Mittwoch, 29. Dezember 2021

Vereinbarkeit in Zahlen: Mobiles Arbeiten im Fokus

Stichwörter zur Arbeitswelt (©berufundfamilie Service GmbH)

Das Jahr 2021 geht mit vielen Veränderungen in der Arbeitswelt zu Ende. Home-Office ist für viele Beschäftigte mittlerweile ein Must-Have. Hybride Arbeitsmodelle sind auf dem Vormarsch und haben ihre Fallstricke. Der Fachkräftemangel verschärft sich. All das in unserer letzten Ausgabe „Vereinbarkeit in Zahlen“ in diesem Jahr.


Home-Office für viele Beschäftigte bei der Jobwahl ein Must-Have

Eine aktuelle Studie von New Work SE zeigt: 29% der Arbeitssuchenden schließen aus, bei einer Organisation zu arbeiten, die kein Home-Office ermöglicht. Für die Studie wurden 313 Mitarbeitende und 105 Personalverantwortliche in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Das wichtigste Kriterium bleibt allerdings das Gehalt. Hierauf achten 59% der Befragten. Für weitere 43% ist die Jobsicherheit ein entscheidendes Kriterium. Dies hängt laut den Autor*innen der Studie mit den Auswirkungen der Coronapandemie zusammen. 

Der Unternehmensstandort verliert dagegen an Bedeutung. Rund 60% würden für eine Organisation arbeiten, die in abgelegenen Gebieten liegt, wenn die vollständige Arbeit aus dem Home-Office möglich wäre. Doch nur Home-Office reicht nicht. Flexible Arbeitszeiten sind ebenfalls ausschlaggebend, so geben 45% der Jobsuchenden an, dass sie nicht in einer Organisation ohne flexible Arbeitsmodelle arbeiten möchten.  

New Work SE, Werte im Wandel: Recruiting im New Normal, August 2021
https://www.managerseminare.de/ms_Artikel/Anforderungen-von-Mitarbeitenden-Homeoffice-ist-fuer-viele-ein-Must-have,282084



Remote Work mit negativen Auswirkungen auf die Unternehmenskultur

Das New Normal der Arbeitswelt hat nicht nur positive Effekte. Vermehrte Remote Work beeinflusst die Bewahrung und Weiterentwicklung von Unternehmenskulturen negativ. 2/3 der 300 deutschen Führungskräfte, die an der Umfrage des Personaldienstleisters Robert Half teilnahmen, treffen jene Aussage. In kleineren Organisationen ist dieses Problem noch deutlicher. Hier geben 84% der Befragten an, dass sie sich um ihre Unternehmenskultur sorgen. 

Unabhängig von der Größe des Unternehmens sehen die Führungskräfte den Grund dafür in fehlender Kommunikation und weniger Feedbackmöglichkeiten. Jede*r vierte Befragte findet zudem, dass durch die gestiegene Remote Work eine wachsende Kluft zwischen den Teammitgliedern entstehe. Die Führungskräfte wollen daher mit dem Einsatz neuer Technologien dazu beitragen, Kommunikation und Zusammenarbeit im Team gezielt zu fördern.

Robert Half, Arbeitsmarktstudie 2021, Juni 2021  


54% der Beschäftigten in Deutschland arbeiten hybrid

Eine durchgeführte Studie von Opinium im Auftrag von Samsung zeigt: 54% der Erwerbstätigen in Deutschland haben ein hybrides Arbeitsmodell – d.h. sie arbeiten teilweise im Home-Office. 41% der Befragten bewerten diese Entwicklung positiv. Mit steigendem Alter nimmt diese Sichtweise allerdings ab: 62 % der 18- bis 34-Jährigen arbeiten hybride und davon schätzen 48% dieses Arbeitsmodell. Bei den über 55-Jährigen arbeiten dagegen nur 42 % teilweise im Home-Office und davon empfindet nur  1/3 dies als positiv.

Die befragten Beschäftigten schätzen am hybriden Arbeitsmodell insbesondere die Flexibilisierung. 40% schätzen es, dass sie nach eigenem Zeitplan und Tempo arbeiten können, 38% sind motivierter bei der Sache. 45% sehen als Grund für die höhere Produktivität, dass sie ihre Arbeitszeit effizienter nutzen können, weitere 43% geben an, die Arbeit lasse sich besser planen und organisieren. 49% der Beschäftigten sagen, dass sie durch das hybride Arbeiten den Haushalt und andere Verpflichtung leichter in den Arbeitsalltag integrieren können. Mehr als 1/3 findet es gut, sich zwischendrin ausruhen zu können oder Sport zu treiben (365). 43% aller Befragten meinen, dass sie durch das hybride Arbeiten mehr Freizeit haben, 61% bewerten die Qualität der Freizeit zudem höher.

Doch die Flexibilisierung hat auch Fallstricke: 13% der Befragten arbeiten in der Kernarbeitszeit und beginnen häufiger früher oder hören später auf zu arbeiten als an einem normalen Tag im Büro. So geben 9% an, dass sie im Home-Office bis spätabends arbeiten und 11% haben sogar das Gefühl, sie seien rund um die Uhr im Dienst. 43% haben zudem das Gefühl, dass sie ständig erreichbar sein müssen. Dies zeigt sich auch darin, dass es den Befragten schwerer fällt, Berufliches und Privates im Home-Office zu trennen. 20% äußern, dass es ihnen schwerfällt von der Arbeit abzuschalten.

Auch die technische Ausstattung ist für das hybride Arbeiten von Bedeutung. 62% der Beschäftigten äußert, dass ihnen eine gute technische Ausstattung dabei hilft, effizienter und produktiver (59%) zu arbeiten. In Deutschland wurden 2.000 Arbeitnehmende im Zeitraum zwischen dem 8. und 13. Oktober 2021 befragt.

Samsung & Opinium, Decentralized Living 2021, Dezember 2021
https://news.samsung.com/de/decentralized-living-studie-2021-hybrid-work


Jüngere Beschäftigte würden für Home-Office auf Gehalt verzichten

Das New Normal der Arbeitswelt in Deutschland ist hybrid. Zu diesem Ergebnis kommt eine empirische Längsschnittstudie der Universität Konstanz, die seit dem Frühjahr 2020 die Homeoffice-Entwicklungen betrachtet. Hierfür wurden über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg die gleichen repräsentativ ausgewählten Personen befragt.

Die jüngste Befragung im November 2021 zeigt: Der Wunsch nach Home-Office bleibt stabil und viele jüngere Befragte würden für die Möglichkeit auf regelmäßiges Home-Office auch ein geringeres Einkommen in Kauf nehmen. Durchschnittlich wollen die Befragten seit Pandemiebeginn ca. 2,9 Tage in der Woche von zuhause aus arbeiten. Für 1/6 der 18- 35-Jährigen ist die Möglichkeit zum Home-Office so bedeutend, dass sie dafür auf ein höheres Gehalt verzichten würden. Lediglich 18% der Umfrageteilnehmenden meinen, dass Home-Office die Produktivität der Arbeitsprozesse negativ beeinflusse. Unter den Führungskräften sehen dies 26% so.

Universität Konstanz, Homeoffice-Studie, Dezember 2021   


Hybride Arbeitsmodelle als Herausforderung für Führungskräfte

Die Wahrnehmung von Führungskräften und Mitarbeitenden in Bezug auf den Übergang zu Remote Work und hybriden Arbeitsmodellen klaffen auseinander. Dies zeigt die zweistufige Studie vom Capgemini Research Institute. An der Umfrage nahmen 1.380 Personen aus 548 Unternehmen teil. Ergänzend dazu wurden Interviews mit Führungskräften aus der Industrie, Wissenschaftler*innen und Expert*innen für die Entwicklung von Führungskräften geführt.

69% der Führungskräfte geben an, ihr Unternehmen habe den Übergang ins New Normal reibungslos bewältigt. Diese Ansicht teilen allerdings nur 49% der Beschäftigten. Hybrides Arbeiten in Pandemiezeiten stellt Beschäftigte und Führungskräfte vor neue Herausforderungen.
Lediglich 47% der Befragten fühlen sich im Verlauf der Pandemie von ihrem Unternehmen miteinbezogen. Hybrides Arbeiten birgt durch Entgrenzung im Home-Office Gefahren für Beschäftigte. Umso wichtiger ist also die Fürsorgepflicht der Führungskräfte in Bezug auf die mentale und physische Gesundheit ihrer Beschäftigten. Doch auch hier zeigt sich eine unterschiedliche Wahrnehmung: Während 72% der Führungskräfte der Meinung sind, dass sich das Unternehmen um das körperliche und geistige Wohlbefinden der Mitarbeitenden gekümmert hat, sehen das bei den Beschäftigten lediglich 49% so.

84% sehen die Fähigkeit, eine Vertrauenskultur zu entwickeln, in der die Beschäftigten sich selbstbestimmt fühlen, als wesentliche Kompetenz von Führungskräften. Führungskräfte werden dahingehend allerdings zu wenig von ihren Unternehmen geschult. Lediglich 34% der Unternehmen bieten ihren Führungskräften Schulungen an, die sich dieser Thematik widmen. Auch bei anderen Kompetenzen klafft eine Lücke zwischen den Erwartungen der Beschäftigten an ihre Führungskraft und den tatsächlichen Kompetenzen. So halten 75% der Befragten emotionale Intelligenz für essenziell, aber nur 47% glauben, dass ihre Führungskraft hier Kompetenzen hat.   

Hybrides Führen wird immer bedeutender, dennoch haben nur 33% der Personalverantwortlichen versucht, Führungskräfte zu gewinnen, die über Fähigkeiten verfügen, hybride Teams zu führen. Lediglich 36% der Unternehmen haben Vergütung und Sozialleistungen angepasst, um Führungskräfte, die gut hybrid führen, zu belohnen.
Hier zeigt sich: Unternehmen, die in Programme zur Entwicklung von Führungskräften und in die Überarbeitung ihrer Führungsprozesse investieren, haben die Nase vorn. 80% der Beschäftigten bei jenen Unternehmen geben an, dass ihre Unternehmen sie bei der selbstbestimmten Arbeit und mehr Autonomie unterstützt. In allen anderen Organisationen äußerten dies nur 52%.

Capgemini Research Institute, Relearning Leadership: Creating the Hybrid Workplace Leader, Dezember 2021
https://www.capgemini.com/wp-content/uploads/2021/12/Final-Web-Report-New-Leadership-Skills.pdf
https://www.onetoone.de/artikel/db/666561frs.html


2/3 der deutschen Unternehmen haben momentan Fachkräftemangel

Eine Civey-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung offenbart den gravierenden Fachkräftemangel. Rund 2/3 der befragten Unternehmensverantwortlichen geben an, dass sie unter einem Fachkräfteengpass leiden. Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung sind besonders rar. 48% der befragten Unternehmen berichten hier von einem Mangel, bei den Akademiker*innen liegt der Anteil lediglich bei 27%. Besonders im Pflegebereich und im Gesundheitssektor ist der Fachkräftemangel eklatant.

47% der Arbeitgeber reagieren auf den Fachkräftemangel mit der Ausbildung im eigenen Betrieb und 41% hoffen darauf mit einer einer guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie Fachkräfte anzuziehen. Knapp 39% setzen auf Weiterbildungsmöglichkeiten und 26% der Betriebe erhöhen regelmäßig das Entgelt. Lediglich 16% setzten auf die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland. Jedoch würden sich 57% der Arbeitgeber mehr transnationale Vereinbarungen zur Vermittlung oder Ausbildung von Fachkräften wünschen. Für die Studie wurde eine Stichprobe von insgesamt 7.500 Unternehmensentscheider*innen befragt.

Bertelsmann-Stiftung und Civey, Fachkräfteengpässe und Zuwanderung aus Unternehmenssicht in Deutschland 2021: Stärkerer Anstieg als im Vorjahr angenommen, November 2021
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2021/november/fachkraeftemangel-in-deutschen-unternehmen-groesser-als-erwartet#detail-content-206288-3









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