Donnerstag, 15. März 2018

Interview: „Während früher Vereinbarkeit für Arbeitgeber kostete, zahlt sich heute die Investition nachweislich aus“



Elena de Graat, Auditorin der berufundfamilie Service GmbH (Foto: privat)

Elena de Graat hat das audit berufundfamilie Mitte der 90er Jahre mitentwickelt. Sie ist Auditorin für die berufundfamilie Service GmbH und beschäftigt sich seit rund 15 Jahren mit der Berechnung von Kosten und Nutzen familienorientierter Maßnahmen. Im Interview spricht sie über Hintergründe und Erfolge der 20jährigen Zusammenarbeit mit der berufundfamilie.

1. Seit wann begleiten Sie die berufundfamilie? 

 

Von Anfang an, da ich das audit berufundfamilie Mitte der 90er Jahre im Projekt der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung mit entwickelt habe. Seither bin ich als Auditorin mit an Bord und immer wieder begeistert, dass sich diese Idee stetig fortentwickelt und welche Wirkung das audit-Verfahren nach wie vor in Unternehmen, Institutionen und Hochschulen entfaltet. Dafür leistet die berufundfamilie mit Sitz in Frankfurt als „Mutterschiff“ jedes Jahr eine ganze Menge!


2. Erinnern Sie sich noch, aus welchen Gründen Sie die Zusammenarbeit mit der berufundfamilie gestartet haben?


Das war eine ganz logische Entwicklung. Als autorisierte Auditorin gehöre ich einfach dazu und bin froh über die ganzen Aufgaben, die die berufundfamilie für das audit und uns Auditoren übernimmt. Das ist nur in einem kooperativen Zusammenschluss wie dem unseren möglich und zu stemmen. Allein die Datenbank, die Repräsentanz in der öffentlichen Wahrnehmung, die zahlreichen Veranstaltungen und nicht zuletzt die jährliche Zertifikatsverleihung in Berlin, das ist schon ein immenses Pensum.


3. In welcher Funktion begleiten Sie die berufundfamilie / Welche (spannenden) Projekte habe Sie gemeinsam umgesetzt?


In erster Linie bin ich Auditorin, allerdings kann ich in dem Rahmen auch immer wieder mit der berufundfamilie spannende Projekte zum Thema umsetzen, die wir gemeinsam entwickeln oder die ich reinbringe.

Ganz besonders wertvoll fand ich das EU-geförderte Projekt zur Ermittlung von Kosten und Nutzen familienbewusster Angebote. Dabei haben sich auditierte Unternehmen beteiligt und für die Entwicklung eines Berechungs-Tools ihre Daten zur Verfügung gestellt. Das Tool ist nach wie vor auf der Website der berufundfamilie zu finden. Dass die Frage der Wirtschaftlichkeit von Vereinbarkeit heute mehr denn je eine vielfach angestellte Überlegung ist, stellen wir immer wieder fest. Wir können also sowohl mit dem audit wie auch mit diesem Tool nach wie vor Arbeitgebern einen Mehrwert bieten. Das schätzen die Akteure in den Organisationen und es ist ein gutes Gefühl, ihnen etwas an die Hand geben zu können, mit dem sie wirklich arbeiten und etwas voran bringen können.

Außerdem starten wir stetig neue Projekte, wie z. B. die Studie zu Lebensentwürfen oder die Entwicklung des Trialogs. Und weitere Themen nehmen schon in den Köpfen Gestalt an. Es bleibt also spannend.


4. Wie hat sich das Thema Vereinbarkeit aus Ihrer Sicht weiterentwickelt?


Seit rund 30 Jahren bearbeite ich beruflich wie privat intensiv das Thema und muss sagen, „Vereinbarkeit“ hat sich gewaltig verändert: Von der fast ausschließlichen Betrachtung der Betreuung kleiner Kinder von Müttern ist es zu einem personalistisch umfassenden Thema geworden.

Vereinbarkeit bezieht sich heute in der Wahrnehmung in Unternehmen auf alle Fragen der Balance von Beruf und Privatleben. Es geht heute auch um Pflegethemen für Angehörige – nicht erst jenseits der 80 Jahre – oder auch die Vereinbarkeitsinteressen von Vätern. Außerdem hat sich die Perspektive der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung verändert. Die finanziellen Dimensionen der „weichen“ Faktoren – dazu gehören (nicht nur) bei der Vereinbarkeit ganz wesentlich die Kommunikation und die Führung – werden stärker in die Kalkulation einbezogen: Während früher Vereinbarkeit für Arbeitgeber kostete, zahlt sich heute die Investition nachweislich aus. 30 bis 40 % des finanziellen Unternehmenserfolges beruhen auf dem „richtigen“ Umgang mit den Humanressourcen, also mit den Menschen. Und dafür liefern wir mit dem audit konkrete Ansatzpunkte - mit übersichtlichem Aufwand. Das macht Spaß!


5. Was wünschen Sie der berufundfamilie für die Zukunft? 

 

Bitte neugierig bleiben, einander und den Kunden zuhören, gemeinsam immer weiter lernen, die Bereitschaft zum Erproben und Weiterentwickeln, über den Tellerrand schauen und auch unsere interne Kultur weiterhin achtsam pflegen – das haben wir nun in 20 Jahren ganz gut raus. Es bleibt also immer wieder alles anders – und es ist schön, aktiv dabei zu sein.


Weitere Informationen zur Berechnung der Vereinbarkeit finden Sie im Blog-Artikel „Vereinbarkeit zahlt sich aus! oder Wie der Vorstand zu überzeugen ist“ (vom 12.01.2017) von Elena de Graat

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