Sitzen in einem Boot: Verschiedene Statusgruppen mit unterschiedlichen Bedarfen (Quelle: Josh Calabrese on Unsplash) |
Hochschulen wirken mit der systematischen Gestaltung von familiengerechten Arbeits-, Forschungs- und Studienbedingungen Fairnessdebatten entgegen. Das gaben 22 nach dem audit familiengerechte hochschule zertifizierte Organisation für uns zu Protokoll. Die wichtigsten weiteren Ergebnisse unseres berufundfamilie Scouts „Familien-gerecht?“ gibt es hier.
Eine nachhaltige Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf bzw. Studium und Privatleben für alle Statusgruppen aus Wissenschaft, Forschung, Studium, Technik und Verwaltung – dieses Ziel verfolgen Hochschulen, die das audit familiengerechte hochschule nutzen. Wie machen sich dabei Gerechtigkeitsfragen bemerkbar? An welchen Aspekten entfachen sich Fairnessdebatten und wie begegnen zertifizierte Hochschulen diesen im Rahmen der systematischen Gestaltung familiengerechter Arbeits- und Studienbedingungen?
Mit unserer Kurzumfrage „Familien-gerecht?: Moderne Studien- und Arbeitsbedingungen auf dem Fairness-Prüfstand“, die unter dem Dach des berufundfamilie Scouts steht, haben wir uns gemeinsam mit nach dem audit familiengerechte hochschule zertifizierten Hochschulen auf die Suche nach Antworten auf diese Leitfragen gemacht. 22 Hochschulen gaben uns Auskunft per Online-Umfrage, die zwischen dem 11. Juni und dem 19. August 2022 lief.
Hier die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
Welche Verbindung sehen Sie zwischen Fairness und familiengerechten Arbeits- und Studienbedingungen?
Für nahezu 8 von 10 Hochschulen (81,1 %) besteht eine starke oder sehr starke Verbindung zwischen Fairness und familiengerechten Arbeits- und Studienbedingungen.
13,6 % sehen teilweise eine Verbindung und für nur 4,5 % besteht kaum eine Verbindung.
Keine der befragten Hochschulen sieht keine Verbindung.
Wie ausgeprägt sind bei Ihnen Fairnessdebatten?
An jeder der Hochschulen sind Fairnessdebatten vorhanden.
90,9 % der Hochschulen berichten von teilweise (59,1 %) oder stark ausgeprägten (31,8 %) Fairnessdebatten. Bei 9,1 % der befragten Hochschulen sind Fairnessdebatten wenig ausgeprägt.
Wie wichtig ist Ihre Vereinbarkeitspolitik zur Verringerung von Fairnessdebatten?
Jede der befragten Hochschulen hat die Erfahrung gemacht, dass ihre Vereinbarkeitspolitik Fairnessdebatten entgegenwirkt. So sagen rund 6 von 10 der teilnehmenden Hochschulen (59,1 %), dass ihre Vereinbarkeitspolitik zur Verringerung von Fairnessdebatten wichtig sein, 40,9 % halten sie sogar für sehr wichtig.
Keine der Hochschulen sieht ihr Vereinbarkeitsengagement als weniger wichtig oder etwa absolut irrelevant an, wenn es darum geht, Fairnessdebatten zu verringern.
Wie haben sich Fairnessfragen/ Gerechtigkeitsdebatten bzgl. Ihrer Vereinbarkeitsangebote während der Coronapandemie entwickelt?
Bei rund 70 % der Hochschulen haben Fairness- bzw. Gerechtigkeitsdebatten während der Coronapandemie zugenommen: Bei 59,1 % haben sie zugenommen und bei 9,1 % sogar stark zugenommen. 27,3 % meinen, die Häufigkeit bzw. das Ausmaß von Gerechtigkeitsdebatten sei im Vergleich zu Vor-Coronazeiten gleichgeblieben, während 4,5 % der Ansicht sind, dass sie abgenommen haben.
Falls Fairnessdebatten stattfinden, unter welchen Statusgruppen bestehen diese? (Mehrfachnennung möglich)
Fairnessdebatten bestehen bei 45,5 % der befragten Hochschulen zwischen Beschäftigten im wissenschaftlichen Bereich und Beschäftigten im technisch-administrativen Bereich bzgl. der Anzahl der angebotenen Vereinbarkeitsmaßnahmen. Bei 40,9 % sind Debatten zwischen diesen Beschäftigtenbereichen hinsichtlich des gleichberechtigten Zugangs zu den Vereinbarkeitsangeboten vorhanden. Bei 22,7 % der Hochschulen werden zwischen Mitarbeitenden im wissenschaftlichen und im technisch-administrativen Fairnessdebatten geführt, die die Qualität der Vereinbarkeitsangebote betreffen.
31,8 % der Hochschulen stellen Fairnessdebatten bzgl. der Vereinbarkeitsangebote zwischen Beschäftigten und Studierenden fest – sowohl was deren Anzahl als auch den gleichberechtigten Zugang zu ihnen und deren Qualität angeht.
Falls Fairnessdebatten stattfinden, worauf beziehen sich diese? (Mehrfachnennung möglich)
Die an Hochschulen aufkommenden Fairnessfragen gelten vor allem der Führung (63,6 %). Bei 59,1 % der Hochschulen machen sich die Fairnessdebatten am personalpolitischen Handlungsfeld Arbeits-, Forschungs- und Studienort fest. Ebenfalls 59,1 % der Hochschulen haben die Befristung von Verträgen im wissenschaftlichen Bereich zum Thema.
Bei 54,5 % der Hochschulen entfachen sich Fairnessdebatten an der Arbeits-, Forschungs- und Studienzeit. Bei 45,5 % beziehen sich die Gerechtigkeitsfragen auf das Handlungsfeld Arbeits-, Forschungs- und Studienorganisation. Weitere Themen bzw. Handlungsfelder, in denen eine faire Behandlung diskutiert wird, sind:
- Gleichstellung der Geschlechter (36,4 %)
- Information und Kommunikation (31,8 %)
- Service für Familien (31,8 %)
- Personalentwicklung und wissenschaftliche Qualifizierung (22,7 %)
- Entgeltbestandteile, geldwerte Leistungen und Studienfinanzierung (22,7 %)
Welche der folgenden Maßnahmen ergreifen Sie bzw. welche Angebote machen Sie (auch), um ein faires Miteinander zu fördern? (Mehrfachnennung möglich)
Um ein faires Miteinander zu fördern, bieten 90,9 % der teilnehmenden Hochschulen einen Nachteilsausgleich für Studierende mit Sorgeaufgaben und ebenfalls 90,9 % fördern die Gleichheit der Geschlechter aktiv, z.B. im Rahmen von Professor*innenprogrammen, durch einen Karriereservice für Frauen*, einen Gleichstellungsplan, Fördermittel für Frauen und Geschlechterforschung.
Gut 8 von 10 Hochschulen (81,8 %) setzen auf die Sensibilisierung der Führungskräfte und Lehrenden im Hinblick auf unterschiedliche Vereinbarkeitsbedarfe der diversen Statusgruppen. 77,3 % der Hochschulen haben ein Gleichstellungsbüro und weitere 77,3 % ein Familienbüro, dessen Arbeit sie im Sinne des fairen Miteinanders einsetzen.
63,6 % haben für Beschäftigte im technisch-administrative Bereich Regelungen zur flexiblen Wahl des Arbeitsorts etabliert, mit denen Transparenz geboten wird. Ebenfalls an 63,6 % der Hochschulen ist ein Teilzeitstudium möglich. 59,1 % bieten Blended Learning.
45 % der befragten Hochschulen haben eine Selbstverpflichtungserklärung zur Reduzierung von befristeten Arbeitsverträgen im wissenschaftlichen Bereich/ alternative Stellenangebote etabliert. Weitere 45 % passen den Semesterbeginn an Ferienzeiten an.
4 von 10 Hochschulen (40,9 %) machen Dual-Career-Angebote. Und fast ein Drittel (31,8 %) hat klare Regelungen für längere Auszeiten/ Sabbaticals (Urlaubssemester/ Forschungszeit) erstellt.
Weitere Angebote zur Förderung eines fairen Miteinanders
Als weitere Angebote zur Förderung des fairen Miteinanders benennen die teilnehmenden Hochschulen schwerpunktmäßig Angebote für Eltern:
Flexible Kinderbetreuung, Schulkindbetreuung während aller Ferien, Eltern-Kind-Büro, Betriebskita-Plätze, mobile KidsBox zur temporären Betreuung am Arbeitsplatz oder eine bevorzugte Kurseinschreibung für studierende Eltern in Studiengängen mit hohem Elternanteil.
Außerdem angeführt werden:
- Flexible Regelungen zur Arbeitszeit für Beschäftigte im technisch-administrativen Bereich (Aufhebung von Kernzeit)
- Beratungsangebote
- Schulungen und Trainings
Mit welchen Kommunikationsangeboten stellen Sie sicher, dass alle Statusgruppen erreicht werden? (Mehrfachnennung möglich)
Die konsequente und durchdringende Information bzw. Kommunikation bildet eine Grundlage für ein faires Miteinander.
Um sicher zu stellen, dass alle Statusgruppen erreicht werden, nutzen die Hochschulen vor allem ihre/n Internetauftritt/e (95,5 %). Das am zweithäufigsten genannte Kommunikationsangebot der Hochschulen sind mit 81,8 % Infoveranstaltungen, gefolgt von Intranet sowie Gremienarbeit, die Beteiligung ermöglicht – mit jeweils 77,3 %. 68,2 % der Hochschulen informieren intensiv über Aktionstage zu ausgewählten Themen. 59,1 % setzen
Studierendenevaluationen zur Erfassung der Bedarfe und zur Kommunikation ein. Ebenfalls 59,1 % der Hochschulen erstellen für jede Statusgruppe (Beschäftigte im technisch-administrativen Bereich, Lehrende, Forschende, Studierende) spezielle Informationen. 54,5 % setzen in der Kommunikation auf Materialien zu privaten Aufgaben (Pflege, Elternschaft, Hobbies, Ehrenamt etc.). 40,9 % nutzen in der Kommunikation Befragungen zu unterschiedlichen Themen.
Die Präsentation zur Umfrage ist hier abrufbar.
Die Pressemitteilung zu diesem berufundfamilie Scout gibt es hier.
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