Wortwolke mit Schlagworte aus der Arbeitswelt (berufundfamilie Service GmbH) |
Arbeitszeitfragmentierung führt zu einer schlechteren Bewertung der eigenen Work-Life-Balance, die Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Behinderungen hat sich verschlechtert, Generationenkonflikte in Unternehmen sind weniger vorherrschend als medial diskutiert und Einsamkeit wirkt sich auf die Gesundheit aus. Unsere letzte Ausgabe des Jahres der Blogreihe „Vereinbarkeit in Zahlen“ liefert einiges an Zahlenwerk.
Durchschnittlich 22,4 Fehltage der Beschäftigten durch Krankheit
Der aktuelle Gesundheitsreport der BKK offenbart einen leichten Rückgang bei den Krankentagen ihrer Versicherten, so fielen Beschäftigte durchschnittlich 22,4 Tage im Jahr 2023 krankheitsbedingt aus. Nie zuvor waren so viele Menschen krankgeschrieben wie jetzt (1,95 pro Kopf). Überraschend: Die Krankheitsdauer sank gleichzeitig auf einen Zehnjahrestiefststand von 11,5 Tagen. Die Zahlen dürften in der Realität wohl zudem höher sein, da nur Tage mit ärztlicher Krankschreibung Teil der Statistik sind und Arbeitgeber in der Regel sogenannte Karenztage ohne offizielle Krankschreibung gewähren.
Auf Platz 1 der Gründe für die Krankschreibung rangieren Atemwegserkrankungen (Erkältungen, Grippe o.Ä. mit 35,4%). Auf dem letzten Platz liegen Fehltage wegen psychischer Erkrankungen (5,1%), allerdings ist die Ausfallzeit mit 37,9 Tagen erheblich länger.
Die BKK-Daten legen zudem Geschlechterunterschiede offen: Frauen* sind häufiger wegen Atemwegserkrankungen und psychischen Belastungen krankgeschrieben, während bei Männern* Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und Vergiftungen sowie Verletzungen überwiegen. Auch zwischen jüngeren und lebensälteren Versicherten zeigen sich Unterscheide: Während jüngere Menschen häufiger an Infekten wie Erkältungen leiden, was oftmals in mehr sozialen Kontakten begründet liegt, nehmen mit zunehmendem Alter Beschwerden am Bewegungsapparat wie Rückenschmerzen zu.
Jüngere Menschen (unter 25) erholen sich mit durchschnittlich 5,9 Tagen pro Krankheit deutlich schneller als ältere. Die Dauer von Erkrankungen nimmt mit steigendem Alter zu, was unter anderem an komplexeren Krankheitsbildern liegt.
https://www.zdf.de/nachrichten/ratgeber/gesundheit/bkk-report-krankmeldung-krankheit-deutschland-grafiken-100.html
Beschäftigte mit fragmentierten Arbeitszeiten bewerten Work-Life-Balance schlechter als andere
Eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) befasst sich mit dem Phänomen der Arbeitszeitfragmentierung, d.h. die regelmäßige Unterbrechung der Arbeit, um sich z.B. der Sorgearbeit zu widmen. Die Studie geht u.a. den Fragen nach, wie es den Beschäftigten geht, die solche Pausen einlegen und später nochmal arbeiten und ob jene Beschäftigte, die Freiheit in Bezug auf die Zeiteinteilung genießen oder solche Arrangements eher eine Notlösung sind, um die verlangte Arbeitsmenge zu schaffen. Auch der Frage, welche Unterscheide es zwischen Frauen* und Männern*, sowie Kinderlosen und berufstätigten Eltern gibt, wird nachgegangen. Basis für die Auswertung bilden dabei BAuA-Arbeitszeitbefragungen aus den Jahren 2019 und 2021, und somit zwei Zeiträume, in denen die Coronapandemie maßgeblich zu einer Arbeitszeit- und ortflexibilisierung geführt hat.
Es zeigt sich dabei, dass die Arbeitszeitfragmentierung häufiger vorkommt, aber längst keim Massenphänomen ist. So gaben 4% der Beschäftigten an, dass sie ihre Arbeit häufig unterbrechen und in den Abendstunden ab 19 Uhr wieder aufnehmen. 10% der Befragten tun dies manchmal, 27% selten. Die Mehrheit der Beschäftigten sagte, dass sie nie so arbeiten.
Ein wesentliches Ergebnis der Studie ist, dass Arbeitszeitfragmentierung mit Leistungs- und Zeitdruck zusammenhängt. Als mögliche Gründe machen die Studienautor*innen aus, dass der zweigeteilte Arbeitstag mit häufigem Rollenwechsel das Stresslevel erhöhen kann, oder die Arbeitsmenge so umfangreich sei, dass sie nur auf diese Weise bewältigt werden könne. Zudem ist die Arbeitszeitfragmentierung oft verknüpft mit langen und gesundheitlich oft problematischen Wochenarbeitszeiten. Eine Ausnahme hierbei bilden erwerbstätige Mütter*, bei ihnen führt die Verlagerung von Arbeitszeit in die Abendstunden nicht zu einer Erhöhung der Gesamtarbeitszeit – anders als bei kinderlosen Frauen* und Männern*. Ein negativer Effekt der fragmentierten Arbeitszeiten sei die ausbleibende Erholung, so kommen dadurch die gesetzlichen Ruhezeiten von 11 Stunden am Stück viel zu kurz.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist komplexer als oft angenommen. Eine hohe Flexibilität der Arbeitszeiten ist nicht automatisch gleichbedeutend mit einer besseren Work-Life-Balance. So bewerten jene Befragte, die öfter zeitlich fragmentiert arbeiten, ihre Work-Life-Balance tendenziell schlechter.
https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-fragmentierte-arbeitstage-job-und-privat-mehr-stress-65528.htm
Arbeitsmarktsituation für Menschen mit Behinderungen verschlechtert
Das aktuelle Inklusionsbarometer von Aktion Mensch und dem Handelsblatt Research Institute hebt hervor, dass sich die Beschäftigungssituation für Menschen mit Behinderungen im Jahr 2023 verschlechtert hat, im Vergleich zu 2022. So erhöhten sich sowohl die Arbeitslosenzahlen als auch die Arbeitslosenquote von Menschen mit Schwerbehinderung sind im vergangenen Jahr. Hinzu kommt, dass viele Arbeitgeber ihrer Beschäftigungspflicht für Menschen mit Behinderungen nicht nachkommen und lieber die Ausgleichsabgabe zahlen. 15 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention sei die Inklusion von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt daher kaum vorangekommen. Möglicher Grund dafür könnte die schlechte Wirtschaftslage sein, die sich auch in den Arbeitslosenzahlen für Menschen mit Behinderung niederschlägt. Unternehmen mit 20 oder mehr Beschäftigten sind gesetzlich verpflichtet, mindestens 5% ihrer Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung bereitzustellen. Aktuell betrifft dies etwa 179.000 Unternehmen. Weniger als 39% von ihnen erfüllen diese 5-%-Quote vollständig, was den niedrigsten Wert seit der Veröffentlichung des ersten Inklusionsbarometers im Jahr 2012 darstellt. Jedes vierte dieser verpflichteten Unternehmen beschäftigt sogar keinen einzigen Menschen mit Behinderung.https://www.aktion-mensch.de/inklusion/arbeit/zahlen-daten-fakten?gad_source=1&gclid=CjwKCAiAjeW6BhBAEiwAdKltMn7QOs2gnqNMBHGV05MRBLLbzVj8itSHuxJj69oqilZ85QluRbBrXRoCocgQAvD_BwE
Generationskonflikte weitaus weniger vorherrschend als thematisiert
Der Charta der Vielfalt e.V. liefert in einer Studie neue Erkenntnisse zur Bedeutung von Generationenmanagement und generationsübergreifender Zusammenarbeit. Dabei zeigt sich, dass der viel kolportierte Generationenkonflikt weitaus weniger vorherrschend ist, wie medial dargestellt.
So glauben 71% der jungen Beschäftigten, dass es in der Arbeitswelt generell einen Generationenkonflikt gibt, für das eigene Unternehmen bestätigten nur 31% einen solchen Generationenkonflikt. Das zeige, dass diese Konflikte weniger in der betrieblichen Realität vorherrschen als sie medial diskutiert werden.
Wesentlich seien eher die verschiedenen Rollen, die Beschäftigte in Organisationen in bestimmten Lebensphasen einnehmen, da sie Konfliktpotenzial hervorrufen können. Erwartungen, Einstellungen und insbesondere Erfahrungen verändern sich im Verlauf eines Arbeitsverhältnisses. Häufig verbreitete Generationsmodelle in den Medien, wie „Gen X, Y, Z“, berücksichtigen diesen Aspekt jedoch nicht.
Im Zentrum des Generationenmanagements steht der gegenseitige Wissenstransfer.
Die Analyse der Studienergebnisse deutet darauf hin, dass der Wissenstransfer in den meisten Fällen von erfahrenen Mitarbeitenden an ihre jüngeren Kolleg*innen weitergegeben wird. Während junge Beschäftigte mit neuen Ideen bereichern, mangelt es an strukturierten Programmen, um dieses Wissen gezielt zu übertragen. Alle Befragtengruppen sehen in der Altersdiversität einen wichtigen Faktor für ein gutes Betriebsklima und eine hohe Identifikation mit dem Unternehmen.
62% der jungen Mitarbeitenden Diversität und sehen in generationenübergreifenden Projekten eine Möglichkeit, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.
https://www.presseportal.de/pm/107255/5929181
Einsamkeit beeinflusst Gesundheit negativ
Im ersten TK-Einsamkeitsreport finden sich einige Erkenntnisse zur Einsamkeit und deren gesundheitliche Folgen. Laut Report gaben 60% der Befragten an, das Gefühl der Einsamkeit zu kennen. Für 4% der Menschen in Deutschland ist Einsamkeit sogar ein alltäglicher Begleiter. Besonders betroffen seien demnach junge Menschen: In der Gruppe der 18 bis 29-Jährigen fühlten sich rund 68% häufig, manchmal oder selten einsam.
Die Studie zeigt auch, dass Einsamkeit ein Tabuthema bleibt, insbesondere bei Männern*. So sagten 33% der Männer* und 25% der Frauen*, dass sie sich noch nie jemanden anvertraut hätten.
Die Ergebnisse unterstreichen den Zusammenhang zwischen Einsamkeit und körperlicher Gesundheit. Fast ein Viertel der Befragten, die sich einsam fühlen, bewertet ihren Gesundheitszustand als weniger gut.
Ein deutlicher Unterschied zeigt sich bei denjenigen, die selten oder nie Einsamkeitsgefühle erleben: Nur 13% von ihnen geben an, unter psychischen Belastungen zu leiden.
https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/einsamkeit-studie-102.html
51% der jungen Menschen in Deutschland fühlen sich einsam
Eine europaweite Umfrage der Bertelsmann-Stiftung zum Thema Einsamkeit zeigt, dass insbesondere junge Menschen im Alter von 18 bis 39 sich einsam fühlen. So berichten 57% der jungen Befragten von moderater bis starker Einsamkeit, in Deutschland sind es etwas weniger mit 51%.
Jüngere Menschen sind zudem deutlich häufiger von Einsamkeitsgefühlen betroffen als ältere. Während sich nur 37% der 36- bis 39-Jährigen einsam fühlen, ist dieser Wert in jüngeren Altersgruppen wesentlich höher. Allerdings ist der Anteil der Menschen, die sehr stark unter Einsamkeit leiden, in beiden Altersgruppen identisch und beträgt jeweils 17%.
Außerdem legen die Ergebnisse nahe, dass der Bildungsstand und das Einsamkeitsgefühl zusammenhängen. So haben Menschen mit höherem Bildungsstand mehr Möglichkeiten haben, Stress zu bewältigen oder soziale Kontakte zu pflegen. Dabei spielt in der Regel auch das höhere Einkommen eine Rolle, dass mehr Teilhabe am sozialen Leben ermöglicht.
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/studie-einsamkeit-junge-menschen-europa-100.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen