Mittwoch, 9. November 2022

„Woche der Vereinbarkeit 2022“ – Arbeitgeber kooperieren miteinander für ein Plus an Vereinbarkeit

Die vierte „Woche der Vereinbarkeit“ steht unter dem Motto „zusammen mehr vereinbaren“ (©berufundfamilie Service GmbH)

Was tun Arbeitgeber, die aus finanziellen, personellen oder organisatorischen Gründen keine Möglichkeit sehen, im Alleingang bestimmte Vereinbarkeitsangebote umzusetzen? Sich mit einem oder mehreren anderen Arbeitgebern zusammentun. In unserem heutigen dritten Teil der Praxisbeispiel-Serie zur „Woche der Vereinbarkeit 2022“ (07. – 11.11.2022) präsentieren wir gelungene Kooperationsprojekte unter Arbeitgebern – unter Beteiligung von Organisationen, die das Zertifikat zum audit berufundfamilie oder audit familiengerechte hochschule tragen.


DATEV eG

Beteiligung an KooMiKi – ‚Kooperation Mitarbeiter-Kinder‘


Seit vielen Jahren beteiligt sich die DATEV eG unter ihrem Dach „HR-Health & Family“ an der „Kooperation Mitarbeiter-Kinder“ – kurz KooMiKi –, um Beschäftigte bei der altersgerechten Ganztagesbetreuung in den Sommerferien zu unterstützen. Im Rahmen dieser Kooperation haben sich zehn Unternehmen aus der Metropolregion Nürnberg zusammengeschlossen, um den Kindern ihrer Mitarbeitenden jährlich eine spannende und abwechslungsreiche Sommerferienbetreuung zu ermöglichen. An der Kooperation nehmen neben DATEV der Albrecht-Dürer Airport Nürnberg, die Consorsbank, Faber-Castell, das Marktforschungsinstitut GfK, der Energieversorger N-ERGIE, die Sparkasse Nürnberg, die Städtischen Werke Nürnberg (StWN), die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg und das Immobilienunternehmen wbg Nürnberg teil.

Jährlich organisieren diese Unternehmen gemeinsam am Standort Nürnberg ein abwechslungsreiches Programm aus Kunst-, Englisch- und Sport-Camps für Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren. Das Programm findet in allen sechs bayerischen Sommerferienwochen statt. Die Begeisterung der Eltern und Kinder spiegelt sich nicht nur in den jährlich ausgebuchten Camps, sondern auch in der anschließenden Evaluation wider. Die Betreuung wird betrieblich bezuschusst und ermöglicht so den Eltern, Beruf und Familie zu vereinbaren.

Mehr zu KooMiKi gibt es hier:
https://familienbewusste-personalpolitik.nuernberg.de/good-practices/unternehmen-in-der-metropolregion-nuernberg/koomiki

Abbildung 1: Logo von KooMiKi – Kooperation Mitarbeiter-Kinder (zur Verfügung gestellt von DATEV eG)


Die DATEV eG trägt seit 2004 das Zertifikat zum audit berufundfamilie.



Hochschule für Technik und Wissenschaft des Saarlandes

Väternetzwerk des lokalen Bündnisses im Regionalverband Saarbrücken


Die Hochschule für Technik und Wissenschaft des Saarlandes – kurz htw saar – beteiligt sich zusammen mit anderen Arbeitgebern am Väternetzwerk des Regionalverbandes Saarbrücken. Ziele der Kooperation sind: die partnerschaftliche Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit zu stärken, die Gleichberechtigung zu fördern, die Akzeptanz von gleichberechtigten Konstellationen sowie die Müttererwerbstätigkeit zu erhöhen und letztendlich Fachkräfte zu binden.

Mit einem neu gegründeten Väternetzwerk setzt das Lokale Bündnis für Familie im Regionalverband Saarbrücken ein klares Signal zur „Stärkung partnerschaftlicher Vereinbarkeit“. Viele Bündnispartner, darunter auch die htw saar, sind zu klein, um eine eigenes Väternetzwerk aufzubauen. Daher schlossen sich unter Führung des Regionalverbands Saarbrücken mehrere Arbeitgeber zusammen, um ein unternehmensübergreifendes Netzwerk aufzubauen.

Der Hintergrund:

Sobald Kinder ins Spiel kommen, rutschen Paare oftmals in traditionelle Rollen: „Im Regionalverband Saarbrücken beobachten wir noch immer, dass hauptsächlich die Mütter den größten Teil der Elternzeit nehmen, in Teilzeit arbeiten und damit beruflich zurückstecken“, so Mirjam Altmeier-Koletzki, Kommunale Frauenbeauftragte und Bündniskoordinatorin. Zielgerichtet möchte das Bündnis eine partnerschaftliche Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit vor Ort stärken und die Akzeptanz von gleichberechtigten Konstellationen erhöhen. Auf Initiative des Frauenbüros setzte das Bündnis im Mai 2022 deshalb den Startschuss für ein Väternetzwerk.

Verstärkung bekommt der Regionalverband dabei von Philipp Weis, Väterbeauftragter im Regionalverband, sowie Heiner Fischer, der als Väter- und Organisationsberater beim Aufbau des Väternetzwerks unterstützt. „Wir brauchen aktive Väter, die ein Verständnis haben für sich in ihrer Vaterrolle und für die Familie. Väter, die sich partnerschaftlich beteiligen wollen. Daraus entstand die Idee ein Väternetzwerk im Regionalverband Saarbrücken zu installieren“, so Heiner Fischer.

Angebote für Väter erhöhen die Müttererwerbstätigkeit: Die Vorteile, sich partnerschaftlich aufzuteilen, lägen für Familien und Unternehmen auf der Hand, meint Weis, der selbst drei Elternzeiten genommen hat: „Wenn Mütter hauptverantwortlich die Kinderbetreuung übernehmen, fehlen diese gut ausgebildeten Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt“, so Weis. Heiner Fischer betont, dass es nicht mehr ausreiche, Frauen Angebote zu machen, die ihre Berufstätigkeit erhöhen. Vielmehr sei es erstrebenswert, dass Väter mehr Verantwortung im familiären Alltag übernehmen.

Den Vätern werde es dabei jedoch nicht leicht gemacht: „Gesamtgesellschaftlich gesehen besteht ein enormer Druck, der auf Familien lastet, die es anders machen als die Gesellschaft es gewohnt ist. Männer werden in ihrer Vaterrolle nicht ernst genommen. Deshalb braucht es Gleichgesinnte, die sich gegenseitig wertschätzen und in den Austausch gehen“, so der Väterbeauftragte. „Wir wollen mit unserem Netzwerk Vorbilder sichtbar machen, die länger Elternzeit genommen haben oder in Teilzeit arbeiten“, ergänzt Heiner Fischer.

Das Netzwerk besteht mittlerweile aus knapp 20 Vätern, die sich 14-tägig treffen. Themen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, tägliche Herausforderungen des Elternseins und mögliche Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel werden besprochen. „Mein großer Wunsch ist es, viel früher anzusetzen und werdende Väter für das Netzwerk zu gewinnen. Ich möchte das Bewusstsein schärfen, dass ‚Familie‘ nur gemeinsam geht und Familien, die eine partnerschaftliche Aufteilung leben, nur gewinnen können“, so Fischer abschließend.

Mittlerweile sind über 80 Mitglieder aus Kommunen, Verbänden, Stiftungen, Schulen, Hochschulen, der Arbeitsagentur, des Jobcenters sowie aus der Wirtschaft am Lokalen Bündnis für Familien beteiligt. Das Familienbündnis im Regionalverband Saarbrücken steht Familien sowie Unternehmen beratend zur Seite – sei es in der Ausgestaltung der Elternzeit sowie des Wiedereinstiegs in den Beruf und bei der Suche nach einem Kitaplatz. Immer auch mit dem Ziel der Fachkräftesicherung in der Region.

Aktuell entsteht ein Leitfaden zum Wiedereinstieg nach der Elternzeit. Neben rechtlichen Rahmenbedingungen sollen beispielhaft Rückkehr-Modelle einen Platz finden. Auch dazu hat sich eine AG verschiedener Arbeitgeber zusammengeschlossen, die von den Synergien der direkten Zusammenarbeit profitieren.

Ein zweites Hauptaugenmerk richtet das Bündnis auf die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Wichtigster Bündnispartner seien dabei die Pflegestützpunkte vor Ort: „Dort erhalten alle Bündnispartnerinnen und -partner sowie Familien das Fachwissen, was sie brauchen“, bekräftigt Altmeier-Koletzki. Gemeinsam mit Pflegekassen wie der IKK werden regelmäßig Informationsveranstaltungen durchgeführt. In Kooperation mit der Universität des Saarlandes, der htw saar und der saarland.innovation&standort e. V. (saaris) wurde 2021 ein vierteilige Webinar-Reihe zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf durchgeführt, die auf große Resonanz stieß.

Die htw saar profitiert nach eigenen Angaben von dem aktiven regionalen Netzwerk und kann ihren Beschäftigten so eine breitere Angebotspallette zu Vereinbarkeitsthemen ermöglichen. Väter an der Hochschule werden direkt und persönlich über das neue gegründete Väternetzwerk informiert.

Informationen zum Väternetzwerk bzw. zum Lokalen Bündnis für Familie sind im Internet abrufbar unter:
https://www.regionalverband-saarbruecken.de/vaeternetzwerk/ und https://www.regionalverband-saarbruecken.de/familienbuendnis

Die htw saar informiert über Termine des Väternetzwerks fortlaufend in ihrem Veranstaltungskalender:
https://www.htwsaar.de/familiengerechte-hochschule/aktuelle-termine

Abbildung 2: Ansicht der ersten Seite des Flyers „#VaterschaftIstMehr, Startschuss für ein aktives Väternetzwerk“ des Regionalverbands Saarbrücken (zur Verfügung gestellt von der Hochschule für Technik und Wissenschaft des Saarlandes)


Die Hochschule für Technik und Wissenschaft des Saarlandes führt seit 2015 fortlaufend erfolgreich das audit familiengerechte hochschule durch.



Landeshauptstadt Düsseldorf

Interkommunales Cross-Mentoring für Frauen der Städte Düsseldorf und Köln


Zur gezielten Förderung von weiblichen Beschäftigten und zum weiteren Ausbau geschlechterbezogener Gleichberechtigung hat die Landeshauptstadt Düsseldorf zusammen mit der Stadt Köln das Interkommunale Cross-Mentoring für Frauen* entwickelt. Ziel ist es, den Teilnehmer*innen eine persönliche und berufliche Weiterentwicklung zu ermöglichen sowie Orientierung zur aktiven Karrieregestaltung zu geben, um langfristig und erfolgreich Fach- und Führungspositionen zu besetzen. Zudem soll das Programm dazu ermutigen, Netzwerke zu bilden und vom gegenseitigen Austausch zu profitieren – auch stadtübergreifend.

Beim Kick-off Mitte August 2022 wurden jeweils fünf Mentees mit fünf Mentor*innen der jeweils anderen Kommune zu Tandems zusammengeführt. Herzstück des auf 15 Monate angelegten Mentoring-Programms ist der gegenseitige Erfahrungs- und Wissensaustausch innerhalb der Tandemarbeit. Ergänzend dazu erfolgen begleitende Veranstaltungen wie Seminare und Netzwerktreffen. Die Mentees werden durch die verschiedenen Programmbausteine ermutigt und unterstützt, Verantwortung in ihrem beruflichen Handeln zu übernehmen und ihre persönlichen Kompetenzen weiter auszubauen.

Das Cross-Mentoring eignet sich gleichermaßen für Frauen* in Voll- und Teilzeittätigkeiten. Individuelle und bedarfsorientierte Terminabsprachen innerhalb der Tandemaktivitäten bieten eine hohe Flexibilität und eröffnen Gestaltungsfreiräume in der Umsetzung. Dadurch wird die Vereinbarkeit der beruflichen Entwicklung mit dem Privatleben gefördert.

Weitere Informationen zu dem gemeinschaftlichen Angebot des Interkommunalen Cross-Mentoring enthält die Pressemitteilung zum Auftakt des Programms: https://www.duesseldorf.de/aktuelles/news/detailansicht/newsdetail/duesseldorf-und-koeln-foerdern-gemeinsam-staedtische-mitarbeiterinnen-1.html

Abbildung 3: Gruppenfoto anlässlich des Auftakts des Interkommunalen Cross-Mentoring für Frauen der Städte Düsseldorf und Köln (zur Verfügung gestellt von der Landeshauptstadt Düsseldorf)


Die Landeshauptstadt Düsseldorf ist seit 2014 mit dem Zertifikat zum audit berufundfamilie ausgezeichnet.



Sparkasse Siegen

KiTS – Kinder in Tagespflege Siegen


Das Projekt „KiTS – Kinder in Tagespflege Siegen“, das von der Hilfe zum Leben gGmbH getragen wird, unterstützt Familien, deren Kinder noch keinen Platz in einer Kindertageseinrichtung haben. Hier engagiert sich die Sparkasse Siegen. Seit März 2015 gibt es den Standort KiTS der Sparkasse Siegen im Zentrum von Siegen. Er wird in Kooperation mit dem Marienkrankenhaus Siegen und der Universität Siegen betrieben, die seit dem 01.01.2022 dabei ist (zuvor Mercedes-Bald aus Siegen). Sie alle verfolgen das Ziel, die beschäftigten Eltern zu entlasten und durch die Möglichkeit der frühzeitigen Betreuung einfacher zu machen, beruflich schneller wieder Fuß zu fassen.

Bis zu insgesamt neun Mitarbeitenden-Kinder aus den drei kooperierenden Organisationen im Alter von 0 bis 3 Jahren können dort betreut werden: Die Sparkasse Siegen belegt fünf Plätze und das Marienkrankenhaus sowie die Universität Siegen jeweils zwei Plätze. Ausgebildete Erzieher*innen und Tagesmütter* kümmern sich liebevoll um die ihnen anvertrauten Kinder.

Das Angebot wird sehr gut angenommen. So ist der Standort stets ausgelastet und das Feedback durchweg positiv. Sollten mal nicht genug Kinder aus den eigenen Reihen die Plätze belegen können, werden sie freigegeben für Kinder außerhalb der Organisation.

Abbildung 4: Kollage aus der ersten Seite und dem Innenteil des Flyers „KiTS – Hilfe zum Leben, Kinder in Tagespflege Siegen“ (zur Verfügung gestellt von der Sparkasse Siegen)


Die Sparkasse Siegen trägt seit 2010 das Zertifikat zum audit berufundfamilie.




Morgen (10.11.2022) schauen wir auf vereinbarkeitsfördernde Maßnahmen, die Arbeitgeber mit Unterstützung von externen Anbietern realisieren.

Die oben präsentierten und alle weiteren Praxisbeispiele auditierter Organisationen zur „Woche der Vereinbarkeit 2022“ finden Sie auf unserer Website. Dort können Sie auch die dazugehörige PDF-Publikation abrufen.


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