Dienstag, 15. Juni 2021

Familiengerecht: Ein Begriff, eine Organisation, viele Zielgruppen

Familiengerechte Hochschulen: Vereinbarkeit für Beschäftigte in Beschäftigte in der Verwaltung, in Lehre und Forschung sowie für Studierende systematisch fördern (©pixabay.com)

Wir befassen uns in dem heutigen Blogbeitrag mit dem Begriff „familiengerecht“, der insbesondere an Hochschulen Verwendung findet. Dabei skizzieren wir auch, welchen positiven Impact „Familiengerechtigkeit“ auf Hochschulen in Krisenzeiten haben kann.

Laut Duden bedeutet „familiengerecht“: einer Familie entsprechend, für sie geeignet.

Die Google-Suche nach „familiengerecht“ ergibt 138.000 Treffer (Stand Anfang Juni 2021). Bei „Familiengerechtigkeit“ sind es 764.000 Ergebnisse (ebenfalls Stand Mitte Mai 2021). Bei beiden Suchen fällt auf: Die Resultate finden sich vor allem auf den Seiten von Hochschulen.

Aus dem Blickwinkel des audit sprechen wir ebenfalls von familiengerechten Arbeits- und Studienbedingungen. Nachdem 1998 das audit berufundfamilie ins Leben gerufen wurde, das seither bei Unternehmen und Institutionen Anwendung findet, folgte 2002 die Einführung des audit familiengerechte hochschule. Hier lag auf der Hand: An Hochschulen finden sich nicht nur Beschäftigte in der Verwaltung, in Lehre und Forschung. Hier sind vor allem auch Studierende anzutreffen. Auch auf ihre Vereinbarkeitswünsche einzugehen, zählt zu den Aufgaben im audit. Entsprechend konnte die Begrifflichkeit „berufundfamilie“ hier nicht einfach übertragen werden. Ergo: „familiengerecht“ wurde gewählt, um alle Zielgruppen mitnehmen zu können.

Gesagt werden soll an dieser Stelle, dass das Verständnis von Familie per se im Laufe der Jahre gewachsen ist. Er ist nicht nur auf den Kreis der engen Verwandten zu beziehen, sondern schließt mittlerweile auch andere Personen, für die Sorge getragen wird ein. Über den Familienbegriff sprechen wir übrigens in unserem Blogbeitrag „Familie: Weit mehr als Vater*, Mutter*, Kind“.

Familiengerecht durch die Krise – Systematik zahlt sich aus


Das sollte schon mal als gutes Zeichen gewertet werden: Hochschulen signalisieren mit dem Wording „familiengerecht“, dass sie nicht nur für die Balance von Beruf und Familie bzw. Privatleben Sorge tragen, sondern auch von Studium und Familie bzw. Privatleben. Der Wortwahl sollten selbstverständlich Taten folgen.

Und das lassen 101 Hochschulen auch, die derzeit das Zertifikat zum audit hochschule tragen (Stand: 31.05.2021): Sie gestalten familiengerechte Arbeits- und Studienbedingungen systematisch. Welche Hochschulen auditiert sind und welche familiengerechten Maßnahmen sie u.a. bieten, zeigt die Liste der Zertifikatsträger und die Kurzporträts auf unserer Website.

Wie die strategische Auseinandersetzung mit Familiengerechtigkeit in einer Krise wie der Coronapandemie zum Tragen kommt, lässt sich in unserer Publikation „Der Dreh mit der Vereinbarkeit“ ablesen. Darin werden Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie bzw. Studium und Privatleben genannt, die zertifizierte Hochschulen gleich zu Beginn der Coronakrise ergriffen, um ihre Mitarbeitenden und Studierenden zu unterstützen.

Auch eine gemeinsame Untersuchung des CHE Centrum für Hochschulentwicklung und des Vereins „Familie in der Hochschule“ belegt den enormen Stellenwert einer strategischen Vereinbarkeit von Beruf bzw. Studium und Familie in Krisenzeiten.

Im Sommer 2020 wurden Personen, die für das Themenfeld Familiengerechtigkeit an deutschen Hochschulen verantwortlich sind, zu familienorientierte Strukturen, die sich während der Pandemie an den Hochschulen besonders bewährt hatten oder in dieser Zeit neu entwickelt wurden, befragt. Das Ergebnis: Diejenigen Hochschulen waren während der Coronapandemie im Vorteil, bei denen das Thema Familiengerechtigkeit strukturell in Form einer Familienservicestelle oder auf Leitungsebene personell verankert war.

So zeigte sich, dass es diesen Hochschulen leichter viel, ad hoc neue Unterstützungsinstrumente zu schaffen oder bereits vorhandene Angebote auszubauen.

Und – wir zitieren hier aus der gemeinsamen Pressemitteilung des CHE und des Vereins „Familie in der Hochschule“:

„Eine weitere Erkenntnis der Pandemie ist, dass eine Flexibilisierung auch in der Hochschulverwaltung in deutlich stärkerem Maß möglich ist als bisher angenommen. Angesichts der Studienergebnisse erscheint die bisherige Annahme, dass für Verwaltungstätigkeit Präsenz erforderlich ist, überholt. Sowohl in der Wissenschaft als auch in der Verwaltung gibt es in vielen Fällen Tätigkeiten, die eine Arbeit im Homeoffice ermöglicht.

Die Karriereförderung und Personalentwicklung sind Bereiche, in denen während der Pandemie Missstände und Entwicklungsbedarfe besonders deutlich ins Blickfeld gerückt sind. So wurde die bereits bestehende Benachteiligung von Professorinnen und weiblichem wissenschaftlichem Nachwuchs durch die Doppelbelastung während der Pandemie besonders offenkundig. Die sogenannte Care-Arbeit (Pflegetätigkeiten oder Kinderbetreuung) wurde in dieser Zeit vermehrt von Frauen aufgefangen.“


Die dazugehörige Publikation „Der Weg zur familienorientierten Hochschule: Lessons Learnt aus der Corona-Pandemie“ ist hier abrufbar.

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