Mittwoch, 12. Mai 2021

„Keine Frage des Alters!“ – GISA lebt die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege

Best Practice: Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege versteht man bei GISA als generationsübergreifendes Anliegen
(©GISA GmbH)

Best Practice: GISA versteht die Pflege von Angehörigen als generationsübergreifendes Anliegen. Deshalb gehört die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege bei dem halleschen IT-Dienstleister schon lange zum festen Bestandteil der Personalpolitik. Doch wie hat sich das Pflegebewusstsein hier im Laufe der Jahre entwickelt und welche konkreten Maßnahmen werden ergriffen? Zum Internationalen Tag der Pflege sprachen wir mit Anja Kutzler, Personalleiterin bei GISA, und Steffen Radins vom GISA-Betriebsrat.

Die GISA GmbH gehört zu den führenden IT-Dienstleistern Mitteldeutschlands. Neben dem Hauptsitz in Halle (Saale) betreibt sie vier weitere Standorte in Leipzig, Chemnitz, Cottbus und Berlin. Zusammen mit den Tochtergesellschaften ICS adminservice und QUANTIC zählt das Unternehmen aktuell 925 Beschäftigte. Und die haben eine Vielzahl an Vereinbarkeitsbedarfen. Dazu gehört auch der Wunsch nach individuellen Lösungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Die Personalabteilung und der Betriebsrat der GISA gewähren uns wertvolle Einblicke in die unternehmerische Praxis einer pflegebewussten Personalpolitik. Also: Lesen und lernen!

Seit 2009 trägt GISA das Zertifikat zum audit berufundfamilie – und das hat mittlerweile einen dauerhaften Charakter. Seit wann beschäftigen Sie sich mit Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege und wie kam es dazu?

Anja Kutzler: „Erste Ideen dazu entstanden 2006 im Rahmen unserer Überlegungen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. In engem Austausch mit unserem Betriebsrat haben wir zum Beispiel durch Kita-Kooperationen mit verschiedenen Einrichtungen auf die steigende Nachfrage nach Kindergartenplätzen reagiert und unsere Mitarbeiter*innen so signifikant in der Kinderbetreuung unterstützt. Im Zuge dessen hat der Betriebsrat außerdem das Thema Pflege vorangetrieben und mit bemerkenswerter Initiative Konzepte und Ideen entwickelt, die wir dann gemeinsam für die Umsetzung ausgestaltet haben.“

Die fast sprichwörtlich „junge“ IT-Branche fremdelt also nicht, wenn es um das Thema Pflege geht? War oder ist das ein Tabubruch?

Steffen Radins: „Pflege ist bei GISA keine Frage des Alters, sondern der Lebensphasen. Sie erfolgt zunehmend generationenübergreifend und ist für alle Beschäftigten mit pflegebedürftigen Angehörigen relevant. Dazu zählen nicht nur die eigenen Eltern, sondern oft auch Großeltern und manchmal die eigenen Kinder. Das gehört alles zum Leben dazu und ist für uns absolut kein Tabuthema, sondern etwas, womit wir offen umgehen, um in meist ohnehin schwierigen Situationen bestmögliche Unterstützung zu leisten.“

Mit welchen Maßnahmen sind Sie in die pflegebewusste Personalpolitik eingestiegen?

Anja Kutzler: „Neben der konsequenten Ermöglichung aller gesetzlichen Vorgaben zum Thema Pflege haben wir 2011 die Betriebsvereinbarung zur Familienfreundlichkeit unter anderem mit einem Pflegebonustag pro Quartal für pflegende Beschäftigte abgeschlossen. Zudem haben wir in Kooperation mit dem Deutschen Pflegering ein Pflegeportal in unserem Intranet eingerichtet. Hier können sich unsere pflegenden Beschäftigten über Ansprechpartner, gesetzliche Regelungen, Kontakte zu Pflegeeinrichtungen, die Beantragung von Pflegegeld, die Einstufung von Pflegegraden etc. informieren.“

Steffen Radins ergänzt: „Zur Weiterentwicklung unseres Maßnahmenportfolios haben wir außerdem verschiedene Angebote zur Arbeitszeitflexibilisierung für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit der Geschäftsführung ausgehandelt, zum Beispiel ein Block-Teilzeitmodell zum Erwerb zusätzlicher Urlaubstage (je nach Modell-Variante sechs, zwölf oder 18 Urlaubstage) pro Jahr.“

Wie erheben Sie die Bedarfe der Beschäftigten in Sachen Pflege?

Anja Kutzler: „Der Bedarf ergibt sich aus den individuellen Bedarfsmeldungen unserer Beschäftigten, die dann auch zur Weiterentwicklung und Anpassung der Angebote genutzt werden.“

Welche Angebote werden besonders häufig genutzt?

Steffen Radins: „Neben den Pflegebonustagen und der flexiblen Arbeitszeitgestaltung stellt die Kooperation mit dem Deutschen Pflegering offenbar eine große Hilfe dar und auch darüber hinausreichende Beratungsangebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege werden gerne in Anspruch genommen.“

Kommen wir zum – wie wir im audit berufundfamilie sagen – „Handlungsfeld Information und Kommunikation“: Wie sorgen Sie dafür, dass das Thema Pflege auf der Agenda bleibt? Und wie erreichen Arbeitgeber Beschäftigte mit ihren Vereinbarkeitsangeboten Ihrer Erfahrung nach am besten?

Anja Kutzler: „Wir haben die Vereinbarkeitsangebote in unseren Betriebsvereinbarungen fest verankert, kommunizieren sie auf den Einführungsveranstaltungen für unsere neuen Mitarbeiter*innen, auf unseren Betriebsversammlungen und darüber hinaus in allen GISA-internen Informationsmedien wie unserem Serviceportal für Familien, dem GISA-Wiki und der Mitarbeiterzeitung.“

Steffen Radins: „Weiterhin haben alle Beschäftigten jederzeit die Möglichkeit, sich individuell vom Betriebsrat und der Personalabteilung zur persönlichen Belastungssituation beraten zu lassen. Damit sind sie die Vereinbarkeitsangebote stets zugänglich und präsent.“

Wie spannen Sie die Führungskräfte ein, damit die Angebote auch an die Beschäftigten herangetragen werden? Und inwieweit nutzen Ihre Führungskräfte pflegebewusste Lösungen selbst?

Anja Kutzler:Führungskräfte sind gleichermaßen betroffen wie Mitarbeiter*innen. Auch sie nutzen Pflegebonustage. Die Information und Beratung zu den Angeboten übernehmen jedoch hauptsächlich die Personalabteilung und der Betriebsrat.“

Was hat sich GISA bezüglich der pflegebewussten Personalpolitik für die nächsten Jahre vorgenommen?

Anja Kutzler: „Alle Angebote werden genutzt und haben sich bewährt. Deshalb werden wir sie auch künftig aufrechterhalten und weiterhin jede Gelegenheit zur Information nutzen.“

Warum empfehlen Sie anderen Arbeitgebern, sich intensiv mit Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege auseinanderzusetzen und passgenaue Lösungen zu finden?

Anja Kutzler: „In eine Pflegesituation zu kommen, das kann jeden von uns, jederzeit und unabhängig vom Alter treffen. Oft geraten die Angehörigen über Nacht in eine seelische Ausnahmesituation und müssen plötzlich Angelegenheiten regeln, mit denen sie nur wenig vertraut sind. In solchen Fällen ist es uns sehr wichtig, unsere Mitarbeiter*innen so gut wie möglich zu entlasten. Über die Notrufnummer unseres Pflegeportals wird den Betroffenen sofort geholfen, sie werden sozusagen an die Hand genommen, entlastet und beraten. Da geht unsere Verantwortung klar über den Ein- und Ausgang der GISA hinaus. Wir möchten Menschen dazu motivieren, jeden Tag mit GISA zusammen über sich hinauszuwachsen. Durch Angebote zur Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben – ob Familie, Pflege oder einfach Erholungszeit – möchten wir unsere Beschäftigten nach Kräften dabei unterstützen, private Sorgen zu verringern, Stress abzubauen und eine gesunde Work-Life-Balance herzustellen. Jeder Arbeitgeber sollte ein Interesse daran haben.“

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Kennen Sie schon den berufundfamilie Erklärfilm „Pflegebewusste Personalpolitik mit dem audit berufundfamilie“? Einfach hier aufrufen.

Oder haben Sie schon die Neuauflage unserer Notfallmappe „Ich bin vorbereitet“ entdeckt? Informationen – auch zu den Abrufmöglichkeiten – finden Sie hier.

Am 20. Mai 2021 verraten wir im Blog weitere Details zu Erklärfilm und Notfallmappe.


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