfrage nach Workation


Eine aktuelle Studie von Deloitte Österreich in Zusammenarbeit mit den Universitäten Wien und Graz zeigt, dass die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort weiter im vollen Gange ist. Alle zwei Jahre wird in der Studie die Verbreitung flexibler Arbeitsmodelle in Österreich untersucht. An der aktuellen Umfrage nahmen 600 Firmenvertreter*innen teil. Deutlich wird: Home-Office ist gekommen, um zu bleiben. Während der Coronapandemie boten 90 % der befragten Organisationen ihren Beschäftigten, die Möglichkeit zum Home-Office. Stand jetzt liegt der Wert bei 89 % und ist somit nur minimal gesunken.

Auch die Anzahl der Beschäftigten, die tatsächlich im Home-Office arbeiten, bleibt konstant hoch: 82 % der Organisationen gaben an, dass ein Großteil der Belegschaft gelegentlich oder regelmäßig im Home-Office arbeitet. Ein Trend auch hier Workation: Immer mehr Erwerbstätige wünschen sich die Option Urlaub und Arbeit zu verbinden, und fragen daher nach Workation. So bestätigen 73 % der Arbeitgeber, dass Bewerber*innen verstärkt nach dieser Option fragen. Flexibles Arbeiten wird zur Selbstverständlichkeit und wichtig im Kampf um Personal. So berichten 93 % der Befragten, dass die Erwartungen von Bewerber*innen zur Option Home-Office deutlich gestiegen sind. 79 % von ihnen sagen, dass sich die Remote-Work Option positiv auf die Arbeitgeberattraktivität auswirke. Doch Remote Work birgt auch negative Implikationen für das Zugehörigkeitsgefühl und die Zusammenarbeit im Team. So geben ¾ der Organisationen an, dass durch den hohen Home-Office-Anteil das Teamgefühl und der Austausch gelitten habe. Besonders spannende Erkenntnis: 60 % der Befragten geben an, dass Remote Work zu einer gesteigerten Produktivität geführt habe, auf lange Sicht, kann diese aber nicht gehalten werden. Besonders sind wichtig daher hybride Arbeitsmodelle mit einer Anzahl an Home-Office- und Bürotagen.

Deloitte Österreich/ Universität Wien/ Universität Graz, Flexible Working Studie 2022, September 2022
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20220908_OTS0031/flexible-working-studie-der-umbruch-der-arbeitswelt-reisst-nicht-ab




26 % der Beschäftigten sind bereit zur Kündigung, wenn Home-Office nicht möglich ist


Eine Studie des ifo-Institut in 27 Ländern zum Home-Office unter Vollzeit-Beschäftigten offenbart, dass durchschnittlich 1,5 Tage pro Woche im Home-Office gearbeitet wird. In Deutschland sind es 1,4 Tage. Somit haben sich hybride Arbeitsmodelle weltweit etabliert. Am wenigsten Home-Office machen Beschäftigte in Südkorea, Ägypten, Serbien und Taiwan, am meisten im Home-Office sind Beschäftigte in Singapur und Indien mit 2,4 bzw. 2,6 Tagen. Die Coronapandemie hat dazu geführt, dass die Skepsis in Sachen Home-Office zurückgegangen ist. So meint die Hälfte der Befragten, sie sei im Home-Office produktiver als sie selbst erwartet hätten. Besonders spannend: Je positiver die Befragten ihre Produktivität im Vergleich zu ihren vorherigen Erwartungen bewerteten, desto mehr Home-Office bot ihr Arbeitgeber.

Dass das Home-Office mittlerweile zum Arbeitsalltag gehört, zeigt sich daran, dass 26 % der Beschäftigten bereit wären zu kündigen oder den Arbeitgeber zu wechseln, wenn die Arbeit im Home-Office nicht möglich wäre. Auch ein Gehaltsverzicht für die Möglichkeit auf Home-Office würden viele in Kauf nehmen. Im Schnitt würden die Beschäftigten für zwei bis drei Tage Home-Office auf 5 % ihres Gehalts verzichten. In Deutschland wären die Beschäftigen immerhin noch bereit auf 3,7 % zu verzichten. Insbesondere lange Arbeitswege und die damit verbundenen Kosten sind der Grund dafür. So brauchen die Beschäftigten durchschnittlich mehr als eine Stunde für den gesamten Arbeitsweg (hin- und zurück).

ifo-Institut, Working from Home around the World, September 2022
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ifo-homeoffice-heimarbeit-etabliert-101.html



Mehr als die Hälfte der Beschäftigten fühlt sich nach einem Arbeitsalltag ausgelaugt


Nur noch Dienst nach Vorschrift? Eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Mintel zeigt, dass das nicht die Regel ist. So sagen 48 % der Beschäftigten, dass sie mehr arbeiten, als vertraglich vereinbart. Noch gravierender: 62 % gaben an, gelegentlich zu arbeiten, obwohl sie sich krank fühlen. Besonders hoch ist dieser Anteil bei den Angehörigen der Gen Z, hier sind es 72 %, die krank arbeiten gehen.

Darüber hinaus ist die Wechselwilligkeit unter den Beschäftigten so hoch wie nie: Mehr als jede*r vierte Arbeitnehmende (27 %) möchte sich innerhalb des nächsten Jahres nach einem neuen Arbeitgeber umsehen. In der Altersgruppe der 16–34-Jährigen liegt der Anteil sogar bei 40 %. Hauptgrund für die Wechselwilligkeit: 49 % wollen ein höheres Gehalt, da finanzielle Sorgen größer werden. Der zweithäufigste Wechselgrund ist eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (34 %). Besonders unzufrieden mit der Vereinbarkeit auch hier die jüngeren Beschäftigten im Alter von 16 bis 34 Jahren.

Mintel Studie 2022, September 2022
https://www.personalwirtschaft.de/news/hr-organisation/vor-allem-generation-y-und-z-fuehlen-sich-ueberlastet-142791/




Jede*r Vierte hat dieses Jahr bereits den Arbeitgeber gewechselt


Immer mehr Beschäftigte wechseln den Arbeitgeber. Das geht aus einer Analyse des Marktforschungsunternehmens Trendence hervor. Insgesamt 25,7 % (und damit jede*r Vierte) der Befragten gab an, 2022 einen neuen Job angefangen zu haben. 29 % der Arbeitnehmenden mit akademischem Abschluss haben den Job gewechselt, bei den Beschäftigten ohne Uniabschluss lag der Anteil bei 23 %. Wichtigster Wechselgrund: ein erhoffter Gehaltssprung. Dies lohnt sich auch oft: Akademiker*innen erhalten oft 20 % mehr Gehalt durch den Arbeitgeberwechsel. Auch der Bewerber*innenmarkt ist deutlich in Bewegung. 51,6 % der Akademiker*innen haben sich in den letzten zwei Jahren wo anders beworben, bei Fachkräften waren es 37, 2 %.

Es wurden insgesamt 1.830 Beschäftigte mit akademischem Hintergrund sowie 2.596 Fachkräfte ohne akademische Ausbildung befragt.


Trendence Institute, Trendence HR-Monitor, August 2022
https://www.pressebox.de/pressemitteilung/trendence-institut-gmbh/Rotierendes-Job-Karussell/boxid/1123116




1/3 der Beschäftigten offen für einen Jobwechsel


Der Jobwechsel-Kompass für das dritte Quartal von stellenanzeigen.de und der Königsteiner Gruppe zeigt: 1/3 der Beschäftigten ist offen für einen Arbeitgeberwechsel. Überdurchschnittlich offen für Wechsel sind dabei die Angehörigen der Gen Z und Y. Hier liebäugeln 47 % mit einer beruflichen Veränderung, das sind 14 % mehr als im altersübergreifenden Mittelwert aller Teilnehmenden. Für den aktuellen Kompass wurden bundesweit 1.025 Beschäftigte befragt. Trotz dieser hohen Offenheit für einen Jobwechsel sind 64 % der Mitarbeitende mit ihrem Arbeitgeber zufrieden, bei der letzten Ausgabe im Mai lag dieser Anteil noch bei 51 %. Allerdings jene, die unzufrieden sind, bei denen steigt der Wechselwunsch. So liegt der Anteil der Wechselwilligen bei denjenigen, die derzeit zufrieden sind bei 21 %, bei den Unzufriedenen allerdings bei 63 %.

Besonders auffällig der Großteil der Beschäftigten (61 %) rechnet sich gute oder sehr gute Chancen für einen Jobwechsel aus. Besonders hoch stieg der Anteil derjenigen Beschäftigten, die sich sehr gute Chancen ausrechnen (von 6 % auf 24 %). Insbesondere jüngere Beschäftigte (18- 29 Jahre) blicken optimistisch in die Zukunft. 53 % von ihnen sind der Ansicht, dass sie in einem Jahr noch bessere Chancen auf einen Jobwechsel haben.

Königsteiner Gruppe/ stellenanzeigen.de, Jobwechsel-Kompass, September 2022
https://www.lifepr.de/inaktiv/koenigsteiner-agentur/ein-drittel-auf-dem-sprung/boxid/914318




Unzufriedenheit mit Führung ist der häufigste Kündigungsgrund


Eine Umfrage der Recruitingsoftware-Firma Softgarden unter 2.200 Beschäftigten, die sich Mai oder Juni umbeworben haben, legt die wichtigsten Wechsel- und Kündigungsgründe offen. Lediglich 7 % der Befragten waren auf Arbeitgebersuche, weil ihnen gekündigt wurde. Die große Mehrzahl der Befragten bewarb sich also aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis heraus. 12% kündigten ohne Anschlussjob. Wechselgrund Nummer eins war dabei mehr Geld mit 62, 6 %, 52,7 % gaben an, ihre Karriere sei ins Stocken geraten. Auf Platz drei der Wechselgründe folgte mit 38, 4 % die Unzufriedenheit mit der Führungskraft. Für 35 % war es die fehlende Identifikation mit dem Unternehmenszweck, 26,3 % wünschen sich eine bessere Work-Life-Balance durch mehr Urlaubstage und jeder* Fünfte (20,7 %) ist unzufrieden mit den bestehenden Home-Office-Regelungen seines Arbeitgebers. Für 20,4 % ist der fehlende Sinn ihrer Arbeit Grund für einen Wechselwunsch. Immerhin 17, 8 % waren eigentlich zufrieden, bekamen aber ein besseres Angebot und 15,4 % waren unzufrieden mit dem Corona-Management in der eigenen Organisation.

Bei jenen Beschäftigten, die bereits gekündigt hatten, war die Unzufriedenheit mit der Führungskraft der Hauptgrund. So kam hier jede*r zweite Beschäftigte nicht mit seiner Führungskraft klar und zog deshalb die Reißleine. Erst dann folgt der Wunsch nach mehr Gehalt und einem Karrieresprung. Jede*r Fünfte war zudem mit dem Corona-Management des Arbeitgebers nicht zufrieden.

Darüber hinaus gab jede*r Zweite an, dass der Arbeitgeber der Kündigung entgegenwirken hätte können, etwa durch mehr Wertschätzung oder mehr Gehalt. Eins wird zudem deutlich: Wenn der* die Beschäftigte unzufrieden ist, tickt die Uhr für den Arbeitgeber. 70 % gaben an, dass höchstens ein paar Monate zwischen den ersten Zweifeln bis zur Kündigung oder Bewerbung bei einem anderen Arbeitgeber lagen. 30 % der Bewerber*innen trieben Wechselgedanken ein Jahr oder länger um.

Softgarden, Umfrage, September 2022
https://www.stern.de/wirtschaft/job/jobwechsel--das-sind-die-haeufigsten-kuendigungsgruende-32674930.html

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