Dienstag, 26. März 2024

Vereinbarkeit in Zahlen: KI, Care und Quiet Quitting

Stichwörter aus der Arbeitswelt (©berufundfamilie Service GmbH)

In vielen Berufsfeldern sind Menschen mit Migrationsgeschichte für den laufenden Betrieb unverzichtbar, jede vierte weibliche Führungskraft arbeitet in Teilzeit und 70% aller Beschäftigten sorgen sich, dass KI zu einer größeren Kluft zwischen den Generationen führen könnte. Mehr aktuelle Studien in der März-Ausgabe „Vereinbarkeit in Zahlen“.





Erwerbstätige mit Migrationsgeschichte bedeutend für viele Berufsfelder


Der deutsche Arbeitsmarkt profitiert seit Jahren in vielen Berufsfeldern maßgeblich von Erwerbstätigen mit Migrationsgeschichte, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts aus 2022 zeigen. In Deutschland haben demnach 25% aller Erwerbstätigen eine Migrationsgeschichte. In Reinigungsberufen (rund 60%), in der Gastronomie (46%), in Verkehrs- und Logistikberufen (38%) und auf dem Bau (36%) arbeiten besonders viele Menschen mit Migrationsgeschichte. Auch in der Altenpflege haben 30% eine Migrationsgeschichte und bei Ärzt*innen liegt der Anteil bei 27%. Die Statistik offenbart zudem, dass Menschen mit Migrationsgeschichte in staatlichen Berufen weiterhin unterrepräsentiert sind, so liegt ihr Anteil z.B. bei der Polizei bei 6% und bei Lehrkräften bei 11%.

Statistisches Bundesamt, Erwerbstätige mit Migrationsgesichte 2022, März 2024
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/migration-arbeit-statistik-100.html






Home-Office bleibt fester Bestandteil im Arbeitsalltag


Trotz vieler Diskussionen um einige Organisationen, die ihre Beschäftigten wieder öfter ins Büro holen möchten, bleibt der Home-Office-Anteil in Deutschland stabil. Dies belegen Daten des ifo-Instituts aus dem Februar. ¼ aller Beschäftigten waren demnach zumindest teilweise im Home-Office. Die Daten stammen von 9.000 Unternehmen unterschiedlicher Größe. Laut Angaben des ifo-Instituts ist die Möglichkeit von zuhause aus zu arbeiten in kleinen und mittleren Unternehmen dabei weniger verbreitet: 20,5% der Arbeitnehmenden arbeiten hier regelmäßig von zu Hause aus. Bei großen Unternehmen sind es hingegen 32,1%. Unter Dienstleistungsbeschäftigten ist der Anteil mit 34,1% am höchsten, während er in der Industrie nur bei 16 %, im Handel bei 12,2% und in der Baubranche bei 5, 4% liegt.

Ifo Institiut, Home-Office in Deutschland fest verankert, März 2024
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/homeoffice-umfrage-ifo-februar-100.html





Jede*r vierte Frau führt in Teilzeit


Führungskräfte sind weiterhin mehrheitlich männlich, wird allerdings in Teilzeit geführt, liegen Frauen* vorne. Führen in Teilzeit wird immer relevanter, das ergibt eine Auswertung des IW im Auftrag des Bundeswirtschafsministeriums. So führen 27,7% der Frauen* in Teilzeit, bei den Männern* sind es lediglich 4,9%. ¾ aller Führungspositionen, die in Teilzeit vergeben sind, sind von Frauen* besetzt. Die Gründe für die Teilzeit sind zudem höchst unterschiedlich: Während 46,9% der Frauen* angeben, aufgrund von familiären und persönlichen Verpflichtungen in Teilzeit zu arbeiten, taten das bei den Männern* lediglich 17,9%. Bei den männlichen Befragten ist der häufigste Grund der Wunsch nach Teilzeit.

Die Häufigkeit von Teilzeitmodellen variiert zudem nach Branche und Unternehmensgröße. Besonders viel Führung in Teilzeit mit knapp 1/3 gibt es in den Bereichen Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung, besonders niedrig dagegen ist der Anteil z.B. in der Produktion, Bau oder Architektur. So sei Führen in Teilzeit in frauendominierten Berufen verbreitet und in männerdominierten Bereichen eher die Ausnahme.
In kleinen Unternehmen mit bis zu 49 Beschäftigten liegt der Anteil der weiblichen Teilzeitführungskräfte mit 30,7% deutlich über dem Anteil in großen Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten, der bei 22,4% liegt.

Aus Sicht jede*r zweiten Personalverantwortlichen setzt Führung in Teilzeit trotzdem ein hohes zeitliches Engagement und die Bereitschaft für Überstunden voraus, 70% waren zudem der Ansicht, dass Führen in Teilzeit nur dann klappen könne, wenn auch die Beschäftigten ohne Führungsaufgaben mehr Verantwortung tragen.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/frauen-bonuszahlungen-teilzeit-anteil-familie-beruf-sorgearbeit-100.html




45% der Beschäftigten aktiv auf Jobsuche


Die jährliche Langzeitstudie „Gallup Engagement Index Deutschland“ zeigt, dass immer mehr Beschäftigte kaum noch eine Bindung zu ihrem Arbeitgeber verspüren. So haben mehr als 7,3 Mio. Beschäftigte bereits innerlich gekündigt und 45% der Befragten sind aktiv auf Jobsuche.

Der Index misst ebenfalls die emotionale Bindung der Beschäftigten an ihre Arbeitgeber. Aktuell befindet sich dieser Wert auf dem Tiefstand der letzten zehn Jahre: Fast jede*r fünfte Beschäftigte gibt an, sich überhaupt nicht an das Unternehmen gebunden zu fühlen. Unter den Beschäftigten, die weniger als ein Jahr im Unternehmen sind, suchen bereits 4 von 10 nach einer neuen Stelle. Lediglich 14% fühlen sich emotional stark an ihr Unternehmen gebunden und erleben ein von guter Führung geprägtes Arbeitsumfeld.

Die allgemeinen Krisen drücken ebenfalls die Stimmung der Befragten. So vertrauen lediglich 40% der Beschäftigten uneingeschränkt darauf, dass ihr Arbeitgeber finanziell zukunftsfähig ist. Das sah in den Coronajahren noch anders aus: 2020 besaßen 55% uneingeschränktes Vertrauen. Das war der bisherige Höchstwert, seitdem geht es bergab. Dazu passt, dass auch das Vertrauen in die Geschäftsführung schwindet. Lediglich 25% meinen, dass die Geschäftsführung einen zukunftsfähigen Kurs fährt. Besonders entscheidend für die Wechselwilligkeit, sei zudem die Führungskraft. So ist lediglich 1/5 mit der direkten Führungskraft zufrieden. Hinzu kommt, dass die Befragten mangelnde Wertschätzung erleben – nur ¼ meint, dass die eigenen Stärken im Arbeitsalltag im Mittelpunkt stehen.

Besonders das Quiet Quitting entpuppt sich als teuer für Arbeitgeber: Die Kosten aufgrund von Produktivitätseinbußen liegen zwischen 132,6 und 167,2 Milliarden Euro. Zudem gehen mit einer geringen Bindung an den Arbeitgeber auch mehr Krankheitstage einher. So melden sich Beschäftigte, die sich emotional verabschiedet haben, durchschnittlich neun Tage krank, Arbeitnehmende mit einer hohen Bindung dagegen nur knapp 5 Tage.

Für die Langzeitstudie wurden 1.500 zufällig ausgewählte Beschäftigte ab 18 telefonisch befragt, sie ist repräsentativ.

Gallup Engagement Index, März 2024
https://www.spiegel.de/karriere/gallup-engagement-index-deutschland-2023-mehr-als-7-3-millionen-beschaeftigte-haben-innerlich-gekuendigt-a-0692da04-2f26-4064-b40c-210747e9b027



Erhebliche Generationenunterschiede bei Nutzung Arbeitstools und KI



Die Studie „Mind the Generational Gap“ zeigt die unterschiedlichen Sichtweisen der Generationen im Hinblick auf Arbeitstools und KI auf. So haben 90% der befragten Teams unterschiedliche Meinungen dazu, wie sinnvoll der Einsatz von Programmen und Diensten im Arbeitsalltag wirklich ist. 81% der Teams sprechen von Konflikten in diesem Zusammenhang und 72% sind der Ansicht, dass diese Konflikte die Produktivität und Zusammenarbeit negativ beeinflussen. Beschäftigte aller Generationen setzen dabei immer mehr Tools im Arbeitsalltag ein (52% der Gen Z, 45% der älteren Beschäftigten).
Insbesondere digitale Kommunikation eröffnet den Raum für Missverständnisse. So berichten Beschäftigte von Fehlinterpretationen von Tonfall oder Kontext (36%), unterschiedlichen Erwartungen an die Reaktionszeit (33%) und Verwirrung über Ausdrucksformen wie Emojis (31%).

70% der Gen Z schielt neidisch auf lebensältere Beschäftigte im Hinblick auf den selbstbewussten Umgang mit dem Telefonieren. 50% der Befragten über 50 ärgern sich darüber, dass jüngere Beschäftigte vermeintlich nichts mit traditionellen Werkzeugen wie einem Stift anfangen können. 41% der Gen Z meinen dagegen, dass ältere Kolleg*innen mit veralteten Techniken die Arbeitsprozesse verlangsamen würden. 73,5% von ihnen sind der Ansicht, dass ältere Kolleg*innen generell Schwierigkeiten mit neuen Technologien haben.

Neben der E-Mail (67%) ist u.a. für 33% aller Befragten KI das meistgenutzte Arbeitstool. Die Gen Z (39%) steht dabei an der Nutzungsspitze, während es bei den Beschäftigten Ü50 nur 13% sind. 70% aller Beschäftigten sorgen sich, dass KI zu einer größeren Kluft zwischen den Generationen führen könnte.

Für die Studie wurden 4.000 Büroarbeitende in Deutschland, Großbritannien, USA, Kanada und Australien befragt, Dabei waren alle Generationen Z, Y und X und Baby-Boomer vertreten.

Adaptavist Group, Mind the Generational Gap, März 2024
https://www.heise.de/news/Arbeitstools-KI-Studie-zeigt-Generationen-Clash-auf-E-Mail-ist-bestaendig-9655304.html




28% der Beschäftigten befürchten Wegfall von Arbeitsplätzen durch KI



Die Studie Human Capital Trends 2024 von Deloitte befasst sich mit den neuen Anforderungen, die New Work mit sich bringt. Laut der Studie seien altbekannte Strukturen nicht mehr vorhanden. So sei Arbeit nicht mehr durch Arbeitsplätze definiert, Arbeit müsse nicht mehr von einem Ort ausgeübt werden und viele Beschäftigte seien keine traditionellen Arbeitnehmende mehr. Doch was heißt das konkret? Wie sehen Beschäftigte ihre Arbeit und wie die Zukunft? Auf diese Fragen liefert die Studie Antworten.

So zeigen sich 5% der Befragten besorgt über den zunehmenden Arbeitsstress und dessen Auswirkungen auf die mentale Gesundheit. 28% der Befragten sehen die Gefahr, dass Arbeitsplätze durch KI übernommen werden könnten. 25% sind besorgt über die zunehmende Anzahl von Fähigkeiten, die aufgrund des technologischen Fortschritts und neuer Geschäftsmodelle erforderlich sind. 22% haben Angst davor, dass Arbeitgeber möglicherweise ihre Arbeit ohne Zustimmung überwachen könnten. 20% fühlen einen Mangel an Gemeinschaft und Zugehörigkeit aufgrund der vermehrten Fernarbeit oder hybriden Arbeitsmodellen.

KI wird die Arbeit grundlegend verändern. Gerade hier seien Führungskräfte gefragt, insbesondere um benötigte Skills zu vermitteln. Organisationen sollten laut der Autor*innen deshalb die Möglichkeit schaffen, mit neuen Technologien experimentieren können, ohne die Geschäftsergebnisse zu gefährden und so Beschäftigten dabei zu helfen, den Umgang mit der Technik zu erlangen.

Für die Studie wurden über 14.000 Fach- und Führungskräfte aus Wirtschaft und Personalwesen aus 95 Ländern befragt. Hinzu kommen rund 1.000 Vorstände und Aufsichtsräte, die zu den größten personalwirtschaftlichen Herausforderungen befragt wurden.

Deloitte, Human Capital Trends 2024, Februar 2024
https://www.merkur.de/leben/karriere/intelligenz-arbeitnehmer-arbeitgeber-arbeitswelt-wandel-zr-92845714.html

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen