Mittwoch, 18. Mai 2022

Interview mit Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR) Kommunales Jobcenter: „Mitarbeitende fühlen sich abgeholt und können Veränderungen aktiv mitgestalten“

Die Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR) Kommunales Jobcenter möchte mit dem audit berufundfamilie
für und mit ihren Beschäftigten u.a. noch mehr Flexibilität bei Arbeitszeit und Arbeitsort erreichen
(©Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR) Kommunales Jobcenter)

Last but not least – heißt es auch für unsere Serie der Bloginterviews mit Jobcentern, die aktuell das Zertifikat zum audit berufundfamilie tragen. Den krönenden Abschluss bildet Pro Arbeit – Kreis Offenbach – (AöR). Unsere Themen u.a.: interne Zusammenarbeit und Veränderung der Beratung von Leistungsempfänger*innen in Pandemiezeiten sowie ein „gerechtes“ Portfolio an Vereinbarkeitsangeboten.

Seit 2005 gibt es die Pro Arbeit, das Kommunale Jobcenter im Kreis Offenbach. Und von Beginn an verstand sich die Pro Arbeit als familienfreundlicher Arbeitgeber. Um dies auch nach außen sichtbar zu machen und vor allem, um das Vereinbarkeitsangebot systematisch – unter Einbindung der 420 Beschäftigten – weiterzuentwickeln und somit deren Arbeitszufriedenheit zusätzlich steigern zu können, nutzt die Pro Arbeit seit 2021 das audit berufundfamilie. Schon bei der ersten Zertifizierung am 30. September 2021 konnte das kommunale Jobcenter eine Dienstvereinbarung zum Home-Office, Gleitzeit ohne Kernzeit, eine Dienstvereinbarung zu Sabbaticals, Teambildungstage, individuelle Teilzeitmodelle sowie Angebote zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit vorweisen. Im folgenden Interview geht es u.a. um die Effekte, die das audit berufundfamilie für die Pro Arbeit bereits hat und wie sich dies auch in Pandemiezeiten auszahlt.


Welche Ziele verfolgen Sie mit der Auditierung nach dem audit berufundfamilie?

Die Auditierung dient sowohl der Repräsentativität nach außen, um geeignete Fachkräfte mit diesem Benefit zu werben, als auch dem Mitarbeiterbild nach innen. Die Pro Arbeit engagiert sich bereits im Bereich Beruf und Familie und möchte dies den Beschäftigten zusätzlich verdeutlichen. Darüber hinaus sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber auch in den weiteren Prozess miteingebunden werden, um ihre Wünsche und Bedürfnisse zu platzieren und die Pro Arbeit als Organisation weiterzuentwickeln.


Inwiefern kann die Auditierung dazu beitragen, die Zielerreichung in der Erfüllung des gesetzlichen Auftrags des Jobcenters zu sichern?

Als Kommunales Jobcenter ist es unser gesetzlicher Auftrag, Menschen in sozialen Notlagen zu unterstützen. Unsere Hauptaufgaben sind die Gewährung von Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes der Leistungsempfänger/innen sowie deren Integration in den Arbeitsmarkt zu begleiten, damit diese dauerhaft ihren Lebensunterhalt aus eigenen Mitteln bestreiten können. Dies gelingt nur mit Beschäftigten, die sich diesem Auftrag annehmen. Die Auditierung unterstützt hierbei Maßnahmen und Veränderungen zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie.


Inwieweit nimmt das audit berufundfamilie Einfluss auf die gesamte Organisationsentwicklung?

Aufgrund der vielfältigen Handlungsfelder und Zielsetzungen erreicht die Auditierung nicht nur oberflächliche Veränderungen, sondern schafft auch Anreize, sich mit bestimmten Themenfeldern, z.B. Führung, vermehrt auseinanderzusetzen und um Denk- und Handlungsmuster neu zu interpretieren.


Inwieweit trägt das audit berufundfamilie zu einer Steigerung der Zufriedenheit der Mitarbeitenden bei?

Die sich entwickelnde Organisation kann einen positiven Einfluss auf die Zufriedenheitssteigerung der Mitarbeitenden haben. Durch den Einbezug der Beschäftigten in Entscheidungsprozesse und einer verbesserten Kommunikation fühlen sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen abgeholt und können Veränderungen aktiv mitgestalten.


Wie verändert die Pandemie die Zusammenarbeit?

Die Zusammenarbeit hat sich zunehmend digitalisiert. Die Pandemie hat zudem angeregt, kreative Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen um gut vernetzt zu bleiben und einen regelmäßigen Austausch zu schaffen. Auch wenn der direkte Kontakt nicht stattfinden konnte, so haben die Führungskräfte und die Beschäftigten dennoch vielfältige Möglichkeiten der digitalen Begegnung genutzt.


Wie verändert die Pandemie die Beratung?

Auch in der Beratung ist die Digitalisierung angekommen. Sowohl der telefonische als auch der Kontakt über Videotelefonie wurde genutzt, um mit den Kunden die entsprechenden Maßnahmen umzusetzen.


Wie tangiert die Pandemie das Gerechtigkeitsempfinden im Team bzw. zwischen Mitarbeitenden?

Einer Vielzahl an Beschäftigten ist die Möglichkeit, über Laptops im Home-Office bzw. im mobilen Arbeiten zu arbeiten, eingeräumt worden. Dies führte zu einer gefühlten Ungleichbehandlung zwischen den Beschäftigten, die zuhause arbeiten konnten und denen, die diese Möglichkeit nicht erhalten haben. Dem entgegenzuwirken ist beabsichtigt, nahezu allen Beschäftigten (außer Poststelle, Aktivierungswerkstatt, Zugangssteuerung Servicecenter) zukünftig das Arbeiten im Home-Office zu ermöglichen.


Welche Kompensationsmöglichkeiten ergeben sich vor dem Hintergrund nicht leistbarer Entgeltbestandteile und geldwerte Leistungen?

Zu nennen wären hier die geplante Einführung eines kostenfreien Jobtickets noch im aktuellen Kalenderjahr, die Möglichkeiten der Nutzung der e-Ladestationen und das Job-Rad.


Wie wird Führung auf Distanz gefördert?

Führung auf Distanz wurde unterstützt durch Schulungsangebote, Video-Konferenzsysteme und der freien Entscheidung, dies auch so umzusetzen.



Ein herzliches Dankeschön an alle Vertreter*innen der zertifizierten Jobcenter, mit denen wir unsere Kurzinterviews führen durften. Spannende, informative und erhellende Einblicke haben Sie uns gewährt - die hoffentlich auch anderen Jobcentern Lust machen, in eine systematische Gestaltung ihrer familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik einzusteigen. :-)

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