Mittwoch, 1. Oktober 2025

Internationaler Tag der älteren Generationen: Ein Leben voller Arbeit

Heute ist Internationaler Tag der älteren Generationen, ein Blick auf Leben voller Arbeit (Quelle: Matt Bennett on Unsplash)

Heute ist Internationaler Tag der älteren Generationen. Mit einer kleinen Zahlenschau gucken wir diesmal auf die Erwerbstätigkeit von Rentner*innen, auf die Motivation weiterzuarbeiten, Ehrenamt und Einsamkeit bei Personen ab 65.


Der heutige Internationale Tag der älteren Generationen wird seit 1991 als jährlicher Aktionstag begangen. Die Vereinten Nationen beschlossen 1990 diesen Aktionstag, um auf die Lebenssituation und Belange von Lebensälteren aufmerksam zu machen, die Lebensleistung der älteren Generationen zu honorieren, Altersdiskriminierung abzubauen und die Solidarität unter den Generationen zu stärken.
Wir nutzen diesen Tag daher um auf aktuelle Statistiken der Altersgruppe 65+ zu schauen. Besonders im Blick nehmen wir dabei, Erwerbstätigkeit, das ehrenamtliche Engagement und die Einsamkeit.

 Erwerbstätigkeit von Rentner*innen in Deutschland


Aktuelle Statistiken zeigen, dass die Erwerbstätigkeit von Rentner*innen ab 65 deutlich zugenommen hat[1] [2]:

  • 13% der Rentner*innen (65-74) waren 2023 erwerbstätig
  • Im Jahr 2024 belief sich die Erwerbstätigenquote der 65-69-Jährigen auf 21%, im Jahr 2014 lag sie noch bei 14%. Bei den Männern* waren 25% in diesem Alter noch erwerbstätig, bei den Frauen* 18%.
  • Je älter die Senior*innen werden, desto mehr sinkt die Erwerbstätigkeit[3]:
  • 15% der Rentenbeziehenden im Alter von 65-69 waren erwerbstätig
  • 13% der Rentenbeziehenden im Alter von 70-74 waren erwerbstätig
  • 2% waren noch älter
  •  Insgesamt hat sich die Zahl der Erwerbstätigen ab 65 auf rund 1,7 Mio. (Stand 2023) erhöht und damit im Vergleich zu 2000 vervierfacht[4]
  • Die Hälfte der Rentner*innen war dabei geringfügig beschäftigt[5]
  • Von den arbeitenden Rentner*innen waren 69% angestellt und 31% selbstständig tätig.
  • 40% der erwerbstätigen Rentner*innen im Alter von 65 bis 74 arbeiteten weniger als 10 Stunden pro Woche. 16 % arbeiteten 40 Stunden und mehr[6]
  • Auch das Bildungsniveau spielt bei der Erwerbstätigkeit im Rentenalter eine große Rolle: Je höher das Bildungsniveau, desto wahrscheinlicher, dass eine Person im Ruhestand erwerbstätig ist.[7]


Warum entscheiden sich Rentner*innen weiterzuarbeiten?


Der Hauptgrund für die meisten Rentner*innen (65-74) war die finanzielle Notwendigkeit (33%), gefolgt von der Freude an der Arbeit (29%), 18% nannten sonstige Gründe und 11% nannten finanzielle Anreize oder die Berufstätigkeit der*des Partner*in als Grund. Die sozialen Kontakte mit Kolleg*innen war für 9% entscheidend.

In einem früheren Kurzbericht des IAB aus dem Jahr 2022[8] wurde zudem ein Geschlechterunterschied bei den Erwerbsmotiven deutlich: So gaben Frauen* häufiger an, aus finanziellen Gründen weiterhin zu arbeiten. Allerdings arbeitete hier die Mehrheit aller Befragten nicht primär aus finanziellen Gründen weiter. 97% der hier befragten Rentner*innen nannten Spaß an der Arbeit als Faktor für die Weiterarbeit, gefolgt von dem Wunsch weiterhin eine Aufgabe zu haben (92%) und den Kontakt zu anderen Menschen (91%). Andere Gründe waren in dieser Erhebung weniger von Bedeutung (18%). In dem Kurzbericht wurden allerdings auch Gründe erfasst, warum Rentner*innen nicht weiter erwerbstätig waren. 83% der Rentner*innen waren hier der Ansicht, genug im Leben gearbeitet zu haben, 71% wollten keine Verpflichtungen mehr eingehen, 54% nannten gesundheitliche Gründe und 14% konnten aufgrund von Kinderbetreuung oder Pflege älterer Angehöriger nicht mehr arbeiten.

Wenn lebensältere Beschäftigte aus dem Berufsleben ausscheiden, bleiben sie dennoch oft ehrenamtlich engagiert. So erreicht das ehrenamtliche Engagement in Deutschland vor und kurz nach dem Renteneintritt seinen Höhepunkt[9]:

  • 19,7% der 66- bis 75-Jährigen sind ehrenamtlich aktiv
  • 11,5% der Ehrenamtlichen sind 76 Jahre und älter.
  • Gesundheit ist für das Ehrenamt ein wichtiger Faktor: Der Rückgang etwa ab Mitte 70 erklärt sich damit
  • Das Ehrenamtliche Engagement hat eine wichtige Funktion dabei, lebensältere Menschen weiterhin an der Gesellschaft teilhaben zu lassen und Einsamkeit entgegenzuwirken, besonders bei Frauen*

Ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, welches auch ältere Menschen zunehmend betrifft, ist die Einsamkeit:

  • 19% der Menschen über 65 fühlten sich einsam (Stand 2024)
  • Besonders ältere Frauen* waren von Einsamkeit betroffen, 22% berichteten von Einsamkeit, bei den Männern* lag der Anteil bei 15%[10]
  • Auch in Pflegeeinrichtungen ist Einsamkeit ein großes Thema, 35,2% der hochaltrigen Befragten fühlten sich in einem Pflegeheim einsam, während es in Privathaushalten nur 9,5% waren[11]
  • Ein erhöhtes Risiko für Einsamkeit ist das Alleinleben und das tun laut Statistischem Bundesamt (2024) 6 Mio. Menschen ab 65 – was 34% dieser Altersgruppe entspricht. In der Altersgruppe ab 85 Jahren lebten (56 Prozent) allein[12]


Alle diese Zahlen belegen: Lebensältere Menschen sind ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft. Arbeit oder ehrenamtliches Engagement kann Senior*innen dabei unterstützen, sich nicht abgehängt und einsam im Alter zu fühlen, insbesondere dann, wenn Partner*in oder Kernfamilie nicht mehr vorhanden sind oder weiter weg leben. Auch für Arbeitgeber kann sich die Weiterbeschäftigung über das Rentenalter hinaus durchaus lohnen, um Personalmangel zu begegnen und einen geeigneten Wissenstransfer auf jüngere Beschäftigte sicherzustellen.

Gleichzeitig sollte auch von einer Romantisierung von Arbeit und Alter abgesehen werden, denn für einige ältere Menschen bleibt der langersehnte Ruhestand ein Wunschtraum, der sich aufgrund von geringem Verdienst oder unbezahlter Carearbeit absehbar nicht erfüllen lässt. Es zeigt sich #agematters – und das nicht nur am heutigen Aktionstag.

Möchten Sie Input dazu haben, wie Sie lebensältere Beschäftigte, z.B. auch nach ihrem Renteneintrittsalter, in Ihrer Organisation halten können?
Dann melden Sie sich zu unserer dreiteiligen Veranstaltungsreihe mit dem Netzwerkbüro „Erfolgsfaktor Familie“ im Rahmen unserer Woche der Vereinbarkeit unter dem Thema „#agematters – Vereinbarkeit mit Erfahrung“ (Start: 3.11.2025) an. Hier geht es zu den weiteren Informationen.



[1] Statistisches Bundesamt: Pressemitteilung Nr. N050 vom 7. Oktober 2024 - 13 % der Rentnerinnen und Rentner im Alter von 65 bis 74 Jahren sind erwerbstätig (https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/10/PD24_N050_12_13.html)
[2] Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Erwerbstätigkeit älterer Menschen (https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/Aeltere-Menschen/erwerbstaetigkeit.html)
[3] IAB-Kurzbericht 8/2022: Erwerbsarbeit im Ruhestand hat vielfältige Gründe – nicht nur finanzielle (URL: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-08.pdf)
[4]/https://dserver.bundestag.de/btd/20/140/2014086.pdf#:~:text=Erwerbstätigkeit%20gewinnt%20unter%20Älteren%20zunehmend%20an%20Bedeutung.,Jahren%20und%20älter%20bei%20rund%201%2C7%20Millionen.
[5] Statistisches Bundesamt: Pressemitteilung Nr. N050 vom 7. Oktober 2024 - 13 % der Rentnerinnen und Rentner im Alter von 65 bis 74 Jahren sind erwerbstätig (https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/10/PD24_N050_12_13.html)
[6] ebd.
[7] IAB-Kurzbericht 8/2022: Erwerbsarbeit im Ruhestand hat vielfältige Gründe – nicht nur finanzielle (URL: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-08.pdf)
[8] IAB-Kurzbericht 8/2022: Erwerbsarbeit im Ruhestand hat vielfältige Gründe – nicht nur finanzielle (URL: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-08.pdf)
[9] dza aktuell deutscher alterssurvey Heft 04/2024, chrome-extension://efaidnbmnnnibpcajpcglclefindmkaj/https://www.dza.de/fileadmin/dza/Dokumente/DZA_Aktuell/DZA-Aktuell_04_2024_Ehrenamt_fin.pdf
[10] https://alter-pflege-demenz-nrw.de/akteure/2024/12/13/zahl-des-monats-laut-rki-sind-viele-aeltere-einsam/#:~:text=Laut%20einer%20aktuellen%20Studie%20des,den%20Menschen%20ab%2065%20Jahren?
[11] https://www.bmbfsfj.bund.de/bmbfsfj/aktuelles/alle-meldungen/gesundheit-miteinander-und-bildung-schuetzen-vor-einsamkeit-im-hohen-alter-192790
[12] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/07/PD25_N036_12.html

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