Donnerstag, 26. November 2020

Vereinbarkeit in Zahlen: Von Plänen und Veränderungen

Stichwörter zu aktuellen Studien aus der Arbeitswelt und dem Themenfeld Vereinbarkeit (©berufundfamilie Service GmbH) 

42 % der Studierenden denken, dass Corona ihre Jobaussichten beeinflusst. Nur 9 % der Frauen nutzen mobile Arbeitsmöglichkeiten. 52 % der Deutschen befürchten ein Weihnachten in Isolation durch Corona. Mehr News aus der Welt der Studien in dieser neuen Ausgabe der Blogserie „Vereinbarkeit in Zahlen“.



Corona verändert Pläne vieler Studierender;
Familie hat langfristig die größte Bedeutung


Gut zwei von fünf Studierenden (42 %) sind der Meinung, dass sich ihre Berufsaussichten durch die Coronapandemie verschlechtert haben.

27 % der Studierenden haben ihre Berufspläne geändert – entweder, weil sie aufgrund von Corona länger studieren, die Zeit bis zum Berufseinstieg anderweitig überbrücken (insgesamt 20 %) oder weil sie sich nicht mehr – wie zuvor geplant – nach dem Studium selbständig machen wollen (5 %).

79 % der Studierenden zeigen sich mit ihrer aktuellen, persönlichen Situation zufrieden, 18 % sogar sehr zufrieden. 21 % sind hingegen unzufrieden mit der persönlichen Situation. Im Jahr 2018 waren noch 34 % der Studierenden sehr zufrieden mit ihrer Situation.

Jobsicherheit wird als Kriterium bei der Arbeitgeberwahl immer essenzieller: Für 67 % der Studierenden ist dieser Punkt am wichtigsten, danach kommt das Gehalt (55 %) und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (39 %).

Folgende Themen haben für die Studierenden langfristig eine sehr hohe Bedeutung:

Familie 70 %

Freunde/ Soziales Umfeld 62 %

Freizeit/ Sport 43 %

Beruflicher Aufstieg 31 %

Hoher Lebensstandard 30 %

Gesellschaftliches Engagement 20 %

EY, EY Studierendenstudie 2020, Oktober 2020 


1/5 der Promovierenden hat elterliche Betreuungspflichten 


Beispielhafte Längsschnittstudie NACAPS (seit 2017) an 53 Hochschulen – darunter die Goethe-Universität Frankfurt a.M. – geht folgenden Fragen nach: Wie erfolgreich ist die zielgenaue Förderung von Promovierenden und Promovierten? Wie geht es den Promovierenden? Gibt es Problemlagen und Herausforderungen, auf die zukünftige Angebote und Services reagieren sollten?

An der Goethe-Universität haben 27,3 % der Promovierenden einen Migrationshintergrund in erster Generation und 55 % der Promovierenden sind weiblich. Über ein Fünftel der Promovierenden an der Goethe-Universität ist neben der Promotion mit Fürsorgepflichten als Elternteil betraut. Die Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Karriere und Familie und auch das Thema Vielfalt haben an deutschen Hochschulen folglich eine hohe Relevanz. Promovierende der Goethe-Universität Frankfurt a.M. streben übrigens am häufigsten eine Karriere in den Bereichen der Hochschule (24 %), der Privatwirtschaft (22 %) und dem öffentlichen Dienst an (15 %).

Goethe Research Academy for Early Career Researchers (GRADE) & DZHW, Längsschnittstudie NACAPS: Karriereverläufe von Doktorand*innen, November 2020
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/job-familie-forschung-wie-geht-es-den-promovierenden-der-goethe-universitaet/


Frauen und Männer profitieren im Job unterschiedlich stark von digitalen Arbeitsmöglichkeiten 


Während nur 9 % der Frauen* die Möglichkeit des Home-Office bzw. des mobilen Arbeitens nutzen, sind es bei den Männern* 21 %. Gefiltert nach Personen mit Bürotätigkeiten, kommen die Frauen* auf 18 % und die Männer* auf 39 %.

Die Unterschiede werden noch deutlicher, wenn Kinder unter 18 Jahren im Haushalt leben. Das kann zur Verfestigung von traditionellen Rollenbildern beitragen. Bei Berufstätigen mit Kindern unter 18 Jahren steigt der Anteil derjenigen, die im Home-Office tätig sind, bei den Männer* an (auf 26 %), bei Frauen* bleibt er hingegen nahezu gleich (10 %). Die Untersuchung zeigt zudem, dass Teilzeitkräfte bei der technischen Ausstattung und damit den Möglichkeiten auf Home-Office etc. benachteiligt sind. Es sind deutlich mehr Frauen* in Teilzeit tätig als Männer*, vor allem dann, wenn Kinder im Haushalt leben.

Initiative D21, Digitales Leben, Oktober 2020
https://initiatived21.de/studie-digitales-leben-homeoffice-kann-klassische-rollenbilder-foerdern/
https://initiatived21.de/app/uploads/2020/10/studie_digitales_leben.pdf


Frauen* verdienen weiterhin deutlich weniger als Männer 


Die Ursachenanalyse zur bereinigten Gender Pay Gap in Deutschland und Bayern zeigt, dass Frauen im Jahr 2018 rund 5,3 % weniger verdienten als Männer, selbst wenn andere lohnrelevante Kriterien wie etwa Arbeitsplatzmerkmale als Ursache entfallen. 

Als wesentliche Gründe für die Gender Pay Gap nennt die Studie die Verteilung von Frauen* und Männern* über die Wirtschaftszweige und Berufserfahrung. Auch die Erwerbspausen durch Kinder sind ein bedeutender Faktor für die Gender Pay Gap. So weichen die Erwerbsverläufe von Frauen* und Männern* ab dem Zeitpunkt ab, in dem die Geburt und Betreuung eines Kindes dazukommt.

IW & Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V., empirische Analyse zur Gender Pay Gap anhand des Sozio-ökonomischen Panels, November 2020

Coronakrise beeinflusst Geschlechtergerechtigkeit negativ 


Welche Auswirkungen hat die Coronakrise für berufstätige Frauen* und Männer*? Dieser Frage geht eine DIW-Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums nach. Während Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit Männer* und Frauen* gleichermaßen betrifft, sind Frauen* insbesondere beim Rückgang geringfügiger Beschäftigung stärker betroffen. 

Durch die Schließung von Kitas und Schulen erhöhte sich zudem der Aufwand für Care-Tätigkeiten, hier lag der Anteil schon vor der Pandemie deutlich höher bei Frauen*. Mit diesem höheren Anteil an Care-Arbeit von Frauen* geht auch die Gender Pay Gap einher.

DIW & Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Studie zu Arbeitsmarktwirkungen der Covid-19-Pandemie, November 2020 


Ein Drittel aller älteren Erwerbstätigen beurteilt eigene Arbeitsqualität negativ 

Eine seit 2011 durchgeführte Kohortenstudie unter Babyboomern der Universität Wuppertal befasst sich u.a. mit verändernden Arbeitsbedingungen und persönlichen Motiven, die darüber entscheiden, wie lange ältere Erwerbstätige im Arbeitsleben bleiben. 

Auch Profile der Arbeitsqualität sind Gegenstand der Studie. 1/3 aller älteren Arbeitnehmenden schätzt die Arbeitsqualität als gut ein, ein 1/3 liegt in der Mitte und ein 1/3 beurteilt sie als schlecht.

Ältere Erwerbstätige mit niedrigem Einkommen fühlen sich häufiger dazu gezwungen, länger zu arbeiten, unabhängig von ihrer Gesundheit und trotz schlechterer Arbeitsbedingungen. Die Analysen zeigen zudem: Nicht der Beruf bestimmt in welchem Profil der Arbeitsqualität man sich befindet, sondern die konkreten Arbeitsbedingungen.

Bergische Universität Wuppertal, Repräsentative Studie „lida-Leben in der Arbeit“ zur Arbeitsqualität von älteren Beschäftigten, Oktober 2020


Coronabedingungen erschweren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf 


Pflegende Angehörige leiden außergewöhnlich stark unter den Auswirkungen der Coronapandemie. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie des Bremer Professor für Gesundheitsökonomie Heinz Rothgang im Auftrag der DAK-Gesundheit, die im Zeitraum vom 8.6.2020 bis 12.8.2020 durchgeführt wurde. 57 % der Pflegenden im erwerbsfähigen Alter äußerten, dass die Belastung durch die Pflege deutlich gestiegen ist. 1/3 aller Befragten bewerteten ihre Lebensqualität als schlecht oder sehr schlecht – Dieser Wert hat sich vervierfacht im Vergleich zu vor der Pandemie.

Die Coronabedingungen wirken sich zudem erheblich auf die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf aus: 71 % der Teilnehmer/innen geben an, damit mehr Probleme zu haben als vor der Pandemie.

Als hilfreiche Maßnahmen zur Bewältigung des Pflegealltags nennen 73 % die freiere Verfügbarkeit von Geldleistungen, 77 % sprechen sich für Freistellungen mit Lohnfortzahlungen aus, 54 % nennen die Möglichkeit zum Home-Office.

DAK Gesundheit & Universität Bremen & wir pflegen e.V., Online-Befragung von informellen Pflegepersonen im erwerbsfähigen Alter, Juni 2020
https://www.dak.de/dak/bundesthemen/pflegende-angehoerige-2372020.html#/

Deutsche fürchten Weihnachten in Isolation durch Corona 


52 % der Deutschen rechnen mit getrennten Weihnachtsfeiern aufgrund der Coronapandemie. 68 % rechnen zudem damit, dass weder Weihnachtsmärkte noch Gottesdienste und Silvesterpartys wie gewohnt stattfinden können.

28 % der Befragten haben große Befürchtungen, dass sich Familienmitglieder, Angehörige oder Freunde mit dem Virus infizieren. Eine große Herausforderung für die Menschen bleibt auch weiterhin die Einsamkeit während der Coronapandemie: 27 % der Befragten fehlt Unterstützung aus dem persönlichen Bereich.

YouGov & dpa, Umfrage zur Gefühlslage der Deutschen zu Weihnachten, November 2020

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