Dienstag, 24. Januar 2023

Change-Maker Hochschule Emden/Leer: Als Zukunftshochschule den ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen stellen

Eltern-Kind-Raum und Spielecke in der Hochschule Emden/Leer (©Mario Dirks, Hochschule Emden/Leer)

Unter unserem Jahresmotto „25 Jahre audit berufundfamilie – 25 Jahre Transformation“ starten wir heute hier unsere Serie Change-Maker-Interviews. Warum als erstes die Hochschule Emden/Leer über die maßgeblichen Veränderungen und besonders geglückten Entwicklungen mit dem Managementinstrument audit berichtet? Ohne das audit berufundfamilie gäbe es das audit familiengerechte hochschule nicht. Und von den Vereinbarkeitserfahrungen der Hochschule Emden/Leer können sowohl Hochschulen als auch Unternehmen und Institutionen profitieren. Change-Maker eben!

Seit 2019 trägt die Hochschule Emden/Leer das Zertifikat zum audit familiengerechte hochschule. Die familienfreundlichen Angebote richten sich an 4.296 Studierende in 27 Bachelor- sowie 13 Masterstudiengängen und 471 Beschäftigte. In dem folgenden Interview berichtet der Präsident Prof. Dr. Gerhard Kreutz, wie Familienfreundlichkeit an der Hochschule Emden/Leer gelebt wird.


Sie sind seit 2019 nach dem audit familiengerechte hochschule zertifiziert. Was sind für Sie die wesentlichen Effekte des Managementinstruments?


Für uns ist diese Form der Wertschätzung hilfreich, um die eigenen Aktivitäten strukturiert aufzuführen und sich dadurch Soll- und Ist-Ansprüche noch einmal genau vor Augen zu führen. Zum anderen ist die Auszeichnung natürlich eine gute Gelegenheit, um unser Wirken, im Besonderen unsere Familienfreundlichkeit unserer Einrichtung, öffentlich darzustellen. 


Hochschulbetrieb zu Corona-Zeiten. Was sind Ihre Erkenntnisse? Was wird bleiben zur besseren Vereinbarkeit von Beruf bzw. Studium, Familie und Privatleben?


Uns war es sehr wichtig, dass gerade Familien, für die diese Zeit mit besonders hohen Belastungen verbunden war, sichtbar und bezüglich ihrer Bedürfnisse wahrgenommen werden und wir haben unsere Kompetenzen erweitert, um dies zu gewährleisten. Die Umstellung auf Online- und Hybridformate war dafür in Zeiten des Lockdowns eine große Hilfe und bereichert unsere Arbeit noch heute – sei es bei Gremiensitzungen oder auch bei Veranstaltungen für verschiedene Zielgruppen, die unsere Angebote so noch flexibler wahrnehmen können. Damit unterstützen wir eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Insbesondere vor Corona gab es häufig für Familie keine Lobby, während der Pandemie wurde deutlich, dass „Vereinbarkeit“ eines der Themen der Zeit, insbesondere für die Gewinnung von Beschäftigten in Unternehmen und auch Hochschulen ist.


Um Akzeptanz für Vereinbarkeitsangebote zu schaffen und deren Tragfähigkeit zu stärken, bedarf es durchdringender Kommunikation. Aufgrund der verschiedenen Statusgruppen (nichtakademische Beschäftigte, wissenschaftliche Mitarbeitende, Studierende) kann das eine Herausforderung sein. Wie meistern Sie diese?


Wir haben unterschiedliche Formen der Ansprache und werden nicht müde, neue Wege zu finden und unsere Anliegen zu kommunizieren. Das reicht von Informationen in den sozialen Medien der Hochschule über Rundmails und Broschüren sowie Beiträge in den verschiedenen Gremien und Arbeitsgruppen. Inhaltlich befassen sich zudem außer dem Familienservice und der Gleichstellungsstelle auch Studierende, etwa in Form von Projektarbeiten mit diesen Themen. Weiterhin versuchen wir auch über andere Einrichtungen, etwa die Koordinierungsstelle für Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung, oder bei zentralen Veranstaltungen wie unseren Erstsemesterbegrüßungen auf Angebote für Familien aufmerksam zu machen.


Wie möchten Sie das Thema Vereinbarkeit noch sichtbarer machen an Ihrer Hochschule?


Das Thema Vereinbarkeit soll sichtbar und spürbar werden. Bei uns an der Hochschule zeigt sich das beispielsweise durch unsere Eltern-Kind-Räume, den Spielplatz oder die Infotafeln zum „Familien-Hochschulpfad“. Spürbar wird das Ganze insbesondere in der Gremienarbeit oder die Thematisierung in der Lehre, um mehr Familien eine Stimme zu geben.


Sie haben auch eine Vereinbarkeitswoche mit Vorträgen rund um die Vereinbarkeit von Beruf/ Studium und Privatleben. Wie kommen Sie hier auf Ihre Themen? Wie oft führen Sie diese durch? Wie ist die Resonanz?


Unsere Vereinbarkeitswoche umfasst Vorträge, Workshops, Lesungen oder Filmabende rund um das Thema Vereinbarkeit. Sie findet jährlich an drei aufeinanderfolgenden Tagen im Mai statt. Themen finden wir unter anderem durch Tipps von Studierenden und Beschäftigten, aufgrund der Vernetzung mit anderen Familienservicebüros und natürlich durch das Beobachten aktueller politischer Entwicklungen. Dennoch werden jährlich auch bestimmte Schwerpunkte gesetzt.
Spielende Kinder (©Mario Dirks, Hochschule Emden/Leer)

Unter den Teilnehmenden sind alle Statusgruppen vertreten, die nach unseren Rückmeldungen positiv und gestärkt aus den Veranstaltungen herausgehen.

Sie planen einen Kulturguide, der ein gemeinsam erarbeitetes Führungsverständnis an der Hochschule festhalten soll. Was kann man sich konkret unter dem Kulturguide vorstellen und wie erarbeiten Sie diesen?


Als Zukunftshochschule stellt sich die Hochschule Emden/Leer den ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen in der Region. Hierfür soll die eigene Unternehmensführung stetig verbessert werden. Das Fundament für die notwendigen „Future Skills“ stellt eine menschenzentrierte Organisationskultur dar, die auf Vertrauen, Transparenz, Teilhabe, Augenhöhe und Verantwortung basiert. 
Einige Themen und Inhalte dieses Vorhabens, das die Basis für einen so genannten „Kulturguide“ bilden wird, betreffen auch die Ziele der Gleichstellungsarbeit an unserer Hochschule. Beispielhaft zu nennen wären da etwa die Stärkung von Führungskräften, um die Präsenz und den Aufstieg von Frauen in Leitungspositionen zu fördern sowie den Anteil an Befristungen zu reduzieren.
Die Einhaltung dieser Werte stellt für die Hochschule eine Frage der Haltung, Kultur und Führung dar. Ziel ist es, talentierte Menschen für die Hochschule Emden/Leer zu begeistern.


Sie haben „Curriculumswerkstätten“. Was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Wie können die Studierenden von ihnen profitieren?


Aktuell stehen sehr viele (Re-) Akkreditierungen von Studiengängen an. Hierbei werden die Fachbereiche unterstützt. Dies geschieht auch vor dem Hintergrund der Entwicklung der
Bewerbungs- und Auslastungszahlen. Die Curriculumswerkstätten begleiten diese Entwicklung systematisch, strukturell und didaktisch – auch durch externe Expertise. Ziel ist es, die Hochschule in ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und den Studierenden verlässlich und nachhaltig eine gute Lehre, moderne Studiengänge und positive Berufsaussichten zu bieten.


Die Hochschule Emden/Leer ist eine Hochschule kleinerer Größe. Entsprechend sind auch die Ressourcen nicht überdimensioniert Wie gehen Sie damit hinsichtlich der Realisierung von Vereinbarkeitsangeboten um? Gehen Sie z.B. Kooperationen ein?


Neben unserer Arbeit vor Ort sind unsere regionalen, landes- und bundesweiten Kooperationen ein wichtiges Qualitätsmerkmal von Gleichstellungsarbeit. Viele Maßnahmen werden zudem durch das Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder realisiert. Die Tätigkeit im Familienservice lebt darüber hinaus durch Vernetzung und Kooperationen.
 
Auf Hochschulebene nutzen wir die eigenen Ressourcen und stärken beispielsweise die MINT- sowie Sozialkompetenz von Kindern, mitunter auch durch die Beteiligung der Fachbereiche, Studierenden und weiteren Einrichtungen. Die Kommune unterstützt uns dabei mit ihren sozialen Trägern, etwa durch Kinderbetreuungsangebote, Vereine und Kirchengemeinden und auch Referent*innen.
 
Auf Landes- und Bundesebene gibt es wertvolle Vernetzungstreffen, bei denen etwa gemeinsame Veranstaltungen geplant oder die Gestaltung von Leitfäden besprochen wird. Auch als kleine Hochschule haben wir den Anspruch unsere Organisation an den Bedarfen der Familien auszurichten, so dass sich diese willkommen fühlen.



Wer mehr über den Familienservice oder weitere gleichstellungsfördernde Maßnahmen der Hochschule Emden/Leer erfahren möchte, kann sich über folgende Internetseite informieren: https://www.hs-emden-leer.de/hochschule/organisation/einrichtungen/gleichstellungsstelle. Darüber hinaus liefert das Kurzporträt zur aktuellen Zertifizierung zum audit familiengerechte hochschule, das hier abrufbar ist, weitere Einblicke. 




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