Produktivität hat viele Gesichter (©pixabay.com) |
Am 20. Juni ist der World Productivity Day. In unserem heutigen Blog zitieren wir Studien, die untermauern, dass eine bessere Work-Life-Balance zur Produktivität beiträgt – oftmals auch zu einer erhöhten.
Es findet zusammen, was zusammengehört. Ist das auch bei der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben und dem Anspruch an produktiver Arbeit so? Wir haben ein paar Studien herausgesucht, die sich mit Produktivitätsfragen im Zusammenhang mit betrieblichen Vereinbarkeitsangeboten befassen.
Starten wir mit der „Ur-Studie“ zum betriebswirtschaftlichen Nutzen familien- und lebensphasenbewusster Personalpolitik – nämlich der repräsentativen Studie „Status quo der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in deutschen Unternehmen sowie betriebswirtschaftliche Effekte einer familienbewussten Personalpolitik“ des Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik aus dem Jahr 2013.[1] Dort hieß es:
In Unternehmen, die sich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie verstärkt systematisch widmen, erwies sich die Motivation der Mitarbeitenden im Vergleich zum Durchschnitt aller Unternehmen um 14 % und die Produktivität um 13 % höher.
Blicken wir 17 Jahre weiter, zeigt sich:
Durch die Coronakrise wurde die betriebswirtschaftliche Bedeutung der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben untermauert. 82 % von 750 befragten Personalverantwortlichen bzw. Geschäftsführenden stimmten im Jahr 2020 der Aussage zu, dass die Krise zeigt, wie wichtig verlässliche Kinderbetreuung für die Produktivität des Unternehmens ist.[2]
Was ist aber, wenn die Betreuung der Kinder fehlt? Schauen wir also auf den umgekehrten Fall:
Ebenfalls im Jahr 2020 sagten 39 % der Mütter, dass durch die Übernahme der schulischen Betreuung – Stichwort „Homeschooling“ – ihre berufliche Leistungsfähigkeit gelitten habe. Insgesamt lag der Anteil aller Elternteile, die dies wahrnahmen, bei 31 %. 70 % der befragten Eltern berichteten schließlich von einem erheblichen Mehraufwand für die schulische Betreuung ihrer Kinder.[3]
Und auch ohne einen Fokus auf die Kinderbetreuung zu setzen, lässt sich ein Plus auf dem Produktivitätskonto verbuchen – insbesondere dank Home-Office:
Die Forschungsinstitute IGES und Forsa befragten während der Coronapandemie jeweils rund 7.000 Beschäftigte befragt – auch zum Thema Produktivität. Im Februar 2021 sagten 53 % der Arbeitnehmenden, die regelmäßig im Home-Office arbeiten, sie seien dort produktiver als im Büro. 73 % erklärten zudem „Ich kann durch Home-Office Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren.“.[4]
In seinem Forschungsbericht „Verbreitung und Auswirkungen von mobiler Arbeit und Homeoffice“ aus dem Jahr 2020 fasste das Bundesarbeitsministerium u.a. zusammen[5]:
„Aus Sicht der Betriebe bietet das Angebot von Homeoffice vor allen Dingen eine größere Flexibilität für die Beschäftigten, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, eine bessere Erreichbarkeit der Beschäftigten (z.B. während einer Dienstreise) und eine höhere Produktivität (Grunau et al. 2019).“
„Eine Mehrzahl der vorliegenden Studien geht von einer Produktivitätssteigerung der Beschäftigten aus, die gelegentlich von außerhalb der betrieblichen Einrichtungen arbeiten, da es dort zu weniger Unterbrechungen kommt, die Arbeitszeit gesteigert und die Arbeitsintensität verstärkt wird.“
„Was die Effekte des Arbeitens im Homeoffice angeht, so liegen hierzu auch einige erste Hinweise auf der Grundlage von Befragungen während der Corona-Krise vor. Eine Studie der Universität Konstanz (Kunze, Hampel und Zimmermann 2020) basiert auf einer wiederholten Befragung von 900 nach Alter und Geschlecht für die Bevölkerung in Deutschland repräsentativen Personen zwischen Ende März und Mitte Mai 2020. Hier werden positive Einschätzungen zum individuellen Engagement und der Produktivität seitens der Befragten deutlich. So berichteten in dieser Studie drei Viertel bis vier Fünftel der Befragten, dass sie im Homeoffice sowohl engagiert als auch produktiv arbeiten würden, wobei dieser Anteil über alle Erhebungszeitpunkte hinweg konstant blieb. Außerdem gaben durchgängig über 45 % der Befragten an, dass sie im Homeoffice besser und effektiver arbeiten würden als im Büro, wobei die weit überwiegende Mehrheit von mehr als 70 % der Befragten die Möglichkeit besonders hervorhob, Arbeits- und Privatleben im Homeoffice miteinander vereinbaren zu können, und zwar unabhängig davon, ob minderjährige Kinder zu betreuen waren oder nicht.“
Spannend ist aber auch die folgende Passage aus dem BMAS-Forschungsbericht bzw. die folgende darin erwähnte Studie[6]:
„Die Studie des DIW (Schröder et al. 2020) zeigt auf der Basis der SOEP-CoV-Daten, dass 10 % der Befragten angaben, im Homeoffice produktiver zu sein, 48 % gleich produktiv zu sein glaubten, aber 41 % schätzten ihre Produktivität im Homeoffice geringer ein.“
Dieses Ergebnis untermauert: Produktivität und ihr Grad ist stark von äußeren Gegebenheiten abhängig. Die DIW-Untersuchung umfasst ebenfalls einen Zeitraum, in dem wir erstmals in einen bislang für uns ungewohnten Lockdown gekommen sind, der sowohl Berufstätigen als auch allen in ihrem Umfeld zu betreuenden Personen einiges abverlangt hat. Während eines Lockdowns zu Hause dem Job nachzugehen, während betreuungsbedürftige Kinder immer wieder Aufmerksamkeit benötigen, kann nicht produktivitätsfördernd sein. Konzentriertes Arbeiten macht sich schließlich nicht automatisch im Home-Office.
[1] „Status quo der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in deutschen Unternehmen sowie betriebswirtschaftliche Effekte einer familienbewussten Personalpolitik“, Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (FFP), 2013, S. 61
https://www.ffp.de/files/dokumente/2013/ub2012_bericht.pdf
[2] „Neue Chancen für Vereinbarkeit! Wie Unternehmen und Familien der Corona-Krise erfolgreich begegnen“, Prognos im Auftrag des BMFSFJ, 2020
https://www.prognos.com/de/projekt/neue-chancen-fuer-vereinbarkeit
[3] „Vereinbarkeitsstudie – Virtuelle Kinderbetreuung im Kontext New Work“, voiio, 2020
https://voiio.de/studie/
https://www.saatkorn.com/voiio-studie-zur-vereinbarkeit-von-familie-und-beruf/
[4] „Digitalisierung und Homeoffice in der Corona-Krise. Sonderanalyse zur Situation in der Arbeitswelt vor und während der Pandemie“, IGES im Auftrag der DAK, 2021
https://www.dak.de/dak/download/studie-pdf-2448800.pdf
[5] Forschungsbericht „Verbreitung und Auswirkungen von mobiler Arbeit und Homeoffice“, BMAS, 2020, S. 24, 30 & 92
https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Forschungsberichte/fb-549-pdf-verbreitung-auswirkung-mobiles-arbeiten.pdf?__blob=publicationFile&v=1
[6] Forschungsbericht „Verbreitung und Auswirkungen von mobiler Arbeit und Homeoffice“, BMAS, 2020, S. 92
https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Forschungsberichte/fb-549-pdf-verbreitung-auswirkung-mobiles-arbeiten.pdf?__blob=publicationFile&v=1
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