Mittwoch, 14. Februar 2024

Umfrageergebnisse Teil 2: Geteilte Verantwortung von Arbeitgebern und Beschäftigten, damit Vereinbarkeit wirklich gelingt

Wer ist für was verantwortlich? Eine Frage, die sich bzgl. der Vereinbarkeit bei Arbeitgebern und Mitarbeitenden täglich stellt
(Quelle: deathtothestockphoto.com)

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Vereinbarkeit und sozialer Verantwortung? Welche Verantwortung trägt der Arbeitgeber oder die Mitarbeitenden bei bestimmten Vereinbarkeitsaspekten? Unsere Befragung der von uns auditierten Organisationen gibt Aufschluss. Und hier kommt der zweite der insgesamt drei Teilberichte zu den Ergebnissen.

„Verantwortung reloaded: Wer, was wieviel?“ – So lautet nicht nur unser aktuelles Jahresmotto, sondern das ist auch der Titel unseres jüngsten berufundfamilie-Scouts, die Online-Kurzumfrage, die wir in unserem Netzwerk durchführten. 163 Vertreter*innen von Unternehmen, Institutionen und Hochschulen, die aktuell das Zertifikat zum audit berufundfamilie oder audit familiengerechte hochschule tragen, nahmen daran teil und lieferten so Anregungen zum aktuellen Verständnis sozialer Verantwortung von Arbeitgebern.

Und so viel steht fest: Für auditierte Organisationen gehören Vereinbarkeit und Verantwortung unzertrennbar zusammen. Neun von zehn Befragten (89,6%) sind der Meinung, dass Arbeitgeber, die die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben nicht fördern, ihrer sozialen Verantwortung nicht gerecht werden. Jede*r Zweite (50,9%) ist davon sogar voll und ganz überzeugt.

82,9% der zertifizierten Organisationen stimmen der Aussage zu „Unsere familien- und lebensphasenbewusste Ausrichtung ist das zentrale Element zur Förderung der sozialen Verantwortung.“ Nur 3,1% können dies nicht unterschreiben.

Wir haben den Teilnehmenden Aussagen vorgelegt, mit denen die Verantwortung von Arbeitgebern und in Teilen Mitarbeitenden umschrieben wird, und gefragt, inwieweit sie diesen zustimmen. Grundlegendes Credo der auditierten Organisationen ist: Arbeitgeber sollten jede*n Mitarbeiten*n gleichermaßen in Vereinbarkeitsfragen unterstützen – unabhängig von ihrem*seinem familiären bzw. privaten Hintergrund. Neun von zehn Vertreter*innen zertifizierter Organisationen (90,2%) sind dieser Meinung.

Betrachten wir nun die Arbeitsbedingungen: 87,7% der Befragten stimmen der Aussage zu, dass Arbeitgeber die Arbeitszeit stärker flexibilisieren sollten, damit Beschäftigte ihre beruflichen und privaten Aufgaben besser in Einklang bringen können. 79,2% sind gleichzeitig dafür, dass die Arbeitsorganisation mehr in die Eigenverantwortlichkeit der Teams übergeht. Bezüglich der Wahl des Arbeitsorts sieht es schon anders aus: Hier sind es 59,6% der Teilnehmenden, die diese den Beschäftigten weitestgehend selbst überlassen würde, sofern es die Aufgabe zulässt. Was die Fürsorge für die physische und mentale Gesundheit angeht, sehen zwei Dittel der Befragten (66,9%) die Arbeitgeber mindestens genauso stark in der Verantwortung wie Beschäftigten selbst.

Vereinbarkeit und soziale Verantwortung, das passt zusammen – auch kommunikativ. So meinen 92,6% der Vertreter*innen zertifizierter Organisationen, dass Arbeitgeber die Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben in der Kommunikation als Element der sozialen Verantwortung positionieren müssen. Aber nicht nur im Handlungsfeld Information und Kommunikation zeigt sich die kulturprägende Verantwortung der Arbeitgeber hinsichtlich der Work-Life-Balance-Themen. Sieben von zehn Befragte (71,2%) stimmen nämlich gleichzeitig dem Statement zu „Verantwortungsvolle Führung bedeutet, dass sich die Ausgestaltung von Arbeitsbedingungen und Vereinbarkeitsangeboten an den individuellen privaten Belangen jeder*jedes einzelnen Mitarbeitenden orientiert.“

Was die Verantwortung im Bereich Weiterbildung betrifft, möchten sich die Organisationen die Verantwortung mit ihren Beschäftigten vorzugsweise teilen. Nur 11,8% sagen, dass das Upskilling (Erwerb zusätzlicher/ neuer Fähigkeiten, um aktuelle Arbeit effektiver ausführen zu können) und Reskilling (Erwerb neuer Kompetenzen, um eine neue Tätigkeit ausüben zu können) ausschließlich Aufgaben des Arbeitgebers und nicht der*des Mitarbeitenden sei. Mehr als die Hälfte – nämlich 52,8% - sehen diese Weiterbildungsaspekte nicht in der alleinigen Verantwortung des Arbeitgebers.

Finanzielle Zusatzleistungen erhöhen, weil die Lebenshaltungskosten steigen? Dafür spricht sich die Hälfte der Arbeitgebervertreter*innen (50,3%) aus, während 15,4% nicht zustimmen. Ein relativ hoher Anteil – nämlich jede*r Dritte (35,5%) – bleibt unentschlossen, ob die Verantwortung der Arbeitgeber so weit gehen sollte. Leicht mehr als die Hälfte der (51,5%) ist der Meinung, dass Arbeitgeber die Serviceleistungen für Familien (z.B. die Unterstützung bei der Kinderbetreuung) erhöhen sollten, weil das Angebot der öffentlichen Hand lückenhaft ist (z.B. fehlendes flächendeckendes Kita-Angebot und häufige Ausfälle in der Betreuung).

Ausblick: Thema in Teilbericht 3


In unserem dritten und damit letzten Blogbericht zum berufundfamilie-Scout „Verantwortung reloaded: Wer, was, wieviel?“ reden wir über die Grenzen, die Arbeitgeber in Sachen Vereinbarkeit setzen bzw. setzen müssen.


Der komplette Bericht mit den zentralen Erkenntnissen aus dem berufundfamilie-Scout „Verantwortung reloaded: Wer, was, wieviel?“ und die dazugehörige Präsentation in Chart-Form ist auf unserer Website (unter „Studien“) einsehbar. Hier geht es zur Website.

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