Donnerstag, 9. September 2021

Corporate Influencer*innen: Botschafter*innen für die Vereinbarkeit

Vereinbarkeit braucht Botschafter*innen (©Nick Fewings on Unsplash)

Was nach außen Eindruck macht, wirkt in der Regel auch nach innen – so zumindest ist es bei gelingendem Corporate Influencing. Warum Mitarbeitende als Vereinbarkeitsbotschafter*innen so wichtig sind und worauf dabei zu achten ist, erläutern wir in unserem heutigen Blogbeitrag.

 

Vereinbarkeitsangebote nachhaltig kommunizieren – aber wie? 

 

In der neuen Arbeitswelt wird die Nutzung von Kommunikationsplattformen immer wichtiger. Auch deshalb wächst wohl die Anzahl an Kanälen, mit denen man den Bedarfen von Sender*innen und Empfänger*innen immer näherkommen will. So gewinnen Social-Media-Kanäle wie Twitter, Youtube etc. oder auch organisationseigene Blogs an Stellenwert im Werben um neue Beschäftigte und in der Kommunikation mit den vorhandenen Mitarbeitenden. Besonders glaubwürdig sind dabei Beiträge, die von Mitarbeitenden der Organisation selbst handeln. Sie sind die bestmöglichen Markenbotschafter*innen und können überzeugend die Werte der Organisation nach innen und außen transportieren. Dies zahlt dann auf die Arbeitgeberattraktivität ein. Solche Corporate Influencer*innen sind die besten Botschafter*innen auch für das Thema Vereinbarkeit, denn auch hier heißt es „Tue Gutes und rede darüber“ oder in diesem Fall besser „Lass uns darüber reden“.


Corporate Influencing: Mitarbeitende zu Wort kommen lassen


Doch was heißt nun Corporate Influencing? Corporate Influencing bedeutet, dass interne oder externe Einflussnehmer*innen (Influencer*innen), einen Arbeitgeber weiterempfehlen. Corporate Influencing zahlt damit zunächst auf die externe Kommunikation eines Arbeitgebers ein und hilft dabei, sich nach außen hin positiv zu präsentieren. Corporate Influencer*innen sind Beschäftigte einer Organisation, die aktiv dabei unterstützen, den eigenen Arbeitgeber nach außen positiv darzustellen. Die Mitarbeitenden können dabei sowohl als reine Empfehler*innen, als auch als Testimonials auftreten. Als reine Empfehler*innen teilen sie dann Beiträge des Arbeitgebers zu bestimmten Themen oder Veranstaltungen über ihre eigenen Social-Media Kanäle und nutzen so das eigene Netzwerk. Als Testimonials treten sie selbst mit ihrer eigenen Geschichte auf und verbreiten diese über verschiedene Kanäle. Corporate Influencing wird daher häufig für Employer Branding genutzt.


Corporate Influencing: Was nach außen wirkt, wirkt auch nach innen 

 

Für die interne Kommunikation kann Corporate Influencing ein absoluter Gewinn sein, denn: Gerade beim Thema Vereinbarkeit ist eine Akzeptanz über alle Hierarchieebenen hinweg entscheidend. Nur, wenn alle von den Vereinbarkeitsmaßnahmen wissen und auch möglichst viele von ihnen profitieren, kann eine nachhaltige Vereinbarkeitskultur in einer Organisation entstehen. Akzeptanz schafft man insbesondere über direkte Erfahrungen innerhalb eines Teams und mit der Führungskraft, dennoch ist Story-Telling ebenfalls von wichtiger Bedeutung, um die Zielgruppen zu erreichen. Beschäftigte können so zunächst niederschwellig von Vereinbarkeitsmaßnahmen erfahren und merken dann, dass sie mit ihren Vereinbarkeitsbelangen nicht allein sind. So fühlen sie sich im nächsten Schritt dazu ermutigt, ihr Vereinbarkeitsthema offen beim Arbeitgeber zu thematisieren und gemeinsam eine Lösung zu finden oder bereits vorhandene Lösungsangebote auszugestalten.

Es ist in aller Regel davon auszugehen, dass die Beschäftigten untereinander online miteinander vernetzt sind und Beiträge von Kolleg*innen zu Vereinbarkeitsfragen ebenfalls wahrnehmen. Das können Testimonial-Beiträge sein, also ganz eigene Best-Practice-Stories, Schilderungen von Vereinbarkeitsherausforderungen und -lösungen etc. Und auch Organisationsbotschaften können durch die Verbreitung von Corporate Influencer*innen einen persönlichen Touch erhalten, der dazu führt, dass die geteilten Botschaften relevanter werden, da sie durch eine dem*r Empfänger*in bekannten Person geteilt werden. Bei dieser Form des Corporate Influencing zählt die Eigeninitiative der Mitarbeitenden. Sie sind es, die entscheiden, ob, in welchem Maße und in welcher Form das Influencing stattfindet und nehmen dieses auch eigenständig vor. Dass dies gut und im besten Sinne gewinnbringend für die Organisation ist, hängt nicht zuletzt von einer erfolgreichen familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik ab, die wiederum auf ein Betriebsklima einzahlt, in dem man sich motiviert fühlt, eigeninitiativ über gelingende Vereinbarkeit zu berichten.

Der zweite Weg ist, dass Arbeitgeber Mitarbeitende, die von Vereinbarkeitsmaßnahmen profitieren und dank der Unterstützung des Arbeitgebers Familie, Beruf und Privatleben in Einklang bringen, über ihre Erfahrungen berichten lassen – indem sie sie bewusst in die interne Kommunikation einbinden. Besonders wichtig ist auch die Präsenz der Vereinbarkeitsbotschafter*innen über verschiedene Kommunikationskanäle hinweg. Es muss also vorab geklärt werden, welche Kommunikationsformate bespielt werden sollen und auch das Maß. So gelingt dann die Umsetzung einer stringenten Kommunikation an alle Beschäftigten. Hier können zunächst Kanäle wie Intranet, organisationseigener Blog, ggf. Podcasts bespielt werden, um die Bandbreite der Vereinbarkeitsangebote und auch die Vielfalt der Nutzer*innen der Angebote darzustellen. Zusätzlich lassen sich intern z.B. Broschüren zu verschiedenen Vereinbarkeitsangeboten mit Beschäftigtenzitaten anreichern.

Um die nachhaltige Durchdringung voranzutreiben, ist es natürlich wichtig Beschäftigte über alle Hierarchieebenen und Abteilungen hinweg als Vereinbarkeitsbotschafter*innen zu gewinnen. Denn das steigert die Aufmerksamkeit der jeweiligen Zielgruppen für das Maßnahmenangebot und schafft eine vertrauensbasierte Kommunikation. Durch den direkten Austausch mit der Zielgruppe entsteht zudem ein Dialog, der zu direktem Feedback führt, das bei der zukünftigen Kommunikation und Gestaltung von Maßnahmen berücksichtigt werden kann.

Von einer strategischen familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik profitieren nicht nur die Beschäftigten, sondern sie hebt auch die Arbeitgeberattraktivität und damit die Möglichkeit neue Fachkräfte für sich zu gewinnen. Um Beschäftigte und externe Bewerber*innen gleichermaßen zu erreichen, sind beispielsweise Imagefilme auf Youtube eine Möglichkeit. Hier können Beschäftigte mit und ohne Sorgeaufgaben im klassischen Sinne zu sehen sein, d.h. Ein*e alleinstehende*r Beschäftigte*r bei der Ausübung eines Ehrenamtes oder bei der Pflege von Angehörigen. Denkbar wäre auch eine Tweetserie auf Twitter, in der Mitarbeitende mit Foto und dem jeweiligen Vereinbarkeitsbedarfen und kurz dargestellt werden. Hier ist es dann auch möglich auf die Angebote zu verlinken.

Franz Kafka sagte eins: Wege entstehen dadurch, dass man sie geht. Das ist beim Thema Vereinbarkeit genauso. Wenn Mitarbeitende aktiv Beiträge in externe Kommunikationskanäle ins eigene Netzwerk streuen, wird so die familien- und lebensphasenbewusste Ausrichtung eines Arbeitgebers nach außen hin deutlich und führt so zu mehr Sichtbarkeit auf dem Arbeitsmarkt. Doch aktiv kommunizierende Mitarbeitende wirken nicht nur nach außen: Je mehr Beschäftigte dank interner Vereinbarkeitsbotschafter*innen von Angeboten erfahren und sie nutzen, desto nachhaltiger wird eine familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik in einer Organisation verankert und eine Vereinbarkeitskultur kann nachhaltig wachsen.

Corporate Influencing: Beispiele aus der Praxis 

 

Hier kommen nun einige Praxisbeispiele für Corporate Influencing von Organisationen, die nach dem audit berufundfamilie zertifiziert sind. Die Beispiele sind alle öffentlich zugänglich und reichen von Imagefilmen, in denen Beschäftigte, die Hauptrolle spielen bis zu Blogbeiträgen zu bestimmten Berufen, bei denen Mitarbeitende über ihren Arbeits- und Lebensalltag berichten.

Bayerische Staatsforsten: Beruf, Familie und Freizeit im Einklang – Imagefilm

Bayerische Staatsforsten AöR – Zertifikat zum audit berufundfamilie seit 2012


medius KLINIKEN gGmbH: Medius Blogreihe „audit berufundfamilie“ – Flexible Arbeitszeitmodelle- Herausforderung bei der Dienstplangestaltung, Bloginterview mit Eva Sutus, Stationsleitung der Stationen 9/10 der medius KLINIK NÜRTINGEN 

medius KLINIKEN gGmbH – Zertifikat zum audit berufundfamilie seit 2016


Mazars GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft: Auf einen Kaffee mit…, Interviewformat mit Beschäftigten zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bei Mazars 

Mazars GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft – Zertifikat zum audit berufundfamilie seit 2012


degewo AG: Warum Familienfreundlichkeit als Arbeitgeber für uns so wichtig ist, Blogbeitrag mit Beschäftigten- Statements

degewo AG – Zertifikat zum audit berufundfamilie seit 2009


Berliner Stadtreinigungsbetriebe AöR: Wir sind BSR! Beschäftigte erzählen, was für sie die BSR ausmacht, Kurzfilme mit Beschäftigten 

Berliner Stadtreinigungsbetriebe AöR – Zertifikat zum audit berufundfamilie sei 2008


Universitätsklinikum Münster: Das UKM.Pulsierend. Vielfältig.Familienfreundlich., Broschüre zu Unterstützungsmaßnahmen 

Universitätsklinikum Münster - Zertifikat zum audit berufundfamilie seit 2010


Nassauische Heimstätte/Wohnstadt Unternehmensgruppe: Was macht eigentlich eine …?, Beschäftigtenporträts. 

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt Unternehmensgruppe - Zertifikat zum audit berufundfamilie seit 2013

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