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66 % der Mütter* fühlen sich ständig mental belastet, der Anteil wechselwilliger Beschäftigter steigt auf 45 % und Fehlzeiten aufgrund von psychischer Belastung am Arbeitsplatz nehmen deutlich zu. Mehr Studien in der März-Ausgabe unserer Blogserie Vereinbarkeit in Zahlen.
Häufigster Stressfaktor für Eltern ist die Arbeit
Der Monitor Familienforschung hat aktuell ermittelt, wie Eltern und jene, die es werden wollen, Familienfreundlichkeit in Deutschland wahrnehmen und was aus subjektiver Sicht wichtig für eine familienfreundliche Gesellschaft ist. Familienfreundlichkeit bedeutet für das Gros der Befragten, dass sie sich in der Gesellschaft willkommen fühlen. ¾ Der Eltern fühlen sich grundsätzlich willkommen und knapp die Hälfte der Befragten wertet Deutschland als (sehr) familienfreundlich. Dennoch zeigt die Studie Handlungsbedarfe auf. So sagen lediglich 30 % der Befragten, dass sich Familien ausreichend Wohnraum in ihrem bevorzugten Wohnort leisten können. Im Hinblick auf die Soziale Sicherung, äußern 2 von 3 Eltern, dass das soziale Netz Familien nicht ausreichend vor Armut schützt.
Besonders wichtig ist den befragten Personen auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Hier zeigt sich, dass die Aufgabe alles unter einen Hut zu bekommen, einer der größten Stressfaktoren für Eltern ist. Laut Umfrage haben sich 44 % der Eltern in den letzten Wochen gestresst gefühlt. Der häufigste Grund dafür ist die Arbeit (19 % der Eltern), dann folgt die Überforderung durch zu viele offene Aufgaben (14 %). Auch die Gesellschaft nimmt diese Belastung von Eltern wahr. So äußern 60 % der Eltern und 66 % der kinderlosen Befragten, dass der Aspekt „Ausreichend Zeit für die Familie trotz Erwerbstätigkeit“ eher nicht bzw. überhaupt nicht erfüllt ist.
Die Befragung offenbart zudem, dass das Stresslevel dann am höchsten ist, wenn ein definierter Kinderwunsch besteht und in der frühkindlichen Phase. Stichwort Mental Load: Mehr Mütter berichten in der Umfrage von einer Belastung durch die ständige (gedankliche) Organisation von Dingen für die Familie. 66% von ihnen fühlen sich ständig mental belastet, bei den Vätern sind es 56 %.
Der Monitor Familienforschung ist eine Studie des SINUS-Institut im Auftrag des Bundesfamilienministeriums. SINUS befragte in einer repräsentativen Online-Studie 1.000 Eltern mit Kindern unter 18 Jahren im Haushalt und weitere 1.000 Erwachsene ohne Kinder im Haushalt.
SINUS-Institut & BMFSJ, Monitor Familienforschung, Was heißt hier familienfreundlich? Vorstellungen und Erwartungen von (potenziellen) Eltern, Februar 2023
https://www.bmfsfj.de/resource/blob/214804/1c81ea8e6ecd001d17bba9184141ebc3/mff-familienfreundlichkeit-data.pdf
46 % der Eltern wünschen sich mehr Partnerschaftlichkeit
Das Familienbarometer offenbart: Die multiplen Krisen unserer Zeit setzen auch Eltern unter Druck. So geben 93 % an, in Sorge wegen der Inflation zu sein. Die Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Lage hat sich ebenfalls deutlich verschlechtert, so schätzen nur 43 % der Eltern ihre Lage als positiv ein. Staatliche Entlastungsmaßnahmen von Familien werden von den Befragten überdurchschnittlich als hilfreich bewertet. Insgesamt zeigt sich in der Gesamtbevölkerung und insbesondere bei Eltern eine hohe Erwartung, dass der Sozialstaat materieller Ungleichheit entgegenwirkt und gute Startchancen für alle Kinder fördert. So erwarten auch 70% der Teilnehmenden, dass die Familienpolitik Kinderarmut reduziert. Nicht verwunderlich daher, dass 75 % der Eltern die Kindergrundsicherung befürworten.
Neben ausreichend finanzieller Stabilität ist eine verlässliche Kinderbetreuung besonders wichtig, auch für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Hier zeigt sich, dass der Wunsch nach einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwebs- und Carearbeit weiter hoch ist. So wünschen sich das 46 % der befragten Eltern, umsetzen kann das aber nur ein wesentlich kleinerer Teil. Im Umkehrschluss legen die Zahlen aber auch nah, das 54 % anderer Ansicht in Bezug auf eine partnerschaftliche Aufteilung sind. Sobald das erste Kind geboren ist und die Elternzeit beginnt, entscheidet sich die Aufgabenteilung bei Familien- und Erwerbsarbeit. So sind vor der Geburt des ersten Kindes beide Eltern noch in Vollzeit berufstätig. Nach der Geburt ändert sich dies oftmals erheblich. Auch bei der partnerschaftlichen Aufteilung erwarten 49 % der Gesamtbevölkerung und 56 % der Eltern mit Kindern unter 6 Jahren, dass die Politik unterstützt. Eltern, die eine partnerschaftliche Aufgabenteilung von Familie und Beruf leben, berichten häufiger als andere Paarfamilien über ein gutes Familienklima, enge Beziehungen zwischen den Eltern und Kindern und über die gegenseitige Unterstützung der Eltern.
Vereinbarkeit bedeutet aber nicht nur Kinderbetreuung. Für Deutschland wird die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege immer wichtiger. So können sich 2/3 der Befragten grundsätzlich vorstellen, Angehörige zu pflegen. 75 % wünschen sich eine Lohnersatzzahlung für pflegende Angehörige.
BMFSJ, Familienbarometer, März 2023
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/familienbarometer-222676
Mehr als 1/3 der Teilzeit-Beschäftigten findet Arbeitssituation entscheidend für gesundheitliche Belastung
Eine repräsentative Studie von Bilendi im Auftrag von meinestadt.de macht deutlich, dass besonders viele Frauen in Teilzeit arbeiten und Teilzeitarbeitende sich im Vergleich zu Vollzeitkräften besonders gesundheitlich belastet fühlen. Hier könnte die Belastung von Beruf und Carearbeit einen Einfluss haben. An der Befragung nahmen 3.000 Fachkräfte mit Berufsausbildung in Voll- und Teilzeit von 18-65 teil. Deutschland hat mit 28 % die viertgrößte Teilzeitquote in der EU. In Teilzeit arbeiten zudem vor allem Frauen, genauer gesagt sind 8 von 10 weiblich.
Teilzeit-Beschäftigte fühlen sich zudem gesundheitlich mehr belastet als Vollzeitler*innen. So bewerten 54,1 % der Vollzeit-Beschäftigten den eigenen Gesundheitszustand als „sehr gut“ oder „gut“ ein, bei den Teilzeit-Beschäftigten sind es 44,6 %. Jede*r Fünfte in Teilzeit schätzt den eigenen Gesundheitszustand als „weniger gut“ oder „schlecht“ ein, bei den Vollzeitler*innen ist es dagegen nur jede*r Sechste. Mehr als ein Drittel der Teilzeit-Beschäftigten nennt die Arbeitssituation als ausschlaggebend für die gesundheitliche Belastung. 38,5 % fühlen sich durch die Arbeit ziemlich oder sehr belastet. Als wesentliche Belastungsfaktoren werden psychische Anstrengung (53,3 %), Termindruck und Zeitmangel (41,8 %) und Mehrarbeit/Überstunden (34,4 %) genannt.
Auch für die Beschäftigten macht sich der Personalmangel immer deutlicher bemerkbar. So sagen 61,2 % der Teilzeitkräfte, dass sie deshalb bereits negative Folgen im Arbeitsalltag spüren. 26, 1 % der Teilzeit-Beschäftigen machen Überstunden aufgrund von Personalknappheit. 29, 8 % äußern, dass sich ihre Arbeitszeit verdichtet habe, d.h. sie müssen mehr Arbeit in gleicher Zeit erledigen. Bei 5,3 % der Befragten wurden sogar bestimmte Leistungen des Arbeitgebers eingestellt, weil es an Personal fehlt.
Auch die Doppelbelastung von Beruf und Sorgeaufgaben spiegelt sich in Zahlen wider. Auf die Frage “Inwieweit hat sich die gesundheitliche Belastung durch deine Arbeitssituation seit der Coronapandemie Anfang 2020 erhöht?” antworten 36,7 % der Teilzeit-Beschäftigten mit ziemlich oder sehr erhöht, bei den Vollzeit-Beschäftigten sagen dies 31,7 %.
Meinestadt.de/Bilendi, Teilzeitarbeit - Hoher Frauenanteil, hohe gesundheitliche Belastung, März 2023
https://www.presseportal.de/pm/54350/5459892
45 % der Beschäftigten sind wechselbereit
Der aktuelle Gallup Engagement Index auf Basis der Befragung von 1.500 Beschäftigten offenbart die höhere Wechselbereitschaft in Deutschland. So gaben lediglich 55 % der Befragten an, dass sie sich in einem Jahr noch beim gleichen Arbeitgeber sehen, 2019 sagten dies noch knapp 75 %. Somit steigt der Anteil der wechselwilligen Beschäftigten auf 45 %. Neben der wenig ausgeprägten Bindung zum Arbeitgeber zeigt sich auch viel Unzufriedenheit mit der direkten Führungskraft. So ist lediglich ¼ der Beschäftigten mit der direkten Führungskraft zufrieden. 69 % der Beschäftigten macht zudem Dienst nach Vorschrift. Bereits innerlich gekündigt haben 18 % der Befragten.
Auch auf lange Sicht zeigt sich eine höhere Wechselbereitschaft. So waren vor vier Jahren noch 65 % der Beschäftigten fest davon überzeugt, dass sie in drei Jahre noch bei ihrem jetzigen Arbeitgeber sind, dieser Wert ist drastisch gesunken auf 39 %. Weniger als die Hälfte der Arbeitnehmenden gibt an, Vertrauen in die finanzielle Zukunft der eigenen Organisation zu haben. Weniger als 1/3 glaubt daran, dass die eigene Geschäftsführung künftige Herausforderungen erfolgreich meistern kann. Ähnlich verhält es sich mit Blick auf direkte Führungskraft, hier zeigt sich nur ¼ der Beschäftigten äußerst zufrieden. Lediglich 1/3 der Befragten fühlt sich ausreichend durch die Führungskraft unterstützt und nur 14 % inspiriert, Dinge zu wagen, die sich zunächst nicht getraut hätten.
Gallup Engagement Index, März 2023
https://www.spiegel.de/karriere/studie-zum-deutschen-arbeitsmarkt-nur-ein-viertel-ist-mit-dem-chef-zufrieden-a-aba700ad-06ca-48af-a38d-dab7df4ac6d9
Fehlzeiten wegen psychischer Belastung steigen deutlich
Mehr Aufgaben, schnellere Prozesse, Arbeitszeit- und ortflexibilisierung – die Digitalisierung verlangt den Beschäftigten einiges ab, hinzu kommen die multiplen Krisen unserer Zeit, sodass sich immer mehr Beschäftigte überarbeitet und ausgelaugt fühlen. Das bestätigt auch eine gemeinsame Arbeitgeberstudie der Techniker Krankenkasse (TK) in Kooperation mit dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) und dem Personalmagazin (Haufe). Es wurden dafür in einer Online-Befragung 1.098 Geschäftsführende, Personalerinnen und Personaler*innen sowie Verantwortliche für Betriebliches Gesundheitsmanagement nach den wichtigsten Gesundheitsthemen für die Arbeitswelt gefragt. Besonders mentale Gesundheit gewinnt deutlich an Relevanz. So sagen 38,5 % der Befragten, dass psychische Belastungen am Arbeitsplatz wie Burnout, Überforderung und Depressionen eine eher große bzw. große Bedeutung für die eigene Organisation haben. Auf die Frage, welche Bedeutung diese Belastungen in den kommenden 3 Jahren haben werden, antworteten sogar 70 % mit eher groß bzw. groß.
Dieser Trend zeigt sich auch anhand der ausgestellten Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen der bei der TK versicherten Erwerbspersonen. So lag der Anteil am Gesamtkrankenstand bei 17,5 % und damit nur hinter Erkrankungen der Atmungssysteme mit 25,3 %.
Laut der aktuellen Arbeitgeberstudie sind die Informationsflut, gestiegene Komplexität und Menge an Aufgaben Stresstreiber für Beschäftigte.
Rund 40 % der befragten Organisationen verfügen bereits über Angebote zur Stressreduktion und Ressourcenstärkung, 37 % haben zudem Workshops zu den Themen Achtsamkeit und Resilienz. Es müsse aber deutlich mehr auf ein systematisches BGM gesetzt werden, besonders wichtig dabei seien die Führungskräfte. So sagen 63 % der Befragten, dass Führungskräfte eine große bzw. sehr große Rolle im BGM spielen.
#whatsnext - Gesund arbeiten in der hybriden Arbeitswelt", März 2023
https://www.tk.de/presse/themen/praevention/gesunder-arbeitsplatz/arbeitgeber-studie-whatsnext-2145326
2/3 der Deutschen bewerten Absicherung durch die Pflegeversicherung als schlecht
Eine aktuelle repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit gibt Auskunft darüber, wie die Deutschen die aktuelle Pflegepolitik und die eigene Sicherung im Pflegefall bewerten. Es zeigt sich dabei, dass die Pflegeversicherung äußerst kritisch gesehen wird. So sagen 2/3 (65 %) der Befragten, dass die Pflegeversicherung im Allgemeinen eher (52 %) oder sehr schlecht (13 %) für den Pflegefall absichert. Im Hinblick auf die eigene Pflegevorsorge sind die Befragten ebenfalls besorgt. 54 % haben große bzw. sehr große Sorge vor einer eigenen Pflegebedürftigkeit. Besonders groß sind diese Sorgen im Osten Deutschlands mit 64 %.
Ab 1.Juli 2023 ist bei den Beiträgen für die Pflegeversicherung anlässlich der Pflegereform (PUEG) eine Entlastung für Versicherte, die mehrere Kinder haben, vorgesehen. Das soll mit einer Erhöhung des Beitrags für Kinderlose finanziert werden. 54 % der Befragten sind der Ansicht, dass die Entlastung aus Steuermitteln erfolgen sollte. 70 % lehnen die Aussage „Jeder Mensch hat hier eine Eigenverantwortung und sollte durch private Zusatzversicherungen selbst für den Pflegefall vorsorgen“ ab. 75 % befürworten daher, dass die steigenden Kosten künftig auch durch Zuschüsse aus der Steuer finanziert werden sollte. Die angedachte Lösung der Politik befürworten nur 22%. 85 % der Deutschen sind zudem der Meinung, dass die gesetzliche Pflegeversicherung alle wesentlichen Pflegekosten abdecken sollte. Es wurden insgesamt 1.004 Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren online befragt.
https://www.diakonie.de/pressemeldungen/pflegeversicherung-in-der-krise-aktuelle-reformplaene-greifen-zu-kurz
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