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| Wortwolke aus Stichwörtern im Kontext Arbeitswelt (Quelle: berufundfamilie Service GmbH) |
Der Einkommensverlust ist für Frauen nach der Geburt viel höher als bisher angenommen, 23% der Bewerbenden brechen wegen fehlender Kommunikation den Bewerbungsprozess ab und 13% der Rentner*innen im Alter von 65-74 sind noch erwerbstätig. Mehr aktuelle Studien hier in der Oktober-Ausgabe „Vereinbarkeit in Zahlen“.
KI ist bisher nicht der große Jobvernichter
Eine aktuelle Studie des Budget Labs der Yale University kommt zu dem Ergebnis, dass Künstliche Intelligenz (KI), auch nach der Etablierung generativer Modelle wie ChatGPT gegen Ende 2022, bisher nicht zu massiven Jobverlusten führt. Die Arbeitsmarktveränderung verläuft dabei nicht schneller oder schwerwiegender als bei vorangegangenen technologischen Umbrüchen (z.B. Einführung des Internets). Entgegen allen Befürchtungen vollzieht sich die „KI-Revolution“ damit langsamer als gedacht. Auch der befürchtete Zusammenhang zwischen KI-Übernahme und Arbeitslosigkeit bestehe bisher nicht: So zeige sich auch in Branchen und Berufen, in denen Tätigkeiten theoretisch leichter automatisiert werden können, bisher keine Beschleunigung des Jobabbaus.
Die Autor*innen relativieren die aktuellen Entwicklungen durch den Hinweis, dass tiefgreifende Effekte technologischer Revolutionen auf den Arbeitsmarkt historisch gesehen einen Zeitraum von Jahren bis Jahrzehnten beanspruchen. Eine unmittelbare und deutliche Veränderung innerhalb von 33 Monaten nach dem Launch von ChatGPT sei demnach nicht zu erwarten. Lediglich bei Berufseinsteiger*innen zeigen sich leichte Verschiebungen im Berufsmuster. Hier lässt sich allerdings nicht mit Eindeutigkeit klären, ob diese auf KI oder die allgemeine wirtschaftliche Lage zurückzuführen ist.
https://www.heise.de/news/Yale-Studie-KI-vernichtet-keine-Jobs-im-grossen-Stil-10748392.html
Nahezu jede*r Vierte bricht Bewerbungsprozess wegen mangelnder Kommunikation ab
Die Studie „Hiring Efficiency“ von Stepstone kommt zum Ergebnis, dass Bewerber*innen viel Zeit in Anspruch nehmen müssen, um einen neuen Job zu finden. So verschicken Bewerbende im Median 20 Bewerbungen und nur drei davon münden in einem Vorstellungsgespräch. Somit führt nur jede siebte Bewerbung zu einem Jobinterview.
Viele Bewerbende beenden den Prozess aber auch von sich aus: Im vergangenen Jahr haben 44% der Befragten mindestens einen Bewerbungsvorgang abgebrochen. Die Hauptgründe für diesen Abbruch waren meist unerfüllte Erwartungen an die Stelle (34%) oder das Gehalt (33%). 23% - und damit nahezu jede*r Vierte - nannte zudem unklare Kommunikation und lange Wartezeiten als ausschlaggebend.
Zudem ist die Erfahrung vieler Bewerbender ernüchternd: Mehr als die Hälfte (54%) erhält auf eine Bewerbung überhaupt keine Rückmeldung. Angesichts dieser Funkstille überrascht es nicht, dass sich 62% der Jobsuchenden ein digitales Status-Tracking wünschen. Die Studie belegt zudem: Bewerbende fühlen sich unzureichend informiert, insbesondere bei entscheidenden Faktoren wie Gehalt, Benefits und Karrieremöglichkeiten. Lange Wartezeiten lassen das Vertrauen in den gesamten Prozess sinken.
Für die Studie wurden insgesamt 4.023 Beschäftigte sowie 308 Recruiter*innen in Deutschland befragt.
https://www.personalpraxis24.de/recruiting/bewerbungsfrust-so-kommunizieren-hr-und-kandidaten-aneinander-vorbei-18396/
Einkommensverlust nach Geburt für Mütter viel höher als bisher angenommen
Die Studie des ZEW Mannheim und der Universität Tilburg korrigiert frühere Schätzungen zur sogenannten "Child Penalty" (Einkommensstrafe für Mütter) und kommt zu einem deutlichen Ergebnis. Mütter in Deutschland erleiden demnach nach der Geburt des ersten Kindes einen deutlich größeren Einkommensverlust als bislang geschätzt. Im vierten Jahr nach der Geburt verdienen sie im Schnitt fast 30.000 Euro weniger als kinderlose Frauen der gleichen Altersgruppe. Bisherige Schätzungen waren von rund 20.000 Euro ausgegangen. Insbesondere Frauen, die unter 30 erstmals Mutter werden, verlieren nicht nur ihr gegenwärtiges Einkommen, sondern auch wichtige Karriereschritte in dieser so prägenden Berufsphase – mit Folgen für die weitere Erwerbslaufbahn.
Frauen, die später Kinder bekommen, haben die prägende Phase des hohen Lohnwachstums bereits abgeschlossen und sich im Berufsleben etabliert. Zwar erleben sie in absoluten Zahlen ebenfalls deutliche Gehaltseinbußen (etwa durch Teilzeit), doch fällt es ihnen langfristig leichter, ihre Karriere wieder aufzunehmen. Demnach entwickeln sich die Einkommensverluste nach der ersten Geburt je nach Alter der Mutter unterschiedlich.
Für die Auswertung nutzte die ZEW-Studie amtliche Daten von über 186.000 Müttern aus der "Stichprobe der Integrierten Arbeitsmarktbiografien", die zwischen 1975 und 2021 erhoben wurden.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/gehaltseinbussen-studie-muetter-zew-100.html
13% der Rentner*innen im Alter von 65 bis 74 arbeiten weiter
Das Statistische Bundesamt hat aktuelle Zahlen zur Erwerbstätigkeit von Rentner*innen veröffentlicht. Demnach waren 13% der Rentner*innen zwischen 65 und 74 Jahren 2024 erwerbstätig. Männer (Anteil von 16%) waren dabei häufiger erwerbstätig als Frauen (10%).
Zudem sinkt der Anteil der erwerbstätigen Rentner*innen mit steigendem Alter kontinuierlich. Während bei den 65- bis 66-Jährigen noch knapp ein Fünftel (18%) arbeitete, waren es bei den 73- bis 74-Jährigen nur noch 8%.
Auch das Bildungsniveau spielt bei einer beruflichen Tätigkeit über das Rentenalter hinaus eine Rolle: 18% der Rentner*innen mit höherem Bildungsniveau arbeiteten, verglichen mit 10 % (niedrigeres Niveau) bzw. 11 % (mittleres Niveau).
Die Hälfte (50%) der erwerbstätigen Rentner*innen war geringfügig beschäftigt (Minijob). Insgesamt waren 71% abhängig beschäftigt und 29% selbstständig tätig.
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2025/PD25_44_p002.html?nn=2110
Fachkräftemangel verschärft sich stark
Eine Untersuchung des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass sich der Fachkräftemangel in Deutschland stark verschärft, weil Beschäftigte aus Engpassberufen (wie Pflege, Handwerk und IT) häufiger in andere Branchen abwandern, als Fachkräfte neu hinzukommen.
So verließen zwischen 2022 und 2023 etwa 191.000 Personen einen Engpassberuf, um in Jobs ohne Personalengpässe zu wechseln. Nur rund 167.000 wechselten in die entgegengesetzte Richtung. Das bedeutet, dass dem Arbeitsmarkt in diesen kritischen Bereichen Fachwissen und Personal verloren geht (rund 24.000 Fachkräfte).
Hauptgründe für den Jobwechsel sind schlechtere Arbeitsbedingungen und ein niedrigeres Lohnniveau in den Mangelberufen verglichen mit anderen Branchen.
Die Abwanderung führt zu einem massiven Verlust an Kompetenz. Mehr als ein Drittel der Jobwechsler*innen ändert die berufliche Ausrichtung komplett. Im Gesundheits- und Pflegebereich sind es sogar rund zwei Drittel, wodurch dringend benötigte Fachkompetenzen vollständig verloren gehen.
Beschäftigte in Engpassberufen sind tendenziell jünger als in anderen Berufen. Gelänge es, sie zu halten, könnten sie angesichts des demografischen Wandels eine stabile Fachkräftebasis bilden.
Um diesen Trend umzukehren und die Fachkräfte zu halten, seien höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Aufstiegschancen in den betroffenen Mangelberufen erforderlich. Ein Lohn, der 5% unter dem Branchendurchschnitt liegt, senkt die Bleibewahrscheinlichkeit bereits um 3 Prozentpunkte.
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2025/pflege-handwerk-it-weil-beschaeftigte-sich-abwenden-verschaerft-sich-der-fachkraeftemangel
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