Mittwoch, 18. August 2021

Corporate Volunteering – Von der Vereinbarkeit von Beruf und Ehrenamt

Corporate Volunteering als Möglichkeit zur Vereinbarkeit von Beruf und Ehrenamt(©pixabay.com)

Vereinbarkeit hat viele Facetten. Viele Berufstätige haben neben ihrer beruflichen Tätigkeit noch ein Ehrenamt inne. Wie Corporate Volunteering bei der Vereinbarkeit von Beruf und Ehrenamt helfen kann und welche Praxisbeispiele es gibt, erfahren Sie hier.

Durch unser diesjähriges Jahresmotto lebe hybrid- vereinbare nachhaltig befassen wir uns intensiv mit der Frage, wie eine strategische Vereinbarkeitspolitik nachhaltig wirkt. Ein wesentlicher Bestandteil einer nachhaltig ausgerichteten Vereinbarkeitspolitik ist es, allen Beschäftigten die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu ermöglichen. Hierbei geht es also auch um Beschäftigte, die keine klassischen familiären Aufgaben im engeren Sinne haben und trotzdem Vereinbarkeitsbelange. Ein Beispiel hierfür ist ehrenamtliches Engagement von Beschäftigten. Ehrenamtliches Engagement hat viele Facetten: Mitarbeit beim Rettungsdienst oder Feuerwehr, bei der Tafel, bei Seniorendiensten oder in der Nachbarschaftshilfe, um nur einige Beispiele zu nenen. In Deutschland waren 2020 laut Statista 17,1 Millionen Personen ehrenamtlich tätig. Der Anteil der Berufstätigen, die zusätzlich ehrenamtlich tätig sind, liegt dabei bei 27 %.[1] Die Gruppe der berufstätigen Ehrenamtlichen stellt somit eine wesentliche Zielgruppe für Vereinbarkeitsmaßnahmen dar. Sie müssen schließlich den Spagat zwischen Arbeit und Ehrenamt händeln. Ehrenamt braucht (Frei-) Zeit und fordert oftmals auch emotional. Arbeitgeber können ihre Beschäftigten bei ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten unterstützen: Eine spezielle Form der Förderung von Ehrenamt der eigenen Beschäftigten ist Corporate Volunteering.

Beim Corporate Volunteering fördert der Arbeitgeber das gesellschaftliche Engagement seiner Beschäftigten. Dabei ermöglicht er den Beschäftigten, ihre Zeit für gemeinnützige oder gesellschaftliche Projekte zu nutzen. Corporate Volunteering ist nicht das rein monetäre Spenden an soziale Projekte durch den Arbeitgeber, sondern beinhaltet den aktiven Einsatz der Beschäftigten.

Corporate Volunteering gehört genauso wie eine strategische Vereinbarkeitspolitik zum Bereich der Corporate Social Responsibility (CSR), also der gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen in Bezug auf nachhaltiges Wirtschaften.

Es zahlt damit in doppelter Hinsicht auf die Nachhaltigkeit in Organisationen ein: Durch die Beschäftigten in Corporate Volunteering-Programmen können Arbeitgeber Umwelt- und Sozialprojekte nachhaltig mit unterstützen, ohne rein finanziell zu helfen. Corporate Volunteering zahlt zudem auch auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ein und ermöglicht Beschäftigten Ehrenamt und Beruf miteinander zu vereinbaren. So werden eben auch jene Beschäftigten ohne klassischen Vereinbarkeitsbelange angesprochen und mitgenommen. Dies wirkt sich nachhaltig auch auf die Vereinbarkeitskultur in einer Organisation aus und hilft bei der Weiterentwicklung der Unternehmenskultur.

Nun folgen einige Beispiele zur Umsetzung von Corporate Volunteering und wie Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden im gesellschaftlichen Engagement unterstützen und ermutigen können.

Arbeitszeit fürs Ehrenamt 

Einige Arbeitgeber stellen ihren Beschäftigten eine begrenzte Anzahl an Stunden der Arbeitszeit zur Ausübung von ehrenamtlichen Tätigkeiten zur Verfügung oder gewähren eine gewisse Anzahl an Tagen als Sonderurlaub.

Corporate Volunteering durch Kooperation mit gemeinnützigen Organisationen

Eine weitere Möglichkeit betrieblicher Freiwilligenprogramme sind Kooperationen mit Hilfsorganisationen. Dies können z.B. Blutspendeaktionen im Betrieb vor Ort sein. Hier können beispielsweise in Absprache mit der jeweiligen Hilfsorganisation Sammeltermine angeboten werden, bei denen die Beschäftigten dann die Möglichkeit haben Blut zu spenden.

Zahlreiche Arbeitgeber setzen auch auf Kooperationen mit Tafeleinrichtungen. So können im Rahmen betrieblicher Freiwilligenprogramme Mitarbeitende monatlich beim Lebensmittel auspacken, sortieren und verteilen in Tafeleinrichtungen unterstützen. Da die Tafeleinrichtungen auf ehrenamtliche Helfer*innen angewiesen sind, kann hier entscheidend mitgeholfen werden. Auch das Sammeln, Sortieren und Verteilen von Kleiderspenden kann im monatlichen Rhythmus durch Beschäftigte durchgeführt werden.

Auch die Mitarbeit in Sozialzentren ist eine Möglichkeit, um Beruf und Ehrenamt miteinander zu vereinbaren. So geben einige Beschäftigte von Arbeitgebern Senior*innen Nachhilfe in Sachen IT-Nutzung oder organisieren Vorlesestunden für Kinder.

Eine weitere Form ist, dass Arbeitgeber gemeinnützige Organisationen durch Wissenstransfer unterstützen. So können Prozesse und Organisationsstrukturen bei gemeinnützigen Organisationen durch das Know-How von Beschäftigten effizienter gestaltet werden.

Unterstützung beim Berufseinstieg als Corporate Volunteering

Verschiedene Arbeitgeber unterstützen auch Initiativen, die benachteiligten jungen Menschen beim Berufseinstieg unterstützen. Hierbei sind Mitarbeitende der jeweiligen Organisationen ehrenamtlich als Mentor*innen und Coaches tätig und unterstützen die Jugendlichen bei der Jobsuche, beim Entwerfen von Anschreiben und Lebensläufen oder bereiten Sie mit häufig gestellten Fragen auf Bewerbungsgespräche vor. Hierbei kommt es zum Wissenstransfer von Jung und Erfahren und Jugendliche können in Jobs vermittelt werden und meistern somit den Berufseinstieg. Einige Geldinstitute bieten zudem auch Finanzbildung für junge Menschen an und vermitteln in Workshops den Jugendlichen Basiswissen zu Finanzen. Einige Arbeitgeber unterstützen zudem gezielt Geflüchtete durch Mentoringprogramme. Hierbei unterstützen Beschäftigte ebenfalls bei Anlaufschwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt oder mit Sachspenden in Form von Schulranzen oder Schultüten, die dann Kindern von Geflüchteten bei der Integration ins deutsche Schulsystem helfen sollen.


Umweltschutz auch dank Corporate Volunteering

Auch in Sachen Umweltschutz gibt es Möglichkeiten für Corporate Volunteering. Baumpflanz-Aktionen sind zu nennen in Kooperation mit Umweltschutzverbänden, zu denen sich Beschäftigte anmelden können. Bei einigen Organisationen finden sich auch immer wieder freiwillige Mitarbeitende, die bei Müllsammelaktionen in Städten mit jeweiligem Firmensatz der Organisation mitmachen. Auch im Bereich Tierschutz sind betriebliche Freiwilligenprogramme denkbar: So könnten sich Beschäftigte zum Gassi gehen in Tierheimen melden oder Spendenaktionen für den Tierfutterkauf organisieren. Gerade in Coronazeiten sind einige Tierheime überlastet.


Spenden sammeln durch Corporate Volunteering

Neben Tätigkeiten, bei denen die Arbeitskraft eines Beschäftigten fürs Ehrenamt benötigt wird, gibt es auch die Möglichkeit Spendenaktionen zu initiieren. So gibt es Kuchenbackaktionen bei Mitarbeitendenveranstaltungen, bei denen dann der Erlös für den Verkauf des Kuchens an Hilfsorganisationen gespendet wird. Darüber hinaus nutzen zahlreiche Arbeitgeber die Weihnachtszeit für wohltätige Zwecke. So gibt es Wunschaktionen, bei denen in Kooperation mit einer Wohltätigkeitsorganisation beispielsweise Wünsche von bedürftigen Kindern oder Waisenkindern erfüllt werden. Die Beschäftigten können dabei selbst bestimmen, welchen Wunschzettel sie erfüllen.

Basare oder Flohmärkte sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, sich gemeinnützig einzusetzen. Auf ihnen können die Beschäftigten Artikel erwerben und die Einnahmen werden dann gespendet. 

 

Corporate Volunteering als Booster für die Unternehmenskultur

Diese Beispiele zeigen, dass Corporate Volunteering für Arbeitgeber und Beschäftigte eine gute Chance ist, um Ehrenamt und Beruf zu vereinbaren. Beschäftigten können sich so im Rahmen ihres Arbeitsverhältnisses ehrenamtlich engagieren, neue Eindrücke sammeln. Corporate Volunteering unterstützt dabei die Weiterentwicklung der Unternehmens- und Vereinbarkeitskultur, da das Arbeiten in und für die Gemeinschaft gestärkt wird. Zudem wird den Beschäftigten deutlich gemacht, dass auch die Ausübung eines Ehrenamtes ein legitimer Vereinbarkeitsgrund sein kann. Das steigert zudem die Personalbindung- und entwicklung. Wenn Beschäftigte merken, dass ihr Arbeitgeber ihnen die Möglichkeit gibt, sich ehrenamtlich zu engagieren, wächst zudem die Motivation der Mitarbeitenden. Schließlich haben sie hierdurch die Möglichkeit sich fernab ihrer beruflichen Tätigkeit zu entfalten. Zudem zahlt Corporate Volunteering nicht nur auf die Arbeitgeberattraktivität nach innen ein, sondern auch nach außen: Arbeitgeber können so zeigen, dass sie sich nachhaltig aufstellen und sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind.


[1] https://de.statista.com/themen/71/ehrenamt/

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