Dienstag, 31. August 2021

Vereinbarkeit in Zahlen: Von Hindernissen und Möglichkeiten

Stichwörter zum Themenkomplex Arbeitswelt (©berufundfamilie Service GmbH)

36,5% der Pflegenden geben an, dass Corona die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege erschwert habe. Eine sinnhafte Tätigkeit wird für deutsche Beschäftigte immer wichtiger. Die Nationalität als Hindernis und Nachholbedarf bei Inklusion in der Arbeitswelt. Mehr zu Studien aus der Arbeitswelt hier in der neuen Ausgabe "Vereinbarkeit in Zahlen". 
 

 

28 % sehen Nationalität als Hindernis bei Jobaussichten

 
Die Studie "So arbeitet Deutschland", die zusammen von der Personalberatung SThree mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführt wurde befasst sich damit, welche Faktoren den größten Einfluss darauf haben, wie man auf dem Arbeitsmarkt agiert und wie Karriere machbar ist. Für die repräsentative Umfrage wurden 2.000 Personen aus Deutschland befragt. Es zeigt sich: 28% der Befragten gaben an, dass die Nationalität zum Nachteil auf dem Arbeitsmarkt werden kann, immerhin 24% sehen das auch für die soziale Herkunft so.

Die Wahrnehmungen von Befragten mit und ohne Migrationshintergrund unterscheidet sich hierbei deutlich: Lediglich 26% der Befragten ohne Migrationshintergrund sehen die Nationalität als Hindernis auf dem Arbeitsmarkt, bei Befragten mit Migrationshintergrund lag der Anteil bei 42%. 26% denken, dass ausschließlich der Bildungsabschluss für die Chancen auf dem Arbeitsmarkt relevant sei. Hier zeigen sich Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Bei den Teilnehmenden über 55 liegt der Anteil hier bei 30 % und damit doppelt so hoch wie bei den Befragten im Alter von 18- 24(15%).

Es zeigt sich zudem, dass zumindest für die Befragten ein überdurchschnittliches Gehalt ein Schlüsselfaktor in Sachen Personalbindung bleibt. Hier äußerten 49% der Befragten, ein hohes Gehalt sei das ausschlaggebende Kriterium für die Personalbindung.

Hier zeigt sich auch die vielzitierte Möglichkeit zur persönlichen Entfaltung ist nicht das Maß aller Dinge in Sachen Unternehmensbindung. Für 61% der Befragten, die noch studieren, war ebenfalls das Gehalt der ausschlaggebende Faktor für eine langfristige Bindung an den Arbeitgeber. In der Umfrage wird allerdings auch deutlich, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bei der Arbeitgeberwahl von Bedeutung ist (45%). 42% benennen zudem die Wertschätzung des Einzelnen als wichtig für die Arbeitgeberwahl.

In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen zeigt sich außerdem, dass 22 % der Befragten der Meinung sind, dass ein gezielter nach außen kommunizierter Purpose des Unternehmens lediglich Marketing sei. 44 % der Befragten gaben zudem an, dass ein „Corporate Purpose“ für sie irrelevant sei bei der Arbeitgeberwahl.

SThree & YouGov, So arbeitet Deutschland, August 2021
https://www.haufe.de/personal/hr-management/studie-chancengleichheit-im-job-und-mitarbeiterbindung_80_548988.html?ecmId=32876&ecmUid=3968951&chorid=00511427&newsletter=news%2FPortal-Newsletter%2FPersonal%2F50%2F00511427%2F2021-08-10%2F



Pandemie belastet Pflegebedürftige und pflegende Angehörige stark

 
Die Coronapandemie hatte negative Auswirkungen auf Pflegehaushalte. Zu diesem Ergebnis kommt die VdK-Pflegestudie mit 16.000 Befragten. 78% der zu Hause lebenden Pflegebedürftigen fühlten sich während des Corona-Lockdowns stärker belastet als vor Corona. Bei den pflegenden Angehörigen lag dieser Anteil bei 84%. Knapp 72% der Pflegenden gab an, dass sie Angst hätten an Corona zu erkranken und die pflegebedürftige Person anzustecken. Knapp 72% der Pflegebedürftigen gaben an, dass die zusätzliche Belastung durch die erhöhte psychische Belastung zustande gekommen sei. Bei den Pflegenden lag dieser Anteil bei knapp 74%.

Den Kontakt zu Dritten mieden 81% der Pflegebedürftigen und 87% der pflegenden Angehörigen. Nahezu 1/3 der Pflegebedürftigen verließ sogar das Haus nicht mehr. Die Befragten litten insbesondere darunter, dass viele Hilfsangebote wie z.B. Tagespflege wegbrachen. 37% der Pflegehaushalte machte demnach keinen Gebrauch mehr von solchen Angeboten, hauptsächlich weil sie geschlossen waren. Die Pflege unter Corona-Bedingungen hatte auch direkte Auswirkungen auf die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Für 36,5 % der pflegenden Angehörigen war es durch Corona noch schwieriger Beruf und Pflege miteinander zu vereinbaren, bei knapp 33% ließ es sich trotz Corona gut vereinbaren. Über 13% hatten Unterstützung durch den Arbeitgeber und konnten daher Beruf und Pflege gut vereinbaren.
 
VdK-Pflegestudie, Zwischenbericht, August 2021
https://www.haeusliche-pflege.net/artikel/2021/8_2021/vdk-studie-haeusliche-pflege-verlierer-der-pandemie




Inklusion und Barrierefreiheit am Arbeitsplatz bleiben offene Flanke


Eine repräsentative Umfrage von Monster in Kooperation mit Sozialhelden e.V. Raul Krauthausen und YouGov unter 2.084 volljährigen deutschen Befragten offenbart den großen Handlungsbedarf im Bereich Inklusion und Barrierefreiheit am Arbeitsplatz. Lediglich 37% der Befragten gaben an, bereits direkt mit einem Menschen mit Behinderung zusammengearbeitet zu haben. Gerade einmal 9% hatten zumindest einmal eine*n Arbeitskollegen*in mit Behinderung in ihrer Abteilung. 47% der Umfrageteilnehmenden hatten dagegen bisher noch gar keinen Kontakt mit Menschen mit Behinderung am Arbeitsplatz. Dies hängt bisweilen auch damit zusammen, dass 34% der Befragten sagten, ihr Arbeitsplatz sei weder räumlich oder digital barrierefrei.

Lediglich 26% der deutschen Unternehmen verfügen über vollständig barrierefreie Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung, bei 22% sind die Arbeitsplätze teilweise barrierefrei. In der Umfrage wird zudem deutlich, dass die Befragten Barrierefreiheit insbesondere mit räumlicher Barrierefreiheit gleichsetzen, also z.B. mit Rollstuhlgerechtigkeit. Dies zeigt sich daran, dass der Anteil derjenigen Unternehmen, die angeben räumlich barrierefrei zu sein mit 13% etwas höher liegt als der Anteil von Unternehmen, die angeben, die digital barrierefrei zu sein, aber nicht räumlich. Dieser Anteil lieg bei 9%.

Monster, YouGov, Sozialhelden e.V. / Raul Krauthausen, Inklusion und Barrierefreiheit am Arbeitsplatz, Juni 2021 
https://www.presseportal.de/pm/31973/4975189



Nutzung von Home-Office nimmt zum dritten Mal in Folge ab


Laut einer monatlich stattfindenden Kurzumfrage des ifo-Instituts ist der Anteil der Beschäftigten, die teilweise im Home-Office arbeiten im August weiter gesunken. So gaben hier 23,8% der Beschäftigten an, dass sie teilweise von zuhause arbeiteten. Im Juli lag der Anteil bei 25,5%, im Juni waren es 28,4% und im Mai waren sogar noch 31% der Beschäftigten zum Teil im Home-Office tätig.

In der Dienstleistungsbranche sank der Anteil von 35,4% auf 33,4%. In der Industrie waren noch 16,4% im Home-Office tätig, im Großhandel waren es noch 15,8%. Im Einzelhandel und im Baugewerbe, in dem die Zahlen aufgrund der Tätigkeiten generell gering war, lag der Anteil nur noch bei 5,3% (vorher 6,3%) bzw. 5% (vorher 6,3%). In der Pharmaindustrie reduzierte sich die Home-Office-Quote besonders drastisch von 35,8% auf 15,7%.

In einigen Branchen erhöhte sich der Anteil allerdings auch: In Chemie-Industrie von 18,2% auf 19,5%, bei Herstellern von Leder- Holz – und Flechtwaren von 5,8% auf 8,5%, bei Post- und Kurierdiensten von 24,2% auf 27,2%. Besonders deutlich war der Anstieg bei Beschäftigten im Home-Office bei Rundfunk-Veranstaltern von 36,9% auf 50,8%.

Ifo Institut, Konjunkturumfragen, August 2021                                                                                                                          
https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/buero-co/homeoffice-anteil-sinkt-laut-ifo-umfrage-mit-steigender-impfquote-17503957.html#:~:text=Der%20Anteil%20der%20Besch%C3%A4ftigten%20im,im%20Mai%2031%2C0%20Prozent



Sinnstiftende Jobs sind hoch im Kurs


Eine Umfrage der HR-Agentur Königsteiner Gruppe unter 1.000 Arbeitnehmer*innen offenbart: Sinnstiftende Jobs werden immer wichtiger bei der Arbeitgeberwahl. Die Teilnehmenden der Studie waren zur Hälfte Akademiker*innen und zur Hälfte Nichtakademiker*innen, zudem waren alle Altersstufen vertreten. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass der Sinn eines Jobs einer der drei größten Anreize sei, um einen neuen Job anzufangen. 96% der Arbeitnehmer*innen haben sogar den Anspruch, dass ihr Job sie voll und ganz oder überwiegend erfüllen sollte. Hierbei unterscheiden sich Akademiker*innen und Nichtakademiker*innen kaum.

Die Corona-Krise gab den Beschäftigten wohl Anlass zum Nachdenken: 28% sagten, sie seien nun deutlich mehr an einer sinnstiftenden Tätigkeit interessiert als im Vorjahr. Besonders für jüngere Beschäftigte unter 30 rückte die Sinnhaftigkeit der Arbeit in den Vordergrund. Bei Ihnen gaben 41% an, dass die Sinnhaftigkeit wichtiger geworden sei. 17% betrachten zudem die Sinnperspektive bereits bei einer Stellenanzeige als wichtig, 36% nenne sie als einen der wichtigsten drei Aspekte. Für 7% spielt der Sinn keine Rolle.

Königsteiner Gruppe, Sinnstiftung im Beruf, 2021
https://presse.koenigsteiner.com/wp-content/uploads/2021/02/Whitepaper-Sinnstiftung-im-Beruf.pdf
https://www.managerseminare.de/ms_Artikel/Purpose-Umfrage-Sinnperspektive-steht-im-Zentrum-der-Jobsuche ,281923

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