Foto zeigt Wortwolke mit Begriffen aus der Arbeitswelt (© berufundfamilie Service GmbH) |
Jede*r zweite Beschäftigte steht oft oder sehr oft unter Zeitdruck, Die Kommunikationsflut aus Meetings, E-Mails und Chats beeinträchtigt die Produktivität und 53 % halten die 4-Tage Woche für einen wichtigen Trend der Zukunft. Neue Studien in der aktuellen Ausgabe unserer Blog-Reihe Vereinbarkeit in Zahlen.
86 % der Beschäftigten unter Zeitdruck
Der DGB-Index Gute Arbeit 2023 offenbart die Mehrfachbelastung vieler Beschäftigter in Deutschland. In der repräsentativen Befragung gaben rund 6.000 Beschäftigte Auskunft über ihren Gesundheitszustand, ihre Belastungssituation sowie über die Präventionsmaßnahmen in der eigenen Organisation. Die Umfrage verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Arbeitsbelastung, Einschätzung des Gesundheitszustands und der zukünftigen Arbeitsfähigkeit. Je ausgeprägter die Arbeitsbelastung, desto schlechter werden Gesundheit und Arbeitsfähigkeit eingeschätzt, ist eines der Kernergebnisse der Umfrage.
Jede*r dritte Beschäftigte fühlt sich im Job zudem gleich mehreren, schweren Belastungen ausgesetzt, so äußerten 31 % Befragten, dass sie immer wieder von schwerer körperlicher Arbeit, Zeitdruck, Lärm und/oder Konflikten mit Kolleg*innen und Kund*innen betroffen seien. 86 % beklagten sich über Zeitdruck, jede*r Zweite war sehr oft oder oft davon betroffen, 36 % seltener. 56 % berichteten von schwerer körperlicher Arbeit, 73 % sind Lärm und Umgebungsgeräuschen ausgesetzt, 40 % davon sehr oft oder oft und 65 % berichten von Konflikten mit Kolleg*innen oder Kund*innen.
Unter den Beschäftigten, die von mehrere Belastungsfaktoren betroffen waren, schätzten lediglich 39 % ihren Gesundheitszustand als gut ein und nur 7 % der Hochbelasteten glauben, dass sie ihre Tätigkeit bis zum Rentenalter machen können. Unter jenen Befragten, die keine Belastung aufwiesen, befanden 71 % ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut.
DGB-Index Gute Arbeit 2023
https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/dgb-belastung-zeitdruck-koerperliche-arbeit-100.html
Hohe Anzahl an Krankheitstagen bei Beschäftigten aus der Gen Z
Aktuelle Zahlen der AOK Rheinland/Hamburg zeigen, dass sich der Krankenstand bei jüngeren Beschäftigten in 2022 deutlich erhöht hat, allein im Vergleich zum Vorjahr 2021. Er stieg von 3,65 auf 5,18 %, das ist ein Zuwachs um 1,53 Prozentpunkte oder 41,9 %.
Somit waren 2022 im Schnitt täglich mehr als 5 von 100 Beschäftigten unter 30 krank. Die Zahl der Krankschreibungen der Gen Z überschreitet zudem den Vorjahreswert um knapp 53 %, auch das ist ein Negativrekord im Vergleich zu den Vorjahren. Im Schnitt ist jeder Krankenschein im Jahr 2022 über eine Zeit von 6,8 Kalendertagen ausgestellt worden, jede und jeder Berufstätige unter 30 Jahren ist in dem Jahr somit rund 19 Kalendertage am Arbeitsplatz ausgefallen.Besonders die Krankheits-Tage aufgrund von seelischen Belastungen steigen seit 10 Jahren. So ist ihr Anteil bei den Fehltagen jüngerer Beschäftigter um fast 50 % gewachsen.
AOK Rheinland/Hamburg, Generation Z: Junge Beschäftigte fallen häufiger aus als je zuvor, Dezember 2023
https://www.aok.de/pp/rh/pm/generation-z-junge-beschaeftigte-fallen-haeufiger-aus-als-je-zuvor/
2, 3 Mio. Beschäftigten arbeiten ausschließlich im Home-Office
Das Home-Office ist seit der Coronapandemie bei vielen Beschäftigten fester Teil des Arbeitsalltags. So arbeiteten 2022 knapp 2,3 Mio. Beschäftigte in Deutschland komplett im Home-Office, wie eine Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage offenbarte. Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es lediglich 674.000 Beschäftigte. Im Home-Office zu arbeiten, wird zudem immer beliebter unter den Beschäftigten. 2019 arbeiteten rund 10 % gelegentlich von zu Hause aus, 2022 waren es bereits 22,6 % der Beschäftigten (8.4 Mio.).
In der Altersgruppe von 15 bis 24 hat sich die Zahl der Beschäftigten, die gelegentlich im Home-Office arbeiteten, vervierfacht. Bei den Beschäftigten von 55 bis 64 hat sie sich verdreifacht und in der Gruppe von 25 bis 54, stieg sie um 60 %.
Die Zahlen des Arbeitsministeriums basieren auf Angaben des Mikrozensus des Statistischen Bundesamts und sind deckungsgleich mit jüngsten Umfrageergebnisse des Münchner ifo-Instituts. Danach nutzte etwa jede*r vierte Beschäftigte Home-Office-Möglichkeiten. Der beliebteste Home-Office-Tag ist dabei der Freitag, in 55 % der befragten Organisationen ist das der Fall, dann folgt der Montag mit 35 %.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/arbeit-homeoffice-100.html
Hälfte der Beschäftigten fühlt sich durch Kommunikationsflut in Produktivität beeinträchtigt
Eine Studie von TechSmith zur Kommunikation am Arbeitsplatz hat unter die Lupe genommen, welche Kommunikationsmethoden und -kanäle am meisten genutzt werden und welche Herausforderungen für die Beschäftigten bestehen. Es zeigt sich, dass viele Beschäftigte mit E-Mails, Meeting-Anfragen, Chat-Nachrichten und Telefonanrufen überflutet werden. 50 % der Befragten äußerten, dass ihre Produktivität dadurch beeinflusst werde. Darüber hinaus sagten 60 %, dass sie einen angemessenen Teil ihrer Arbeitszeit in Meetings verbringen. Allerdings seien nur 3 dieser 5 Meetings für sie sinnvoll und produktiv. Laut den Befragten ist das Hauptproblem bei den Meetings, alle Personen am richtigen Ort zusammenzuführen.
Besonders hybrid Arbeitende sind von diesem Effekt betroffen. 58 % von ihnen sagten, dass die Kommunikationsflut sie beeinträchtige. 44 % von ihnen waren der Ansicht, dass sie zu viel Zeit in Meetings verbringen. 74 % der Beschäftigten haben bereits Zeit damit verbracht, kommunikationsbedingte Missverständnisse aufzulösen. ¼ gab an, dass das häufig der Fall sei. Insgesamt sagten 66 % der Befragten, dass es zumindest manchmal zu Missverständnissen aufgrund von Kommunikationsfehlern kommt. Die Hälfte der Befragten berichtete, dass wegen solcher Fehler manchmal Projekte verzögert oder Deadlines versäumt werden.
Jene Befragten, die häufig oder immer Missverständnisse, Kommunikationsausfälle bzw. Unklarheiten erlebten, sagten auch mit höherer Wahrscheinlichkeit, dass sich das Volumen der Kommunikation negativ auf ihre Produktivität auswirke. Für die Studie wurden Beschäftigte verschiedener Unternehmen in den USA, Großbritannien, Deutschland und Frankreich befragt.
TechSmith, Klarheit statt Chaos – Produktivität in der modernen Arbeitswelt, Dezember 2023 https://www.digitalbusiness-cloud.de/kommunikation-am-arbeitsplatz-flut-an-nachrichten-beeintraechtigt-produktivitaet/
53 % der Deutschen glauben nicht daran, dass sich die Wirtschaft eine 4-Tage-Woche mit Lohnausgleich leisten kann
Eine XING-Studie zeigt, wie deutsche Beschäftigte auf das Jobjahr 2023/2024 schauen. Dabei wird deutlich, dass sich der Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmendenmarkt entwickelt hat. 62 % der Befragten teilen diese Ansicht. Die Zustimmung ist gerade bei den jüngeren Beschäftigten der Gen Z (70 %) und der Gen Y (69 %) hoch, bei den Beschäftigten im Alter von 50- 59 stimmen 53 % zu, bei den Beschäftigten 60+ sind es 60 %.
Für 70 % der Befragten ist die Unternehmenskultur wichtig für die Arbeitgeberattraktivität. Ähnlich stehen die Befragten zur Rückkehr aus dem Home-Office. 61 % der Deutschen meinen, die Organisationen sollten attraktive Arbeitsplätze und Büroräumlichkeiten gestalten, um Beschäftigte mit Home-Office-Möglichkeit ins Büro zu locken. Besonders wichtig bleibt den Befragten das Gehalt: 90 % sagen, dass es ein wichtiges Kriterium für die Wahl eines Jobs bzw. Arbeitgebers sei. Die Befragten zeigen sich zudem offen, dass auch neue Kriterien für die Bemessung des Gehalts relevant sein könnten. So könnten sich 31 % der Befragten ein Vergütungsmodell vorstellen, dass sich aus der Arbeitszeit, dem Erreichen von Zielen und der Erfahrungs- und Problemlösungskompetenz zusammensetzt. Besonders Frauen* (39 %, Männer* 24 %) zeigen sich offen gegenüber neuen Kriterien.
Bei einem neuen Arbeitgeber ist 88 % der Beschäftigten ein gutes Verhältnis zu den Kolleg*innen wichtig, gefolgt von einem passenden Führungsstil (81 %). Auch ein attraktiver Standort des Arbeitsplatzes (76 %) und Flexibilität der Arbeitszeit (72 %) ist den Befragten wichtig. Hier zeigt sich ein Geschlechterunterschied: Für 75 % der Frauen* ist die flexible Arbeitszeiteinteilung entscheidender Faktor, bei den Männer liegt der Anteil bei 69 %. Zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie halten 30 % der Beschäftigten eine betriebsinterne Kinderbetreuung bei einem neuen Arbeitgeber für wichtig.
Im Generationenvergleich zeigt sich, dass die Gen Z mehr Wert auf das Engagement des Arbeitgebers für das psychische Wohlergehen von Beschäftigten (Gen Z: 76%) und die Nachhaltigkeit (61 %) legt. 47 % aller Befragten wünscht sich die Option auf Remote Work, doch auch hier sind es die Generation Z (57%) und die Millennials (56%), denen ortsunabhängiges Arbeiten bei einem neuen Arbeitgeber besonders wichtig sind. Auch Sabbaticals oder Workation sind für die Gen Z wichtige Benefits bei einem Arbeitgeber (51 %).
Dennoch sind sich alle Befragten einig: Auch bei Benefits bleibt die gesamtwirtschaftliche Situation relevant. So halten 53 % die 4-Tage-Woche für einen wichtigen Trend der Zukunft, dennoch sind ebenfalls 53 % der Beschäftigten überzeugt, dass sich die Wirtschaft eine 4-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich nicht leisten kann. 45 % meinen sogar, dass sie die Wettbewerbsfähigkeit des Standort Deutschland gefährden könnte. Insgesamt nahmen an der Umfrage 1.003 erwerbstätige Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren in Deutschland teil.
XING- Studie, Der Arbeitsmarkt der Zukunft, Dezember 2023
https://www.presseportal.de/pm/56177/5674502
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